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Das Thema der Bordellschließungen erreichte schließlich Anfang [[1923]] den [[Stadtrat 1922 - 1925|Stadtrat]], bzw. einige der Betreiber der Bordelle stellten eine Eingabe in den [[Stadtrat]], dass ihnen die Schließung bis zum [[1. Mai]] [[1923]] nicht möglich sei. Als Grund dafür gaben sie an, dass sie in dieser kurzen Zeit bis zur Schließung keinen anderen Beruf erlernen bzw. finden könnten - und auch das eingesetzte Personal sei in so kurzer Zeit nicht anderweitig unterzubringen. Der Bezirksarzt spricht sich nach einem von ihm erstellten Gutachten für diese Ausnahmeregelung, unter Bezugnahme der Gesundheitspolizei. Auch der Polizeireferent und Rechtsrat [[Wilhelm Strobl]] schließt sich diesem Gutachten an - und beantragt die Schließung der Bordelle erst zum [[31. Dezember]] [[1923]] vorzunehmen, um den Betroffenen mehr Zeit zu geben. Dem widerspricht der Stadtrat Paul Fronmüller mit der Aussage ... ''daß durch die Bordelle die Unzucht besser kontrolliert und beaufsichtigt werden kann, hält aber trotzdem die Aufhebung der Bordelle als zwingend erwünscht [da] trotz der der Bordelle ... die Geschlechtskrankheiten in der letzten Zeit unheimlich zugenommen [haben]. Und für wen werden eigentlich diese Häuser in Fürth gehalten? Es ist ein Ehrenzeugnis für unsere Gemeinde, daß sehr viele Gäste von auswärts sind. Auswärtige Schüler sind die häufigsten Besucher.''<ref>nn: Aufhebung der Bordelle. In: Fürther Neue Zeitung vom 18. April 1923</ref>  
 
Das Thema der Bordellschließungen erreichte schließlich Anfang [[1923]] den [[Stadtrat 1922 - 1925|Stadtrat]], bzw. einige der Betreiber der Bordelle stellten eine Eingabe in den [[Stadtrat]], dass ihnen die Schließung bis zum [[1. Mai]] [[1923]] nicht möglich sei. Als Grund dafür gaben sie an, dass sie in dieser kurzen Zeit bis zur Schließung keinen anderen Beruf erlernen bzw. finden könnten - und auch das eingesetzte Personal sei in so kurzer Zeit nicht anderweitig unterzubringen. Der Bezirksarzt spricht sich nach einem von ihm erstellten Gutachten für diese Ausnahmeregelung, unter Bezugnahme der Gesundheitspolizei. Auch der Polizeireferent und Rechtsrat [[Wilhelm Strobl]] schließt sich diesem Gutachten an - und beantragt die Schließung der Bordelle erst zum [[31. Dezember]] [[1923]] vorzunehmen, um den Betroffenen mehr Zeit zu geben. Dem widerspricht der Stadtrat Paul Fronmüller mit der Aussage ... ''daß durch die Bordelle die Unzucht besser kontrolliert und beaufsichtigt werden kann, hält aber trotzdem die Aufhebung der Bordelle als zwingend erwünscht [da] trotz der der Bordelle ... die Geschlechtskrankheiten in der letzten Zeit unheimlich zugenommen [haben]. Und für wen werden eigentlich diese Häuser in Fürth gehalten? Es ist ein Ehrenzeugnis für unsere Gemeinde, daß sehr viele Gäste von auswärts sind. Auswärtige Schüler sind die häufigsten Besucher.''<ref>nn: Aufhebung der Bordelle. In: Fürther Neue Zeitung vom 18. April 1923</ref>  
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Fronmüller gibt weiterhin im Stadtrat zu Protokoll, dass die meisten der Bordelle in seinem unmittelbaren Umfeld seien, weshalb er bestens informiert sei - und auch dies bzgl. stets aus der Bevölkerung über die misslichen Verhältnisse informiert wird. Insbesondere sei zu beobachten, dass insbesondere Nachts durch ständig anfahrende Autos die Nachtruhe gestört sei. Zusätzlich erregt das "... das Treiben in den Häusern selbst bei offenen oder doch wenigstens nicht verhängten Fenstern ebenfalls..." die Öffentlichkeit. Auch sei beobachtete worden, dass in den Häusern die ganze Nacht "durchgekneipt" wird, und der Wein und Bierverbrauch "enorm" sei. Das diese Aussagen in einem Widerspruch stehen, will Fronmüller nicht erkennen, da er erst "nur" von Schülern sprach als Hauptnutzern - jetzt aber von nächtlichen Autonutzer spricht die die Nacht durchzechen. Auch die Polizei widerspricht den Darstellungen Fronmüllers und gibt zu Protokoll, dass es im Bereich der Bordelle zu keinen weiteren Auffälligkeiten gekommen sei. Fronmüller gab sich noch nicht geschlagen und versuchte moralisierend weiter zu argumentieren, in dem er sagte: "''Es wird horrend verdient und immens vergeudet, während viele alte Leute nicht wissen, wie sie sich ernähren können. Bei der Wohnungsnot... kann man nicht verstehen, daß eine ganze Masse dem Zweck dieser Häuser zu Verfügung gestellt werden.''"
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Fronmüller gibt weiterhin im Stadtrat zu Protokoll, dass die meisten der Bordelle in seinem unmittelbaren Umfeld seien, weshalb er bestens informiert sei - und auch dies bzgl. stets aus der Bevölkerung über die misslichen Verhältnisse informiert wird. Insbesondere sei zu beobachten, dass insbesondere Nachts durch ständig anfahrende Autos die Nachtruhe gestört sei. Zusätzlich erregt "''... das Treiben in den Häusern selbst bei offenen oder doch wenigstens nicht verhängten Fenstern ebenfalls...''" die Öffentlichkeit. Auch sei beobachtet worden, dass in den Häusern die ganze Nacht "durchgekneipt" wird, und der Wein- und Bierverbrauch "enorm" sei. Das diese Aussagen in einem Widerspruch stehen will Fronmüller nicht erkennen, da er erst "nur" von Schülern sprach als Hauptnutzern - jetzt aber von nächtlichen Autonutzern spricht die die Nacht durchzechen - was Schüler perse schon weitestgehend ausschließt. Auch die Polizei widerspricht den Darstellungen Fronmüllers und gabt zu Protokoll, dass es im Bereich der Bordelle zu keinen nenenswerten Auffälligkeiten gekommen sei. Fronmüller gab sich nicht geschlagen und versuchte moralisierend weiter zu argumentieren, in dem er sagte: "''Es wird horrend verdient und immens vergeudet, während viele alte Leute nicht wissen, wie sie sich ernähren können. Bei der Wohnungsnot... kann man nicht verstehen, daß eine ganze Masse dem Zweck dieser Häuser zu Verfügung gestellt werden.''" Auch der Stadtbaurat [[Hermann Herrenberger]] meldet sich zu Wort und begrüßt die alsbaldige Schließung der Bordelle. Seiner Meinung nach würden damit 1/2 Dutzend Wohnungen entstehen - zudem sei das Treiben in den Bordellen der Bevölkerung nicht zumutbar. Fronmüller fordert nach einer längeren Diskussion die Ablehnung des Gesuchs der Bordellbetreiber, was ihm auch mit 7 gegen 4 Stimmen gelingt und somit beschlossen wurde.
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Damit endet erstmal offiziell die Geschichte der Bordelle in Fürth. Es ist anzunehmen, dass es auch in Fürth nach dem [[1. Mai]] [[1923]] Prostituierte gab, wenn auch nicht unter städtischer bzw. staatlicher Kontrolle - sondern im Bereich der illegalen Beschäftigung der Frauen. Nach dem 2. Weltkrieg ist die Prostitution in Westdeutschland legal, aber sittenwidrig.<ref>Wikipedia: Prostitution in Deutschland, online abgerufen am 2. April 2020 | 14:50 Uhr</ref> Auch in Fürth sind erneut solche Etablissements zu beobachten. Auch die Gustavstraße spielt in diesem Kontext eine Rolle. So wird die Gustavstraße ab 1945, vorallem für die US-Soldaten, eine begehrte Einkehradresse, in der auch Prostitution eine Rolle spielte. Erst, nachdem die Exzesse wie Massenschlägereien und permanente Nachtruhestörungen so aus dem Ruder liefen, wurde 1954 durch den Stadtverwaltung und der örtlichen [[US-Militärregierung]] der Bereich um die Gustavstraße zum "Off-Limits" Bereich für US-Soldaten erklärt.<ref>fn: Alstadt - "Off Limits" für Besatzungsmächte. In: Fürther Nachrichten vom 8. November 1954</ref>
Interessant ist, dass die US-Soldaten ab 1945 genau wieder dieses Viertel um Sankt Michael mit der üppigen Kneipendichte für ihr „Freizeitvergnügen“ frequentierten; wenn  auch ohne „offizielle Etablissements“ seit deren Schließungen 1923.
      
== Aktuelle Bordelle ==
 
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