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|Todesjahr=1975
 
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|Todesort=Fürth
 
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|Beruf=Stadtarchivar; Stadtheimatpfleger; Berufsmässiger Stadtrat; Historiker
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Nach seiner Zeit als Hilfslehrer trat Schwammberger erstmalig am [[1. April]] [[1936]] den Dienst bei der Stadt Fürth an. Er wurde zunächst als [[Beruf::Stadtarchivar]] beschäftigt. Am [[1. Juli]] [[1938]] erfolgte eine Beförderung, verbunden mit der Position des Leiters des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]] im ehem. [[Altes Krankenhaus|Krankenhaus]] an der [[Schwabacher Straße]].  
 
Nach seiner Zeit als Hilfslehrer trat Schwammberger erstmalig am [[1. April]] [[1936]] den Dienst bei der Stadt Fürth an. Er wurde zunächst als [[Beruf::Stadtarchivar]] beschäftigt. Am [[1. Juli]] [[1938]] erfolgte eine Beförderung, verbunden mit der Position des Leiters des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]] im ehem. [[Altes Krankenhaus|Krankenhaus]] an der [[Schwabacher Straße]].  
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Das Fehlen eines „historischen Vereins“ empfand er als große Lücke im kulturellen Leben der Stadt. So schrieb er einen offenen Brief an die Fürther Presse, welcher am [[6. Januar]] [[1933]] veröffentlicht wurde. In diesem Brief rief Schwammberger zur Gründung eines Heimat-Vereins auf mit den Worten: ''"280 Vereine gebe es in Fürth, einer Stadt mit 80.000 Einwohnern, aber eben keinen historischen oder Heimat-Verein ... Dabei ist die Fürther Geschichte sehr interessant ... Findet sich wahrhaftig niemand, der hier die Führung übernimmt?"'' - „[[Alt-Fürth]]“ war geboren<ref>Nordbayerische Zeitung, 6. Januar 1933</ref>. Am [[20. Februar]] [[1933]] wurde er zum 1. Vorsitzenden des neuen Vereins gewählt. Seine Amtszeit endete zunächst mit seinem beruflichen Wechsel in die von der Deutschen Wehrmacht besetzten Ostgebiete. Er folgte dem bis dahin in Fürth als [[Oberbürgermeister]] eingesetzten [[Franz Jakob]], der wegen diverser Verfehlungen in Fürth nicht mehr "haltbar" war.  
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Das Fehlen eines „historischen Vereins“ empfand er als große Lücke im kulturellen Leben der Stadt. So schrieb er einen offenen Brief an die Fürther Presse, welcher am [[6. Januar]] [[1933]] veröffentlicht wurde. In diesem Brief rief Schwammberger zur Gründung eines Heimat-Vereins auf mit den Worten: ''"280 Vereine gebe es in Fürth, einer Stadt mit 80.000 Einwohnern, aber eben keinen historischen oder Heimat-Verein ... Dabei ist die Fürther Geschichte sehr interessant ... Findet sich wahrhaftig niemand, der hier die Führung übernimmt?"'' - „[[Alt-Fürth]]“ war geboren<ref>Nordbayerische Zeitung, 6. Januar 1933</ref>. Am [[20. Februar]] [[1933]] wurde er zum 1. Vorsitzenden des neuen Vereins gewählt. Seine Amtszeit endete zunächst mit seinem beruflichen Wechsel in die von der deutschen Wehrmacht besetzten Ostgebiete. Er folgte dem bis dahin in Fürth als [[Oberbürgermeister]] eingesetzten [[Franz Jakob]], der wegen diverser Verfehlungen in Fürth nicht mehr "haltbar" war.  
    
Ab dem [[1. April]] [[1940]] wurde Schwammberger in [http://de.wikipedia.org/wiki/Toru%C5%84 Thorn] als Direktor des Städtischen Kulturamtes beschäftigt, am [[1. April]] [[1942]] wurde er - nunmehr als Kulturdezernent - zum Oberverwaltungsrat befördert. Zu seinen neuen Zuständigkeiten in Thorn gehörten u. a. folgende Bereiche: Stadttheater, Städtisches Orchester, Stadtarchiv und Museum, Bibliothek, Volks- und Musikbücherei, Städtische Bildersammlung und die Musikschule.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Im November 1942 wurde Schwammberger zum Kreisschulungsleiter ernannt.<ref>Stadtarchiv Torun. Allta miasta Toninie 1939 - 1945 Sygn. E 748, Blatt 126</ref> Die Aufgaben des Kreisschulungsleiters der NSDAP waren die Organisation und Durchführung der weltanschaulich-politischen Schulungen im Kreisgebiet, die Betreuung der Kreisschulungsburg und deren Veranstaltungen von Lehrgängen und Wochenendkursen, die Überwachung der fachlichen Schulungen der Verbände sowie die Bildung und Ausrichtung des weltanschaulich-politischen Schulungsreferentenstabes (Schulungsredner).<ref>Organisationshandbuch der NSDAP. Selbstverlag der NSDAP Franz Eher Nachfahren, München 1937, S. 179 ff.</ref>
 
Ab dem [[1. April]] [[1940]] wurde Schwammberger in [http://de.wikipedia.org/wiki/Toru%C5%84 Thorn] als Direktor des Städtischen Kulturamtes beschäftigt, am [[1. April]] [[1942]] wurde er - nunmehr als Kulturdezernent - zum Oberverwaltungsrat befördert. Zu seinen neuen Zuständigkeiten in Thorn gehörten u. a. folgende Bereiche: Stadttheater, Städtisches Orchester, Stadtarchiv und Museum, Bibliothek, Volks- und Musikbücherei, Städtische Bildersammlung und die Musikschule.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Im November 1942 wurde Schwammberger zum Kreisschulungsleiter ernannt.<ref>Stadtarchiv Torun. Allta miasta Toninie 1939 - 1945 Sygn. E 748, Blatt 126</ref> Die Aufgaben des Kreisschulungsleiters der NSDAP waren die Organisation und Durchführung der weltanschaulich-politischen Schulungen im Kreisgebiet, die Betreuung der Kreisschulungsburg und deren Veranstaltungen von Lehrgängen und Wochenendkursen, die Überwachung der fachlichen Schulungen der Verbände sowie die Bildung und Ausrichtung des weltanschaulich-politischen Schulungsreferentenstabes (Schulungsredner).<ref>Organisationshandbuch der NSDAP. Selbstverlag der NSDAP Franz Eher Nachfahren, München 1937, S. 179 ff.</ref>
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[[Datei:Litzmannstadter Zeitung 1944 kw II Nr 170 Seite 3.jpg|miniatur|rechts|Uraufführung "Thorner Kathrinchen", 1944]]
 
[[Datei:Litzmannstadter Zeitung 1944 kw II Nr 170 Seite 3.jpg|miniatur|rechts|Uraufführung "Thorner Kathrinchen", 1944]]
 
Schwammberger beschaffte in Thorn „Für den Führer ausgewähltes Kulturgut“ und wurde als Dozent regelmäßig für verschiedene Anlässe angefragt. Themen seiner Lichtbild-Vorträge waren u. a. der "Nationalsozialistischer Kulturwille bzw. Kulturpolitik" oder die "Nationalsozialistische Kunst in Abgrenzung zur Entarteten Kunst".<ref>Stadtarchiv Torun, Polen, Akte  Kronika miasta Torunia 1939 - 1945, E 760</ref>  
 
Schwammberger beschaffte in Thorn „Für den Führer ausgewähltes Kulturgut“ und wurde als Dozent regelmäßig für verschiedene Anlässe angefragt. Themen seiner Lichtbild-Vorträge waren u. a. der "Nationalsozialistischer Kulturwille bzw. Kulturpolitik" oder die "Nationalsozialistische Kunst in Abgrenzung zur Entarteten Kunst".<ref>Stadtarchiv Torun, Polen, Akte  Kronika miasta Torunia 1939 - 1945, E 760</ref>  
[[1944]] stellte Schwammberger einen Aufnahmeantrag als Schriftsteller in die Reichsschrifttumskammer Gau Danzig. Er begründete den Antrag mit seinen schriftstellerischen Arbeiten in Zeitungen und Zeitschriften und einem von ihm verfassten Märchenspiel. Das Märchenspiel namens "''Thorner Kathrinchen''" erlebte im Jahr 1944 im Stadttheater Thorn seine Urauführung. Seinem Antrag auf Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer wurde stattgegeben.<ref name="Dietzfelb02">Dr. Eckart Dietzfelbinger: "Amnesie nach 1000 Jahren? Anmerkungen zur Geschichte des Nationalsozialismus in Fürth", Vortrag vom 3. Juli 2007 im Jüdischen Museum in Fürth aus Anlaß des tausendjährigen Stadtjubiläums</ref>
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[[1944]] stellte Schwammberger einen Aufnahmeantrag als Schriftsteller in die Reichsschrifttumskammer Gau Danzig. Er begründete den Antrag mit seinen schriftstellerischen Arbeiten in Zeitungen und Zeitschriften und einem von ihm verfassten Märchenspiel. Das Märchenspiel namens "''Thorner Kathrinchen''" erlebte im Jahr 1944 im Stadttheater Thorn seine Uraufführung. Seinem Antrag auf Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer wurde stattgegeben.<ref name="Dietzfelb02">Dr. Eckart Dietzfelbinger: "Amnesie nach 1000 Jahren? Anmerkungen zur Geschichte des Nationalsozialismus in Fürth", Vortrag vom 3. Juli 2007 im Jüdischen Museum in Fürth aus Anlass des tausendjährigen Stadtjubiläums</ref>
 
[[Datei:Schwammberger und Hans Frank in Thorn.jpg|miniatur|Schwammberger führt den Generalgouverneur des besetzten Polen Hans Frank durch Thorn - Spitzname: "Schlächter von Polen". Rechts im Bild: OB Jakob und Gauleiter Forster]]
 
[[Datei:Schwammberger und Hans Frank in Thorn.jpg|miniatur|Schwammberger führt den Generalgouverneur des besetzten Polen Hans Frank durch Thorn - Spitzname: "Schlächter von Polen". Rechts im Bild: OB Jakob und Gauleiter Forster]]
 
Im Oktober [[1944]] wurde Schwammberger zur Wehrmacht eingezogen.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Über seine Militärdienstzeit ist aktuell nichts bekannt.  
 
Im Oktober [[1944]] wurde Schwammberger zur Wehrmacht eingezogen.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Über seine Militärdienstzeit ist aktuell nichts bekannt.  
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[[Datei:Schwammberger 1965 Führung A1556.jpg|miniatur|links|Dr. Schwammberger (links im Bild), ca. 1965]]
 
[[Datei:Schwammberger 1965 Führung A1556.jpg|miniatur|links|Dr. Schwammberger (links im Bild), ca. 1965]]
 
Vom [[25. Juni]] [[1952]] bis [[30. April]] [[1957]] war Schwammberger erneut als Lehrer im Volkschuldienst tätig, bevor er am [[1. Mai]] [[1957]] wieder hauptamtlich<ref>Adolf Schwammberger: ''Sinn und Aufgaben eines Stadtarchives''. (Redaktionelle Vorbemerkung). In: Nürnberger Zeitung Nr. 93 vom 20. April 1957, S. 13.</ref> die Leitung der [[Stadtbibliothek|Bibliothek]] und des [[Stadtarchiv|Archivs der Stadt Fürth]] nebst der [[Freilichtbühne]] im [[Stadtpark]] übernahm. Diese Ämter übte er bis zu seinem Ruhestand am [[30. September]] [[1970]] aus.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 2</ref> Auch nach seiner Zurruhesetzung verfolgte er die Entwicklungen dieser Ämter weiter. So stand er dem Umzug des Stadtarchivs in das [[Schloss Burgfarrnbach]] sehr kritisch gegenüber: ''„Ein aktiv für die Bürgerschaft arbeitendes Archiv müsse seinen Sitz nicht an der Stadtperipherie, sondern mitten im Herzen der Stadt und ihrer Verwaltung haben“''.
 
Vom [[25. Juni]] [[1952]] bis [[30. April]] [[1957]] war Schwammberger erneut als Lehrer im Volkschuldienst tätig, bevor er am [[1. Mai]] [[1957]] wieder hauptamtlich<ref>Adolf Schwammberger: ''Sinn und Aufgaben eines Stadtarchives''. (Redaktionelle Vorbemerkung). In: Nürnberger Zeitung Nr. 93 vom 20. April 1957, S. 13.</ref> die Leitung der [[Stadtbibliothek|Bibliothek]] und des [[Stadtarchiv|Archivs der Stadt Fürth]] nebst der [[Freilichtbühne]] im [[Stadtpark]] übernahm. Diese Ämter übte er bis zu seinem Ruhestand am [[30. September]] [[1970]] aus.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 2</ref> Auch nach seiner Zurruhesetzung verfolgte er die Entwicklungen dieser Ämter weiter. So stand er dem Umzug des Stadtarchivs in das [[Schloss Burgfarrnbach]] sehr kritisch gegenüber: ''„Ein aktiv für die Bürgerschaft arbeitendes Archiv müsse seinen Sitz nicht an der Stadtperipherie, sondern mitten im Herzen der Stadt und ihrer Verwaltung haben“''.
[[Datei:Schwammberger 1960 Knoblauchsland A6617-5.jpg|miniatur|rechts|Dr. Schwammberger, Exkursion des Vereins Alt-Fürth ins Knoblauchland, Mai 1960]]
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[[Datei:Schwammberger 1960 Knoblauchsland A6617-5.jpg|miniatur|rechts|Dr. Schwammberger, Exkursion des Vereins Alt-Fürth ins Knoblauchsland, Mai 1960]]
    
== Lehre und Überzeugung ==
 
== Lehre und Überzeugung ==
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Nicht zuletzt Schwammbergers Karriere unter [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]], dem er während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] als Leiter des städtischen Kulturamtes in besetztes Gebiet folgt, zeigt eine gute Arbeitsbeziehung zur NS-Bürokratie. Bereits [[1936]] profitierte er vom Nationalsozialismus durch die Übertragung der neu geschaffenen Stelle des Archivars in Fürth und ab [[1938]] als Leiter des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]], obwohl er der [[Partei::NSDAP]] erst am [[1. Mai]] [[1937]] (Mitgliedsnummer 4.096.197) beitrat (dem NS-Lehrerbund bereits am 1. Mai 1933 - Mitgliedsnummer 31.607<ref>Stadtarchiv, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 2</ref><ref>Bundesarchiv, Schwammberger Adolf, R9361-V, 36402</ref>).  Bereits [[1939]] fiel Schwammberger auf, als er in den Heimatblättern des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsverein]]s den Tschechen jede Fähigkeit zur Staatsbildung absprach und "''die Rückgliederung des böhmisch-mährischen Raumes in das Großdeutsche Reich''" als "''die Erfüllung einer tausendjährigen, geschichtlich notwendigen Entwicklung''" begrüßte<ref>Heimatblätter 1939, S 10. f.</ref>. Auch die Tatsache, dass er freiwillig dem nachweislich gewalttätigen, vulgären und vom Nationalsozialismus vollständig überzeugten [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]]  nach Thorn folgte, wirft auf Schwammberger kein gutes Licht. Belastend kommt hinzu, dass er während seiner Dienstzeit in Thorn wiederholt als Dozent gebucht werden konnte und unzählige Male zu diversen Anlässen über die "Nationalsozialistische Kulturpolitik" Vorträge hielt. Weiterhin war Schwammberger ab November 1942 Kreisschulungsleiter und somit verantwortlich für die politische Ausrichtung und Einhaltung der ideologischen Vorgaben für Partei- und Schulungsredner. Die Presseberichterstattung zu seinen Lichtbild-Vorträgen lässt zumindest keine Zweifel offen über seine ideologische Einstellung zum Nationalsozialisums. So schreibt beispielsweise die Westpreußische Zeitung am [[2. Oktober]] [[1942]] in einem Artikel über das "Deutsche Kunstschaffen als Ausdruck des deutschen Wesens": ''... Dr. Schwammberger, der seinen geistvollen Vortrag oft mit überlegtem Humor würzte, brauchte oft nicht viel zu sagen, um die Hörer das empfinden zu lassen, was der Künstler aussagen wollte. Und das ehrliche Erschrecken über den Abgrund an Seelenlosigkeit, das sich beim Anblick einiger Machwerke der entarteten Kunst jüdischer Schmierfinken auch bei den Hörern zeigte bewies, wie fremd und wesensferne diese auf Zersetzung und Zerstörung der deutschen Seele gerichtete Afterkunst ist. An den im Bilde weitergezeigten Bauten Nürnbergs, Thorns und auch an den Bauten unseres Führers offenbarte sich der Wille deutschen Kunstschaffens, nicht für den Tag zu bauen, sondern so zu wirken, dass noch der Ahn stolz auf das Überkommene ist...''"<ref>Deutsches Kunstschaffen als Ausdruck deutschen Wesens - Eröffnung der Winterarbeit des Volksbildungswerkes. In: Westpreußische Zeitung - Elbing vom 2. Oktober 1942</ref>
 
Nicht zuletzt Schwammbergers Karriere unter [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]], dem er während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] als Leiter des städtischen Kulturamtes in besetztes Gebiet folgt, zeigt eine gute Arbeitsbeziehung zur NS-Bürokratie. Bereits [[1936]] profitierte er vom Nationalsozialismus durch die Übertragung der neu geschaffenen Stelle des Archivars in Fürth und ab [[1938]] als Leiter des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]], obwohl er der [[Partei::NSDAP]] erst am [[1. Mai]] [[1937]] (Mitgliedsnummer 4.096.197) beitrat (dem NS-Lehrerbund bereits am 1. Mai 1933 - Mitgliedsnummer 31.607<ref>Stadtarchiv, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 2</ref><ref>Bundesarchiv, Schwammberger Adolf, R9361-V, 36402</ref>).  Bereits [[1939]] fiel Schwammberger auf, als er in den Heimatblättern des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsverein]]s den Tschechen jede Fähigkeit zur Staatsbildung absprach und "''die Rückgliederung des böhmisch-mährischen Raumes in das Großdeutsche Reich''" als "''die Erfüllung einer tausendjährigen, geschichtlich notwendigen Entwicklung''" begrüßte<ref>Heimatblätter 1939, S 10. f.</ref>. Auch die Tatsache, dass er freiwillig dem nachweislich gewalttätigen, vulgären und vom Nationalsozialismus vollständig überzeugten [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]]  nach Thorn folgte, wirft auf Schwammberger kein gutes Licht. Belastend kommt hinzu, dass er während seiner Dienstzeit in Thorn wiederholt als Dozent gebucht werden konnte und unzählige Male zu diversen Anlässen über die "Nationalsozialistische Kulturpolitik" Vorträge hielt. Weiterhin war Schwammberger ab November 1942 Kreisschulungsleiter und somit verantwortlich für die politische Ausrichtung und Einhaltung der ideologischen Vorgaben für Partei- und Schulungsredner. Die Presseberichterstattung zu seinen Lichtbild-Vorträgen lässt zumindest keine Zweifel offen über seine ideologische Einstellung zum Nationalsozialisums. So schreibt beispielsweise die Westpreußische Zeitung am [[2. Oktober]] [[1942]] in einem Artikel über das "Deutsche Kunstschaffen als Ausdruck des deutschen Wesens": ''... Dr. Schwammberger, der seinen geistvollen Vortrag oft mit überlegtem Humor würzte, brauchte oft nicht viel zu sagen, um die Hörer das empfinden zu lassen, was der Künstler aussagen wollte. Und das ehrliche Erschrecken über den Abgrund an Seelenlosigkeit, das sich beim Anblick einiger Machwerke der entarteten Kunst jüdischer Schmierfinken auch bei den Hörern zeigte bewies, wie fremd und wesensferne diese auf Zersetzung und Zerstörung der deutschen Seele gerichtete Afterkunst ist. An den im Bilde weitergezeigten Bauten Nürnbergs, Thorns und auch an den Bauten unseres Führers offenbarte sich der Wille deutschen Kunstschaffens, nicht für den Tag zu bauen, sondern so zu wirken, dass noch der Ahn stolz auf das Überkommene ist...''"<ref>Deutsches Kunstschaffen als Ausdruck deutschen Wesens - Eröffnung der Winterarbeit des Volksbildungswerkes. In: Westpreußische Zeitung - Elbing vom 2. Oktober 1942</ref>
 
[[Datei:Schwammberger Jakob Forster Thorn il 26 APT FW.jpg|miniatur|links|Dr. Schwammberger (2. v. li.) mit OB Jakob (Mitte) und Gauleiter Forster (2. v. re.), ca. 1942]]
 
[[Datei:Schwammberger Jakob Forster Thorn il 26 APT FW.jpg|miniatur|links|Dr. Schwammberger (2. v. li.) mit OB Jakob (Mitte) und Gauleiter Forster (2. v. re.), ca. 1942]]
Dr. Schwammberger kam in der französischen Besatzungszone in Bad Kreuznach am [[8. Mai]] [[1945]] in Kriegsgefangenschaft, aus der er [[1946]] in Dahlbruch bei Siegen entlassen wurde. Der aktuelle Stand der Wissenschaft zeigt heute, dass die "''...Franzosen weniger streng (mit der Entnazifizierung) verfuhren und sich, anstatt auch den letzten denkbaren Missetäter enttarnen zu wollen, mehr auf die 'schlimmsten Fälle' konzentrierten...''".<ref>Jonathan Carr: Der Wagner-Clan. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, S. 336 f.</ref> <ref>Thomas Schlemmer und Clemens Vollnhals: Entnazifierung. Dtv Dokumente 1996</ref> Der Umstand, dass aktuell lediglich die Einstufung vom [[19. September]] [[1949]] als "Entlasteter" in der Personalakte vorliegt - ohne Vorgeschichte und Urteilsspruch - lässt folgende Interpretationen zu: Es handelt sich hierbei lediglich um das Berufungsurteil, da die Entnazifierungsprozesse in der Regel [[1947]] abgeschlossen waren. Alle Urteile nach 1947 legen die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um Berufungsverhandlungen handelt. Die Erfahrungen mit Berufsverhandlungen haben jedoch gezeigt, dass diese meist mildere Urteilssprüche ergeben haben, so dass im Falle von Dr. Schwammberger zunächst die erste Verurteilung von Interesse wäre.<ref>Lutz Niethammer: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns, Dietz Verlag 1994</ref> Diese Unterlagen liegen aktuell im Fall Schwammberger jedoch nicht vor, so dass eine abschließende Beurteilung noch aussteht.  
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Dr. Schwammberger kam in der französischen Besatzungszone in Bad Kreuznach am [[8. Mai]] [[1945]] in Kriegsgefangenschaft, aus der er [[1946]] in Dahlbruch bei Siegen entlassen wurde. Der aktuelle Stand der Wissenschaft zeigt heute, dass die "''...Franzosen weniger streng (mit der Entnazifizierung) verfuhren und sich, anstatt auch den letzten denkbaren Missetäter enttarnen zu wollen, mehr auf die 'schlimmsten Fälle' konzentrierten...''".<ref>Jonathan Carr: Der Wagner-Clan. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, S. 336 f.</ref> <ref>Thomas Schlemmer und Clemens Vollnhals: Entnazifierung. Dtv Dokumente 1996</ref> Der Umstand, dass aktuell lediglich die Einstufung vom [[19. September]] [[1949]] als "Entlasteter" in der Personalakte vorliegt - ohne Vorgeschichte und Urteilsspruch - lässt folgende Interpretationen zu: Es handelt sich hierbei lediglich um das Berufungsurteil, da die Entnazifizierungsprozesse in der Regel [[1947]] abgeschlossen waren. Alle Urteile nach 1947 legen die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um Berufungsverhandlungen handelt. Die Erfahrungen mit Berufsverhandlungen haben jedoch gezeigt, dass diese meist mildere Urteilssprüche ergeben haben, so dass im Falle von Dr. Schwammberger zunächst die erste Verurteilung von Interesse wäre.<ref>Lutz Niethammer: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns, Dietz Verlag 1994</ref> Diese Unterlagen liegen aktuell im Fall Schwammberger jedoch nicht vor, so dass eine abschließende Beurteilung noch aussteht.  
    
Eine erste Bewertung Dr. Schwammbergers über seine Rolle während des Nationalsozialismus nahm unter anderem der Historiker Dr. Eckart Dietzfelbinger vor<ref name="Dietzfelbinger">vgl. z.B. Eckart Dietzfelbinger in "Frankens Nazi-Bilderberg", NZ vom 02.04.08</ref>, ehem. wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände in [[Nürnberg]] und spezialisiert auf die Geschichte des Dritten Reichs in Franken. Dr. Dietzfelbinger stellte vor allem die Lückenhaftigkeit der NS-Aktenbestände im Fürther Stadtarchiv fest: "''Bei einer Durchsicht der NS-Aktenbestände vor Ort fällt deren extrem lückenhafter Zustand auf. Ganze Papierbündel aus den verschiedenen Beständen sind herausgeschnitten worden. Wer es tat, wie und wann das geschah, lässt sich wohl nicht mehr rekonstruieren. Doch könnte eine mögliche Erklärung darin liegen, dass der Leiter des Stadtarchives Fürth in der Nachkriegszeit und Gründer des Heimatvereins "[[Geschichtsverein Fürth|Alt Fürth]]", Adolf Schwammberger Mitglied der [[NSDAP]] war.''"<ref name="Dietzfelb02"/> Unabhängig davon, ob Dr. Schwammberger an dieser Vernichtung einschlägiger Materialien und damit unwiederbringlichen Zerstörung zeitgeschichtlich bedeutender Dokumente persönlich beteiligt war, werfe seine Berufung nach Dr. Dietzfelbinger ein schlechtes Licht auf die Verantwortlichen. Zusätzlich fällt auf, dass die Personalakte "Adolf Schwammberger, Band 1 & 2" im Stadtarchiv nahezu keine Korrespondenz zwischen [[1935]] und [[1945]] aufweist - mit Ausnahme der Entlastungsschreiben seiner Person während des Nationalsozialismus.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Schwammberger, Band 1 & 2</ref>
 
Eine erste Bewertung Dr. Schwammbergers über seine Rolle während des Nationalsozialismus nahm unter anderem der Historiker Dr. Eckart Dietzfelbinger vor<ref name="Dietzfelbinger">vgl. z.B. Eckart Dietzfelbinger in "Frankens Nazi-Bilderberg", NZ vom 02.04.08</ref>, ehem. wissenschaftlicher Mitarbeiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände in [[Nürnberg]] und spezialisiert auf die Geschichte des Dritten Reichs in Franken. Dr. Dietzfelbinger stellte vor allem die Lückenhaftigkeit der NS-Aktenbestände im Fürther Stadtarchiv fest: "''Bei einer Durchsicht der NS-Aktenbestände vor Ort fällt deren extrem lückenhafter Zustand auf. Ganze Papierbündel aus den verschiedenen Beständen sind herausgeschnitten worden. Wer es tat, wie und wann das geschah, lässt sich wohl nicht mehr rekonstruieren. Doch könnte eine mögliche Erklärung darin liegen, dass der Leiter des Stadtarchives Fürth in der Nachkriegszeit und Gründer des Heimatvereins "[[Geschichtsverein Fürth|Alt Fürth]]", Adolf Schwammberger Mitglied der [[NSDAP]] war.''"<ref name="Dietzfelb02"/> Unabhängig davon, ob Dr. Schwammberger an dieser Vernichtung einschlägiger Materialien und damit unwiederbringlichen Zerstörung zeitgeschichtlich bedeutender Dokumente persönlich beteiligt war, werfe seine Berufung nach Dr. Dietzfelbinger ein schlechtes Licht auf die Verantwortlichen. Zusätzlich fällt auf, dass die Personalakte "Adolf Schwammberger, Band 1 & 2" im Stadtarchiv nahezu keine Korrespondenz zwischen [[1935]] und [[1945]] aufweist - mit Ausnahme der Entlastungsschreiben seiner Person während des Nationalsozialismus.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Schwammberger, Band 1 & 2</ref>
 
[[Datei:Schwammberger Forster Thorn il 4 APT FW.jpg|miniatur|links|Gauleiter Albert Forster zu Besuch in Thorn, im Hintergrund rechts Dr. Schwammberger, ca. 1942]]
 
[[Datei:Schwammberger Forster Thorn il 4 APT FW.jpg|miniatur|links|Gauleiter Albert Forster zu Besuch in Thorn, im Hintergrund rechts Dr. Schwammberger, ca. 1942]]
Eine Erwiderung erfolgte durch die Vorsitzende des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins]] Fürth. [[Barbara Ohm]] stellte Anfang [[2009]] in einem Aufsatz für die [[Fürther Geschichtsblätter]] fest, die Vorwürfe einer persönlichen Beteiligung Dr. Schwammbergers an diesen Aktenvernichtungen seien nicht zu erhärten.<ref name="FüGe01/09">Barbara Ohm: Ergänzung zu Vortrag und Artikel: Die Entnazifizierung Dr. Schwammbergers", in Fürther Geschichtsblätter 1/2009</ref> Wer Dr. Schwammberger persönlich kannte und seine Arbeit verfolgte, kann der posthumen Interpretation nicht folgen: Insgesamt 12 Personen schrieben ihm im Entnazifizierungsverfahren nach dem Zweiten Weltkrieg hervorragende Entlastungen. Unter anderem [[Adolf Schwiening]], [[Hermann Herrenberger]] und [[August Häußler]] würdigten ihn hierbei weit über die üblichen Floskeln hinaus als "stark künstlerischen, schöpferischen Mensch" und "Repräsentanten des Humanismus im besten Sinne". Dem steht gegenüber, dass gerade z. B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] selbst NS-Größen wie [[Franz Jakob|Jakob]] und [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] sog. "Persil-Scheine" ausstellten. Die zum Beispiel in einem Entlastungsbrief getroffene Aussage des ehem. Regierungspräsidenten a. D. Kühn "''Er (Schwammberger) lehnte die Goebbelsche Kulturpolitik, die Wirtschaftspolitik und Kunst zum Mittel der Propaganda machen wollten, ebenso ab wie alle Massenveranstaltungen.''"<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> werden durch die vielfachen Berichterstattungen über seine Dozententätigkeit während der NS-Zeit deutlich widerlegt. Offen bleibt auch die Frage, wie z. B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] entlastende Aussagen über Schwammbergers Verhalten während der NS-Zeit in Thorn treffen konnten, ohne das Schwammberger in dieser Zeit in Fürth tätig war.
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Eine Erwiderung erfolgte durch die Vorsitzende des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins]] Fürth. [[Barbara Ohm]] stellte Anfang [[2009]] in einem Aufsatz für die [[Fürther Geschichtsblätter]] fest, die Vorwürfe einer persönlichen Beteiligung Dr. Schwammbergers an diesen Aktenvernichtungen seien nicht zu erhärten.<ref name="FüGe01/09">Barbara Ohm: Ergänzung zu Vortrag und Artikel: Die Entnazifizierung Dr. Schwammbergers", in Fürther Geschichtsblätter 1/2009</ref> Wer Dr. Schwammberger persönlich kannte und seine Arbeit verfolgte, kann der posthumen Interpretation nicht folgen: Insgesamt 12 Personen schrieben ihm im Entnazifizierungsverfahren nach dem Zweiten Weltkrieg hervorragende Entlastungen. Unter anderem [[Adolf Schwiening]], [[Hermann Herrenberger]] und [[August Häußler]] würdigten ihn hierbei weit über die üblichen Floskeln hinaus als "stark künstlerischen, schöpferischen Mensch" und "Repräsentanten des Humanismus im besten Sinne". Dem steht gegenüber, dass gerade z. B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] selbst NS-Größen wie [[Franz Jakob|Jakob]] und [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] sog. "Persil-Scheine" ausstellten. Die zum Beispiel in einem Entlastungsbrief getroffene Aussage des ehem. Regierungspräsidenten a. D. Kühn "''Er (Schwammberger) lehnte die Goebbelsche Kulturpolitik, die Wirtschaftspolitik und Kunst zum Mittel der Propaganda machen wollten, ebenso ab wie alle Massenveranstaltungen.''"<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> werden durch die vielfachen Berichterstattungen über seine Dozententätigkeit während der NS-Zeit deutlich widerlegt. Offen bleibt auch die Frage, wie z. B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] entlastende Aussagen über Schwammbergers Verhalten während der NS-Zeit in Thorn treffen konnten, ohne dass Schwammberger in dieser Zeit in Fürth tätig war.
    
[[2004]] formulierte eine Archivarin aus Toruÿ (ehem. Thorn) auf Nachfrage zur Rolle Schwammbergers in Thorn folgendes: Er war ''einer der vertrauensvollsten Mitarbeiter der NSDAP in Thorn ... und des aus Fürth stammenden Oberbürgermeisters Franz Jakob, verantwortlich für die ganze Nazi-Propaganda und das Hauptorgan der NSDAP, "Thorner Freiheit".''<ref>Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung Schwammberger, Magdalena Niedzielska, 15. April 2004</ref>  
 
[[2004]] formulierte eine Archivarin aus Toruÿ (ehem. Thorn) auf Nachfrage zur Rolle Schwammbergers in Thorn folgendes: Er war ''einer der vertrauensvollsten Mitarbeiter der NSDAP in Thorn ... und des aus Fürth stammenden Oberbürgermeisters Franz Jakob, verantwortlich für die ganze Nazi-Propaganda und das Hauptorgan der NSDAP, "Thorner Freiheit".''<ref>Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung Schwammberger, Magdalena Niedzielska, 15. April 2004</ref>  
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