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'''Max Bernstein''' (geb. [[12. Mai]] [[1854]] in [[Fürth]]; gest. [[5. März]] [[1925]] in München) war als Kunst- und Theaterkritiker, als Organisator, Anreger und Förderer vieler Schriftsteller und Künstler sowie als Anwalt der literarischen und politischen Opposition eine zentrale Gestalt des literarischen Lebens im Deutschen Reich, dessen Bedeutung weniger in seinem literarischen Werk als in seinen zahlreichen literatur- und kulturhistorisch relevanten Tätigkeiten zu sehen ist.
 
'''Max Bernstein''' (geb. [[12. Mai]] [[1854]] in [[Fürth]]; gest. [[5. März]] [[1925]] in München) war als Kunst- und Theaterkritiker, als Organisator, Anreger und Förderer vieler Schriftsteller und Künstler sowie als Anwalt der literarischen und politischen Opposition eine zentrale Gestalt des literarischen Lebens im Deutschen Reich, dessen Bedeutung weniger in seinem literarischen Werk als in seinen zahlreichen literatur- und kulturhistorisch relevanten Tätigkeiten zu sehen ist.
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Er war verheiratet mit der Schriftstellerin Elsa Bernstein, geb. Porges, die gemeinsame Tochter Eva war verheiratet mit Klaus Hauptmann, dem Sohn von [https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhart_Hauptmann Gerhart Hauptmann].
 
Er war verheiratet mit der Schriftstellerin Elsa Bernstein, geb. Porges, die gemeinsame Tochter Eva war verheiratet mit Klaus Hauptmann, dem Sohn von [https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhart_Hauptmann Gerhart Hauptmann].
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== Der Kunstkritiker ==
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== Leben und Wirken ==
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== Kunst- und Theaterkritiker ==
 
Bekannt wurde Bernstein ab 1878 als ein Kunstkritiker, der heftige Satire in der Tradition Heines nicht scheute, unrealistische Kunst gnadenlos verspottete, sich für den Realismus, den Naturalismus, den Impressionismus und die Moderne einsetzte, dabei Mäzenatentum zugunsten eines freien Kunstmarktes (wie dann später von der Secession verwirklicht) strikt ablehnte und mit verschiedenen Zeitschriftenprojekten zur Vorgeschichte etwa der Zeitschriften Kunst für alle und Die Jugend entscheidend beitrug. Insbesondere setzte er sich für Max Liebermann und Bruno Piglhein ein.
 
Bekannt wurde Bernstein ab 1878 als ein Kunstkritiker, der heftige Satire in der Tradition Heines nicht scheute, unrealistische Kunst gnadenlos verspottete, sich für den Realismus, den Naturalismus, den Impressionismus und die Moderne einsetzte, dabei Mäzenatentum zugunsten eines freien Kunstmarktes (wie dann später von der Secession verwirklicht) strikt ablehnte und mit verschiedenen Zeitschriftenprojekten zur Vorgeschichte etwa der Zeitschriften Kunst für alle und Die Jugend entscheidend beitrug. Insbesondere setzte er sich für Max Liebermann und Bruno Piglhein ein.
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== Der Theaterkritiker ==
   
Als Theaterkritiker war Bernstein mit seinen detaillierten Besprechungen, die selbst vor einzelnen Aussprachefehlern nicht Halt machten, so gefürchtet, dass er die Spielplanpolitik der Münchener Theater mitbestimmen konnte. Henrik Ibsen verdankt ihm seine große Wirkung in Deutschland, die Durchsetzung Gerhart Hauptmanns auch im süddeutschen Raum ist Bernsteins Verdienst. Mit seiner Ablehnung der großen Ausstattungsstücke (z. B. der Meininger) dieser Zeit wurde er ein theoretischer Vorbereiter Max Reinhardts.
 
Als Theaterkritiker war Bernstein mit seinen detaillierten Besprechungen, die selbst vor einzelnen Aussprachefehlern nicht Halt machten, so gefürchtet, dass er die Spielplanpolitik der Münchener Theater mitbestimmen konnte. Henrik Ibsen verdankt ihm seine große Wirkung in Deutschland, die Durchsetzung Gerhart Hauptmanns auch im süddeutschen Raum ist Bernsteins Verdienst. Mit seiner Ablehnung der großen Ausstattungsstücke (z. B. der Meininger) dieser Zeit wurde er ein theoretischer Vorbereiter Max Reinhardts.
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== Literarisches Leben ==
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Auch als durch Deutschland tourender Vortragsredner setzte Bernstein sich für die neue Literatur des Naturalismus ein und begründete diesen bereits Anfang der 1880er Jahre theoretisch in Reden, über die meist auf der ersten Seite überregionaler Blätter (Münchner Neueste Nachrichten, Frankfurter Zeitung, Berliner Tageblatt) berichtet wurde. Er nahm, ohne dies je in Buchform zu veröffentlichen, an diesen prominenten Publikationsorten vieles von dem vorweg, was andere später in Büchern publizierten und was heute als programmatische Begründung des Naturalismus gilt.
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Im steten Kampf gegen die Zensur entwickelte Bernstein mit Freunden Methoden, um Theaterstücke trotz eines polizeilichen Verbotes dadurch aufführen zu können, dass man die Aufführung für "unöffentlich" erklärte. Der Siegeszug von Ibsens Gespenstern in Deutschland ist diesem Trick zu verdanken. Ohne ihn hätte es die Freie Bühne und damit eine der zentralen Instanzen der literarischen Moderne in Deutschland nie gegeben.
      
== Der Redner ==
 
== Der Redner ==
 
Als frei improvisierender Redner war Bernstein berühmt und konnte die Massen (etwa gegen die lex Heinze) bewegen. Prozesse, in denen er als Anwalt auftrat, wurden besucht wie sensationelle Theaterstücke, die großen Tageszeitungen druckten seine Plädoyers so ausführlich ab, dass er sich Vorwürfen ausgesetzt sah, das Werbeverbot für Anwälte zu unterlaufen. Das Münchener Amtsgerichtsgebäude musste umgebaut werden, um den Publikumsansturm bewältigen zu können.
 
Als frei improvisierender Redner war Bernstein berühmt und konnte die Massen (etwa gegen die lex Heinze) bewegen. Prozesse, in denen er als Anwalt auftrat, wurden besucht wie sensationelle Theaterstücke, die großen Tageszeitungen druckten seine Plädoyers so ausführlich ab, dass er sich Vorwürfen ausgesetzt sah, das Werbeverbot für Anwälte zu unterlaufen. Das Münchener Amtsgerichtsgebäude musste umgebaut werden, um den Publikumsansturm bewältigen zu können.
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== Der Zensuranwalt ==
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== Zensur- und politischer Anwalt ==
 
Als Rechtsanwalt war Bernstein gefragt bei Schriftstellern und Künstlern in Zensurprozessen aller Art. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die von ihm verteidigte satirische Zeitschrift Simplicissimus gehören zu den Höhepunkten der Rechtsgeschichte - und wurden von Bernstein und vom Simplicissimus häufig genug durch geplante Provokation zur Erlangung öffentlicher Aufmerksamkeit bewusst vorbereitet.
 
Als Rechtsanwalt war Bernstein gefragt bei Schriftstellern und Künstlern in Zensurprozessen aller Art. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen um die von ihm verteidigte satirische Zeitschrift Simplicissimus gehören zu den Höhepunkten der Rechtsgeschichte - und wurden von Bernstein und vom Simplicissimus häufig genug durch geplante Provokation zur Erlangung öffentlicher Aufmerksamkeit bewusst vorbereitet.
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== Der politische Anwalt ==
   
Bernstein war der Staranwalt der politischen Opposition im Kaiserreich. Während der 1880er war er Anwalt der [[SPD]] und konnte in spektakulären Prozessen die Unhaltbarkeit der im Sozialistengesetz erhobenen Vorwürfe nachweisen. Er verteidigte Maximilian Harden (und wurde von [[Wilhelm II.]] als "gemeingefährlich" bezeichnet), die aufständischen Bauern von Fuchsmühl, Erich Mühsam, Felix Fechenbach u. v. a.
 
Bernstein war der Staranwalt der politischen Opposition im Kaiserreich. Während der 1880er war er Anwalt der [[SPD]] und konnte in spektakulären Prozessen die Unhaltbarkeit der im Sozialistengesetz erhobenen Vorwürfe nachweisen. Er verteidigte Maximilian Harden (und wurde von [[Wilhelm II.]] als "gemeingefährlich" bezeichnet), die aufständischen Bauern von Fuchsmühl, Erich Mühsam, Felix Fechenbach u. v. a.
    
== Der Schriftsteller ==
 
== Der Schriftsteller ==
 
Bernstein selbst betrachtete seine literarische Tätigkeit als Freizeitbeschäftigung und war sich dessen bewusst, mit seinen teilweise erfolgreichen Lustspielen den literarischen Ansprüchen nicht genügen zu können, die er selbst als Kritiker an andere stellte. Doch nutzte er das Medium der Unterhaltungsdramatik zur Vermittlung linksliberaler Wertvorstellungen wie moderne Mädchenerziehung, freie Sexualität, Emanzipation, Ablehnung des Antisemitismus, soziale Verantwortung, demokratische Grundeinstellung etc. an ein breites Publikum. Sprachliche Qualität haben seine nie gesammelten, über seine Peden, Plädoyers und Theaterstücke bunt verstreuten Aphorismen.
 
Bernstein selbst betrachtete seine literarische Tätigkeit als Freizeitbeschäftigung und war sich dessen bewusst, mit seinen teilweise erfolgreichen Lustspielen den literarischen Ansprüchen nicht genügen zu können, die er selbst als Kritiker an andere stellte. Doch nutzte er das Medium der Unterhaltungsdramatik zur Vermittlung linksliberaler Wertvorstellungen wie moderne Mädchenerziehung, freie Sexualität, Emanzipation, Ablehnung des Antisemitismus, soziale Verantwortung, demokratische Grundeinstellung etc. an ein breites Publikum. Sprachliche Qualität haben seine nie gesammelten, über seine Peden, Plädoyers und Theaterstücke bunt verstreuten Aphorismen.
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Auch als durch Deutschland tourender Vortragsredner setzte Bernstein sich für die neue Literatur des Naturalismus ein und begründete diesen bereits Anfang der 1880er Jahre theoretisch in Reden, über die meist auf der ersten Seite überregionaler Blätter (Münchner Neueste Nachrichten, Frankfurter Zeitung, Berliner Tageblatt) berichtet wurde. Er nahm, ohne dies je in Buchform zu veröffentlichen, an diesen prominenten Publikationsorten vieles von dem vorweg, was andere später in Büchern publizierten und was heute als programmatische Begründung des Naturalismus gilt.
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Im steten Kampf gegen die Zensur entwickelte Bernstein mit Freunden Methoden, um Theaterstücke trotz eines polizeilichen Verbotes dadurch aufführen zu können, dass man die Aufführung für "unöffentlich" erklärte. Der Siegeszug von Ibsens Gespenstern in Deutschland ist diesem Trick zu verdanken. Ohne ihn hätte es die Freie Bühne und damit eine der zentralen Instanzen der literarischen Moderne in Deutschland nie gegeben.
    
== Der Salon Bernstein ==
 
== Der Salon Bernstein ==
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