Seite:Pennalen Jg 14 Nr 2 1966.pdf/4

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Mein Tannenbaum Ich hab' daheim 'nen Tannehbaum, drauf lichter, weiß und griin. '» Und wenn das Glöckchen rufen wird, tret' still ich vor ihn hin. Und unter diesem Tannenbaum steht dann ein Stall aus weißem Holz. Mit Hirten, Christ, Geborgenheit. Dreihundert Mark hat's mich gekost'. Was man mir heut' entgegenschreit von Leiden, Sorgen, Schmerz, ist nichts für meinen Tannenbaum. Erst recht nichts für mein Herz. Ich denk' nicht mehr an Hungersnot, die aus der Zeitung zu mir dringt. Hab' ja zu Haus 'nen Tannenbaum, den ein Geschenkband reich umschlingt. Es schlief zwar heut' ein alter Mann auf einer Bank im Wartesaal. Doch was schert's mich! Mein Tannenbaum bringt Friede, Sekt - und keine Qual. Hier,gestern, grad vor meinem Haus, gab's Krach und Blut. Verkehrsunfall. Zwei Kinder wurden vaterlos. Für mich und meinen Baum kein Fall! Ich denke nicht an Vietnam. Die Pfarrer sollen beten! Ich hab' zu Haus 'nen Tannenbaum, will nur nicht davon reden. Wenn meine Frau die Weihnachtsgans und Rotwein auf den Tisch gestellt, dann sing' loh ’o du fröhliche1-, denn mir gehört die ganze Welt. Ob drüben die wohl auch 'ne Gans zur heilgen Nacht verspeisen? jeden Fall kann ihre Gans sich nicht mit meiner hier vergleichen! Wie, ihr wollt wissen, wer ich bin? Ich bin euch allen wohlbekannt! Werd' Wohlstandsbürger oft genannt und lebe im Schlaraffenland, wo's keine liebe braucht, dahin!

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