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[[Datei:AK Synagoge Außen 1910.JPG|thumb|right|Außenansicht der Hauptsynagoge, ca. 1910]][[Bild:AK Synagoge Innen 1910.jpg|thumb|right|Hauptsynagoge Innenansicht, ca. 1910]]
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[[Datei:AK Synagoge Außen 1910.JPG|mini|right|Außenansicht der Hauptsynagoge, ca. 1910]][[Bild:AK Synagoge Innen 1910.jpg|mini|right|Hauptsynagoge Innenansicht, ca. 1910]]
 
In Fürth gab es mehrere '''Synagogen''' (jiddisch "Schul", hebr. "Beth ha knesset" - "Haus der Versammlung").
 
In Fürth gab es mehrere '''Synagogen''' (jiddisch "Schul", hebr. "Beth ha knesset" - "Haus der Versammlung").
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Die '''Altschul''' von [[1617]] (Gotischer Steinbau) war die erste und zugleich größte Synagoge in Fürth und wurde auch als '''Hauptsynagoge''' bezeichnet. Sie wurde nach Plänen des Nürnberger Stadtbaurats und Architekten [[wikipedia:Bernhard Solger|Bernhard Solger]] vom Maurermeister [[Caspar Gran]] [[1865]] umfangreich renoviert und erweitert.<ref>Fürther Tagblatt vom 16.09.1865, Nr. 224/1865, S. 1 - [https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10503882_00283_u001/1?cq= online abrufbar]</ref>
 
Die '''Altschul''' von [[1617]] (Gotischer Steinbau) war die erste und zugleich größte Synagoge in Fürth und wurde auch als '''Hauptsynagoge''' bezeichnet. Sie wurde nach Plänen des Nürnberger Stadtbaurats und Architekten [[wikipedia:Bernhard Solger|Bernhard Solger]] vom Maurermeister [[Caspar Gran]] [[1865]] umfangreich renoviert und erweitert.<ref>Fürther Tagblatt vom 16.09.1865, Nr. 224/1865, S. 1 - [https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10503882_00283_u001/1?cq= online abrufbar]</ref>
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[[Bild:Synagoge innen.jpg|thumb|right|Innenansicht der Hauptsynagoge 1705]]Als die jüdische Gemeinde in Fürth sehr schnell wuchs, wurde [[1697]] südlich der Altschul die '''Neuschul''' oder '''Kaalschule''', ein über einem Quadersockel errichteter zweigeschossiger Fachwerkbau, erbaut. Neben dem Gottesdienstraum, der sich über den ersten Stock und das Dachgeschoss erstreckte, beherbergte sie auch Wohnräume sowie eine ''Mikwe'' im Keller. Sie fiel ebenfalls im November [[1938]] dem Nazi-Terror zu Opfer.  
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[[Bild:Synagoge innen.jpg|mini|right|Innenansicht der Hauptsynagoge 1705]]Als die jüdische Gemeinde in Fürth sehr schnell wuchs, wurde [[1697]] südlich der Altschul die '''Neuschul''' oder '''Kaalschule''', ein über einem Quadersockel errichteter zweigeschossiger Fachwerkbau, erbaut. Neben dem Gottesdienstraum, der sich über den ersten Stock und das Dachgeschoss erstreckte, beherbergte sie auch Wohnräume sowie eine ''Mikwe'' im Keller. Sie fiel ebenfalls im November [[1938]] dem Nazi-Terror zu Opfer.  
    
Auf dem '''Schulhof''' gab es des weiteren noch die '''[[Talmudschule | Klausschul]]''' von [[1708]] und die '''Mannheimerschul''' von [[1896]].   
 
Auf dem '''Schulhof''' gab es des weiteren noch die '''[[Talmudschule | Klausschul]]''' von [[1708]] und die '''Mannheimerschul''' von [[1896]].   
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Wie überall im Deutschen Reich fand am [[9. November]] [[1938]] die alljährliche Totenfeier der [[NSDAP]] statt. Die Fürther Parteiführer versammelten sich im [[Stadttheater]], das sie eine Stunde später verließen, um in ihrem Stammlokal, im Café Fink, weiterzufeiern. Erst um Mitternacht soll Oberbürgermeister [[Franz Jakob]] von bevorstehenden Aktionen gegen die Juden erfahren haben. Dieses Gerücht beinhaltete auch das "Inbrandstecken jüdischer Gebäude". Da für die Altstadt akute Brandgefahr bestand, befahl Jakob dem technischen Leiter der Feuerwehr, Johannes Rachfahl, alle Gebäude rund um die große und kleine Synagoge, [[Jüdisches Waisenhaus|Waisenhaus]], Realschule, jüdisches Krankenhaus, unter allen Umständen zu schützen. SA-Obersturmführer von Obernitz mobilisierte seine Truppe; zum größten Teil handelte es sich um Mitglieder der SA-Schule im Fürther [[Stadtwald]]. Gegen 1:00 Uhr sprengten sie mit Rammwerkzeugen die schweren Eisentore auf, die den jüdischen Besitz zwischen [[Königstraße|König]]- und [[Mohrenstraße]] abgrenzten. In der Synagoge zerschlugen sie den  Thoraschrein, holten die Gebetsrollen heraus, warfen alles, was sie von den Wänden rissen, auf einen Haufen und zündeten es an. Das Feuer breitete sich schnell auf die ganze Synagoge aus. Weisungsgemäß schützte die Feuerwehr die angrenzenden Häuser, wollte jedoch auch im Gotteshaus selbst löschen, was aber durch SA-Männer verhindert wurde. Bis zum Morgen brannte die Synagoge vollständig aus. In dieser Nacht kam es zu weiteren Ausschreitungen: Die Schaufenster jüdischer Geschäfte zerbarsten, das Inventar wurde zertrümmert, die Warenbestände teilweise geplündert. Fast alle Juden wurden aus ihren Häusern geholt und auf dem [[Schlageterplatz]] zusammengetrieben. Auch die 42 Kinder aus dem Waisenhaus in der [[Julienstraße]] mussten, teilweise nur mit ihren Nachthemden bekleidet, in der kalten Novembernacht bis zum Morgen ausharren. Frauen und Kinder entließ man nach Hause. Der Chronist berichtet, dass 132 Männer in Autobussen nach Dachau abtransportiert wurden.<ref>Manfred Mümmler: Der Pogrom zu Fürth. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. In: Fürther Heimatblätter, 1988/4, S.101 - 112</ref>  
 
Wie überall im Deutschen Reich fand am [[9. November]] [[1938]] die alljährliche Totenfeier der [[NSDAP]] statt. Die Fürther Parteiführer versammelten sich im [[Stadttheater]], das sie eine Stunde später verließen, um in ihrem Stammlokal, im Café Fink, weiterzufeiern. Erst um Mitternacht soll Oberbürgermeister [[Franz Jakob]] von bevorstehenden Aktionen gegen die Juden erfahren haben. Dieses Gerücht beinhaltete auch das "Inbrandstecken jüdischer Gebäude". Da für die Altstadt akute Brandgefahr bestand, befahl Jakob dem technischen Leiter der Feuerwehr, Johannes Rachfahl, alle Gebäude rund um die große und kleine Synagoge, [[Jüdisches Waisenhaus|Waisenhaus]], Realschule, jüdisches Krankenhaus, unter allen Umständen zu schützen. SA-Obersturmführer von Obernitz mobilisierte seine Truppe; zum größten Teil handelte es sich um Mitglieder der SA-Schule im Fürther [[Stadtwald]]. Gegen 1:00 Uhr sprengten sie mit Rammwerkzeugen die schweren Eisentore auf, die den jüdischen Besitz zwischen [[Königstraße|König]]- und [[Mohrenstraße]] abgrenzten. In der Synagoge zerschlugen sie den  Thoraschrein, holten die Gebetsrollen heraus, warfen alles, was sie von den Wänden rissen, auf einen Haufen und zündeten es an. Das Feuer breitete sich schnell auf die ganze Synagoge aus. Weisungsgemäß schützte die Feuerwehr die angrenzenden Häuser, wollte jedoch auch im Gotteshaus selbst löschen, was aber durch SA-Männer verhindert wurde. Bis zum Morgen brannte die Synagoge vollständig aus. In dieser Nacht kam es zu weiteren Ausschreitungen: Die Schaufenster jüdischer Geschäfte zerbarsten, das Inventar wurde zertrümmert, die Warenbestände teilweise geplündert. Fast alle Juden wurden aus ihren Häusern geholt und auf dem [[Schlageterplatz]] zusammengetrieben. Auch die 42 Kinder aus dem Waisenhaus in der [[Julienstraße]] mussten, teilweise nur mit ihren Nachthemden bekleidet, in der kalten Novembernacht bis zum Morgen ausharren. Frauen und Kinder entließ man nach Hause. Der Chronist berichtet, dass 132 Männer in Autobussen nach Dachau abtransportiert wurden.<ref>Manfred Mümmler: Der Pogrom zu Fürth. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. In: Fürther Heimatblätter, 1988/4, S.101 - 112</ref>  
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[[Datei:Pogromnacht.jpg|thumb|right|Hauptsynagoge nach der Pogromnacht 1938]]
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[[Datei:Pogromnacht.jpg|mini|right|Hauptsynagoge nach der Pogromnacht 1938]]
 
Mit der zynischen Umschreibung ''[[Wikipedia:Novemberpogrome 1938|Reichskristallnacht]]'' verharmlosten die Nationalsozialisten ihr zerstörerisches Werk und die Untaten jener Nacht im November 1938. In ihrer Propagandamaschinerie machten sie den lange aufgestauten Volkszorn verantwortlich, es handelte sich aber um einen gezielt geplanten Schlag. In dieser Nacht wurde die Hauptsynagoge komplett zerstört. Die ausgebrannte Ruine wurde danach abgerissen. Durch Vernichtung und Neubebauung erinnert heute an den '''Schulhof''' nur noch ein [[Synagogendenkmal|Denkmal]] in der [[Geleitsgasse]], von [[Kunihiko Kato]], aus dem Jahr [[1986]].
 
Mit der zynischen Umschreibung ''[[Wikipedia:Novemberpogrome 1938|Reichskristallnacht]]'' verharmlosten die Nationalsozialisten ihr zerstörerisches Werk und die Untaten jener Nacht im November 1938. In ihrer Propagandamaschinerie machten sie den lange aufgestauten Volkszorn verantwortlich, es handelte sich aber um einen gezielt geplanten Schlag. In dieser Nacht wurde die Hauptsynagoge komplett zerstört. Die ausgebrannte Ruine wurde danach abgerissen. Durch Vernichtung und Neubebauung erinnert heute an den '''Schulhof''' nur noch ein [[Synagogendenkmal|Denkmal]] in der [[Geleitsgasse]], von [[Kunihiko Kato]], aus dem Jahr [[1986]].
  
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