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Fünfte Periode (1632).

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auch je nach ihrem Range ein halb bis einen ganzen Eimer Wein, ein Fäßchen Bier, ein Schöpsbauch und etwas weißes Brod verabfolgen. Secretär Sadler erhielt nach Wunsch zwei Elendshäute, Tuch, Knöpfe u. s. w. Die Gesandten gratulirten dem König zur erfochtenen „Victorie", Übergaben ihr Memorial wegen der Nürnberg drohenden Gefahr und baten um Rath und Gutachten. Der König dankte für Glückwunsch und Ge­ schenke, sagte, er sei der Stadt sehr geneigt. An eine nahe be­ vorstehende Gefahr für Nürnberg glaube er nicht, rieth aber zum Widerstand und gehöriger Rüstung.Der König nahm, trotz den Vorrichtungen im Pfarrhof, doch sein Quartier im Gasthause zum grünen Baum. Dafiir spricht nicht nur die all­ gemeine Volkstradition, sondern auch der Umstand, daß sich noch in diesem Hause aus jener Zeit das Brustbild des Königs, aus Leder erhaben gepreßt, vorfindet. Die unten an der Wand dabei befindlich gewesene Inschrift wurde leider früher durch einen unglücklichen Zufall vernichtet. Der schwedische Lieutenant Mantell aus Stockholm, welcher um das Jahr 1859 im Auf­ trage des damaligen Königs von Schweden Deutschland bereiste, um die Schlachtfelder Gustav Adolfs zu studiren und bei dieser Gelegenheit mit mir jenes Brustbild besichtigte, bemerkte hiebei, daß sich die gleichen aus Leder gepreßten Abbildungen Gustav Adolfs noch gegenwärtig in Schweden nicht selten vorfinden. — Am 9. Juni Nachmittags 4 Uhr kam der König nach Nürn­ berg, wo er nicht im Schlöffe, wie er Anfangs vorhatte, son­ dern im Jmhof'schen Hause auf dem Egydienhofe logirte. Sonntag den 10. Juni wohnte er der Frühpredigt bei St. Lo­ renz bei, sodann einem Banket und Tanz. Um Mitternacht fuhr er mit seinem Gefolge in das Hauptquartier nach Fürth zurück. Die Truppen des Königs hatten sich unterdessen nicht sehr lobenswerth benommen. Sie plünderten in der Umgegend, erbrachen sogar die protestantischen Kirchen von Kalchreuth und Poppenreuth, raubten Vieh in der Emskirchener Gegend und verkauften es zum Theil wieder an Nürnberger Unterthanen. Unterdessen rückte Wallensteins Armee aus Böhmen heran. Um dessen Vereinigung mit Herzog Maximilian von Bayern zu verhindern, verließ der König Montag den 11. Juni das Lager bei Fürth, mit seiner ohngefähr 40,OM Mann starken Armee, welche über die Dooser Brücke außerhalb der Stadt in die Ge­