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== Leben und Wirken ==
 
== Leben und Wirken ==
Mössel absolvierte Ende der [[1880]]er Jahre eine Ausbildung zum Fresken- und Dekorationsmaler an der kgl. Kunstgewerbeschule in Nürnberg und ab [[1890]] an der Münchner Akademie der Bildenden Künste als Schüler von Rudolf Seitz.  
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Mössel kam als Sohn eines Antiquars in Fürth auf die Welt. Nach der Schulezeit absolvierte er Ende der [[1880]]er Jahre eine Ausbildung zum Fresken- und Dekorationsmaler an der kgl. Kunstgewerbeschule in Nürnberg und ab [[1890]] an der Münchner Akademie der Bildenden Künste als Schüler von Rudolf Seitz.  
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Mit Kornad Schmidt gründete er [[1892]] in München die ''Firma Schmidt & Cie., Werkstatt für dekorative Kunst'', später kam eine Nürnberger Niederlassung hinzu. [[1924]] eröffnete Mössel in Feldafing am Starnberger See, wo er seit [[1905]] im Haus der Schwiegereltern lebte, eine Meisterschule. Während dieser Zeit arbeitete er in dem Neubau des Nürnberger Rathauses, aber auch bei Ausmalarbeiten diverser Münchner Gebäude, wie z.B. dem Prinzregententheater. Weiterhin arbeitete er eng mit dem Architekten Max Littmann zusammen, der ihm u.a. Auftrage im Kurtheater von Bad Kissingen, im Hoftheater von Stuttgart und im Kaufhaus Wertheim in Berlin verschaffte. Sein beruflicher Erfolg übertrug sich auch auf seine Lehrtätigkeit. So erhielt Mössel in den 1920er Jahren eine Professur für seine Lehrtätigkeit als Fresken- und Dekorationsmaler. Neben der Malerin in und an Gebäuden fertigte Mössel auch Gebrauchsgrafiken an. So schuff er u.a. im Jahre [[1900]] die Speisekarte des Restaurants "Zum Augustiner" in München.  
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Mit Kornad Schmidt gründete er nach dem Verlassen der Akademie [[1892]] in München die ''Firma Schmidt & Cie., Maler-Geschäft und Werkstatt für dekorative Kunst'', deren Teilhaber und leitender Dekorationsmaler Mössel bis 1910 blieb. Zwischen 1898 und 1900 bekam er den Auftrag, das Bay. Nationalmuseum und das Künstlerhaus in München zu gestalten, beides Gebäude von Gabriel von Seidls. Durch diese Aufträge wurde Mössel einem größeren Publikum bekannt, so dass weitere Folgeaufträge nicht auf sich warten ließen. Beim Saalbau der Münchner Mathäserbrauerei, die leider während des 2. Weltkrieges vollständig zerstört wurde, gestaltete Mössel in dem Bau der Firma Heilmann und Littmann ein Sternbildhimmel, in dem zahlreiche Tiere zu sehen waren. Der künstlerische Höhepunkt der Münchner Zeit war sicherlich die Arbeiten im Prinzregentheater im Jahre 1901. Dabei dekorierte er den Zuschauerraum, das östliche und westliche Foyer, sowie den Foyersaal und den Königs- und Prinzregentensaal. Nach diesem Theaterbau folgten weitere Aufträge aus dem Bereich des Theaters, wie z. B. das Kurtheater in Bad Kissingen, das Schillertheater in Berlin-Charlottenburg oder das Großherzogliche Hoftheater in Weimar. Neben der Malerin in den Gebäuden fertigte Mössel auch Gebrauchsgrafiken an. So schuff er u.a. im Jahre [[1900]] die Speisekarte des Restaurants "Zum Augustiner" in München.  
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== Umzug in die USA ==
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[[1910]] trat er aus der Firma Schmidt & Cie. aus und ließ sich in Feldafing am Starnberger See nieder, wo er seit 1905 lebte. Er übernahm das Haus seiner Schwiegereletern und baute dies nach seinen Vorstellungen um. Er machte sich in Feldafing selbständig und die Geschäfte liefen gut. Durch die Zusammenarbeit mit der Firma Heilmann und Littmann bzw. mit Max Littmann hatte sich Mössel überregional einen Namen gemacht. So erhielt er weitere Aufträge, z.B. Friesmalereien im Teppichsaal des Kaufhauses Wertheim in Berlin, Deckendekorationen im Duisburger Rathaus sowie Dekorationen im Rathaus von Leipzig. Leider sind die meisten Arbeiten von ihm während des 2. Weltkrieges zerstört worden. Neben den oben genannten Gebäuden arbeitete Mössel auch für Kirchen.  
Da die Dekorationskunst in den 1920er Jahren zusehends weniger nachgefragt war, zog Mössel motiviert durch die Bekanntschaft mit dem Präsidenten des Warenhaus-Konzerns Sears-Roebuck, Julius Rosenwald, [[1926]] nach Chicago, USA. Seine erste Ehefrau folgte ihm nicht in die USA, so dass seine erste Ehe geschieden wurde. In der USA heiratete er später ein zweites Mal.  
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Von dem Architekten Albert Kahn erhielt Mössel in Chicago mehrere Aufträge, die ihm zu einem großen Wohlstand verhalf. Allerdings verlor Mössel den Großteil seines Vermögens bei dem Börsenkrach von [[1929]] und war Ende der 1920er Jahre völlig verarmt. Zusätzlich hatte er als Maler das Problem, dass er Zeitweise vom Erblinden bedroht war, welches nur durch zwei Operationen abgewandt werden konnte.  
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Neben seiner großen Schaffenszeit in München hatte er auch eine Vielzahl von Aufträgen um [[1912]] in Stuttgart. So malte er in der Villa Weißenburg die mehr als beeindruckende Innendekoration eines Teehauses und Gartensaals. Im Rahmen der Bundesgartenschau wurde allerdings die Innendekoration 1964 übertüncht, und die Villa samt Nebengebäuden wurde in den 1980er Jahren abgebrochen. Zu seiner Schaffensphase in Stuttgart zählt auch die Ausmalung der Aussegnungshalle des Waldfriedhofes, sowie die Deckengestaltung des Stuttgarter Theaters.  
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Letztmals konnte er mit der Ausgestaltung des Chicagoer Naturkundemuseum an frühere Erfolge anknüpfen<ref name="">[https://www.hdbg.eu/biografien/web/index.php/detail?uid=931 Julius Mössel] In ''Biografien. Haus der Bayerischen Geschichte'': „Fresken- und Dekorationsmaler, Graphiker“</ref>. Weiterhin erzielte er bescheidene Verkaufserfolge durch den Verkauf von Tafelbildern, die er überwiegend nach seinen Operationen anfertigte. Die Themen der Tafeln war überwiegend surrealistisch bzw. zeigten Tierdarstellungen. Zwei Jahre vor seinem Tod fand 1955 die letzte Ausstellung seiner Werke zu Lebzeiten statt.
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Nach dem [[Erster Weltkrieg|1. Weltkrieg]] ging die Nachfrage nach Dekorationsmalereien stark zurück. Statt neuer Aufträge versuchte Mössel zunächst sein Glück in der Gründung einer Meisterschule für Dekorationsmaler in Feldafing [[1924]]. Gleichzeitig intensivierte Mössel seine schriftstellerischen Fertigkeiten, zum Beispiel durch die Veröffentlichung einer Fiebel mit dem Titel "Die Farbe im Raume" oder "Zurückstellung künstlerischer Ungebundenheit hinter Wesen, Maß und Verhältnis des gegebenen Raums". Allerdings waren weder seine Bücher noch die Meisterschule sonderlich erfolgreich, so dass er sich zur Emigration in die USA entschloss.
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== Emigration in die USA ==
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1926 siedelt Mössel nach Chicago über, allerdings folgte seine erste Ehefrau ihm nicht in die USA, so dass der über 50jährige sich scheiden lies. Durch die Bekanntschaft mit dem Präsidenten des Warenhaus-Konzerns Sears-Roebuck, Julius Rosenwald, [[1926]], konnte Mössel zunächst an seinen Erfolgen in Deutschland vor dem 1. Weltkrieg anknüpfen, so dass er schnell zu Geld und Ruhm kam. Insbesondere der Architekt großer Industrieverwaltungen und Banken, Albert Kahn, vergab viele Aufträge an Mössel. Letztmals konnte er mit der Ausgestaltung des Chicagoer Naturkundemuseum an frühere Erfolge anknüpfen<ref name="">[https://www.hdbg.eu/biografien/web/index.php/detail?uid=931 Julius Mössel] In ''Biografien. Haus der Bayerischen Geschichte'': „Fresken- und Dekorationsmaler, Graphiker“</ref>.  
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Mit dem "[https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzer_Donnerstag Black Thuesday]", dem Börsencrash am [[24. Oktober]] [[1929]], verlor Mössel sein vollständiges Vermögen. Auch die Aufträge blieben in der Wirtschaftskrise aus, so dass Mössel völlig verarmt sein Leben in Chicago fristete. Als er auch noch den Verlust seines Augenlichtes befürchten musste, war der Tiefpunkt in seiner Karriere erreicht. Der vollständige Erblindung konnte mittels zweier kostspieligen Operationen zwar verhindert werden, der künstlerische Erfolg stellte sich aber nicht mehr ein. So verlegte er seine Malerei auf leich verkäufliche Tafelbilder, meist mit eingängigen Tiermotiven. Neben den Tafelbildern schuff er surrealistisch anmutende Bilder mit schwer entschlüsselbaren Symbolismen, die zum Teil an die Bilder von Hieronymus Bosch erinnerten.  
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== Wiederentdeckung ==
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Julius Mössel heiratete in Chicago ein zweites Mal, geriet aber sowohl in Deutschland als auch in den USA als Künstler völlig in Vergessenheit. Zwei Jahre vor seinem Tod fand [[1955]] die letzte Ausstellung seiner Werke zu Lebzeiten statt. 85jährig stirb Mössel am [[13. August]] [[1957]] in Chicago. Seine Wiederentdeckung erfolgt erst in den 1970er Jahren, als die amerikanische Kunsthistorikerin Jill Leslie Furst seinen künstlerischen Nachlass entdeckt. So fand sie eine Sammlung von rund 700 Tafelbildern bei einem Sammler in New Mexiko, der einen großen Bestand der Bild von der [[1964]] verstorbenen Mössel-Witwe übernommen hatte. Sie trug das gewonnen Material zusammen und ermöglichte es, die Werke wieder einem größeren Publikum zugänglich zu machen. 1984 wurden in einer Ausstellung auch seine Werke wieder in Deutschland (Stuttgart) zu sehen.  
    
== Werk ==
 
== Werk ==
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* Prinregententheater München
 
* Prinregententheater München
 
* Kurtheater Bad Kissingen (1905)
 
* Kurtheater Bad Kissingen (1905)
* Großes Haus des Hoftheaters, Stuttgart
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* Großes Haus des Hoftheaters, Stuttgart  
 
* Weißenburgpark, Stuttgart
 
* Weißenburgpark, Stuttgart
 
* Kaufhaus Wertheim, Berlin
 
* Kaufhaus Wertheim, Berlin
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=== Werke in Fürth ===
 
=== Werke in Fürth ===
 
* [[Offizierscasino]], [[Steubenstraße|Steubenstr.]] 27: ursprüngliche Ausstattung der Innenräume.
 
* [[Offizierscasino]], [[Steubenstraße|Steubenstr.]] 27: ursprüngliche Ausstattung der Innenräume.
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== Literatur ==
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* Fritz von Ostini: Julius Mössel. In: Fachzeitschrift für das Malergewerbe, Köln 13, 1924, S. 121 - 126
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* Dem Hanswurst nach. In: Der Spiegel vom 19. April 1982, S. 275 [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14345826.html online verfügbar]
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* Die Alte Oper in Stuttgart im Kontext der Theaterarchitektur von Max Littmann und der Dekorationsmalerei von Julius Mössel, Informationsheft zur Ausstellung der Württembergischen Staatstheater Stuttgart, 1984
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* Dr. Judith Breuer: Der Dekorations- und Kunstmaler Julius Mössel (1871 - 1957) - Schöpfer des Deckenbildes im Großen Haus der Württembergischen Staatstehater in Stuttgart. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Bd. 13, Nr. 4, 1984, S. 134 - 142
    
== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
85.802

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