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'''Emilie Lehmus''' (geb. [[30. August]] [[1841]] in [[Fürth]] im [[Pfarrhof]], gest. [[17. Oktober]] [[1932]] in Gräfenberg bei Erlangen), war die erste Medizinstudentin Deutschlands und erste Berliner Ärztin.
 
'''Emilie Lehmus''' (geb. [[30. August]] [[1841]] in [[Fürth]] im [[Pfarrhof]], gest. [[17. Oktober]] [[1932]] in Gräfenberg bei Erlangen), war die erste Medizinstudentin Deutschlands und erste Berliner Ärztin.
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===Ausbildung===
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==Ausbildung==
 
Emilie wurde als Tochter von Pfarrer [[Friedrich Theodor Eduard Lehmus]] als eine von sechs Töchtern geboren. Dank der fortschrittlichen Einstellung der Eltern erhielt sie - wie auch ihre Schwestern - eine Berufsausbildung. In Paris setzte sie ihren Schulbesuch für Sprachstudien fort. Zurück in Fürth war sie als Lehrerin an einer höheren Töchterschule tätig, was darauf schließen lässt, dass sie in Paris das Lehrerinnenexamen absolviert hat.<br />
 
Emilie wurde als Tochter von Pfarrer [[Friedrich Theodor Eduard Lehmus]] als eine von sechs Töchtern geboren. Dank der fortschrittlichen Einstellung der Eltern erhielt sie - wie auch ihre Schwestern - eine Berufsausbildung. In Paris setzte sie ihren Schulbesuch für Sprachstudien fort. Zurück in Fürth war sie als Lehrerin an einer höheren Töchterschule tätig, was darauf schließen lässt, dass sie in Paris das Lehrerinnenexamen absolviert hat.<br />
 
Die 29-jährige Emilie Lehmus besuchte 1870 eine ihrer verheirateten Schwestern in Berlin und lernte dabei Henriette Hirschfeld-Tiburtius kennen. Auf einer gemeinsamen "Spreewaldwasserfahrt" reifte in ihr der Entschluss, Medizin zu studieren. <ref>Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 232</ref> Von ihrem Vater [[Eduard Lehmus]] wurde sie daraufhin in Latein unterrichtet.  
 
Die 29-jährige Emilie Lehmus besuchte 1870 eine ihrer verheirateten Schwestern in Berlin und lernte dabei Henriette Hirschfeld-Tiburtius kennen. Auf einer gemeinsamen "Spreewaldwasserfahrt" reifte in ihr der Entschluss, Medizin zu studieren. <ref>Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 232</ref> Von ihrem Vater [[Eduard Lehmus]] wurde sie daraufhin in Latein unterrichtet.  
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===Medizinstudium in Zürich===
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==Medizinstudium in Zürich==
 
In Deutschland selbst durfte sie nicht studieren. So immatrikulierte sie sich [[1870]] in Zürich zu Studienzwecken. Zürich entwickelte sich in jener Zeit als ein Zentrum internationaler weiblicher Studentenschaft . <ref>hier immatrikulierten sich im späten 19. Jahrhundert so prominente Frauen wie Ricarda Huch, Rosa Luxemburg, Anita Augspurg, Lou Andreas Salomé</ref> Die Besonderheit in Zürich lag für weibliche Studenten darin, dass sie keinerlei Bildungsnachweise vorlegen mussten, lediglich ein "Sittenzeugnis". In vielen Ländern hatten Frauen ja nicht die Möglichkeit sich mit dem Abitur an der Universität zu bewerben. Hier in Zürich lernte sie auch Franziska Tiburtius, die Schwägerin von Henriette, beim Studium kennen. Nach neun Semestern beendete Emilie ihr Studium mit der Promotion „summa cum laude“. (Diese Auszeichnung wurde in den 10 davor liegenden Jahren an der Züricher Universität nur 6 männlichen Prüflingen zuteil.) Sie hoffte allerdings vergeblich, in Deutschland mit ihrem Doktortitel zum Staatsexamen zugelassen zu werden.<br />
 
In Deutschland selbst durfte sie nicht studieren. So immatrikulierte sie sich [[1870]] in Zürich zu Studienzwecken. Zürich entwickelte sich in jener Zeit als ein Zentrum internationaler weiblicher Studentenschaft . <ref>hier immatrikulierten sich im späten 19. Jahrhundert so prominente Frauen wie Ricarda Huch, Rosa Luxemburg, Anita Augspurg, Lou Andreas Salomé</ref> Die Besonderheit in Zürich lag für weibliche Studenten darin, dass sie keinerlei Bildungsnachweise vorlegen mussten, lediglich ein "Sittenzeugnis". In vielen Ländern hatten Frauen ja nicht die Möglichkeit sich mit dem Abitur an der Universität zu bewerben. Hier in Zürich lernte sie auch Franziska Tiburtius, die Schwägerin von Henriette, beim Studium kennen. Nach neun Semestern beendete Emilie ihr Studium mit der Promotion „summa cum laude“. (Diese Auszeichnung wurde in den 10 davor liegenden Jahren an der Züricher Universität nur 6 männlichen Prüflingen zuteil.) Sie hoffte allerdings vergeblich, in Deutschland mit ihrem Doktortitel zum Staatsexamen zugelassen zu werden.<br />
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===Berufstätigkeit als erste deutsche Ärztin===
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==Berufstätigkeit als erste deutsche Ärztin==
 
1875 ging sie sodann für einige Monate an die Universitäts-Entbindungsanstalt nach Prag, im Anschluss an die Königliche Entbindungsanstalt und Frauenklinik nach Dresden. Dort war sie bei dem Gynäkologen Prof. Franz von Winckel tätig, dem derzeit einzigen Professor in Deutschland, der Assistentinnen aufnahm und an seiner Klinik ausbildete.
 
1875 ging sie sodann für einige Monate an die Universitäts-Entbindungsanstalt nach Prag, im Anschluss an die Königliche Entbindungsanstalt und Frauenklinik nach Dresden. Dort war sie bei dem Gynäkologen Prof. Franz von Winckel tätig, dem derzeit einzigen Professor in Deutschland, der Assistentinnen aufnahm und an seiner Klinik ausbildete.
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Die Räume, eine Erdgeschosswohnung im Hinterhof, wurden ihnen vom Brauereibesitzer Bötzow kostenlos überlassen, Behandlungen der Patientinnen führten die Frauen meist zum Selbstkostenpreis aus. 15 Jahre lang blieben Lehmus und Tiburtius die einzigen Ärztinnen in Berlin, bis Frauen der zweiten Generation - die ebenfalls in Zürich studiert hatten - sich der Arbeit an der Poliklinik anschlossen. <ref>Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 242</ref>  
 
Die Räume, eine Erdgeschosswohnung im Hinterhof, wurden ihnen vom Brauereibesitzer Bötzow kostenlos überlassen, Behandlungen der Patientinnen führten die Frauen meist zum Selbstkostenpreis aus. 15 Jahre lang blieben Lehmus und Tiburtius die einzigen Ärztinnen in Berlin, bis Frauen der zweiten Generation - die ebenfalls in Zürich studiert hatten - sich der Arbeit an der Poliklinik anschlossen. <ref>Michaela Holdenried (Hg.): Geschriebenes Leben, Autobiographik von Frauen, 1995, S. 242</ref>  
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===Ruhestand in Franken===
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==Ruhestand in Franken==
 
[[Bild:Ehrenweg Emilie Lehmus.JPG|thumb|right|Gedenkstein am Fürther [[Ehrenweg]].]]
 
[[Bild:Ehrenweg Emilie Lehmus.JPG|thumb|right|Gedenkstein am Fürther [[Ehrenweg]].]]
 
Um die Jahrhundertwende im Alter von 60 Jahren musste Lehmus ihre Praxistätigkeit aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Ihre Kollegin Agnes Bluhm berichtete von einer wiederholten "Grippepneumonie".<ref>ebenda</ref> Sie lebte zunächst bei ihren Schwestern
 
Um die Jahrhundertwende im Alter von 60 Jahren musste Lehmus ihre Praxistätigkeit aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Ihre Kollegin Agnes Bluhm berichtete von einer wiederholten "Grippepneumonie".<ref>ebenda</ref> Sie lebte zunächst bei ihren Schwestern
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