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In den 1930er Jahren entstand in Deutschland das Bedürfnis nach '''Luftschutzbauten''', da sich das Deutsche Reich von feindlichen Bomberverbänden aus Polen, der Sowjetunion, England, Frankreich und Italien umzingelt sah. Mit Hilfe von Propagandapostkarten mit einer Landkarte und der Aufschrift "''Wer braucht Sicherheit im Osten/Südosten/Westen?''" (Untertitel "''die Kräfteverteilung an der deutsch-polnischen/deutsch-tschechischen/deutschen Westgrenze nach dem Friedensstand''") oder "''Die Luftbedrohung Deutschlands''" (hier war der Aktionsradius der ausländischen Bombenflugzeuge eingezeichnet und die Anzahl der Kriegsflugzeuge angegeben: Belgien mit 250, Polen mit 1000, die Tschechoslowakei mit 750 und Frankreich mit 4500) wurde die Bevölkerung auf die Notwendigkeit des passiven Luftschutzes "hingewiesen". In der Folge entstanden in den deutschen Städten eine Vielzahl von Luftschutzbauten: private Luftschutzkeller in Häusern, öffentliche Luftschutzkeller, Hochbunker und später kamen noch Deckungsgräben hinzu.
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In den 1930er-Jahren entstand in Deutschland das Bedürfnis nach '''Luftschutzbauten''', da sich das Deutsche Reich von feindlichen Bomberverbänden aus Polen, der Sowjetunion, England, Frankreich und Italien umzingelt sah. Mit Hilfe von Propagandapostkarten mit einer Landkarte und der Aufschrift "''Wer braucht Sicherheit im Osten/Südosten/Westen?''" (Untertitel "''die Kräfteverteilung an der deutsch-polnischen/deutsch-tschechischen/deutschen Westgrenze nach dem Friedensstand''") oder "''Die Luftbedrohung Deutschlands''" (hier war der Aktionsradius der ausländischen Bombenflugzeuge eingezeichnet und die Anzahl der Kriegsflugzeuge angegeben: Belgien mit 250, Polen mit 1000, die Tschechoslowakei mit 750 und Frankreich mit 4500) wurde die Bevölkerung auf die Notwendigkeit des passiven Luftschutzes "hingewiesen". In der Folge entstand in den deutschen Städten eine Vielzahl von Luftschutzbauten: private Luftschutzkeller in Häusern, öffentliche Luftschutzkeller, Hochbunker, und später kamen noch Deckungsgräben hinzu.
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Im Juni [[1933]], während der ersten Fürther NS-Flugwoche, fand im Geismannsaal eine Ausstellung zum Thema Luftschutz statt. Im Oktober desselben Jahres richete der "Luftschutztrupp Ekkehard e. V." im Keller des Pfisterschulhauses einen Musterluftschutzraum ein und führte erste Schulungen durch. Am 18. November 1935 hatten die Fürther ihre erste Verdunkelungsübung durchzuführen.  
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Im Juni [[1933]], während der ersten Fürther NS-Flugwoche, fand im Geismannsaal eine Ausstellung zum Thema Luftschutz statt. Im Oktober desselben Jahres richtete der "Luftschutztrupp Ekkehard e. V." im Keller des Pfisterschulhauses einen Musterluftschutzraum ein und führte erste Schulungen durch. Am 18. November 1935 hatten die Fürther ihre erste Verdunkelungsübung durchzuführen.  
    
Im Januar [[1937]] kamen dann die ersten Fliegeralarmübungen hinzu. Bei Kriegsbeginn wurden die Häuser mit - teilweise noch [[2012]] sichtbaren - Hinweisen versehen: Pfeile und Buchstabenkombinationen: LSR (Luftschutzraum), NA (Notausstieg), LSNA (Luftschutznotausstieg) und [[1943]] kamen zudem noch weiße Pfeile (z.B. Aufnahmeraum Fronmüllersteg) hinzu. Weitereführende Informationen finden sich im Artikel [[Luftschutzzeichen in Fürth]].
 
Im Januar [[1937]] kamen dann die ersten Fliegeralarmübungen hinzu. Bei Kriegsbeginn wurden die Häuser mit - teilweise noch [[2012]] sichtbaren - Hinweisen versehen: Pfeile und Buchstabenkombinationen: LSR (Luftschutzraum), NA (Notausstieg), LSNA (Luftschutznotausstieg) und [[1943]] kamen zudem noch weiße Pfeile (z.B. Aufnahmeraum Fronmüllersteg) hinzu. Weitereführende Informationen finden sich im Artikel [[Luftschutzzeichen in Fürth]].
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[[Bild:Hochbunker_Kronacher_Str.JPG|thumb|Hochbunker [[Kronacher Straße]]]]
 
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[[Datei:Bunker Langfuhrer Straße.jpg|thumb|right|150px|Lage des Bunkers Langfuhrer Straße, Katasterauschnitt 1965]]
 
[[Datei:Bunker Langfuhrer Straße.jpg|thumb|right|150px|Lage des Bunkers Langfuhrer Straße, Katasterauschnitt 1965]]
In der Kleeblattstadt entstanden nacheinander zehn Hochbunker in Stadtteilen mit besonderer Gefährdungslage und deren Häuser in der Mehrzahl keine Keller hatten. Drei wurden nach dem Krieg nicht entmilitarisiert (durch Sprengung unbrauchbar gemacht), sie wurden in der Zeit den Kalten Krieges instandgesetzt und ab [[2009]] aus der Zivilschutzbindung entlassen.
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In der Kleeblattstadt entstanden nacheinander zehn Hochbunker in Stadtteilen mit besonderer Gefährdungslage, deren Häuser in der Mehrzahl keine Keller hatten. Drei wurden nach dem Krieg nicht entmilitarisiert (durch Sprengung unbrauchbar gemacht), sie wurden in der Zeit des Kalten Krieges instandgesetzt und ab [[2009]] aus der Zivilschutzbindung entlassen.
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* {{Chronik Bauten|10. April|1941|Der Bunker [[Birkenstraße]] (heute [[Otto-Seeling-Promenade]]) mit Rettungsstelle und 67 Plätzen (40 Liege- und 27 Sitzplätze) wird durch die Fa. [[Hans Röllinger KG]] fertiggestellt.}} Nach dem Krieg wurde er entmilitarisiert und ein Wall angeschüttet. Heute befindet sich auf seinem Dach ein Kinderspielplatz.
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* {{Chronik Bauten|10. April|1941|Der Bunker [[Birkenstraße]] (heute [[Otto-Seeling-Promenade]]) mit Rettungsstelle und 67 Plätzen (40 Liege- und 27 Sitzplätzen) wird durch die Fa. [[Hans Röllinger KG]] fertiggestellt.}} Nach dem Krieg wurde er entmilitarisiert und ein Wall angeschüttet. Heute befindet sich auf seinem Dach ein Kinderspielplatz.
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* {{Chronik Bauten|17. April|1941|Der "[[Schwandbunker]]" [[Julius-Streicher-Straße]] (heute [[Friedrich-Ebert-Straße]]) mit 345 Plätzen wird fertiggestellt.}} Der Bunker auf der Schwand hatte eine Kapazität von 788 Plätzen und wurde nach Entlassung aus der Zivilschutzbindung am [[31. Dezember]] [[2012]] von der Stadt Fürth im darauffolgendem Jahr erworben. Seit Herbst [[2013]] ist der Hochbunker in der Friedrich-Ebert-Straße eine Außenstelle des Stadtmuseums Fürth.
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* {{Chronik Bauten|17. April|1941|Der "[[Schwandbunker]]" [[Julius-Streicher-Straße]] (heute [[Friedrich-Ebert-Straße]]) mit 345 Plätzen wird fertiggestellt.}} Der Bunker auf der Schwand hatte eine Kapazität von 788 Plätzen und wurde nach Entlassung aus der Zivilschutzbindung am [[31. Dezember]] [[2012]] von der Stadt Fürth im darauffolgenden Jahr erworben. Seit Herbst [[2013]] ist der Hochbunker in der Friedrich-Ebert-Straße eine Außenstelle des Stadtmuseums Fürth.
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* {{Chronik Bauten|25. April|1941|Der [[Ronwaldbunker]] in der [[Ronwaldsiedlung]] an der ([[Ronwaldstraße]] 11), unweit des Geländes der [[Dynamit-Nobel-AG]] mit Platz für bis zu 1072 Personen wird fertiggestellt.}} Er war noch bis zum Jahr [[2007]] als Katastrophenschutzbunker aktiv und wurde [[2011]] zum Wohnhaus umgebaut.
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* {{Chronik Bauten|25. April|1941|Der [[Ronwaldbunker]] in der [[Ronwaldsiedlung]] an der ([[Ronwaldstraße]] 11), unweit des Geländes der [[Dynamit-Nobel-AG]], mit Platz für bis zu 1072 Personen wird fertiggestellt.}} Er war noch bis zum Jahr [[2007]] als Katastrophenschutzbunker aktiv und wurde [[2011]] zum Wohnhaus umgebaut.
    
* {{Chronik Bauten|15. August|1941|Der Bunker [[Skagerrakstraße]] (heute [[Kieler Straße]]) mit 250 Plätzen wird fertiggestellt.}} Nach dem Krieg wurde er entfernt.
 
* {{Chronik Bauten|15. August|1941|Der Bunker [[Skagerrakstraße]] (heute [[Kieler Straße]]) mit 250 Plätzen wird fertiggestellt.}} Nach dem Krieg wurde er entfernt.
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* {{Chronik Bauten|30. September|1941|Der [[Eschenaubunker]] in der [[Eschenau|Eschenausiedlung]], (Zur Eschenau Nummer 33) mit 530 Plätzen wird fertiggestellt.}} Er wurde 1948 gesprengt und Ende 1982 für den Bau der neuen Siedlung abgerissen. Vor dem Abriss beheimatete der Bunker noch eine Zeit lang den Gemischtwarenladen [[Daucher]].
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* {{Chronik Bauten|30. September|1941|Der [[Eschenaubunker]] in der [[Eschenau|Eschenausiedlung]] (Zur Eschenau Nummer 33) mit 530 Plätzen wird fertiggestellt.}} Er wurde 1948 gesprengt und Ende 1982 für den Bau der neuen Siedlung abgerissen. Vor dem Abriss beheimatete der Bunker noch eine Zeit lang den Gemischtwarenladen [[Daucher]].
    
* {{Chronik Bauten|15. Juni|1942|Der [[Bunker Langfuhrer Straße]] (heute [[Stettiner Straße]] 21/23) mit 370 Plätzen wird fertiggestellt.}} Um 1970 wurde er entfernt.
 
* {{Chronik Bauten|15. Juni|1942|Der [[Bunker Langfuhrer Straße]] (heute [[Stettiner Straße]] 21/23) mit 370 Plätzen wird fertiggestellt.}} Um 1970 wurde er entfernt.
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* {{Chronik Bauten|15. März|1942|Der [[Bunker Mühltalstraße]] mit 250 Schutzplätzen wird fertig gestellt.}} Unweit der Einmündung der [[Mühltalstraße]] in die [[Unterfarrnbacher Straße]] befinden sich auch heute noch die Reste des ehemaligen Bunkers. Der nach dem Krieg gesprengte Bau wurde von einem Architekten umgestaltet und teilweise überbaut. Bei der Sprengung - die nicht wirklich erfolgreich war - brach lediglich die Bunkerdecke an der einen Längsseite durch und stürzte so ein.
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* {{Chronik Bauten|15. März|1942|Der [[Bunker Mühltalstraße]] mit 250 Schutzplätzen wird fertiggestellt.}} Unweit der Einmündung der [[Mühltalstraße]] in die [[Unterfarrnbacher Straße]] befinden sich auch heute noch die Reste des ehemaligen Bunkers. Der nach dem Krieg gesprengte Bau wurde von einem Architekten umgestaltet und teilweise überbaut. Bei der Sprengung - die nicht wirklich erfolgreich war - brach lediglich die Bunkerdecke an der einen Längsseite durch und stürzte so ein.
    
* [[Kronacherbunker]] [[Kronacher Straße]]: An der Einmündung des Laubenwegs in die Kronacher Straße steht auch heute noch der imposante Luftschutzbunker. Er konnte offiziell 901 Personen Schutz bieten.
 
* [[Kronacherbunker]] [[Kronacher Straße]]: An der Einmündung des Laubenwegs in die Kronacher Straße steht auch heute noch der imposante Luftschutzbunker. Er konnte offiziell 901 Personen Schutz bieten.
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== Öffentliche und private Luftschutzräume bis 1945 ==
 
== Öffentliche und private Luftschutzräume bis 1945 ==
 
[[Datei:Marienbergstollen.jpg|miniatur|Verlauf des Mariensteigstollens.]]
 
[[Datei:Marienbergstollen.jpg|miniatur|Verlauf des Mariensteigstollens.]]
[[Datei:Karolinenstraße 64 4.jpg|thumb|left|Kennzeichnung ''NA'' für Notausstieg eines privaten Schutzraumes ([[Karolinenstraße 64|Karolinenstr. 64)]]]]
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[[Datei:Karolinenstraße 64 4.jpg|thumb|left|Kennzeichnung ''NA'' für Notausstieg eines privaten Schutzraums ([[Karolinenstraße 64|Karolinenstr. 64)]]]]
 
Zusätzlich zu den massiven Hochbunkern entstanden in Fürth auch zahlreiche öffentliche und private Tiefbunker, also Bunker unter der Erde. Oft handelte es sich dabei um zweckentfremdete Brauereikeller, die ursprünglich zur Lagerung von Bier genutzt wurden.
 
Zusätzlich zu den massiven Hochbunkern entstanden in Fürth auch zahlreiche öffentliche und private Tiefbunker, also Bunker unter der Erde. Oft handelte es sich dabei um zweckentfremdete Brauereikeller, die ursprünglich zur Lagerung von Bier genutzt wurden.
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Der Fürther Unternehmer [[Gustav_Schickedanz|Gustav Schickedanz]] richtete unter dem von ihm gekauften Anwesen Schlageterplatz 10 (heute Freiheit 10) ebenfalls einen Schutzraum ein. Der Keller war ursprünglich für Schickedanz' Angestellte gedacht, wurde jedoch auch als öffentlicher Luftschutzraum genutzt. Der Zugang befand sich auf der Freiheit, etwa vor dem heutigen Eingang des ehemaligen [[Quelle]]-Kaufhauses. Ausgelegt war der Bunker für 1.200 Personen, im Februar 1945 suchten allerdings etwa 4.000 Personen Schutz.
 
Der Fürther Unternehmer [[Gustav_Schickedanz|Gustav Schickedanz]] richtete unter dem von ihm gekauften Anwesen Schlageterplatz 10 (heute Freiheit 10) ebenfalls einen Schutzraum ein. Der Keller war ursprünglich für Schickedanz' Angestellte gedacht, wurde jedoch auch als öffentlicher Luftschutzraum genutzt. Der Zugang befand sich auf der Freiheit, etwa vor dem heutigen Eingang des ehemaligen [[Quelle]]-Kaufhauses. Ausgelegt war der Bunker für 1.200 Personen, im Februar 1945 suchten allerdings etwa 4.000 Personen Schutz.
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Zu diesen "geplanten" öffentlichen Luftschutzanlagen kamen noch eine große Zahl von Kellern, die mehr oder weniger in Privatinitiative zu Schutzräumen umgebaut wurden. Bei diesen Umbauten handelte es sich in der Mehrzahl um die Verstärkung von Deckenbalken, Mauerdurchbrüchen zur Schaffung von Notausgängen und der sogenannten "Schwerentflammbarmachung", also dem Ausbau allen brennbaren Materials. Auch Stahltüren und Filteranlagen wurden teilweise eingebaut.
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Zu diesen "geplanten" öffentlichen Luftschutzanlagen kam noch eine große Zahl von Kellern, die mehr oder weniger in Privatinitiative zu Schutzräumen umgebaut wurden. Bei diesen Umbauten handelte es sich in der Mehrzahl um die Verstärkung von Deckenbalken, Mauerdurchbrüchen zur Schaffung von Notausgängen und der sogenannten "Schwerentflammbarmachung", also dem Ausbau alles brennbaren Materials. Auch Stahltüren und Filteranlagen wurden teilweise eingebaut.
    
Auffällige Markierungen an den Wänden und Eingängen wiesen sowohl auf die Räume selbst, als auch auf die Zu- und Ausgänge hin. Viele dieser Markierungen lassen sich auch heute noch an den alten Gebäuden der Innenstadt erkennen.
 
Auffällige Markierungen an den Wänden und Eingängen wiesen sowohl auf die Räume selbst, als auch auf die Zu- und Ausgänge hin. Viele dieser Markierungen lassen sich auch heute noch an den alten Gebäuden der Innenstadt erkennen.
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== Weitere Luftschutzvorkehrungen ==
 
== Weitere Luftschutzvorkehrungen ==
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Um die Bevölkerung und die Bauwerke der Stadt zu schützen wurden nicht nur Bunker errichtet und Keller ausgebaut sondern auch noch einige weitere Vorkehrungen getroffen. So entstanden an mehreren Stellen Spiltterschutzgräben, zum Beispiel auf dem [[Schulhof|Judenschulhof]] zwischen der Königs- und der Mohrenstraße und auf dem Schlageterplatz.
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Um die Bevölkerung und die Bauwerke der Stadt zu schützen, wurden nicht nur Bunker errichtet und Keller ausgebaut, sondern auch noch einige weitere Vorkehrungen getroffen. So entstanden an mehreren Stellen Splitterschutzgräben, zum Beispiel auf dem [[Schulhof|Judenschulhof]] zwischen der Königs- und der Mohrenstraße und auf dem Schlageterplatz (Fürther Freiheit).
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Um die Versorgung mit Löschwasser auch bei einem Ausfall der Wasserleitungen zu sichern wurden im Stadtgebiet große Löschwasserfässer aufgestellt und Löschwasserteiche angelegt. Ein solcher wurde auf dem [[Königsplatz]] angelegt, unterirdisch unter dem Bahnhofsplatz, unter dem Schlageterplatz und auch der historische jüdische Friedhof wurde mit einem solchen Löschwasserteich überbaut.
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Um die Versorgung mit Löschwasser auch bei einem Ausfall der Wasserleitungen zu sichern, wurden im Stadtgebiet große Löschwasserfässer aufgestellt und Löschwasserteiche angelegt. Ein solcher wurde auf dem [[Königsplatz]] angelegt, unterirdische unter dem Bahnhofsplatz, unter dem Schlageterplatz, und auch der historische jüdische Friedhof wurde mit einem solchen Löschwasserteich überbaut.
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Ein wichtiger Teil des Luftschutzes war die Schaffung von sogenannten Aufnahmeräumen. Hierbei handelte es sich um größere Freiflächen, auf die sich Menschen flüchten sollten, wenn es zu größeren Bränden kommen sollte. Auf diese Flächen wurde durch Pfeile an Gebäuden hingewiesen. In Fürth gab es vier solcher Aufnahmeräume: der [[Schlageterplatz]] ([[Fürther Freiheit]]) sowie am [[Lindenhain]], [[Karlsteg]] und [[Fronmüllersteg]]. Von diesen Flächen aus sollten - sofern nötig - später weitere Evakuierungen aus durchgeführt werden, zum Beispiel auf Sportplätze am Stadtrand.
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Ein wichtiger Teil des Luftschutzes war die Schaffung von sogenannten Aufnahmeräumen. Hierbei handelte es sich um größere Freiflächen, auf die sich Menschen flüchten sollten, wenn es zu größeren Bränden kommen sollte. Auf diese Flächen wurde durch Pfeile an Gebäuden hingewiesen. In Fürth gab es vier solcher Aufnahmeräume: der [[Schlageterplatz]] ([[Fürther Freiheit]]) sowie am [[Lindenhain]], [[Karlsteg]] und [[Fronmüllersteg]]. Von diesen Flächen aus sollten - sofern nötig - später weitere Evakuierungen durchgeführt werden, zum Beispiel auf Sportplätze am Stadtrand.
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Auch die sogenannte "Schwerentflammbarkeitsmachung" war ein Teil des Luftschutzes. Hierbei wurden aus den Dächern alle Holzbauteile entfernt, die nicht unbedingt nötig waren, um eventuellen Brandbomben keine Nahrung zu bieten. Der Rest der Balken und Sparren wurde mit Kalkfarbe überstrichen, um die Entflammbarkeit zu verringern. Aus dem gleichen Grund wurden auch Hinterhöfe entrümpelt. Zusätzlich wurden - neben den Löschwasserfässern, die im Winter zufrieren konnten - noch weitere Löschmittel bereitgestellt. In der Hauptsache Sand, mit dem man auch brennenden Phosphor löschen konnte.
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Auch die sogenannte "Schwerentflammbarkeitsmachung" war ein Teil des Luftschutzes. Hierbei wurden aus den Dächern alle Holzbauteile entfernt, die nicht unbedingt nötig waren, um eventuellen Brandbomben keine Nahrung zu bieten. Der Rest der Balken und Sparren wurde mit Kalkfarbe überstrichen, um die Entflammbarkeit zu verringern. Aus dem gleichen Grund wurden auch Hinterhöfe entrümpelt. Zusätzlich wurden - neben den Löschwasserfässern, die im Winter zufrieren konnten - noch weitere Löschmittel bereitgestellt, in der Hauptsache Sand, mit dem man auch brennenden Phosphor löschen konnte.
 
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== Luftschutzbauten heute ==
 
== Luftschutzbauten heute ==
    
[[Bild:BunkerEigenesHeim.jpg|thumb|Der Bunker [[Friedrich-Ebert-Straße|Friedrich-Ebert-Str.]]]]
 
[[Bild:BunkerEigenesHeim.jpg|thumb|Der Bunker [[Friedrich-Ebert-Straße|Friedrich-Ebert-Str.]]]]
In den 1980er Jahren bemühte sich die Stadt Fürth um Mittel, um den "[[Grüner-Keller]]" wieder zu einem vollwertigen und modernen Schutzraum bzw. als unterirdisches Krankenhaus auszubauen, einem sog. Hilfskrankenhaus. Die Planungen endeten nach dem Wegfall der Bedrohung durch den Kalten Krieg endgültig im Jahr [[1991]] durch Streichung der Mittel seitens des Bundes.
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In den 1980er-Jahren bemühte sich die Stadt Fürth um Mittel, um den "[[Grüner-Keller]]" wieder zu einem vollwertigen und modernen Schutzraum bzw. als unterirdisches Krankenhaus auszubauen, als sog. Hilfskrankenhaus. Die Planungen endeten nach dem Wegfall der Bedrohung durch den Kalten Krieg endgültig im Jahr [[1991]] durch Streichung der Mittel seitens des Bundes.
    
Neben einer weiteren Nutzung der noch erhaltenen Bunker in der [[Ronwaldsiedlung]], der [[Friedrich-Ebert-Straße]] und des Bunkers in der [[Kronacher Straße]] entstanden in Fürth noch zwei weitere Schutzräume, die ABC-Schutz für die Fürther Bevölkerung bieten sollten. Diese waren jedoch nicht ausschließlich als Bunker gebaut, sondern als sogenannte "Mehrzweckanlage" (MZA). In Friedenszeiten dienen beide Anlagen als Parkgaragen.  
 
Neben einer weiteren Nutzung der noch erhaltenen Bunker in der [[Ronwaldsiedlung]], der [[Friedrich-Ebert-Straße]] und des Bunkers in der [[Kronacher Straße]] entstanden in Fürth noch zwei weitere Schutzräume, die ABC-Schutz für die Fürther Bevölkerung bieten sollten. Diese waren jedoch nicht ausschließlich als Bunker gebaut, sondern als sogenannte "Mehrzweckanlage" (MZA). In Friedenszeiten dienen beide Anlagen als Parkgaragen.  
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Seit dem [[1. Januar]] [[2011]] besitzt die Stadt Fürth keine offziellen Schutzräume mehr, die als Bunkeranlagen für die Bevölkerung dienen könnten. Die letzten Bunker, die noch in Betrieb waren, waren die Mehrzweckanlagen unterhalb der Stadthalle und [[City-Center]] (Tiefgarage) und die beiden Hochbunker im [[Laubenweg]] und [[Friedrich-Ebert-Straße]]. Der sog. ''Schwandbunker'' wurde im Dezember [[2012]] von der Stadt Fürth von der Bundesimmobilienverwaltung günstig erworben. Bei dem Bunkerfest am [[20. Oktober]] [[2013]] gab der [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Thomas Jung]] und die Sozial- und Kulturreferentin [[Elisabeth Reichert]] bekannt, dass der ''Schwandbunker'' ab [[2014]] als eine weitere Außendienststelle des [[Stadtmuseum]]s fungieren wird mit Ausstellungen und Führungen rund um das Thema "Kalter Krieg".
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Seit dem [[1. Januar]] [[2011]] besitzt die Stadt Fürth keine offziellen Schutzräume mehr, die als Bunkeranlagen für die Bevölkerung dienen könnten. Die letzten Bunker, die noch in Betrieb waren, waren die Mehrzweckanlagen unterhalb der Stadthalle und dem [[City-Center]] (Tiefgarage) und die beiden Hochbunker im [[Laubenweg]] und in der [[Friedrich-Ebert-Straße]]. Der sog. ''Schwandbunker'' wurde im Dezember [[2012]] von der Stadt Fürth von der Bundesimmobilienverwaltung günstig erworben. Bei dem Bunkerfest am [[20. Oktober]] [[2013]] gaben der [[Oberbürgermeister]] Dr. [[Thomas Jung]] und die Sozial- und Kulturreferentin [[Elisabeth Reichert]] bekannt, dass der ''Schwandbunker'' ab [[2014]] als eine weitere Außendienststelle des [[Stadtmuseum]]s fungieren wird mit Ausstellungen und Führungen rund um das Thema "Kalter Krieg".
 
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==Mehrzweckanlagen Stadthalle & City-Center==
 
==Mehrzweckanlagen Stadthalle & City-Center==
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In der Stadt Fürth wurden nach dem Krieg zwei Mehrzweckanlagen gebaut. Eine Anlage war in der Tiefgarage der [[Stadthalle]] zu finden, die allerdings aus der Zivilschutzbindung im Jahr [[2009]] herausgenommen wurde. Hier konnten im sog. Verteidigungsfall (V-Fall) bis zu 3.300 Personen Platz finden.  
 
In der Stadt Fürth wurden nach dem Krieg zwei Mehrzweckanlagen gebaut. Eine Anlage war in der Tiefgarage der [[Stadthalle]] zu finden, die allerdings aus der Zivilschutzbindung im Jahr [[2009]] herausgenommen wurde. Hier konnten im sog. Verteidigungsfall (V-Fall) bis zu 3.300 Personen Platz finden.  
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In der zweiten Anlage – dem [[City-Center]] – haben offiziell 5.217 Personen Platz, also knapp 5.000 Personen. Da die Höchstschutzplatzanzahl in Mehrzweckanlagen bei 3.000 Personen lag, wurde die Anlage unterhalb des City-Centers in zwei Anlagen getrennt mit je 2.500 Schutzplätzen. Damit war die Anlage unterhalb des City-Centers die 6-größte Anlage in Deutschland (BRD). Lediglich in Mannheim, Bonn, Ingolstadt, Siegen und Kassel gab es größere Anlagen. Am [[19. Dezember]] [[1981]] verkauft die Stadt Fürth das [[Geismann-Areal]] an die Bayern Immobilien Treuhand (BIT) mit der Maßgabe in den Tiefgeschossen eine Mehrzweckhalle zu errichten, d.h. einen öffentlichen Luftschutzraum für ca. 5.000 Personen. Im Gegenzug versprach die Stadt Zuschüsse von der Bundesrepublik für die Mehrkosten zu besorgen. Ein Grund hier die Tiefgarage mit Mehrzweckhalle zu errichten war, das es hier bereits durch die Brauerei einen entsprechend ausgehobenen (Luftschutz-)Bierkeller von [[1942]] bzw. erweitert [[1944]] gab – was die Aushubarbeiten erleichterte.  
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In der zweiten Anlage – dem [[City-Center]] – haben offiziell 5.217 Personen Platz, also knapp 5.000 Personen. Da die Höchstschutzplatzanzahl in Mehrzweckanlagen bei 3.000 Personen lag, wurde die Anlage unterhalb des City-Centers in zwei Anlagen getrennt mit je 2.500 Schutzplätzen. Damit war die Anlage unterhalb des City-Centers die sechstgrößte Anlage in Deutschland (BRD). Lediglich in Mannheim, Bonn, Ingolstadt, Siegen und Kassel gab es größere Anlagen. Am [[19. Dezember]] [[1981]] verkaufte die Stadt Fürth das [[Geismann-Areal]] an die Bayern Immobilien Treuhand (BIT) mit der Maßgabe, in den Tiefgeschossen eine Mehrzweckhalle zu errichten, d.h. einen öffentlichen Luftschutzraum für ca. 5.000 Personen. Im Gegenzug versprach die Stadt, Zuschüsse der Bundesrepublik für die Mehrkosten zu besorgen. Ein Grund, hier die Tiefgarage mit Mehrzweckhalle zu errichten, war, dass es hier bereits durch die Brauerei einen entsprechend ausgehobenen (Luftschutz-)Bierkeller von [[1942]] bzw. erweitert [[1944]] gab – was die Aushubarbeiten erleichterte.  
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Der Bundeszuschuss, nach entsprechend positiver zivitschutztaktischer Prüfung und Eignung, betrug [[1982]] pro Schutzplatz
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Der Bundeszuschuss nach entsprechend positiver zivilschutztaktischer Prüfung und Eignung betrug [[1982]] pro Schutzplatz
890 DM. Insgesamt wurden somit vom Bund 4.5 Mio DM für den Bau der Mehrzweckanlage bezahlt. Im November [[1985]] ging der Luftschutzkeller offiziell in Betrieb durch die Überprüfung durch das Finanzbauamt Nürnberg. Gleichzeitig wird die Anlage der Stadt
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890 DM. Insgesamt wurden somit vom Bund 4,5 Mio DM für den Bau der Mehrzweckanlage bezahlt. Im November [[1985]] ging der Luftschutzkeller offiziell in Betrieb nach der Überprüfung durch das Finanzbauamt Nürnberg. Gleichzeitig wurde die Anlage der Stadt Fürth zur Verwaltung und zum Unterhalt übergeben. Dies blieb auch bis zum [[31. Dezember]] [[2011]] so. Bis dahin wurde die Anlage als Zivilschutzanlage gewartet und betrieben. Bereits drei Jahre zuvor, nämlich seit dem [[09. Mai]] [[2007]], wurden Anstrengungen der Stadt Fürth unternommen, die Anlage aus der Zivilschutzbindung herauszulösen. Dies ist sicherlich auch unter dem Gesichtspunkt zu sehen, dass die Stadt Fürth die Verkaufsverhandlungen des [[City-Center]]s unterstützte, da eine Zivilschutzbindung nur zusätzliche Bürokratie und Verzögerung nach sich zieht und somit den Verkauf insgesamt unter ein ungünstigeres Licht rücken lässt. Am [[24. Mai]] des gleichen Jahres entschied bereits das  Bundesinnenministerium, den öffentlichen Schutzraum unterhalb des [[City-Center]]s aufzugeben. Dies geschah sicherlich auch unter dem Aspekt, dass der aktuelle Bauzustand alles andere für unwahrscheinlich erscheinen ließ.  
Fürth zur Verwaltung und zum Unterhalt übergeben. Dies blieb auch bis zum [[31. Dezember]] [[2011]] so. Bis dahin wurde die Anlage als Zivilschutzanlage gewartet und betrieben. Bereits drei Jahre zuvor, nämlich seit dem [[09. Mai]] [[2007]] wurden Anstrengungen der Stadt Fürth unternommen, die Anlage aus der Zivilschutzbindung herauszulösen. Dies ist sicherlich auch unter dem Gesichtspunkt zu sehen, dass die Stadt Fürth die Verkaufsverhandlungen des [[City-Center]]s unterstütze, da eine Zivilschutzbindung nur zusätzliche Bürokratie und Verzögerung nach sich zieht und somit den Verkauf insgesamt unter ein ungünstigeres Licht rücken lässt. Am [[24. Mai]] gleichen Jahres entschied bereits das  Bundesinnenministerium den öffentlichen Schutzraum unterhalb des [[City-Center]]s aufzugeben. Dies geschah sicherlich auch unter dem Aspekt, dass der aktuelle Bauzustand alles andere für unwahrscheinlich erschienen lies.  
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Erst seit dem [[1. Januar]] [[2012]] ist die Anlage aus dem Zivilschutz entlassen worden. Somit hat die Stadt Fürth seit dem [[1. Januar]] [[2012]] keinen öffentlichen Schutzraum mehr. Auch der letztverbliebene Hochschutzbunker in der [[Friedrich-Ebert-Straße]] wurde zum [[31. Dezember]] [[2011]] aufgelassen und entwidmet. Im Planungsstand - aber nie verwirklicht: Schutzanlage im Parkhaus Marktkauf, Schutzanlage in der Tiefgarage am Kellerberg (ehem. [[Bergbräu]]) & Hilfskrankenhaus unterhalb des [[Klinikum_Fürth|Klinikums]] (ehem. [[Grüner-Keller|Grüner Keller]]).
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Erst am [[1. Januar]] [[2012]] ist die Anlage aus dem Zivilschutz entlassen worden. Somit hat die Stadt Fürth seit dem [[1. Januar]] [[2012]] keinen öffentlichen Schutzraum mehr. Auch der letztverbliebene Hochschutzbunker in der [[Friedrich-Ebert-Straße]] wurde zum [[31. Dezember]] [[2011]] aufgelassen und entwidmet. Im Planungsstand - aber nie verwirklicht: Schutzanlage im Parkhaus Marktkauf, Schutzanlage in der Tiefgarage am Kellerberg (ehem. [[Bergbräu]]) & Hilfskrankenhaus unterhalb des [[Klinikum_Fürth|Klinikums]] (ehem. [[Grüner-Keller|Grüner Keller]]).
    
==Literatur==
 
==Literatur==
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