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Nur ein paar hundert Meter nördlich der Brücke der Würzburger Straße über den Main-Donau-Kanal befindet sich eine Anlegestelle (Fahrgastlände) für Personenschiffe auf dem Kanal. Viele Jahre legten hier die Ausflugsschiffe nach Nürnberg und Forchheim der Fränkischen Personenschifffahrt und später der Neptun Personenschifffahrt an. 2013 wurde der regelmäßige Schiffsverkehr eingestellt. <br>
 
Nur ein paar hundert Meter nördlich der Brücke der Würzburger Straße über den Main-Donau-Kanal befindet sich eine Anlegestelle (Fahrgastlände) für Personenschiffe auf dem Kanal. Viele Jahre legten hier die Ausflugsschiffe nach Nürnberg und Forchheim der Fränkischen Personenschifffahrt und später der Neptun Personenschifffahrt an. 2013 wurde der regelmäßige Schiffsverkehr eingestellt. <br>
 
Dass der Stadtteil einmal der Verkehrsflugplatz der ganzen Region war, ist heute Geschichte. Mit der U-Bahn ist aber eine schnelle und bequeme Verbindung zum neuen Flughafen im [[Knoblauchsland]] vorhanden.
 
Dass der Stadtteil einmal der Verkehrsflugplatz der ganzen Region war, ist heute Geschichte. Mit der U-Bahn ist aber eine schnelle und bequeme Verbindung zum neuen Flughafen im [[Knoblauchsland]] vorhanden.
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==Leben auf der Hardhöhe==
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===Sozialstruktur===
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Das Wohngebiet ist nicht historisch gewachsen, es wurde am Reißbrett geplant – es entstand aber nicht ein Wohn-Getto, kein soziales Brennpunktgebiet wie in manch einer anderen Trabantenstadt in Deutschland und auch kein Villenviertel für gehobene Einkommensschichten. Der neue Stadtteil war für unterschiedliche Bevölkerungsschichten gedacht, mit einer Mischung aus sozialem Wohnungsbau, aus Hochhäusern mit Miet- und Eigentumswohnungen und aus Reihen- und Einfamilienhäuser. Entsprechend vielschichtig ist die Bevölkerungsstruktur, und dies auch noch 50 Jahre nach dem Bau des Stadtteils.
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Hoch war am Anfang der Anteil Heimatvertriebener, entsprechend wurden einige [[Straßennamen auf der Hardhöhe | Straßen]] nach Städten im früheren Sudetenland benannt. Viele Sozialwohnungen waren auch für Beschäftigte der Stadt und für kinderreiche Familien vorgesehen, ab den 90er-Jahren kamen Spätaussiedler und Menschen mit Migrationshintergrund dazu. Die Sanierung und Modernisierung der 50 Jahre alten Häuser führt aber ab 2010 zu einem Anstieg des Mietniveaus. Teile des Mietwohnungsbestandes wurden nach 2000 in Eigentumswohnungen umgewandelt. Im Neubaugebiet westlich der [[Hardstraße]] mit seinen Reihenhäusern dominiert eher die soziale Mittelschicht. 
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===Infrastruktur===
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Geplante und gebaut wurde eine komplette Infrastruktur, mit Schule und Kirche, mit Läden und Handwerksdiensten, Banken und Postamt, Ärzten und Apotheke. Auch eine Polizeiinspektion, eine Bücherei, Spielplätze und ein Jugendhaus entstanden. Geschäftliches Zentrum ist die [[Soldnerstraße]] mit der kleinen Ladenzeile, daneben gab es für die Nahversorgung noch kleinere Ladengruppen, z. B. in der [[Gaußstraße]], der [[Voltastraße]] oder der [[Leibnizstraße]].
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50 Jahre später sind zwar einige der kleinen Läden verschwunden, u. a. der Spielwarenladen, die Drogerie, die kleinen Bäcker und Tankstellen, aber noch gibt es einige kleine Fachgeschäfte und Handwerker wie Metzgerei, Frisöre, Schneiderei und Schuhmacher. Größere Lebensmittelgeschäfte sind zwar aus dem Zentrum verschwunden, doch sind am Rand die meisten namhaften Lebensmitteldiscounter, ein Bioladen und ein großer Supermarkt vorhanden. <br>
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Nur ein Bereich wurde beim Bau der Siedlung vergessen – Gasthäuser, Cafés und Restaurants. Während die kleineren Nachbarvororte über mehrere alte Gasthäuser verfügen, mussten die neuen Bewohner längere Wege zurücklegen – zum „Gasthof Straußberger“ an der Würzburger Straße (geschlossen seit 1980), zur Gaststätte „Zur Hard“ (später „Bauverein“, dann „bei Costas“, östlich der Bahnlinie), zum Vereinsgasthaus „ Südwestlicher Gartenbauverein“. Erst 1967 wurde im 16. OG des Hochhauses Komotauer Str. 31 das [[Wolkenkratzer Cafe]] eröffnet, aber 1975 brannte es aus und wurde aufgegeben. Seit 1981 ist mit der Eröffnung der Gaststätte „Zur Hardhöhe“ ein Restaurant vorhanden. Daneben bieten die Bäckereifilialen kleine Cafés mit an. Ein Thailändisches Restaurant an der Würzburger Str. schloss 2012 nach 20 Jahren, dafür wurden im Bereich Hardstraße / Soldnerstraße zwei Pizzerien eröffnet.
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===Soziales Leben===
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Als junger Stadtteil fehlt der Hardhöhe eine gewachsene Vereinskultur, es gibt keinen Stadtteil-Sportverein, keine kulturellen Vereine, keine Freiwillige Feuerwehr. Nur die Kirchengemeinden bieten verschiedene Gruppen und Arbeitskreise an, die Arbeiterwohlfahrt betreibt einen Seniorentreff, das Jugendhaus bietet Kindern und Jugendlichen ein reiches Programm. Einen wichtigen Beitrag zum Entstehen einer Stadtteil-Identität leisten die Kindergärten und Schulen, u. a. mit Ihren Sommerfesten. Spezielle Vereine sind der Siedlerverein Hard, die Kleingartenvereine und die Fördervereine für die Schulen. Politisch gilt der Stadtteil als Hochburg der SPD. <ref>Ergebnisse der Stadtratswahl 2014: /www.fuerth.de/Portaldata/1/Resources/fuertherrathaus/dokumente/wahl/AuswertungenStadtratswahl2014.pdf, Seite 50, 58, 65 </ref> <br>
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Für Familien mit Kindern ist die Hardhöhe mit 3 Kindergärten, Hort und Krippe, Grundschule und Mittelschule, Spielplätzen, Bolzplätzen und Jugendhaus ein gutes Wohngebiet.  Aber nach 50 Jahren ist der Anteil an Senioren hoch. Dies veranlasste die Stadtverwaltung 2014 zu einem Projekt „Lokales Konzept zur selbständigen Lebensführung im Alter“<ref>Refarat IV für Soziale, Jugend und Kultur, März 2014, mit Unterstützung durch das Bundesprogramm „Anlaufstellen für ältere Menschen“, mit Workshops und Befragungen</ref>. Vermisst wurden ein Ansprechpartner vor Ort (Kümmerer) und ein öffentlicher  Stadtteiltreffpunkt. Die Planungen für die Umsetzung der Ergebnisse laufen noch, ein Ergebnis des Projekts ist seit Oktober 2015 die Stelle einer Stadtteilbeauftragten mit Stadtteilbüro..
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===Stadtverein Hardhöhe===
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Um für die Interessen des  neuen Stadtteils und seiner Bewohner einzutreten wurde am 24. Mai 1964 der „Stadtverein ehem. Flughafen e. V.“ gegründet, später umbenannt in „Stadtverein Hardhöhe“ <ref> Roschmann, Sponsel, Jesussek: Die Fürther Hardhöhe, Städtebilder Verlag, 1999, Seite 115 </ref>. Er war überparteiliches Sprachrohr gegenüber der Stadt und setzte sich für die Gestaltung des Wohngebiets ein. Die erste wichtige Aufgabe war die Findung eines Namens für den Stadtteil, der anfangs noch als Flughafen-Siedlung firmierte. Eine Befragung wurde organisiert, am Ende sprach sich in einer Bürgerversammlung die Mehrheit für „Hardhöhe“ aus. Der Verein wuchs schnell und hatte 1970 rund 5000 Mitglieder <ref> Fürther Nachrichten vom 28.12.1970 </ref>. In einem eigenen Nachrichtenblatt, das kostenlos verteilt wurde, hat der Verein aktuelle Stadtteilthemen diskutiert und Vorschläge der Bewohner aufgegriffen. Über 29 Jahre war der Vorsitzende Albrecht Dörfler die treibende Kraft des Vereins. <br>
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Um das Zusammengehörigkeitsgefühl im Wohngebiet zu fördern, wurde 1965 ein Sommerfest durchgeführt, das sich in den folgenden Jahren schnell zu einem der großen [[Hardkärwa |Stadtteilfeste]] in Fürth entwickelte. Ein unerfüllter Wunsch blieb aber die Forderung nach einem Gemeinschaftshaus. Nach 1993 wurde es ruhig im den Stadtverein, seit der Jahrtausendwende  ist der Verein nicht mehr aktiv.
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===Runder Tisch Hardhöhe===
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Am 15. Juli 1998 trafen sich im Jugendhaus Vertreter der Schulen, der Kirchengemeinden, des Jugendhauses, der SPD, der Polizei und mehrere Stadträte zu einem „Runden Tisch“ über Jugendarbeit auf der Hardhöhe <ref> Einladung der SPD Hardhöhe</ref>. In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu gemeinsamen Aktionen verschiedener Gruppen. Dies führte 2006 zur Bildung eines regelmäßigen Arbeitskreises „Runder Tisch Hardhöhe“ aus Vertretern der Schulen, Parteien, Kirchen, Jugendhaus, Elternvertretungen, AWO, Siedlerverein, Stadträten und engagierten Privatpersonen, um gemeinsame Aufgaben für den Stadtteil zu diskutieren, umzusetzen und gegenüber der Stadtverwaltung zu vertreten. Die Umwandlung in einen regulären Verein wurde in den ersten Jahren zwar diskutiert, aber es blieb bis heute bei der lockeren Form der offenen Zusammenarbeit. Sprecher des Arbeitskreises sind seit 207 Elisabeth Reichert und Katja Seitz. <br>
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Ein Schwerpunkt ist die jährliche Organisation des Sommerfestes auf der Hardhöhe zusammen mit der Stadtverwaltung und den Schaustellern. Seit der Einweihung der U-Bahnstation Hardhöhe am 8. Dez. 2007 veranstaltet der Runden Tisch jedes Jahr am Samstag vor dem 2. Advent einen kleinen Adventsmarkt in der Ladenzeile, mit Nikolaus und Christkind, Posaunenchor und den Musikklassen der Grundschule. Am 27.9.2009 wurde zum ersten Mal ein kleines Internationales Fest veranstaltet, um das Miteinander im Stadtteil mit Bewohnern mit Migrationshintergrund zu verbessern und um andere Kulturen besser kennenzulernen. Seitdem wird das Fest alle zwei Jahre wiederholt. <br>
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Ein wichtiger Punkt bei allen Treffen ist die Diskussion von Problemen, Missständen und Veränderungen auf der Hardhöhe. Fragen zum Verkehr, zur Sauberkeit im Stadtteil, zu den Spiel- und Sportmöglichkeiten werden diskutiert, Forderungen und Lösungsvorschläge für Stadtrat und Stadtverwaltung werden erarbeitet. Zu wichtigen Punkten werden Fachleute der Stadt eingeladen, z. B. zum Nahverkehr oder zur Wohnsituation. Für die Stadtverwaltung ist der Arbeitskreis der wichtigste Ansprechpartner für den Stadtteil. 2014 waren bei der Studie „Lokales Konzept zum selbst¬bestimmten Leben im Alter“ der Stadt viele Mitglieder aus dem Runden Tisch bei den Diskussionen, Arbeitsgruppen und Umfragen miteinbezogen. <ref> Protokolle des Runden Tisches von 2008 bis 2015 </ref>
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===Sommerfest===
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Vom 3. – 11. Juli 1965 wurde das erste Sommerfest im neuen Stadtteil Hardhöhe veranstaltet, mit Karussell und Budenstadt, großem Bierzelt und Kärwabaum. Bei strahlendem Sonnenschein zog ein Festzug mit 28 Gruppen durch den Stadtteil zum Festplatz zwischen Kirche und Soldnerstraße. <ref> Roschmann, Sponsel, Jesussek: Die Fürther Hardhöhe, Städtebilder Verlag, 1999, Seite 142</ref>. Stadtverein und Siedlervereinigung organisierten zusammen mit der Stadt das Fest, das schon im ersten Jahr tausende Besucher auch aus der Innenstadt anlockte.
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In den folgenden Jahren entwickelte sich das Sommerfest zum größten Fürther Stadtteilfest, das Festzelt musste auf 5000 Plätze vergrößert werden. Höhepunkt war jeweils der „Bunte Abend“ mit vielen Stars der damaligen Schlager- und Volksmusik, darunter so bekannte Sänger wie Roberto Blanco, Tony Marshall und Rex Gildo. Fernsehen war noch nicht weit verbreitet, große Open-Air-Konzerte noch unbekannt – die Auftritte auf Volksfesten war eine der Möglichkeiten, die Stars hautnah zu erleben. <br>
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Als 1970 der Festplatz für den Bau der Grundschule geopfert wurde, verlegte man das Fest auf die Soldnerstaße. Von der Post bis zum Zebrastreifen bei der Mittelschule wurden die Buden und Fahrgeschäfte aufgebaut, das große Bierzelt stand auf der Grünfläche an der Gaußstraße. Der Autoverkehr und selbst die Busse mussten über die kleinen Wohnstraßen umgeleitet werden. <br>
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In den neunziger Jahren ging das Interesse der Bevölkerung an ihrem Volksfest wie in vielen Vororten und Städten deutlich zurück, Fernsehen und ein verändertes Freizeitverhalten ließen auch beim Sommerfest der Besucherzahlen schrumpfen. Das Fest ist inzwischen auf 6 Tage verkürzt, die Zahl der Buden und Fahrgeschäfte reduziert, das Bierzelt wieder klein. Der Parkplatz an der Gaußstraße reicht für alles aus. Durch das Engagement des Runden Tisches ist aber der Fortbestand des Sommerfestes als kleines Stadtteilfest und aufregendes Ereignis für die Kinder der Hardhöhe vorerst gesichert.
    
== Wirtschaft ==
 
== Wirtschaft ==
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Im neuen Industriegebiet Hardhöhe-West haben sich die Firmen [[Ebl-naturkost]] (Firmensitz und Lager), [[NORMA]] (Verwaltung und Zentrallager) und ein OBI-Baumarkt angesiedelt. <br>
 
Im neuen Industriegebiet Hardhöhe-West haben sich die Firmen [[Ebl-naturkost]] (Firmensitz und Lager), [[NORMA]] (Verwaltung und Zentrallager) und ein OBI-Baumarkt angesiedelt. <br>
 
Daneben befinden sich im östlichen Industriegebiet um die Breslauer Straße, entlang der Würzburger Straße und im neuen Industriegebiet West mehrere kleinere Betriebe, Dienstleistungsunternehmen und größere Einzelhändeler, darunter die großen Lebensmittel-Discounter Aldi, Lidl, Netto, Norma und ein Edeka E-Center.
 
Daneben befinden sich im östlichen Industriegebiet um die Breslauer Straße, entlang der Würzburger Straße und im neuen Industriegebiet West mehrere kleinere Betriebe, Dienstleistungsunternehmen und größere Einzelhändeler, darunter die großen Lebensmittel-Discounter Aldi, Lidl, Netto, Norma und ein Edeka E-Center.
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==Ökosystem des Stadtteils ==
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===Vom Wald zum Industrieflughafen===
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Die Hardhöhe war bis zum Ende des Mittelalters bewaldet und Teil des großen Waldgebiets zwischen Cadolzburg und Fürth, dem heutigen [[Stadtwald]]. Er gehörte als „Gemeinwald“ zum Fürther Königshof, später dem Bamberger Domprobst. Sein Holz war wichtiges Baumaterial für Fürth, deshalb wurde der Waldbestand immer weiter gerodet („umgelegt“), eine nachhaltige Forstwirtschaft gab es noch nicht <ref> Roschmann, Sponsel, Jesussek: Die Fürther Hardhöhe, Städtebilder Verlag, 1999, Seite 10</ref>.
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Bereits im 18. Jahrhundert war der ursprüngliche Hardwald zu großen Teilen verschwunden. Teile des Gebiets wurden urbar gemacht, andere als Hutweide genutzt. Noch war die Hard wildreich, nach alten Berichten wurden die Felder immer wieder durch Jagden des Adels verwüstet <ref>Die Fürther Hardhöhe, Städtebilder Verlag, Seite 10</ref>.  Aber als 1907 auf der Hardhöhe der Bismarckturm errichtet wurde, war der Höhenzug eine kahle, baumlose Fläche. Der Verschönerungsverein ließ 1910 um den Turm 43 Eichen pflanzen.
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Nach dem 1. Weltkrieg übernahm die Bayerische Waggon- und Flugzeugwerke AG große Flächen und begann im Osten mit dem Bau mehrerer Werkshallen. Aber erst mit der Aufrüstung im 3. Reich wurde das Flugfeld quer über die Hardhöhe ausgebaut. Bismarckturm und Bäume mussten weg, Teile des Geländes wurden eingeebnet, andere Bereiche aufgeschüttet. Umwelt und Natur spielten damals keine Rolle.
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In der neuen Siedlung südlich des Flugfelds sollten große Gärten die Bewohner in die Lage versetzen, sich selbst mit Gemüse und Obst zu versorgen. Dazu gehörte auch die Haltung von Hühnern, Stallhasen, ja sogar Ziegen und Schweinen. Daneben entstanden die Kleingartenanlagen an der Stettiner Straße. Ein grünes, fast dörfliches Wohngebiet war im Entstehen.
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Nach dem 2. Weltkrieg waren die Industrieanlagen ein Trümmerfeld, der Flugplatz übersät mit Bombenkratern, der Boden ölverseucht. Erst 1949 wurde auf dem zerstörten, jahrelang ungenutzten Gelände ein provisorischer Flugplatz für die Region eingerichtet. Die Landebahn musste für die neuen, größeren Flugzeuge mehrmals nach Westen verlängert werden. Die nötigen Betriebsgebäude entstanden an der Würzburger Straße, die zerstörten, ausgebrannten Fabrikgebäude standen noch mehrere Jahre. Aus ökologischer Sicht ein wertloses Gelände.
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1958 begann der Bau der neuen Trabantenstadt auf dem Gelände des Flugplatzes - nur ein Geländestück am Ende der Landebahn wurde an Bauern der Umgebung zurückgegeben. Bis zur Umwandlung in ein Industriegebiet 2010 wurden die westlichen Flächen landwirtschaftlich genutzt. Der Bau des Main-Donau-Kanals 1972 schnitt das Gebiet aber vom nahen Fürther Stadtwald ab. Trotzdem konnte hier bis zum Schluss noch eine kleine Population an Feldhasen und Rebhühnern beobachtet werden, auch Kiebitze brüteten hier einige Jahre <ref>Beobachtungen von Frau Goldmann, Hobby-Ornithologin auf der Hardhöhe</ref>. Mit der Bebauung des Industriegebiets wurde die ganze Hardhöhe eine Stadtlandschaft.
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===Grüne Stadtlandschaft===
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Der neue Stadtteil wurde entsprechend den damaligen Städtebauvorstellungen als aufgelockerte, durchgrünte und ganzheitliche Stadt geplant, weg von den Mietskasernen und grauen Hinterhöfen. Starken Einfluss hatten offensichtlich die Ideen des bekannten Städteplaners  Hans Bernhard Reichow mit seiner „organischen Stadtbaukunst“.[7] Elemente einer solchen Stadt sind breite Grünzüge für den Luftaustausch, bogenförmige, begrünte Wohnstraßen, getrennte Fußwege ins Zentrum und eine aufgelockerte Bebauung mit unterschiedlichen Bauformen. Die „Stadtlandschaft“ der neuen Siedlung sollte vom Kern mit seinen Hochhäusern stufenweise in die angrenzende Landschaft führen, im Süden und Westen mit einem breiten Gürtel  an Kleingärten.
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Es dauerte natürlich viele Jahre, bis aus den kahlen Bauflächen naturnahe Grünflächen wurden. Aber 50 Jahre später prägen das Bild des Stadtteils nicht mehr allein die Hochhäuser und Wohnanlagen, sondern hohe Bäume, Hecken, zugewachsene Gärten, kleine Grünzüge und die Grünanlage auf der früheren Landebahn. Mancher Häuslebauer hatte wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass aus den frisch gepflanzten Bäumchen im kleinen Garten später große Obstbäume und riesige Nadelbäume werden. Die vielen Bäume sind positiv für das Kleinklima und die Luftqualität, Industriebetriebe mit starker Emission fehlen. Während die privaten Gärten eine große Vielfalt an Pflanzen beherbergen, sind die meisten Grünflächen zwischen den Wohnanlagen mit den regelmäßig gemähten Rasenflächen etwas eintönig – etwas Mut für eine bunte Blumenwiese fehlt offensichtlich.
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Inzwischen bietet die Stadtlandschaft aber vielen Tieren einen Lebensraum. In den hohen Bäumen, den Hecken und Gärten finden Eichhörnchen gute Lebensbedingungen. Sie können überall beobachtet werden und haben sich an Menschen und Autos gewöhnt. Gelegentlich wird auch ihr Feind, der Marder, beobachtet - zum Ärger mancher Autobesitzer. Im Sommer werden in Gärten und Grünanlagen auch Igel beobachtet. Obwohl jedes Jahr viele Tiere auf den Straßen überfahren werden, scheint die Population stabil zu sein. Gelegentlich wird auch ein Feldhase im Zentrum um die Kirche und Schule beobachtet (zuletzt 2015). Die Hecken und Gärten bieten Mäusen ausreichend Lebensraum, trotz vieler Hauskatzen. Abends sind Fledermäuse unterwegs.
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Vielfältig ist die Vogelwelt. Auf dem Kirchturm brütete mehrere Jahre ein Falkenpaar. Tauben, seine Beute, sind häufig zu beobachten, sie brüten in hohen Bäumen und unter den Kanalbrücken. Amseln, Drosseln, Eichelhäher, Elstern, Stare, Sperlinge, Meisen und andere Kleinvögel lassen sich regelmäßig beobachten und brüten in den Bäumen und Hecken. Viele Bewohner sorgen im Winter mit Futterstellen für die Tiere. Die Haltung von Haustieren als Nutztiere ist verschwunden, an ihre Stelle sind die verschiedenen Arten von Heimtieren getreten. Gartenteiche mit Zierfischen sieht man auch in kleinen Gärten, auch Bienenkästen von Hobbyimkern.
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Enten und viele andere Wasservögel findet man am nahen Kanal. Die breite, inzwischen bewaldete Kanalböschung, die Bahndämme und die bewachsene Lärmschutzwälle bieten vielen Kleintieren gute Lebensbedingungen.
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== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
* Peter Pickl: ''Als die Straßenbahn noch auf die Hardhöhe fahren sollte''. In: Bürgermeister- und Presseamt der Stadt Fürth (Hrsg.): ''U-Bahn Fürth Hardhöhe''. 2007, S. 35. ([http://www.fürth.de/Portaldata/1/Resources/stadtentwicklung/dokumente/verkehr/Fuerth_uBahnHardhoehe_WEB_2.pdf pdf], Teil 2, 71KB).
 
* Peter Pickl: ''Als die Straßenbahn noch auf die Hardhöhe fahren sollte''. In: Bürgermeister- und Presseamt der Stadt Fürth (Hrsg.): ''U-Bahn Fürth Hardhöhe''. 2007, S. 35. ([http://www.fürth.de/Portaldata/1/Resources/stadtentwicklung/dokumente/verkehr/Fuerth_uBahnHardhoehe_WEB_2.pdf pdf], Teil 2, 71KB).
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