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NFSZ 5/3

Die Giosie

Seile 12

Pausen- Analyse

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Als der letzte der H erren erschienen w ar — es w a r w ie üblich Dr. B rum m ­ ham m er —, eröffnete d er D irek to r des hum anistischen G ym nasium s die S it­ zung d er K onferenz. Nach seinem R äuspern e rsta rrte n die R eferendare am u n te re n E nde des langen Tisches in ehrfürchtigem Schweigen. „M eine H erre n “, sagte er, „ich eröffne unsere heutige Sitzung, zu d er ich als V e rtre ­ te r d er S tad t besonders un sern H errn B ürg erm eister begrüßen d a rf“. (Länge­ res H ändeschütteln der beiden H erren.) „Ich kom m e zum ersten und einzigen P u n k t der T agesordnung: E inrichtung eines R auchzim m ers fü r u n sere Schüler. H err Dr. Seuschen w ird zu diesem Them a einige einleitende W orte sp re­ chen.“ Dr. Seuschen erhob sich: „H ochver­ e h rte r H err D irektor! H ochverehrter H err S tadtb ü rg erm eister! M eine v e r­ ehrten H erren Kollegen! M eine lieben jungen F reu n d e (er w an d te sich an die R eferendare)!“ Es folgte ein längeres R eferat üb er die T radition der h u m an i­ stischen G ym nasien. K ernstück der A usführungen w ar, daß in den griechi­ schen S portgym nasien aus ersichtlichen G ründen nicht geraucht w urde, daß man aber heute nach d er Entdeckung A m erikas das Rauchen in E rw ägung ziehen müsse, da die G ym nasien erstens keine gym nastischen Ü bungsstätten m ehr w ären, da zw eitens viele Schüler rauchten und d er A n stalt ja b e k a n n t­ lich dau ern d üb er die SMV m it einem S treik d er gesam ten O berstufe drohten und da d ritte n s festgestellt w orden sei, daß in den P ausen sowieso auf den Toiletten, im K artenzim m er und in der S chulbibliothek geraucht w ürde.

A n dieser S telle m eld eten sich Dr. B ru m m h am m er und O b erstu d ien rat R o sen b latt zu W ort. W ährend Dr. B rum m ham m er schnob: „In m einem B ib lio th ek rau m w ird nicht geraucht!“, w ies auch O b erstu d ie n rat R osenblatt m it aller E ntschiedenheit und au frich ­ tigem B edauern die B ehauptung zurück, daß sich die Schüler d er A n stalt im K lassenzim m er des N ikotingenusses b e­ fleißigten. Nach ih re r B eruhigung durch die K onferenz erg riff B ü rg erm eister Ü berhagen das W ort: „M eine H erren P ädajogen des Jim nasium s! Isch jreife aus finanzijellen Jrü n d e n zu W ort. J e h t es in u n srer Z eit nicht um die T ra d i­ tio n ? U nsere U rjro ß v ä te r saßen schon auf den B änken dieses Jim nasium s, auf denen jetzt u n sere Söhne sitzen. Und w er w agt d aran zu zw eifeln, daß auch deren Söhne einm al von derselben H eizung je w ä rm t w erden, von d er auch Ih re A hnen je w ä rm t w urden? W eshalb soll au f einm al in diesem eh rw ü rd ig en G ebäude je ra u ch t w erd en ?“ D am it ging die Sitzung zu Ende. „M eine H erre n “, sagte d er D irektor, „w ir treffen uns ja anschließend noch“. E r tru g die k o n serv ativ e Mode der fünfziger Ja h re , Cordhose und R oll­ kragenpullover, und dachte an die F ol­ gen d er K onferenz. „H offentlich geht d er S treik nicht ü b er d rei W ochen“, ü b erleg te er. „Sie h aben ja die Schüler­ gew erkschaft im Rücken. M orgen ist die entscheidende Sitzung der SMV. Bei den nächsten W ahlen geht der Ü b er­ hagen hops. Ich w erde ihnen also zu ­ sichern können, daß in sp ätesten s drei Ja h re n , das w äre also 1993, ein R auch­ zim m er eingerichtet w ird. . . .“ M anfred E sser (aus „W ir m achen m it“)

Moderner

^Anschauung

Wie ein erfindungsreicher Deutschlehrer den trockenen Unterricht illustriert Z u eig n u n g :

Vorn steht er, nackt, so nackt!, verlassen, nur er selbst, durchbohrt von 20 Blicken, zersetzt von 20 krltik(und vergeltungs-)lüsternen Gehirnen, Objekt jugendlich-erster psychologischer Experimente! Waghalsigster aller Berufe! Trage das Folgende, Früchte unsers Lauschens in vielen stillen Stunden, mit all' der dir eigenen Würde! - ...

Lehrer in der Pause belauscht

L assen Sie m ich m al überlegen! W ie w ar das doch m it . . . ?

B eim M eier ist bald m al w ieder ein V erw eis fällig

Seh en Sie, ich habe ja schon im m er gew arnt, der S p u tn ik . .

H err Kollege, im V ertrauen: Die in M ü n ­ chen m achen w ied er rech­ ten Mist!

ANSCHAUUNGS-UNTERRICHT. .

Unser allseits verehrter Deutschlehrer müht sich zuweilen, durch abstrahierende Zeichnungen auf der Tafel seine Ausführungen zu unter­ mauern. Dies folgende schauten wir in einer seiner Stunden: (Man spricht über "Schiff ohne Hafen") "Seine Mannschaft ist gegen ihn," ^

"Da steht er nun, der arme Kapitän!"

IT] "der Konsul auch ..."

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^

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Das wurde fortgesetzt bis zu diesem eindringlichen Schaubild: Dann kam die Rede auf Lessings "Hamburgische Dramaturgie", "Lessing bringt viele Gründe ..."

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"und faßt sie alle zusammen."

"Lessing wirft dem französischen Drama vor, den festen Grund zu verlassen und in einer Oberwelt

zu leben. Ein Beispiel

dafür ist auch der Hofstaat des Sonnenkönigs

. Lessing

fordert dagegen, daß das Drama in die Tiefe dringt und das wirkliche Leben

zeigt." Y x.

Studentenstreik - eimal anders Z u einem originellen S treik haben sich die P a rise r J u ra -S tu d e n te n e n t­ schlossen, um gegen den M angel an ausreichend großen H örsälen zu p ro te ­ stieren. Die angehenden J u riste n w e r­ den nicht etw a w eniger, sondern beson­ ders eifrig arbeiten. Sie haben die A b­ sicht k ü n ftig vollzählig zu je d er V or­ lesung zu erscheinen, fü r die sie sich eingetragen haben. Sie rechnen dam it, daß die d am it v erb u n d en e k a ta stro ­ p h ale Ü berfüllung der H örsäle die Be­ hörden zw ingen w ird, endlich neue und größere H örsäle b auen zu lassen