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So z. B. das Amtshaus am [[Kohlenmarkt]] – heute [[Technisches Rathaus|Technische Rathaus]] –, das vormals das Wohnhaus und die Fabrik der Spiegelfabrikantenfamilie [[Bendit]] war, musste Ende des 20. Jahrhundert mit hohen technischen und zeitlichen Aufwand kostspielig saniert werden.  
 
So z. B. das Amtshaus am [[Kohlenmarkt]] – heute [[Technisches Rathaus|Technische Rathaus]] –, das vormals das Wohnhaus und die Fabrik der Spiegelfabrikantenfamilie [[Bendit]] war, musste Ende des 20. Jahrhundert mit hohen technischen und zeitlichen Aufwand kostspielig saniert werden.  
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Im Jahre 1982 wurden in einer Wohnung in der [[Blumenstraße 12]] (Hinterhaus) eine größere Menge
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Quecksilber (Hg) gefunden und zum Ordnungsamt gebracht, das Haus wurde jedoch weiter bewohnt.
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Im Mai 1984 veröffentlichte das Chemische Untersuchungsamt Nürnberg den 1. Immissionsmeßbericht, demzufolge im "[[Kavierlein]]" neben anderen Schwermetallen Quecksilber gefunden wurde, da das Gelände als Mülldeponie verwendet worden war.
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Bei Umräumarbeiten entdeckten Mitarbeiter der Evangelischen [[Bahnhofsmission]] im Jahre [[1987]]
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in der [[Ottostraße 6]] aus der Decke tropfendes Quecksliber. Die Feuerwehr räumte den Fehlboden aus und die Stadt bestätigte der Bahnhofsmission, dass der Raum nun in Ordnung sei und als Wohn-und Schlafraum für Obdachlose verwendet werden könne.
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Obwohl die Quecksilberbelastungen seit langem bekannt waren, gab erst im März 1989 das Hochbauamt bei der Landesgewerbeanstalt (LGA) Quecksilber-Messungen im Rückgebäude des (damals sogenannten) [[Hirschenstraße 2; Kohlenmarkt 3|Amtshauses]] (am Kohlenmarkt) in Auftrag. Erste Messungen ergeben hohe Werte, die auch in weiteren Kontrolluntersuchungen bestätigt wurden. Im Mai 1989 wurden zwei Räume im Hinterhaus des Amtshauses geräumt (Zimmer 120 u. 217), weitere Räume folgten.
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Im Juni 1989 stellte der Amtsarzt bei verschiedenen Beschäftigten erhöhte Quecksilberwerte fest, aus arbeitsmedizinischer Sicht müssten seiner Meinung nach die belasteten Räume saniert werden. Im Juni 1989 wurden die Mitarbeiter im Amtshaus offiziell über die Hg-Belastung informiert. Forderungen der Mitarbeiter nach einer Umsetzung in andere Räume wurden laut. Im  Juli 1989 mussten im Vordergebäude des Amtshauses in einigen Räumen ähnlich hohe Werte wie im Hinterhaus festgestellt werden. Im Boden eines Raumes von Zimmer 119 wurde der sehr hohe Wert von
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2500 mg/kg gemessen. Gleichfalls im Juli 1989 schaltete der Personalrat den Bayerischen Gemeindeunfallversicherungsverband ein. Das Direktorium verfügte den Umzug einiger Dienststellen zum [[Kirchenplatz]]. Während im August 1989 das Arbeits- und Sozialmedizinische Institut der Universität Erlangen "keine alarmierenden Werte" bei den Angestellten fand, forderte
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im September 1989 die LGA eine sofortige Umsetzung der Mitarbeiter sowie sofortige Sanierungsmaßnahme. Am 30. November 1989 lag dem Umweltausschuß des Stadtrates ein Bericht über die Hg-Belastung im sog. Amtshaus vor.
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[[Die Grünen]] informieren im Januar 1990 in einer Veranstaltung mit Prof. Armin Weiss über die Quecksilber-Belastung im Amtshaus und in mind. 30 weiteren Gebäuden der Stadt: Im 
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Januar 1990 gab die Stadt die „verbindliche Zusage“ für den Umzug von Ordnungsamt und Versicherungsamt in das Gebäude [[Kirchenplatz 2]] zum 19. Februar 1990.
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Im Februar 1990 lag ein Gutachten des „Instituts für Umweltanalytik zu den Bodenuntersuchungen“ auf dem Gelände des Kohlenmarkts 3 vor: der Boden müsse saniert werden, da der Austrag von Quecksilber ins Grundwasser sehr wahrscheinlich sei. Das Gewerbeaufsichtamt verbot zur selben Zeit, Schwangere und Jugendliche im Amtshaus Kohlenmarkt zu beschäftigen.
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Am 31. Oktober 1991 wurde im Umweltausschuß ein erster Zwischenbericht über die Untersuchungen vorgestellt: 260 Verdachtsadressen seien registriert, 79 davon könnten ausgeschlossen werden.
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Von den 30 bis dahin gemessenen Gebäuden seine 23 hoch belastet. Im Dezember
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1991 waren die Untersuchung abgeschlossen, am 30. Januar 1992 wurden dem Umweltausschuss die Ergebnisse vorgestellt. In acht der 23 als hochbelastet festgestellten Gebäude befanden sich Wohnungen.
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Am 30. Juni 1992 kam es zu einer Besprechung der Stadtverwaltung mit dem [[Wikipedia:Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz|StMLU]], zu diesem Zeitpunkt rechnete man mit  40 - 50 zu sanierenden Anwesen. Am 16. Juli 1992 erfolgte ein weiterer Bericht vor dem Umweltausschuß: es müssten noch 100 Häuser einer Messung unterzogen werden.
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Am 4. März 1993 beriet der Umweltausschuß die Verträge für die Modellstudie im nichtöffentlichen
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Teil und am 10. März 1993 beschloss der Stadtrat den Vertrag für die Modellstudie zur Sanierung von zwei Häusern (Blumenstraße 16 und 18). Im Mai 1993 begannen in der Blumenstraße 16 und 18 die Sanierung.
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Im August 1993 waren die Quecksilber-Messungen in den Verdachtshäusern abgeschlossen, am
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7. Oktober 1993 wurde der Umweltausschuß über die Ergebnisse informiert: 44 Gebäude waren kontaminiert, 39 davon befanden sich in der Alt- bzw. Innenstadt, drei nahe dem Stadtpark bzw. der Stadtgrenze und zwei Häuser in der Südstadt. Im Dezember 1993 erhielt die Bahnhofsmission nach einem gerichtlichen Vergleich 50.000 DM Schadensersatz von der Stadt zugesprochen.
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Ab etwa 1995 verschwand die Quecksilberbelastung weitgehend aus den Schlagzeilen. Ob tatsächlich alle kontamierten Gebäude saniert wurden, ist unklar.<ref>Quelle für die Darstellung 1982 bis 1993: Helga Krause: [http://www.dr-alexander-mayer.de/downloads/HG4.pdf Quecksilber-Chronologie] (PDF). Fürth 1995.</ref>
    
Aber alle Gebäude, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts Spiegelfabriken waren, mussten und müssen aufgrund der Quecksilberverseuchung saniert werden.
 
Aber alle Gebäude, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts Spiegelfabriken waren, mussten und müssen aufgrund der Quecksilberverseuchung saniert werden.
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