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==Zeitgenössische Beschreibung der Stadt Fürth==
 
==Zeitgenössische Beschreibung der Stadt Fürth==
:''Zwei Poststunden von Nürnberg in nordwestlicher Richtung entfernt liegt die durch ihren Gewerbfleiß bekannte Stadt Fürth, die auf der beide Städte verbindenden Ludwigs-Eisenbahn in einer kleinen Viertelstunde zu erreichen ist. Fürth liegt zwischen den beiden Flüssen Pegnitz und Rednitz, welche sich in kurzer Entfernung von der Stadt unterhalb des Schießangers vereinigen und die Regnitz bilden. [...]. Durch den rastlosen Fleiß seiner Bewohner, deren Zahl seit jener Zeit fortwährend zunahm, wurden Handel und Gewerbe so gehoben, daß Fürth nun zu den ersten Städten Bayerns zählt und allerwärts seines industriellen Strebens wegen bekannt und geachtet ist. Fürth zählt nun 23,300 Einwohner, darunter 16,560 Protestanten, 2160 Katholiken, an 200 freie Christen und über 4000 Israeliten. Es bestehen an 100 Großhandlungsfirmen und an 800 Detailhandlungen. Der Güterversandt beträgt über 500,000 Centner jährlich und der Handel von Fürth hat sich außer dem Gebiete des Zollvereins bereits in Oesterreich und Italien mit Leder, in England und Rußland mit Hopfen, mit [[Spiegelglas]] und Manufakturwaaren in Nord- und Südamerika, Ost- und Westindien Absatzquellen eröffnet. Bei den 2200 selbstständigen Gewerben wird die Produktion meist fabrikmäßig betrieben. Unter den hier gefertigten Erzeugnissen ragen besonders hervor Spiegelgläser und Spiegel, die einen bedeutenden Handelsartikel nach überseeischen Plätzen bilden; geschlagenes Metall (unächtes Gold) und die daraus erzeugten [[Broncefarben]]; Brillen und andere optische Fabrikate; Drechslerwaaren, von den in zahlloser Menge hergestellten Cigarrenspitzen, Nadelbüchschen und dergl. bis zu den feinsten und kunstvollsten Schnitzereien in Holz und Elfenbein; Galanteriewaaren und Massen der manchfaltigsten Spielwaaren. Mit den beiden Mahlmühlen (obere und [[untere Mühle]]) sind Glasschleif- und Polirwerke verbunden, deren Maschinen durch Wasserkraft bewegt werden; außerdem sind auch mehrfach Dampfmaschinen im Gebrauch. Die bedeutendsten und sehenswerthesten Geschäfts-Etablissements sind: Die [[J. W. Engelhardt & Co.|Engelhard´sche Maschinenfabrik]] und Gießerei an der [[Ludwigs-Eisenbahn]]; die Metallgoldfabrik von [[Brandeis]] in der Schwabacherstraße; die Broncefarbenfabriken von [[Gustav Lepper|Lepper]] am Staatsbahnhof; [[Eiermann und Tabor]] in der Hirschengasse und [[Benda]] in der Lerchenstraße; die Bleistiftfabrik von [[Illfelder]] in der Schwabacherstraße; die Silber-Glasbelege von [[Ludwig Winkler|L. Winkler]] in der Rosengasse; die mechanische Spinnerei von [[Bernstein]] in der Pegnitzstraße, zugleich Wasch- und Badeanstalt, und die Ausstellung der verschiedensten Manufakturartikel von [[Ullmann]] und Engelmann in der Friedrichsstraße. Sehr beachtenswerth ist die Fabrikation von Zinnfiguren, welche vorzüglich hergestellt werden von [[Gebr. Heinrich]] in der Bahnhofstraße, [[Allgeyer]] in der oberen Königsstraße, [[Haffner]] in der Mathildenstraße und [[Schildknecht]] in der Schwabacherstraße. Fürth kann sich nicht rühmen bedeutende Denkmale der Baukunst, Malerei oder Sculptur, oder Gebäude zu besitzen, an welche sich große historische Begebenheiten knüpfen, sein Ruhm ist einzig der, daß es sich aus kleinem Anfang durch eigene Kraft, ohne Protektion mächtiger Herren oder Stiftungen reicher Privaten zu seiner dermaligen Bedeutung emporgeschwungen hat. Das ganze äußere Gepräge der Stadt ist ein ehrendes Zeugniß für den praktischen Sinn, das gemeinsame Streben und die ersprießliche Thätigkeit besonders der jüngsten Generationen. Ein Denkmal besitzt Fürth, das an seinen Ursprung erinnert. Es befindet sich dasselbe auf dem linken Rednitzufer gegenüber dem [[Schießplatz]] und besteht aus einer Säule, welche aus Sandstein gearbeitet ist. An diese lehnt sich eine Marmortafel, auf welcher die Inschrift eingegraben ist: „Zum Andenken an die einst hier gestandene von Kaiser Karl dem Großen gegründete Kapelle zum h. Martin errichtet Anno 1855.“ Die Säule steht auf einem Unterbau von Tuffsteinen, der von Gesträuchern und schattigen Eichen umgeben ist. Das älteste noch bestehende Bauwerk der Stadt ist die St. Michaeliskirche, deren Chor und Thurm im gothischen Styl erbaut, zwar einfache, aber reine architektonische Verhältnisse zeigen. Ihre Gründung […]. Das Innere der Kirche wurde i. J. [[1832]] gründlich renovirt und in einfacher aber würdiger Weise nach den Angaben des Prof. Heydeloff in Nürnberg ausgeschmückt. […]. Das Orgelwerk wurde von Bittner in Nürnberg hergestellt und entspricht vollständig der Räumlichkeit des Gotteshauses. Nur eine Zierde aus älterer Zeit befindet sich auch heute noch an der Seite des Altars, ein Sakramentshäuschen aus sogenanntem Gußstein, das wahrscheinlich von Adam Krafft geformt schon [[1507]] daselbst ausgestellt wurde. […]. Die Katholische Kirche wurde eingeweiht i. J. [[1829]]. Sie besitzt ein gutes Orgelwerk von Eichmüller in Heilsbronn. Die Haupt-Synagoge der israelitischen Gemeinde, deren Gründung in das Jahr [[1616]] fällt, wurde im Jahre [[1865]] fast gänzlich umgebaut, namhaft erweitert und in edlem Style dem Cultus angemessen hergestellt. Der erste Israelit, welcher sich [[1528]] in Fürth ansiedelte, war der Sohn eines Nürnberger Weinwirths. Die mit der Erbauung der [[Hauptsynagoge]] zugleich in's Leben gerufene [[Talmudschule]] besteht gegenwärtig nicht mehr. König Ludwig II erzeigte der israel. Gemeinde die Huld, bei seiner kurzen Anwesenheit im Jahre [[1866]] die restaurirte Synagoge zu besichtigen. An öffentlichen Gebäuden besitzt Fürth ein großes, mit hohem Thurm geziertes [[Rathaus|Rathhaus]], das in den Jahren [[1840]] bis 1850 erbaut wurde, und in welchem sich außer den Magistrats-Bureaux, die Lokale des kgl. Bezirksgerichts finden. Dort wird auch die durch C. Gebhardt [[1864]] gestiftete [[Stadtbibliothek]] aufbewahrt, die für gewöhnlich Mittwoch und Samstag, von 1 bis 3 Uhr der allgemeinen Benützung geöffnet ist. n geringer Entfernung davon steht ein Gebäude, welches als Armen- und Waisen-Schulhaus [[1768]] erbaut, später als Realschulgebäude benützt, und nun, nachdem es vergrößert wurde, die Lokalitäten des kgl. Bezirksamtes enthält. Die auf dem angetragenen Thürmchen seit [[1775]] befindlich gewesenen Glocken wurden auf das gegenüberliegende Schrannengebäude übertragen. In der unteren Königsstraße steht das sogenannte [[Geleitshaus]], in welchem sich die Amtszimmer des kgl. Stadtgerichts, sowie die des Landgericht befinden. Das Hauptzollamt ist in der Nähe der katholischen Kirche. die Post im Stationsgebäude des Staatsbahnhofs. Das Theater wurde im Jahre [[1817]] erbaut und seit dieser Zeit mehrmals vergrößert. In dem Wirthschaftsgarten [[zur Stadt Nürnberg]] (Hohlwegsgarten links der Ludwigs-Eisenbahn) befindet sich zur Zeit ein Sommertheater, das viele Besucher anzieht. An den Staatsbahnhof angrenzend, in der äußeren Schwabacherstraße steht das christliche Hospital, ein geräumiges, nach den Anforderungen rationeller Krankenpflege im Iahre [[1830]] errichtetes Gebäude, das mit einem Thürmchen und 2 Glocken versehen und von wohlgepflegten Gärten umgeben, auch seinen eigenen Betsaal besitzt. Das neue israelitische Hospital, in der [[Theaterstraße]], wurde von [[1842]]-46 erbaut. Von dem sehr geräumigen Staatsbahnhofe aus vermittelt die Kreuzungsbahn die Verbindung mit der Süd-Nordbahn. Die Würzburger Bahn, welche vom Bahnhofe aus in westlicher Richtung sich fortsetzt, führt in einiger Entfernung von demselben über eine stattliche Brücke, welche mit 7 weitgesprengten Bogen das Rednitzthal überspannt. Von der unteren Königsstraße aus gelangt man an die eiserne 165´ lange Rednitzbrücke. Sie wurde nach dem System des Oberbauraths Pauly in der Fabrik von Cramer-Klett in Nürnberg hergestellt und [[1860]] an die Stelle der alten Holzbrücke gesetzt. Die häufigen Hochwasser machten schon früher außer der eigentlichen Flußbrücke noch die Anlage einer steinernen Fluth- und einer hölzernen Thalbrücke nöthig, von denen die erstere seit [[1823]], die andere seit [[1850]] besteht. Auch die Pegnitz ist überbrückt Die steinerne Ludwigsbrücke stellt den Verbindungsweg zwischen Fürth und Erlangen her. Begonnen 1833 und vollendet [[1840]], überschreitet sie aus 25 Bogen in einer Länge von 1100´ einen großen Theil der Thalbreite und setzt sich in einem chaussirten Damm bis zur nächsten Anhöhe fort. Sie bildet ein ansehnliches Bauwerk, das ebenso dem Verkehr zur Erleichterung, als der Stadt zur Zierde gereicht. Wie sehr die Stadtgemeinde auf Hebung des Schulwesens bedacht, beweisen unter Anderem die Schulgebäude, welche dieselbe seit 1814 erbaut hat; nämlich ein Mädchenschulhaus, erbaut [[1814]], ein großes Knabenschulgebäude, errichtet [[1825]]; ein schönes, bestens eingerichtetes Gebäude für die [[Gewerb- und Handelsschule]] ([[1864]]) in der [[Blumenstraße]], das mit verschiedenen zweckmäßigen Sammlungen ausgestattet ist, die [[Latein- und Realschule]] in der [[Mathildenstraße]] und ein neues, großartiges Gebäude für die sich stets mehrenden Volksschulklassen in der [[Hirschengasse]] in dessen Räumen der Kunstverein zur Zeit seine Ausstellungen veranstaltet. Ebenso erwähnenswerth sind, das jüdische Waisenhaus in der Julien- und das jüdische Realschulgebäude in der [[Blumenstraße]]. Bei dem ausgebreiteten Geschäftsverkehr der Bewohner, bei den häufigen Reisen Vieler derselben, sowie bei dem regen Fremdenverkehr in der Stadt selbst, ist mit denselben leicht und angenehm zu verkehren; sie lieben Ungezwungenheit sowohl in politischer als auch in kirchlicher Richtung, sind Freunde der Geselligkeit und dem Fremden entgegenkommend, so daß sich dieser unter ihnen leicht heimisch findet. Bei ihnen bewährt sich recht des Dichters Wort: Tages Arbeit, Abends Gäste, Saure Wochen, frohe Feste. Solch ein frohes Fest ist die Fürther Kirchweihe, welche in die ersten Tage des Oktobers fällt und mit einer Messe verbunden ist, die 10 Tage dauert. Seit alter Zeit wird dieselbe von weit und breit her besucht und bietet dem Fremden mancherlei Genuß. Die Anlagen um die Stadt, deren Verschönerung und Vermehrung stetes Augenmerk der städtischen Behörden ist, bieten anmuthige Spaziergänge; verschiedene Wirthschaftsgärten, wie der [[Weißengarten]], der [[Pfarrgarten]], der Hohlweg´sche Garten, der [[Prater]] (jenseits der Rednitzbrücke [sic!]) und der [[Meierskeller]] (jenseits der Pegnitzbrücken [sic!]) bieten dem Besucher angenehmen Aufenthalt und sind an Sommernachmittagen und Abenden auch sehr belebt. Als Vergnügungsorte werden gerne besucht, [[Burgfarrnbach]] (mit dem Schlosse des Grafen Pückler), [[Ronhof]], Doos, Muggenhof, [[Dambach]] das neue Forsthaus und die [[alte Veste]]. An diesem sehr beliebten Vergnügungsplatze sind die Ruinen einer Burg, deren schon in einer Urkunde vom Jahre [[1306]] unter dem Namen „Berg“ Erwähnung geschieht. Von 1306 bis 1388 war sie im Besitze der [[Burggrafen von Nürnberg]], wurde aber in letzterem Jahre zerstört und nicht wieder ausgebaut. In Mitte derselben wurde [[1838]] ein 90´ hoher Thurm erbaut, auf welchem man eine herrliche Rundschau genießt. Hinter dem Thurm befindet sich der Schwedentisch, an welchem Gustav Adolf, als er am 8. Septbr. [[1632]] zum zweitenmal nach Nürnberg kam, ein Frühstück einnahm, sowie ein Gedenkstein, der an die am 22. Aug. desselben Jahres stattgefundene Schlacht erinnert. Zur allgemeinen Dienstleistung hat sich seit längerer Zeit das Institut der Packträger bewährt. Das Stationslokal der Expreß-Compagnie (rothe Dienstmütze) ist [[Hallstraße]] Nr. 3. Außerdem sind viele Dienstmänner vorhanden, die ihr Geschäft für sich allein betreiben. Aufstellungsplätze: Ludwigs-Eisenbahn, Rathhaus. Gasthöfe: [[Zur Eisenbahn]], Ludwigsbahnhof; [[Hotel Kütt]], Friedrichsstraße; Gasthaus [[zum deutschen Haus]], Friedrichsstraße; Hotel garni, Friedrichsstraße; Hotel Bauer, Friedrichsstraße; Gasthaus zum Kreuz, Königsstraße; [[zu den 3 Königen]], Königsstraße; [[zum grünen Baum]], [[Gustavstraße]]; zum rothen Roß, Königsstraße; [[zum goldnen Rad]], [[Gartenstraße]]; [[zur Weintraube]], untere Königsstraße. Caféhäuser: Brunner, [[Weinstraße]]; Bischoff, Weinstraße; Neidhardt, Fränkel, Schwabacherstraße; Schlentheim, nächst der Anlage; Wurzmann, Königsstraße. Weinwirthschaften: Strauß, Hallstr.; Böller, Mühlg. Conditoreien: Löblein, Königsstraße; Kißkalt, [[Schirmgasse]]; Albrecht, [[Gustavstraße]]; Spahn, [[Kohlenmarkt]]; Scheuer, [[Weinstraße]]; Röder, Markt; Klein, Alexanderstr.; Biewirthschaften: Die obengenannten Gast- und Caféhäuser, dann: Dengler, Rednitzbrücke; [[zum Stern]], [[Sterngasse]]; [[zum Fuchsbau]], [[Mohrenstraße]]; Pfister, [[Hirschengasse]]; Schüpferling, obere Königsstraße; [[zum Kronprinzen]] (ehemals Koch), obere Königsstraße; [[zum preußischen Adler]], obere Königsstraße; Keil, [[Alexanderstraße]]; Stumpfmeyer, [[Mathildenstraße]]; Steinbauer, [[Kohlenmarkt]]; Stahl, [[Schützengasse]]; [[zum Schwan]], [[Marktplatz]]; [[zur Lilie]], Marktplatz; Simader (vormals Graberger), [[Heiligengasse]]; Böhm, [[Fischergasse]]; Luther, [[Gustavstraße]]; [[zum Leistlein]], Gustavstraße; [[zum Löwen]], Gustavstraße; [[zum Löwenkeller]], [[Schindelgasse]]; Hirschmann, [[Königsplatz]]; [[zum Tannenbaum]], [[Helmplatz]]; Badeanstalten, und zwar Flußbäder: das Rietheimer´sche Bad und das öffentliche Bad am [[Schießanger]]; warme Bäder in den Badeanstalten von Bernstein und Höfler, beide in der Nähe des Schießplatzes. Gesellschaften und Vereine: Casino, Erholung, Bürgerverein, Bienenkorb, Kunstverein, Gewerbverein, Singverein, Liedertafel, Liederkranz, Männergesangverein, Schützengesellschaft (Feuer- und Armbrust-Schützen), Turnverein, Arbeitervereine und viele andere.<ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 25 ff - [https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac/search?View=default&db=100&id=BV020340900 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
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:''Zwei Poststunden von Nürnberg in nordwestlicher Richtung entfernt liegt die durch ihren Gewerbfleiß bekannte Stadt Fürth, die auf der beide Städte verbindenden Ludwigs-Eisenbahn in einer kleinen Viertelstunde zu erreichen ist. Fürth liegt zwischen den beiden Flüssen Pegnitz und Rednitz, welche sich in kurzer Entfernung von der Stadt unterhalb des Schießangers vereinigen und die Regnitz bilden. [...]. Durch den rastlosen Fleiß seiner Bewohner, deren Zahl seit jener Zeit fortwährend zunahm, wurden Handel und Gewerbe so gehoben, daß Fürth nun zu den ersten Städten Bayerns zählt und allerwärts seines industriellen Strebens wegen bekannt und geachtet ist. Fürth zählt nun 23,300 Einwohner, darunter 16,560 Protestanten, 2160 Katholiken, an 200 freie Christen und über 4000 Israeliten. Es bestehen an 100 Großhandlungsfirmen und an 800 Detailhandlungen. Der Güterversandt beträgt über 500,000 Centner jährlich und der Handel von Fürth hat sich außer dem Gebiete des Zollvereins bereits in Oesterreich und Italien mit Leder, in England und Rußland mit Hopfen, mit [[Spiegelglas]] und Manufakturwaaren in Nord- und Südamerika, Ost- und Westindien Absatzquellen eröffnet. Bei den 2200 selbstständigen Gewerben wird die Produktion meist fabrikmäßig betrieben. Unter den hier gefertigten Erzeugnissen ragen besonders hervor Spiegelgläser und Spiegel, die einen bedeutenden Handelsartikel nach überseeischen Plätzen bilden; geschlagenes Metall (unächtes Gold) und die daraus erzeugten [[Broncefarben]]; Brillen und andere optische Fabrikate; Drechslerwaaren, von den in zahlloser Menge hergestellten Cigarrenspitzen, Nadelbüchschen und dergl. bis zu den feinsten und kunstvollsten Schnitzereien in Holz und Elfenbein; Galanteriewaaren und Massen der manchfaltigsten Spielwaaren. Mit den beiden Mahlmühlen (obere und [[untere Mühle]]) sind Glasschleif- und Polirwerke verbunden, deren Maschinen durch Wasserkraft bewegt werden; außerdem sind auch mehrfach Dampfmaschinen im Gebrauch. Die bedeutendsten und sehenswerthesten Geschäfts-Etablissements sind: Die [[J. W. Engelhardt & Co.|Engelhard´sche Maschinenfabrik]] und Gießerei an der [[Ludwigs-Eisenbahn]]; die Metallgoldfabrik von [[Brandeis]] in der Schwabacherstraße; die Broncefarbenfabriken von [[Gustav Lepper|Lepper]] am Staatsbahnhof; [[Eiermann und Tabor]] in der Hirschengasse und [[Benda]] in der Lerchenstraße; die Bleistiftfabrik von [[Illfelder]] in der Schwabacherstraße; die Silber-Glasbelege von [[Ludwig Winkler|L. Winkler]] in der Rosengasse; die mechanische Spinnerei von [[Bernstein]] in der Pegnitzstraße, zugleich Wasch- und Badeanstalt, und die Ausstellung der verschiedensten Manufakturartikel von [[Ullmann]] und Engelmann in der Friedrichsstraße. Sehr beachtenswerth ist die Fabrikation von Zinnfiguren, welche vorzüglich hergestellt werden von [[Gebr. Heinrich]] in der Bahnhofstraße, [[Allgeyer]] in der oberen Königsstraße, [[Haffner]] in der Mathildenstraße und [[Schildknecht]] in der Schwabacherstraße. Fürth kann sich nicht rühmen bedeutende Denkmale der Baukunst, Malerei oder Sculptur, oder Gebäude zu besitzen, an welche sich große historische Begebenheiten knüpfen, sein Ruhm ist einzig der, daß es sich aus kleinem Anfang durch eigene Kraft, ohne Protektion mächtiger Herren oder Stiftungen reicher Privaten zu seiner dermaligen Bedeutung emporgeschwungen hat. Das ganze äußere Gepräge der Stadt ist ein ehrendes Zeugniß für den praktischen Sinn, das gemeinsame Streben und die ersprießliche Thätigkeit besonders der jüngsten Generationen. Ein Denkmal besitzt Fürth, das an seinen Ursprung erinnert. Es befindet sich dasselbe auf dem linken Rednitzufer gegenüber dem [[Schießplatz]] und besteht aus einer Säule, welche aus Sandstein gearbeitet ist. An diese lehnt sich eine Marmortafel, auf welcher die Inschrift eingegraben ist: „Zum Andenken an die einst hier gestandene von Kaiser Karl dem Großen gegründete Kapelle zum h. Martin errichtet Anno 1855.“ Die Säule steht auf einem Unterbau von Tuffsteinen, der von Gesträuchern und schattigen Eichen umgeben ist. Das älteste noch bestehende Bauwerk der Stadt ist die St. [[Michaeliskirche]], deren Chor und Thurm im gothischen Styl erbaut, zwar einfache, aber reine architektonische Verhältnisse zeigen. Ihre Gründung […]. Das Innere der Kirche wurde i. J. [[1832]] gründlich renovirt und in einfacher aber würdiger Weise nach den Angaben des Prof. Heydeloff in Nürnberg ausgeschmückt. […]. Das Orgelwerk wurde von Bittner in Nürnberg hergestellt und entspricht vollständig der Räumlichkeit des Gotteshauses. Nur eine Zierde aus älterer Zeit befindet sich auch heute noch an der Seite des Altars, ein Sakramentshäuschen aus sogenanntem Gußstein, das wahrscheinlich von Adam Krafft geformt schon [[1507]] daselbst ausgestellt wurde. […]. Die Katholische Kirche wurde eingeweiht i. J. [[1829]]. Sie besitzt ein gutes Orgelwerk von Eichmüller in Heilsbronn. Die Haupt-Synagoge der israelitischen Gemeinde, deren Gründung in das Jahr [[1616]] fällt, wurde im Jahre [[1865]] fast gänzlich umgebaut, namhaft erweitert und in edlem Style dem Cultus angemessen hergestellt. Der erste Israelit, welcher sich [[1528]] in Fürth ansiedelte, war der Sohn eines Nürnberger Weinwirths. Die mit der Erbauung der [[Hauptsynagoge]] zugleich in's Leben gerufene [[Talmudschule]] besteht gegenwärtig nicht mehr. König Ludwig II erzeigte der israel. Gemeinde die Huld, bei seiner kurzen Anwesenheit im Jahre [[1866]] die restaurirte Synagoge zu besichtigen. An öffentlichen Gebäuden besitzt Fürth ein großes, mit hohem Thurm geziertes [[Rathaus|Rathhaus]], das in den Jahren [[1840]] bis 1850 erbaut wurde, und in welchem sich außer den Magistrats-Bureaux, die Lokale des kgl. Bezirksgerichts finden. Dort wird auch die durch C. Gebhardt [[1864]] gestiftete [[Stadtbibliothek]] aufbewahrt, die für gewöhnlich Mittwoch und Samstag, von 1 bis 3 Uhr der allgemeinen Benützung geöffnet ist. n geringer Entfernung davon steht ein Gebäude, welches als Armen- und Waisen-Schulhaus [[1768]] erbaut, später als Realschulgebäude benützt, und nun, nachdem es vergrößert wurde, die Lokalitäten des kgl. Bezirksamtes enthält. Die auf dem angetragenen Thürmchen seit [[1775]] befindlich gewesenen Glocken wurden auf das gegenüberliegende Schrannengebäude übertragen. In der unteren Königsstraße steht das sogenannte [[Geleitshaus]], in welchem sich die Amtszimmer des kgl. Stadtgerichts, sowie die des Landgericht befinden. Das Hauptzollamt ist in der Nähe der katholischen Kirche. die Post im Stationsgebäude des Staatsbahnhofs. Das Theater wurde im Jahre [[1817]] erbaut und seit dieser Zeit mehrmals vergrößert. In dem Wirthschaftsgarten [[zur Stadt Nürnberg]] (Hohlwegsgarten links der Ludwigs-Eisenbahn) befindet sich zur Zeit ein Sommertheater, das viele Besucher anzieht. An den Staatsbahnhof angrenzend, in der äußeren Schwabacherstraße steht das christliche Hospital, ein geräumiges, nach den Anforderungen rationeller Krankenpflege im Iahre [[1830]] errichtetes Gebäude, das mit einem Thürmchen und 2 Glocken versehen und von wohlgepflegten Gärten umgeben, auch seinen eigenen Betsaal besitzt. Das neue israelitische Hospital, in der [[Theaterstraße]], wurde von [[1842]]-46 erbaut. Von dem sehr geräumigen Staatsbahnhofe aus vermittelt die Kreuzungsbahn die Verbindung mit der Süd-Nordbahn. Die Würzburger Bahn, welche vom Bahnhofe aus in westlicher Richtung sich fortsetzt, führt in einiger Entfernung von demselben über eine stattliche Brücke, welche mit 7 weitgesprengten Bogen das Rednitzthal überspannt. Von der unteren Königsstraße aus gelangt man an die eiserne 165´ lange Rednitzbrücke. Sie wurde nach dem System des Oberbauraths Pauly in der Fabrik von Cramer-Klett in Nürnberg hergestellt und [[1860]] an die Stelle der alten Holzbrücke gesetzt. Die häufigen Hochwasser machten schon früher außer der eigentlichen Flußbrücke noch die Anlage einer steinernen Fluth- und einer hölzernen Thalbrücke nöthig, von denen die erstere seit [[1823]], die andere seit [[1850]] besteht. Auch die Pegnitz ist überbrückt Die steinerne Ludwigsbrücke stellt den Verbindungsweg zwischen Fürth und Erlangen her. Begonnen 1833 und vollendet [[1840]], überschreitet sie aus 25 Bogen in einer Länge von 1100´ einen großen Theil der Thalbreite und setzt sich in einem chaussirten Damm bis zur nächsten Anhöhe fort. Sie bildet ein ansehnliches Bauwerk, das ebenso dem Verkehr zur Erleichterung, als der Stadt zur Zierde gereicht. Wie sehr die Stadtgemeinde auf Hebung des Schulwesens bedacht, beweisen unter Anderem die Schulgebäude, welche dieselbe seit 1814 erbaut hat; nämlich ein Mädchenschulhaus, erbaut [[1814]], ein großes Knabenschulgebäude, errichtet [[1825]]; ein schönes, bestens eingerichtetes Gebäude für die [[Gewerb- und Handelsschule]] ([[1864]]) in der [[Blumenstraße]], das mit verschiedenen zweckmäßigen Sammlungen ausgestattet ist, die [[Latein- und Realschule]] in der [[Mathildenstraße]] und ein neues, großartiges Gebäude für die sich stets mehrenden Volksschulklassen in der [[Hirschengasse]] in dessen Räumen der Kunstverein zur Zeit seine Ausstellungen veranstaltet. Ebenso erwähnenswerth sind, das jüdische Waisenhaus in der Julien- und das jüdische Realschulgebäude in der [[Blumenstraße]]. Bei dem ausgebreiteten Geschäftsverkehr der Bewohner, bei den häufigen Reisen Vieler derselben, sowie bei dem regen Fremdenverkehr in der Stadt selbst, ist mit denselben leicht und angenehm zu verkehren; sie lieben Ungezwungenheit sowohl in politischer als auch in kirchlicher Richtung, sind Freunde der Geselligkeit und dem Fremden entgegenkommend, so daß sich dieser unter ihnen leicht heimisch findet. Bei ihnen bewährt sich recht des Dichters Wort: Tages Arbeit, Abends Gäste, Saure Wochen, frohe Feste. Solch ein frohes Fest ist die Fürther Kirchweihe, welche in die ersten Tage des Oktobers fällt und mit einer Messe verbunden ist, die 10 Tage dauert. Seit alter Zeit wird dieselbe von weit und breit her besucht und bietet dem Fremden mancherlei Genuß. Die Anlagen um die Stadt, deren Verschönerung und Vermehrung stetes Augenmerk der städtischen Behörden ist, bieten anmuthige Spaziergänge; verschiedene Wirthschaftsgärten, wie der [[Weißengarten]], der [[Pfarrgarten]], der Hohlweg´sche Garten, der [[Prater]] (jenseits der Rednitzbrücke [sic!]) und der [[Meierskeller]] (jenseits der Pegnitzbrücken [sic!]) bieten dem Besucher angenehmen Aufenthalt und sind an Sommernachmittagen und Abenden auch sehr belebt. Als Vergnügungsorte werden gerne besucht, [[Burgfarrnbach]] (mit dem Schlosse des Grafen Pückler), [[Ronhof]], Doos, Muggenhof, [[Dambach]] das neue Forsthaus und die [[alte Veste]]. An diesem sehr beliebten Vergnügungsplatze sind die Ruinen einer Burg, deren schon in einer Urkunde vom Jahre [[1306]] unter dem Namen „Berg“ Erwähnung geschieht. Von 1306 bis 1388 war sie im Besitze der [[Burggrafen von Nürnberg]], wurde aber in letzterem Jahre zerstört und nicht wieder ausgebaut. In Mitte derselben wurde [[1838]] ein 90´ hoher Thurm erbaut, auf welchem man eine herrliche Rundschau genießt. Hinter dem Thurm befindet sich der Schwedentisch, an welchem Gustav Adolf, als er am 8. Septbr. [[1632]] zum zweitenmal nach Nürnberg kam, ein Frühstück einnahm, sowie ein Gedenkstein, der an die am 22. Aug. desselben Jahres stattgefundene Schlacht erinnert. Zur allgemeinen Dienstleistung hat sich seit längerer Zeit das Institut der Packträger bewährt. Das Stationslokal der Expreß-Compagnie (rothe Dienstmütze) ist [[Hallstraße]] Nr. 3. Außerdem sind viele Dienstmänner vorhanden, die ihr Geschäft für sich allein betreiben. Aufstellungsplätze: Ludwigs-Eisenbahn, Rathhaus. Gasthöfe: [[Zur Eisenbahn]], Ludwigsbahnhof; [[Hotel Kütt]], Friedrichsstraße; Gasthaus [[zum deutschen Haus]], Friedrichsstraße; Hotel garni, Friedrichsstraße; Hotel Bauer, Friedrichsstraße; Gasthaus zum Kreuz, Königsstraße; [[zu den 3 Königen]], Königsstraße; [[zum grünen Baum]], [[Gustavstraße]]; zum rothen Roß, Königsstraße; [[zum goldnen Rad]], [[Gartenstraße]]; [[zur Weintraube]], untere Königsstraße. Caféhäuser: Brunner, [[Weinstraße]]; Bischoff, Weinstraße; Neidhardt, Fränkel, Schwabacherstraße; Schlentheim, nächst der Anlage; Wurzmann, Königsstraße. Weinwirthschaften: Strauß, Hallstr.; Böller, Mühlg. Conditoreien: Löblein, Königsstraße; Kißkalt, [[Schirmgasse]]; Albrecht, [[Gustavstraße]]; Spahn, [[Kohlenmarkt]]; Scheuer, [[Weinstraße]]; Röder, Markt; Klein, Alexanderstr.; Biewirthschaften: Die obengenannten Gast- und Caféhäuser, dann: Dengler, Rednitzbrücke; [[zum Stern]], [[Sterngasse]]; [[zum Fuchsbau]], [[Mohrenstraße]]; Pfister, [[Hirschengasse]]; Schüpferling, obere Königsstraße; [[zum Kronprinzen]] (ehemals Koch), obere Königsstraße; [[zum preußischen Adler]], obere Königsstraße; Keil, [[Alexanderstraße]]; Stumpfmeyer, [[Mathildenstraße]]; Steinbauer, [[Kohlenmarkt]]; Stahl, [[Schützengasse]]; [[zum Schwan]], [[Marktplatz]]; [[zur Lilie]], Marktplatz; Simader (vormals Graberger), [[Heiligengasse]]; Böhm, [[Fischergasse]]; Luther, [[Gustavstraße]]; [[zum Leistlein]], Gustavstraße; [[zum Löwen]], Gustavstraße; [[zum Löwenkeller]], [[Schindelgasse]]; Hirschmann, [[Königsplatz]]; [[zum Tannenbaum]], [[Helmplatz]]; Badeanstalten, und zwar Flußbäder: das Rietheimer´sche Bad und das öffentliche Bad am [[Schießanger]]; warme Bäder in den Badeanstalten von Bernstein und Höfler, beide in der Nähe des Schießplatzes. Gesellschaften und Vereine: Casino, Erholung, Bürgerverein, Bienenkorb, Kunstverein, Gewerbverein, Singverein, Liedertafel, Liederkranz, Männergesangverein, Schützengesellschaft (Feuer- und Armbrust-Schützen), Turnverein, Arbeitervereine und viele andere.<ref>''Nürnberg-Fürth: Zuverlässiger Fremdenführer durch die Schwesterstädte und deren Umgebung...", Nürnberg, 1869, S. 25 ff - [https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac/search?View=default&db=100&id=BV020340900 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>
    
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