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Die Neuendettelsauer Anstalten waren von Zwangssterilisierungen in der Regel nicht betroffen, da männliche und weibliche Heimbewohner räumlich weit getrennt untergebracht waren. Dohrer wurde aber gelegentlich abgeholt und konnte so gewissermaßen Urlaub von der Heimunterbringung machen. Damit war nach dem Erbgesundheitsgesetz des Dritten Reiches zu klären, ob er zu sterilisieren sei. Der Anstaltsarzt attestierte neben eventuellen anderen Einflüssen vorrangig "erblichen Schwachsinn". Ein Gericht verordnete die Sterilisierung, die 1937 in Ansbach durchgeführt wurde, der Vater hatte zugestimmt.
 
Die Neuendettelsauer Anstalten waren von Zwangssterilisierungen in der Regel nicht betroffen, da männliche und weibliche Heimbewohner räumlich weit getrennt untergebracht waren. Dohrer wurde aber gelegentlich abgeholt und konnte so gewissermaßen Urlaub von der Heimunterbringung machen. Damit war nach dem Erbgesundheitsgesetz des Dritten Reiches zu klären, ob er zu sterilisieren sei. Der Anstaltsarzt attestierte neben eventuellen anderen Einflüssen vorrangig "erblichen Schwachsinn". Ein Gericht verordnete die Sterilisierung, die 1937 in Ansbach durchgeführt wurde, der Vater hatte zugestimmt.
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Im weiteren Verlauf wurde Dohrer mehrfach innerhalb der Anstalt von Bruckberg verlegt, bis der im Umgang schwierige Mensch zu einem Pfleger kam, der gut mit ihm umgehen konnte, wie den Aufzeichnungen dieses Pflegers zu entnehmen ist: "Dohrer ist im allgemeinen brav, folgsam und stets sehr arbeitswillig. Er macht die Arbeit, auch nicht aufgetragene, meist recht ordentlich und verdoppelt seinen Eifer bei einer kleine Aufmunterung oder einem Lob. Einen Tadel muß man sehr behutsam und klug in Form eines kleinen Gesprächs mit ihm anbringen. Jedes schroffe Wort erreicht nur das Gegenteil. Auch sonst im Verkehr mit seinen Kameraden wird er durch kleinste Kleinigkeiten in sinnlosen Zorn versetzt. Durch Güte kann man bei ihm fast alles erreichen." Der letzte Eintrag des Pflegers ist jedoch das Todesurteil für Konrad Dohrer: "Am 26.02.1941 wurde Dohrer in die Heil- und Pflegeanstalt Ansbach verlegt". - Da die staatlichen Stellen aus organisatorischen Gründen und um die Spuren zu verwischen, die Opfer nie direkt von Pflegeanstalten freier Träger zu den Mordanstalten verbrachten, wurden sie immer zunächst in eine staatliche Anstalt verlegt.
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Im weiteren Verlauf wurde Dohrer mehrfach innerhalb der Anstalt von Bruckberg verlegt, bis der im Umgang schwierige Mensch zu einem Pfleger kam, der gut mit ihm umgehen konnte, wie den Aufzeichnungen dieses Pflegers zu entnehmen ist: "Dohrer ist im allgemeinen brav, folgsam und stets sehr arbeitswillig. Er macht die Arbeit, auch nicht aufgetragene, meist recht ordentlich und verdoppelt seinen Eifer bei einer kleinen Aufmunterung oder einem Lob. Einen Tadel muß man sehr behutsam und klug in Form eines kleinen Gesprächs mit ihm anbringen. Jedes schroffe Wort erreicht nur das Gegenteil. Auch sonst im Verkehr mit seinen Kameraden wird er durch kleinste Kleinigkeiten in sinnlosen Zorn versetzt. Durch Güte kann man bei ihm fast alles erreichen." Der letzte Eintrag des Pflegers ist jedoch das Todesurteil für Konrad Dohrer: "Am 26.02.1941 wurde Dohrer in die Heil- und Pflegeanstalt Ansbach verlegt". - Da die staatlichen Stellen aus organisatorischen Gründen und um die Spuren zu verwischen, die Opfer nie direkt von Pflegeanstalten freier Träger zu den Mordanstalten verbrachten, wurden sie immer zunächst in eine staatliche Anstalt verlegt.
    
Einige Wochen später, im April oder Mai 1941, wurde Dohrer mit 40 bis 150 weiteren Kranken nach Hartheim bei Linz verlegt; wie groß die konkrete Gruppe war, ist nicht bekannt. Zunächst kam Dohrer mit seiner Gruppe in den Auskleideraum. Die Kleider und das mitgebrachte Gepäck wurde gesammelt, "bezettelt", aufgezeichnet und numeriert. Die entkleideten Personen begaben sich über einen Gang in das sogenannte Aufnahmezimmer. Dort saßen an einem großen Tisch der diensthabende Arzt mit einem Stab von drei oder vier Helfern. Der Arzt untersuchte die Angekommenen nicht, sondern nahm nur Einsicht in die Akten der Vorgeführten.  
 
Einige Wochen später, im April oder Mai 1941, wurde Dohrer mit 40 bis 150 weiteren Kranken nach Hartheim bei Linz verlegt; wie groß die konkrete Gruppe war, ist nicht bekannt. Zunächst kam Dohrer mit seiner Gruppe in den Auskleideraum. Die Kleider und das mitgebrachte Gepäck wurde gesammelt, "bezettelt", aufgezeichnet und numeriert. Die entkleideten Personen begaben sich über einen Gang in das sogenannte Aufnahmezimmer. Dort saßen an einem großen Tisch der diensthabende Arzt mit einem Stab von drei oder vier Helfern. Der Arzt untersuchte die Angekommenen nicht, sondern nahm nur Einsicht in die Akten der Vorgeführten.  
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