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[[Datei:NSDAP Kameradschaft Mai 1935.jpg|miniatur|links|NS-Kameradschaftsabend Mai 1935 in Fürth]]
 
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==Die Reichsparteitage in Nürnberg 1933 bis 1938 mit Fürther Beteiligung durch die Beherbergung von RPT-Teilnehmern==  
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=== Die Reichsparteitage in Nürnberg 1933 bis 1938 mit Fürther Beteiligung durch die Beherbergung von RPT-Teilnehmern ===  
    
a) Unterbringungen in Fürth in Massenquartieren
 
a) Unterbringungen in Fürth in Massenquartieren
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1934 entstanden zur Unterbringung von Reichsparteitagsgästen wieder Zeltlager; diesmal sowohl an der Leyher Waldspitze, als auch am Spielvereinigungsplatz. Auf dem freien Platz hinter dem Gaswerk zwischen Leyher- und Waldstraße wird für 14 000 Mann ein Lager errichtet. Die Oberrealschule und das Frauenschulhaus dienten wieder als Sammellager. Stolz verkündete die Zeitung: Die Stadt Fürth wird mit ihren 80 000 Einwohnern für die nächsten vier Tage eine Stadt der 150 000 werden.  Am Sonntagmittag spielten Musikkapellen der Gäste in den Anlagen auf, in der Südstadt am Kaiserplatz und in der Anlage hinter der Oberrealschule (Langhans-Anlage). Nachmittags gab es ein großes Stadtpark-Konzert. Am Lager der SS an der Leyher Waldspitze wurde abends ein Feuerwerk abgebrannt, das man weithin sehen konnte. Dazu waren Kanonenschläge zu hören. Im Kulturverein an der Dambacher Straße gab es bei einem „Bunten Abend“ Darbietungen der schwäbischen Gäste aus dem Gau Württemberg. Trachtengruppen traten auf mit Liedern und Volkstänzen.  
 
1934 entstanden zur Unterbringung von Reichsparteitagsgästen wieder Zeltlager; diesmal sowohl an der Leyher Waldspitze, als auch am Spielvereinigungsplatz. Auf dem freien Platz hinter dem Gaswerk zwischen Leyher- und Waldstraße wird für 14 000 Mann ein Lager errichtet. Die Oberrealschule und das Frauenschulhaus dienten wieder als Sammellager. Stolz verkündete die Zeitung: Die Stadt Fürth wird mit ihren 80 000 Einwohnern für die nächsten vier Tage eine Stadt der 150 000 werden.  Am Sonntagmittag spielten Musikkapellen der Gäste in den Anlagen auf, in der Südstadt am Kaiserplatz und in der Anlage hinter der Oberrealschule (Langhans-Anlage). Nachmittags gab es ein großes Stadtpark-Konzert. Am Lager der SS an der Leyher Waldspitze wurde abends ein Feuerwerk abgebrannt, das man weithin sehen konnte. Dazu waren Kanonenschläge zu hören. Im Kulturverein an der Dambacher Straße gab es bei einem „Bunten Abend“ Darbietungen der schwäbischen Gäste aus dem Gau Württemberg. Trachtengruppen traten auf mit Liedern und Volkstänzen.  
 
Das Zeltlager am Sportplatz der Spielvereinigung besuchte als „hoher Gast“ der Führerstellvertreter Rudolf Heß. Auch in der Oberrealschule ließ er sich blicken. Er nahm die dortigen „modernen Großfeldküchen“ in Augenschein, hielt vom Balkon der Schule eine „kurze, freundliche Ansprache an die braunen Formationen“ und kehrte wieder nach Nürnberg zurück.  Nach Abschluss der Reichsparteitage wurden die Fahnen und Girlanden an den Häusern wieder abgenommen. Das Bäcker- und Fleischergewerbe und die heimischen Geschäfte waren zufrieden. Parteigenosse und Stadtrat Sandreuther als Leiter des Quartieramtes (im Parkhotel) erhielt viel Lob. Die „Große Gastfreundschaft“ der Fürther wurde allgemein gewürdigt.  
 
Das Zeltlager am Sportplatz der Spielvereinigung besuchte als „hoher Gast“ der Führerstellvertreter Rudolf Heß. Auch in der Oberrealschule ließ er sich blicken. Er nahm die dortigen „modernen Großfeldküchen“ in Augenschein, hielt vom Balkon der Schule eine „kurze, freundliche Ansprache an die braunen Formationen“ und kehrte wieder nach Nürnberg zurück.  Nach Abschluss der Reichsparteitage wurden die Fahnen und Girlanden an den Häusern wieder abgenommen. Das Bäcker- und Fleischergewerbe und die heimischen Geschäfte waren zufrieden. Parteigenosse und Stadtrat Sandreuther als Leiter des Quartieramtes (im Parkhotel) erhielt viel Lob. Die „Große Gastfreundschaft“ der Fürther wurde allgemein gewürdigt.  
Auch zum Reichsparteitag im September 1935 entstand wieder auf dem freien Gelände zwischen Höfener, Leyher und Waldstraße eine „Zeltstadt“, fest verankerte 12 Meter breite und 35 Meter lange Zelte, 28 insgesamt, und verbesserte Waschgelegenheiten und großen Feldküchen sowie einem Postzelt mit Münzfernsprecher (s. Abbildung Brief). „8000 Politische Leiter aus dem Gau Württemberg werden die Zeltstadt bewohnen“, hieß es. Aber zu diesen Unterkünften auf Strohlager waren nun bequemere Einquartierungen in sämtlichen 14 Schulhäusern und in den Turnhallen hinzugetreten. Dreistöckige Drahtbettstätten, gefertigt von einer Fürther Firma, bauten die Männer des Arbeitsdienstes in den Klassenzimmern auf als „ideale Lagerstatt“ und platzsparend.  Die Musikkapelle vom Gau Essen spielte Sonntagmittag auf dem Platz zwischen den Schulen an der Frauenstraße und abends im Kulturverein bei einem „Volksfest“. Während die Gäste mit den Sonderzügen am Hauptbahnhof ankamen, darunter auch 10.000 KdF-Fahrer , trafen die Prominenten auf dem Flugplatz in Atzenhof ein. So der Reichsminister General Hermann Göring. Er fuhr aber nur durch die Königstraße und Nürnberger Straße nach Nürnberg. Er besuchte am Mittwochnachmittag die Alte Veste. Als Reichsluftfahrtminister besichtigte er am Samstagvormittag auf dem Flughafen die Flugzeuggeschwader, die mit 108 Flugzeugen zum ersten Mal am Montag an den Vorführungen in Nürnberg als „großes militärischen Schauspiel“ teilnahmen .  
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Auch zum Reichsparteitag im September 1935 entstand wieder auf dem freien Gelände zwischen Höfener, Leyher und Waldstraße eine „Zeltstadt“, fest verankerte 12 Meter breite und 35 Meter lange Zelte, 28 insgesamt, und verbesserte Waschgelegenheiten und großen Feldküchen sowie einem Postzelt mit Münzfernsprecher (s. Abbildung Brief). „8000 Politische Leiter aus dem Gau Württemberg werden die Zeltstadt bewohnen“, hieß es. Aber zu diesen Unterkünften auf Strohlager waren nun bequemere Einquartierungen in sämtlichen 14 Schulhäusern und in den Turnhallen hinzugetreten. Dreistöckige Drahtbettstätten, gefertigt von einer Fürther Firma, bauten die Männer des Arbeitsdienstes in den Klassenzimmern auf als „ideale Lagerstatt“ und platzsparend.  Die Musikkapelle vom Gau Essen spielte Sonntagmittag auf dem Platz zwischen den Schulen an der Frauenstraße und abends im Kulturverein bei einem „Volksfest“. Während die Gäste mit den Sonderzügen am Hauptbahnhof ankamen, darunter auch 10.000 KdF-Fahrer , trafen die Prominenten auf dem Flugplatz in Atzenhof ein. So der Reichsminister General Hermann Göring. Er fuhr aber nur durch die Königstraße und Nürnberger Straße nach Nürnberg. Er besuchte am Mittwochnachmittag die Alte Veste. Als Reichsluftfahrtminister besichtigte er am Samstagvormittag auf dem Flughafen die Flugzeuggeschwader, die mit 108 Flugzeugen zum ersten Mal am Montag an den Vorführungen in Nürnberg als „großes militärischen Schauspiel“ teilnahmen.  
Liest man all die euphorischen Zeitungsberichte, fällt auf, wie die Nazipropaganda den Parteikongress auch zur Hetze instrumentalisierte. Es wurde gegen „Nichtarier“ geschrieben. Inmitten des „wogenden Fahnenmeers“ seien nur ein paar Häuser, welche die Visitenkarte ihrer nichtarischen Besitzer tragen. Diese wenigen Außenseiter könnten das Erhebende der festlichen Stadt nicht verwischen. Und weiter, dass Fürth als „Rote Hochburg“ verschrien und ein „Nest vieler vaterlandsloser Gesellen“ war.
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1936 gab es wieder zwei große Zeltlager in der Südstadt. Das Lager an der Leyher Waldspitze (Leyher Straße) wurde erneut für die Gäste aus dem Gau Württemberg errichtet. Verpflegungszüge konnten auf dem Bahngleis, das direkt an das Lager heranführte, anrollen. Ein weiteres Lager wurde an der äußeren Schwabacher Straße „bei der neuen Kaserne“  für den Gau Schleswig-Holstein mit 25 Wohnzelten eingerichtet. Und in den „besten Schulhäusern“ baute man wieder die dreistöckigen Bettstellen vom Vorjahr auf. Das Frauenschulhaus bot 2193 Personen, das Schulhaus Schwabacher Straße 1725 Quartier. Für die 7 Kochstellen in 8 Lagern wurden von der NS-Frauenschaft Fürth 150 Frauen als „Küchengeister“ zur Verpflegung der Reichsparteitagsgäste abgestellt.  Im Stadttheater gab man 9 gesonderte „Kraft-durch-Freude“-Vorstellungen des Lustspielensembles, darunter den Schwank „Krach im Hinterhaus“. Auch die Fürther Kinos profitierten von den Tausenden von Gästen.  
 
1936 gab es wieder zwei große Zeltlager in der Südstadt. Das Lager an der Leyher Waldspitze (Leyher Straße) wurde erneut für die Gäste aus dem Gau Württemberg errichtet. Verpflegungszüge konnten auf dem Bahngleis, das direkt an das Lager heranführte, anrollen. Ein weiteres Lager wurde an der äußeren Schwabacher Straße „bei der neuen Kaserne“  für den Gau Schleswig-Holstein mit 25 Wohnzelten eingerichtet. Und in den „besten Schulhäusern“ baute man wieder die dreistöckigen Bettstellen vom Vorjahr auf. Das Frauenschulhaus bot 2193 Personen, das Schulhaus Schwabacher Straße 1725 Quartier. Für die 7 Kochstellen in 8 Lagern wurden von der NS-Frauenschaft Fürth 150 Frauen als „Küchengeister“ zur Verpflegung der Reichsparteitagsgäste abgestellt.  Im Stadttheater gab man 9 gesonderte „Kraft-durch-Freude“-Vorstellungen des Lustspielensembles, darunter den Schwank „Krach im Hinterhaus“. Auch die Fürther Kinos profitierten von den Tausenden von Gästen.  
 
Eine spezielle „Massenankunft“ wurde noch von der Presse gemeldet. Im Hof der Kaserne an der Sonnen- und Flößaustraße, in der ein Teil des Flakregiments Nr. 8 garnisoniert war, wurden Flak-Scheinwerfer angeliefert.  Beim Fahnen-Einmarsch der Politischen Leiter am Freitagabend 11.9.35 leuchteten 500 Scheinwerfer der Wehrmacht im RPT-Gelände.  
 
Eine spezielle „Massenankunft“ wurde noch von der Presse gemeldet. Im Hof der Kaserne an der Sonnen- und Flößaustraße, in der ein Teil des Flakregiments Nr. 8 garnisoniert war, wurden Flak-Scheinwerfer angeliefert.  Beim Fahnen-Einmarsch der Politischen Leiter am Freitagabend 11.9.35 leuchteten 500 Scheinwerfer der Wehrmacht im RPT-Gelände.  
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1939 fand kein Reichsparteitag mehr statt. Nazi-Deutschland begann den Krieg im Osten.
 
1939 fand kein Reichsparteitag mehr statt. Nazi-Deutschland begann den Krieg im Osten.
 
Abschließend die Beurteilung des französischen Botschafters André François-Poncet (1931-38 in Berlin) über die „Reichsparteitage der NSDAP als Mittel der faschistischen Propaganda“ : „Sie kehren heim, verführt und gewonnen, reif zur Mitarbeit, ohne die gefährliche Wirklichkeit bemerkt zu haben, die sich unter dem trügerischen Prunk der großartigen Aufmärsche verbirgt.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
 
Abschließend die Beurteilung des französischen Botschafters André François-Poncet (1931-38 in Berlin) über die „Reichsparteitage der NSDAP als Mittel der faschistischen Propaganda“ : „Sie kehren heim, verführt und gewonnen, reif zur Mitarbeit, ohne die gefährliche Wirklichkeit bemerkt zu haben, die sich unter dem trügerischen Prunk der großartigen Aufmärsche verbirgt.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
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Liest man all die euphorischen Zeitungsberichte, fällt auf, wie die Nazipropaganda den Parteikongress auch zur Hetze instrumentalisierte. Es wurde gegen „Nichtarier“ geschrieben. Inmitten des „wogenden Fahnenmeers“ seien nur ein paar Häuser, welche die Visitenkarte ihrer nichtarischen Besitzer tragen. Diese wenigen Außenseiter könnten das Erhebende der festlichen Stadt nicht verwischen. Und weiter, dass Fürth als „Rote Hochburg“ verschrien und ein „Nest vieler vaterlandsloser Gesellen“ war.
    
=== Die Rolle der örtlichen Presse ===  
 
=== Die Rolle der örtlichen Presse ===  
 
[[Datei:Jakob Hitler A6789.jpg|miniatur|rechts|Adolf Hitler und OB Franz Jakob am 11. Februar 1935 im Stadttheater, Hitler weilte anlässlich des 50. Geburtstages von Julius Streicher in Nürnberg und Fürth]]
 
[[Datei:Jakob Hitler A6789.jpg|miniatur|rechts|Adolf Hitler und OB Franz Jakob am 11. Februar 1935 im Stadttheater, Hitler weilte anlässlich des 50. Geburtstages von Julius Streicher in Nürnberg und Fürth]]
Die örtliche Presse sympathisierte schon früh mit der NSDAP. Bereits Mitte [[1932]] unterstützte der [[Fürther Anzeiger]] aktiv die örtliche NSDAP und ab dem [[1. April]] [[1933]] nannte sich der Fürther Anzeiger: "''Amtliches Organ der NSDAP Kreis Fürth''". Als Zeichen des inneren Wandels der Redaktion wurde in den Zeitungskopf das Hakenkreuz integriert und die Kommentare spiegelten vollständig die Meinung der Partei wider. So wurde eine Stadtratssitzung im April [[1933]] wie folgt kommentiert: "''Und noch nie war der Zuhörerraum so stark besetzt und zeigte eine solche Begeisterung wie gestern anläßlich der ersten Sitzung im Dritten Reich... Der Sitzungssaal selbst trug reichsten Flaggenschmuck. Hakenkreuzfahnen wechselten in bunter Reihenfolge mit schwarz-weiß-roten und grün-weißen.''" Die noch verbliebenen [[SPD]]-Stadtratsmitglieder wurden wie folgt kommentiert: "''... das übrig gebliebene Scherbenhäuflein der SPD betrat den Saal, an der Spitze der unvergeßliche Oberbonze Eberhardt ... Nichts war mehr wahrzunehmen von der früher gezeigten politischen Mut- und Böswilligkeit, nichts mehr von dem echt marxistischen Sarkasmus und Hohn und Spott. Eisig still stierten die Genossen vor sich hin, blaß war zum Teil ihr Antlitz...''".<ref>Fürther Anzeiger vom 28. April 1933</ref> Spätestens ab diesem Zeitpunkt kann von einer neutralen und objektiven Berichterstattung nicht mehr die Rede sein, vielmehr waren die Artikel geprägt von der NS-Indoktrination und Propaganda.
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Die örtliche Presse sympathisierte schon früh mit der NSDAP. Bereits Mitte [[1932]] unterstützte der [[Fürther Anzeiger]] aktiv die örtliche NSDAP und ab dem [[1. April]] [[1933]] nannte sich der Fürther Anzeiger: "''Amtliches Organ der NSDAP Kreis Fürth''". Als Zeichen des inneren Wandels der Redaktion wurde in den Zeitungskopf das Hakenkreuz integriert und die Kommentare spiegelten vollständig die Meinung der Partei wider. So wurde eine Stadtratssitzung im April [[1933]] wie folgt kommentiert: "''Und noch nie war der Zuhörerraum so stark besetzt und zeigte eine solche Begeisterung wie gestern anläßlich der ersten Sitzung im Dritten Reich... Der Sitzungssaal selbst trug reichsten Flaggenschmuck. Hakenkreuzfahnen wechselten in bunter Reihenfolge mit schwarz-weiß-roten und grün-weißen.''" Die noch verbliebenen [[SPD]]-Stadtratsmitglieder wurden wie folgt kommentiert: "''... das übrig gebliebene Scherbenhäuflein der SPD betrat den Saal, an der Spitze der unvergessliche Oberbonze Eberhardt ... Nichts war mehr wahrzunehmen von der früher gezeigten politischen Mut- und Böswilligkeit, nichts mehr von dem echt marxistischen Sarkasmus und Hohn und Spott. Eisig still stierten die Genossen vor sich hin, blaß war zum Teil ihr Antlitz...''".<ref>Fürther Anzeiger vom 28. April 1933</ref> Spätestens ab diesem Zeitpunkt kann von einer neutralen und objektiven Berichterstattung nicht mehr die Rede sein, vielmehr waren die Artikel geprägt von der NS-Indoktrination und Propaganda.
    
=== Kapitulation [[1945]] ===
 
=== Kapitulation [[1945]] ===
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