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Da schlug die Stunde des bereits im Jahr [[1918]] gegründeten "Verein zur Wahrung der Interessen der Stadt Fürth" kurz "Treu Fürth" unter ihren Wortführern, dem Pfarrer und [[Stadtrat]] [[Paul Fronmüller]], dem Vorsitzenden der israelitischen Realschulen in Fürth Isaak Löw Weiskopf sowie [[Babette Bauer]]: [[Bild:Einverleibung Fürth.jpg|thumb|right|Postkarte zum Thema Zusammenschluss Fürth und Nürnberg um 1920]]
 
Da schlug die Stunde des bereits im Jahr [[1918]] gegründeten "Verein zur Wahrung der Interessen der Stadt Fürth" kurz "Treu Fürth" unter ihren Wortführern, dem Pfarrer und [[Stadtrat]] [[Paul Fronmüller]], dem Vorsitzenden der israelitischen Realschulen in Fürth Isaak Löw Weiskopf sowie [[Babette Bauer]]: [[Bild:Einverleibung Fürth.jpg|thumb|right|Postkarte zum Thema Zusammenschluss Fürth und Nürnberg um 1920]]
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== Volksbegehren gegen die Einverleibung Fürths durch Nürnberg am 22. Januar 1922 ==
 
In einem extra für diesen Zweck mit diversen Fürther Verbänden, wie zb. dem Grund- und Hausbesitzerverein oder den Innungen, gebildeten Gremium namens "Arbeitsausschuß zur Erhaltung der Selbstständigkeit der Stadt" setzte man sich gegen den Zusammenschluss ein. Mit einer nie dagewesenen Agitation ficht der "Erzengel von [[St. Michael]]" genannte Fromüller gegen die [[Eingemeindung]]; keinen Einhalt vor kuriosen Behauptungen und drastischen Kampagnen. Der Verein "Treu Fürth" erlebte einen ungeahnten Zulauf, im Januar [[1922]] war sogar jeder zehnte Fürther Mitglied! Jedes Mittel war [[Paul Fronmüller|Fronmüller]] recht. "''die Selbstständigkeit von Fürth [...] ein so hohes Gut, dass er sich nicht entschließen könne, es irgendwie aufzugeben''" zu verteidigen. Am [[22. Januar]] [[1922]], dem Tag der Abstimmung ließ "Treu Fürth" in den Stadtfarben dekorierte Pferdegespanne und Lastwagen durch die Stadt fahren. Mit der Parole: "''Wir sind Fürther und wir bleiben Fürther!''". Mit 65 % Mehrheit schmetterte die Fürther Bevölkerung die Pläne der Stadtregierungen ab. Ein Verdienst von "Treu Fürth".  
 
In einem extra für diesen Zweck mit diversen Fürther Verbänden, wie zb. dem Grund- und Hausbesitzerverein oder den Innungen, gebildeten Gremium namens "Arbeitsausschuß zur Erhaltung der Selbstständigkeit der Stadt" setzte man sich gegen den Zusammenschluss ein. Mit einer nie dagewesenen Agitation ficht der "Erzengel von [[St. Michael]]" genannte Fromüller gegen die [[Eingemeindung]]; keinen Einhalt vor kuriosen Behauptungen und drastischen Kampagnen. Der Verein "Treu Fürth" erlebte einen ungeahnten Zulauf, im Januar [[1922]] war sogar jeder zehnte Fürther Mitglied! Jedes Mittel war [[Paul Fronmüller|Fronmüller]] recht. "''die Selbstständigkeit von Fürth [...] ein so hohes Gut, dass er sich nicht entschließen könne, es irgendwie aufzugeben''" zu verteidigen. Am [[22. Januar]] [[1922]], dem Tag der Abstimmung ließ "Treu Fürth" in den Stadtfarben dekorierte Pferdegespanne und Lastwagen durch die Stadt fahren. Mit der Parole: "''Wir sind Fürther und wir bleiben Fürther!''". Mit 65 % Mehrheit schmetterte die Fürther Bevölkerung die Pläne der Stadtregierungen ab. Ein Verdienst von "Treu Fürth".  
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== Nach dem Volksbegehren 1922 ==
 
Bei den Gemeindewahlen [[1929]] gelang es dem Verein durch eine bürgerliche Einheitsliste ("Selbständigkeit") ihre Wortführer in den [[Stadtrat]] zu bekommen. Die Einheitsliste verfolgte eine sehr bürgerliche Politik im Sinne des gewerblichen Mittelstandes, bedingt durch ihre Mitgliederstruktur - jedoch frei von jeder Parteipolitik. Zumindest im 20köpfigen Ausschuss, der den engeren Vorstand aus seinen eigenen Reihen wählte, waren fast ausschließlich Selbständige, Angestellte oder Beamte <ref> * Quelle: Nordbayerische Zeitung vom 09.04.1929 und 04.04.1930</ref>. Im Vorstand und Ausschuss wie in den Vorstandschaften des Innungsausschusses und des Haus- und Grundbesitzervereins fand man zum Teil stets die gleichen Personen: Stadtrat und Pfarrer Paul Fronmüller, Kaufamann Isaak Löw Weiskopf, Stadtrat und Metzger Adam Schildknecht, Stadträtin Babette Bauer, Bäckermeister Ebersberger, Schneidermeister Hans Fuß, Fabrikant Wirth, Bezirksoberlehrer Meerwald, Bäckermeister und Stadtrat Helmreich und Baumeister Egelseer. Programmatisch war Treu Fürth im Gegensatz zu manch anderen Parteien nicht antisemitisch, standen aber in starker Oppositon zur SPD in Fürth, insbesondere in der Fragestellung der Eingemeindung Fürths nach Nürnberg. Durch die Weltwirtschaftskrise 1929 - 1932 stiegen in Fürth die Kosten der Wohlfahrtsfürsorge auf mehr als 5 Mio. Reichsmark, was der Verein "Treu Fürth" als "''Fluch der Parteienwirtschaft''" anprangerte <ref> * Quelle: Nordbayerische Zeitung vom 25.05.1932</ref>. Wie der Verein der Haus- und Grundstücksbesitzer und die Wirtschaftspartei forderten sie immer wieder zu strikten Sparmaßnahmen der Stadt Fürth, z.B. durch den Verkauf der städtischen Regiebetriebe (z.B. Verkehrs- und Strombetriebe, Krankenhaus). Weiterhin forderte "Treu Fürth" eine "produktive Gestaltung der Erwerbslosenfürsorge" (heute würde man vom Arbeitslosengeld sprechen) und insbesondere eine Einschränkung der Arbeitslosen- und Wohlfahrtsunterstützung, ohne jedoch die Unterstützung der wirklich Bedürftigen in Frage zu stellen. Hierzu vertrat Treu Fürth folgende Meinung: "''Sie (die Arbeitslosen) müssten unter allen Umständen auch leben können und bekommen, was sie unbedingt (!) benötigen. Dies gelte vor allem für die "verschämten Armen", die gerne arbeiten würden, nicht aber für die "unverschämten Armen", die zu stolz sind, eine Arbeit anzunehmen, die ihnen nicht gefällt oder deren Entlohnung nicht hoch genug ist, und die deshalb lieber den leichteren, aber "unehrenhaften Weg der Unterstützung" gingen.''"<ref>* Quelle: Fürther Anzeiger vom 28.07.1930 und Nordbayerische Zeitung vom 25.03.1931 und 21.03.1932</ref>
 
Bei den Gemeindewahlen [[1929]] gelang es dem Verein durch eine bürgerliche Einheitsliste ("Selbständigkeit") ihre Wortführer in den [[Stadtrat]] zu bekommen. Die Einheitsliste verfolgte eine sehr bürgerliche Politik im Sinne des gewerblichen Mittelstandes, bedingt durch ihre Mitgliederstruktur - jedoch frei von jeder Parteipolitik. Zumindest im 20köpfigen Ausschuss, der den engeren Vorstand aus seinen eigenen Reihen wählte, waren fast ausschließlich Selbständige, Angestellte oder Beamte <ref> * Quelle: Nordbayerische Zeitung vom 09.04.1929 und 04.04.1930</ref>. Im Vorstand und Ausschuss wie in den Vorstandschaften des Innungsausschusses und des Haus- und Grundbesitzervereins fand man zum Teil stets die gleichen Personen: Stadtrat und Pfarrer Paul Fronmüller, Kaufamann Isaak Löw Weiskopf, Stadtrat und Metzger Adam Schildknecht, Stadträtin Babette Bauer, Bäckermeister Ebersberger, Schneidermeister Hans Fuß, Fabrikant Wirth, Bezirksoberlehrer Meerwald, Bäckermeister und Stadtrat Helmreich und Baumeister Egelseer. Programmatisch war Treu Fürth im Gegensatz zu manch anderen Parteien nicht antisemitisch, standen aber in starker Oppositon zur SPD in Fürth, insbesondere in der Fragestellung der Eingemeindung Fürths nach Nürnberg. Durch die Weltwirtschaftskrise 1929 - 1932 stiegen in Fürth die Kosten der Wohlfahrtsfürsorge auf mehr als 5 Mio. Reichsmark, was der Verein "Treu Fürth" als "''Fluch der Parteienwirtschaft''" anprangerte <ref> * Quelle: Nordbayerische Zeitung vom 25.05.1932</ref>. Wie der Verein der Haus- und Grundstücksbesitzer und die Wirtschaftspartei forderten sie immer wieder zu strikten Sparmaßnahmen der Stadt Fürth, z.B. durch den Verkauf der städtischen Regiebetriebe (z.B. Verkehrs- und Strombetriebe, Krankenhaus). Weiterhin forderte "Treu Fürth" eine "produktive Gestaltung der Erwerbslosenfürsorge" (heute würde man vom Arbeitslosengeld sprechen) und insbesondere eine Einschränkung der Arbeitslosen- und Wohlfahrtsunterstützung, ohne jedoch die Unterstützung der wirklich Bedürftigen in Frage zu stellen. Hierzu vertrat Treu Fürth folgende Meinung: "''Sie (die Arbeitslosen) müssten unter allen Umständen auch leben können und bekommen, was sie unbedingt (!) benötigen. Dies gelte vor allem für die "verschämten Armen", die gerne arbeiten würden, nicht aber für die "unverschämten Armen", die zu stolz sind, eine Arbeit anzunehmen, die ihnen nicht gefällt oder deren Entlohnung nicht hoch genug ist, und die deshalb lieber den leichteren, aber "unehrenhaften Weg der Unterstützung" gingen.''"<ref>* Quelle: Fürther Anzeiger vom 28.07.1930 und Nordbayerische Zeitung vom 25.03.1931 und 21.03.1932</ref>
  
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