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:''In Fürth befinden sich gegenwärtig an 10 Brillenmacher, ein Metier, welches in Absicht auf die Gesundheit des Menschen zu den gefährlichsten zu rechnen ist, wegen des feinen Glasstaubes, welcher diejenigen, die sich mit dem Glasreiben beschäftigen, beständig wie ein Nebel umgibt, und Lungensucht und Auszehrung bald nach sich zieht. Diese Arbeit wird daher größtentheils auch nur von Verbrechern verrichtet, welche sich in den Zucht- und Arbeitshäusern zu Nürnberg und dem benachbarten Schwabach befinden. Eine Verurtheilung zu dreijährigem Glasreiben wird der Todesstrafe gleich geachtet. Jeder Züchtling muß täglich eine bestimmte Anzahl Gläser liefern, und was sie über diese Zahl verfertigen, wird ihnen besonders bezahlt; und als vor einigen Jahren ein nürnbergischer Brillenmacher auf den guten Gedanken kam, die Gläser nicht trockenson, sondern naß zu reiben, um dadurch den tödlichen Staub zu entfernen, so gingen diese Züchtlinge doch schwer daran, sich diese wohlthätige Neuerung gefallen zu lassen, weil sie glaubten, die Arbeit ginge  langsamer von Statten. Sie mußten wirklich durch Geschenke an Bier und Braten, welche ihnen theils die Obrigkeit, theils das Brillenmacherhandwerk zu verschiedenen Mahlen reichen ließ, erst dahin gebracht werden, nur den Versuch zu machen. So kann ein wenig sinnlicher Genuß, wodurch solche Menschen sich ihren elenden Zustand einigermaßen erleichtern, sie gegen die Erhaltung ihres Lebens  ganz fühllos machen. Außer den Brillen verfertiget man auch Brenn- und Ferngläser, Perspective, Microscopen und so weiter.  
 
:''In Fürth befinden sich gegenwärtig an 10 Brillenmacher, ein Metier, welches in Absicht auf die Gesundheit des Menschen zu den gefährlichsten zu rechnen ist, wegen des feinen Glasstaubes, welcher diejenigen, die sich mit dem Glasreiben beschäftigen, beständig wie ein Nebel umgibt, und Lungensucht und Auszehrung bald nach sich zieht. Diese Arbeit wird daher größtentheils auch nur von Verbrechern verrichtet, welche sich in den Zucht- und Arbeitshäusern zu Nürnberg und dem benachbarten Schwabach befinden. Eine Verurtheilung zu dreijährigem Glasreiben wird der Todesstrafe gleich geachtet. Jeder Züchtling muß täglich eine bestimmte Anzahl Gläser liefern, und was sie über diese Zahl verfertigen, wird ihnen besonders bezahlt; und als vor einigen Jahren ein nürnbergischer Brillenmacher auf den guten Gedanken kam, die Gläser nicht trockenson, sondern naß zu reiben, um dadurch den tödlichen Staub zu entfernen, so gingen diese Züchtlinge doch schwer daran, sich diese wohlthätige Neuerung gefallen zu lassen, weil sie glaubten, die Arbeit ginge  langsamer von Statten. Sie mußten wirklich durch Geschenke an Bier und Braten, welche ihnen theils die Obrigkeit, theils das Brillenmacherhandwerk zu verschiedenen Mahlen reichen ließ, erst dahin gebracht werden, nur den Versuch zu machen. So kann ein wenig sinnlicher Genuß, wodurch solche Menschen sich ihren elenden Zustand einigermaßen erleichtern, sie gegen die Erhaltung ihres Lebens  ganz fühllos machen. Außer den Brillen verfertiget man auch Brenn- und Ferngläser, Perspective, Microscopen und so weiter.  
 
:''Herr [[Nicolaus Rauch]] hat eine Fabrik von allen Sorten Schnupftobak; derselbe verfertiget Tabac de Paris, Rappé d’Hollande, Rappé d’Hollande finissimo, St. Omer, Marocco, Louisiana, schwarzen und gelben Weizen, sogenannten Naturell, nebst verschiedenen Gattungen Rauchtobak. Diese Sorten sind von den ausländischen an Güte gar nicht verschieden, im aber um vieles wohlfeiler.
 
:''Herr [[Nicolaus Rauch]] hat eine Fabrik von allen Sorten Schnupftobak; derselbe verfertiget Tabac de Paris, Rappé d’Hollande, Rappé d’Hollande finissimo, St. Omer, Marocco, Louisiana, schwarzen und gelben Weizen, sogenannten Naturell, nebst verschiedenen Gattungen Rauchtobak. Diese Sorten sind von den ausländischen an Güte gar nicht verschieden, im aber um vieles wohlfeiler.
:''Endlich sind noch ungefähr acht [[Nudelfabriken]] zu bemerken, welche alle Arten Maccaroni verfertigen, und Waaren liefern, welche an Güte den italienischen wenig nachgeben. Im 1786 zählte man hier noch 110 Schuhmachermeister, ohne die vielen Landschuster zu rechnen, auch zum Theil für die Einwohner dieses Fleckens arbeiten; ferner 120 Schneidermeister, 52 Bäcker, 44 Mehlhändler, 66 Brannteweinbrenner, 1o Bierbrauer, welche beträchtliche Brauhäuser haben, und 86 Bierschenken; anderer Professionisten nicht zu gedenken. Die vielen Brauereien und Brannteweinbrennereien veranlassen zugleich ein anderes einträgliches Gewerbe, nähmlich die Viehmast, welche hier sehr ansehnlich ist.<ref>Johann Christian Herrmann: ''"Allgemeiner Contorist welcher von allen und jeden Gegenständen der Handlung aller in und außer Europa belegenen Handelsplätze die neuesten und zuverlässigsten Nachrichten ertheilet [...]. Zweiter Theil von C bis Königsberg."'', Leipzig 1789, S. 341 ff - [https://books.google.de/books?id=_Z1aAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false online-Digitalisat]</ref>
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:''Endlich sind noch ungefähr acht [[Nudelfabriken]] zu bemerken, welche alle Arten Maccaroni verfertigen, und Waaren liefern, welche an Güte den italienischen wenig nachgeben. Im 1786 zählte man hier noch 110 Schuhmachermeister, ohne die vielen Landschuster zu rechnen, auch zum Theil für die Einwohner dieses Fleckens arbeiten; ferner 120 Schneidermeister, 52 Bäcker, 44 Mehlhändler, 66 Brannteweinbrenner, 1o Bierbrauer, welche beträchtliche Brauhäuser haben, und 86 Bierschenken; anderer Professionisten nicht zu gedenken. Die vielen Brauereien und Brannteweinbrennereien veranlassen zugleich ein anderes einträgliches Gewerbe, nähmlich die Viehmast, welche hier sehr ansehnlich ist.
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:''Products.
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:''Die Gegend um Fürth ist mahlerisch schön, aber der Boden besteht mehrentheils nur aus Sand; und dennoch wird derselbe durch die Industrie des hiesigen Landmannes vortrefflich benutzt, zum Anbau aller Arten von Gemüse, hauptsächlich aber zur Cultur des Tobaks; so daß der Eigenthümer von dem an sich dürren Acker oft dreifachen Nutzen zieht, und sich besser steht als der Besitzer des fruchtbarsten Bodens in vielen andern Gegenden Deutschlands. Auch wird in der Gegend ein sehr guter Weinbau getrieben. Dieser ist um die Nähe von Sommerhausen, Randsack, sonst auch Randersacker, oder Rantzacker genannt, ein großes Dorf am Mayn, ingleichen Sommerach, Würzburg und Wertheim so wichtig, daß er den Weinhandel zu einem der beträchtlichsten Nahrungszweige erhebt. <ref>Johann Christian Herrmann: ''"Allgemeiner Contorist welcher von allen und jeden Gegenständen der Handlung aller in und außer Europa belegenen Handelsplätze die neuesten und zuverlässigsten Nachrichten ertheilet [...]. Zweiter Theil von C bis Königsberg."'', Leipzig 1789, S. 341 ff - [https://books.google.de/books?id=_Z1aAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false online-Digitalisat]</ref>
    
==Veröffentlichungen==
 
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