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Die braune Welle Es ist nun mal wieder so weit. Eine neue welle hat uns ergriffen - die "braune welle". Mäntel, kos turne, kleider, hüte, handtaschen, schuhe, make-up und so ? agader lippenstift haben sich einmütig zu braun bekannt. Die wich igsten töne: borke, nougat, schoko. Unter "ferner liefen" können wir noch grün (moos, flaschen- und oltr grün), g-rau (mauve, taupe, blaufuchs), anthrazit und aubergine ein­ stufen. Am abend dominiert schwarz. "Die neue lady ist ein vamp." Dieser Schlachtruf kommt aus paris. Gottseidank gibt es das für uns teenager nicht. Denn wer von uns würde sich das gesicht lilienblass pudern, die lippen grellrot schminken und die jetzt "schwarumrandeten blütenau­ gen" mit braunen oder hyazinthfarbenen schatten um­ geben? Was wir von der vampmode übernehmen können sind z.b. die riesigen pelzkrägen auf mänteln und kostümen. Die leib- und magenpelze der Saison sind: fuchs, waschbar, dachs, opossum, nerz und bi­ ber. Wer keinen pelzkrägen mag, oder sich kej. nen leisten kann, hülle sich in kragenlose ge wänder - und ist auch hochmodern. Die aktuellen Stoffe sind tagsüber: tweed, fischgrat, flanell, mohair, wolle mit mohair, Jersey und shetland. Ab I8h: crppe* Vamp j% o Chine, shantung, honau, georgette und abends brokat, jacquard, spitze und samt. In der form von mantel und kostüm hat sich nicht viel geändert. Neu wären höchstens die überdimen sionalen knöpfe, die oft zweireihig angebracht sind. Der ausgesprochene "allround-anzug" ist das Jumperkleid. Man begegnet ihm vom frühesten morgen bis zum späten abend. Die rocke sind eng oder in breite falten gelegt der Jumper ist hüftlang. Wenn er die hüftlange überschreitet, spricht man von kasack und tunika. Eine höchst erfreuliche nachricht, vor allem für teenager: pullis, sweater und Strickjacken in ganz vo luminösen ausmassen. Handges tricktM!! Unsere pullover, die wir nimmermüde bis zu den kniekehlen hinabgezerrt hatten (von wo sie allerdings bei der kleinsten bewegung wieder an ihren gewohnten platz hinaufrutschten haben nun offiziell knielänge. Dazu tragen wir grossmutters zierliches ta schenührchen an einer langen, goldenen kette. Stichwott ist "Jahrhundertwende - Jugendstil!

Die jungen herren tragen wieder taschenuhren und goldumrandete brilLen, wir mädchen spazieren mit grossvaters tasche herum, (hebammenkoffer mit bedrucktem samt überzogen) und die Schuhindustrie will uns neuerdings noch in omas knöpf Chen- und Stulpenstiefel zwän­ gen. Da kann ich nur noch sagen:

3S LEIE DIE"GUTE ALTE Z3IT"

lies: die neue mode.... Syb.

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EIN HUND I!

EIN HUND !!

Kirchweihmontag. Erste pause. Ort: schulhof der OR. Die schüler diskutieren über den kirchweihanfang. Plötzlich brandet in der nähe des schulhofeinganges krawall auf. Die schüler stehen im kreise herum und jubeln. Ein ringkampf? Nein. Ein grosser hund , ein Schnauzer, der sehr hungrig wirkt. Jeder schüler strengt sich an, dem tier, das mit schallenden kieferklappen nach den leckerbis­ sen schnappt, zu füttern, Die ganz tapferen streicheln den hund so­ gar.Plötzlich naht die hofaufsicht in form eines allseits geschätz­ ten mathematiklehrers. Mit todesverachtung ergreift er das hubde , haisband und eilt dann, fast in der hocke, mit dem hund am linken arm zum schulhoftor, wo er ihm strengen blickes und mit erhobenem Zeigefinger den weiteren Zutritt versagt. Das wiederholt sich drei mal, denn der hund, die staatliche gewalt einfach ignorierend,fühlt sich immer wieder zu den Schülern hingezogen. (Die art,sich vir einem hund respekt zu verschaffen, kann man leider nicht mit mathe­ fortsetzung auf Seite 17 II

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