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[[Bild:Ehrengrabfeld.JPG|thumb|right| Ehrengrabfeld für die 1914 bis 1918 gefallenen oder im Lazarett verstorbenen Fürther am [[Hauptfriedhof]].]]
 
[[Bild:Ehrengrabfeld.JPG|thumb|right| Ehrengrabfeld für die 1914 bis 1918 gefallenen oder im Lazarett verstorbenen Fürther am [[Hauptfriedhof]].]]
Der '''Erste Weltkrieg''' ( [[28. Juli]] [[1914]] - [[11. November]] [[1918]]) wurde in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Ostasien geführt und forderte über neun Millionen Menschenleben. Aufgrund der Verwerfungen, die der Erste Weltkrieg weltweit auslöste, und der Folgen, die noch heute spürbar sind, gilt er bei vielen Historikern als die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“.
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Der '''[[Wikipedia:Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]]''' ( [[28. Juli]] [[1914]] - [[11. November]] [[1918]]) wurde in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Ostasien geführt und forderte über neun Millionen Menschenleben. Aufgrund der Verwerfungen, die der Erste Weltkrieg weltweit auslöste, und der Folgen, die noch heute spürbar sind, gilt er bei vielen Historikern als die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“.<ref>{{Quelle Wikipedia|Erster Weltkrieg}}</ref>
 
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'''Zur allgemeinen Thematik rund um den [http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg Ersten Weltkrieg] sei auf den entsprechenden Artikel auf wikipedia.de verwiesen.'''
      
== Der Erste Weltkrieg und Fürth ==
 
== Der Erste Weltkrieg und Fürth ==
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9. Bußtag. Überfüllte Kirchen. - „Nachmittags passierte eine große Kolonne Sanitäter unsere Stadt. Sie kamen von [[Erlangen]]. Jeder einzelne hatte ein blauweißes Fähnlein in der Hand, womit sie die stürmischen Abschiedsbezeugungen der hiesigen Bevölkerung freudig erwiderten.“
 
9. Bußtag. Überfüllte Kirchen. - „Nachmittags passierte eine große Kolonne Sanitäter unsere Stadt. Sie kamen von [[Erlangen]]. Jeder einzelne hatte ein blauweißes Fähnlein in der Hand, womit sie die stürmischen Abschiedsbezeugungen der hiesigen Bevölkerung freudig erwiderten.“
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11. Hilfsaktion für Arbeitslose und Kleingewerbetreibende wird ins Leben gerufen. Ledige erhalten wöchentlich 4 M., Ehepaare 6 M., davon 1/3 in bar u. 2/3 als Suppenmarken, für jedes Kind werden 50 Pfg. berechnet. - Der Personenverkehr auf dem Bahnhof geht um ca. 90% zurück. Die Bautätigkeit liegt praktisch ganz darnieder. Am Bahnhof wird an durchfahrende Soldaten unentgeltlich Verpflegung und Zeitungen verteilt.
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11. Hilfsaktion für Arbeitslose und Kleingewerbetreibende wird ins Leben gerufen. Ledige erhalten wöchentlich 4 M., Ehepaare 6 M., davon 1/3 in bar u. 2/3 als Suppenmarken, für jedes Kind werden 50 Pfg. berechnet. - Der Personenverkehr auf dem Bahnhof geht um ca. 90% zurück. Die Bautätigkeit liegt praktisch ganz darnieder. Am Bahnhof wird an durchfahrende Soldaten unentgeltlich Verpflegung und Zeitungen verteilt.  
    
12. Jubel über die erste erbeutete französische Fahne und die Gefangennahme von 700 Franzosen.
 
12. Jubel über die erste erbeutete französische Fahne und die Gefangennahme von 700 Franzosen.
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23. Der Stadtmagistrat gibt bekannt, daß Flugzeuge unter keinen Umständen mehr beschossen werden dürfen. Züge mit gefangenen Franzosen sowie erbeuteten französischen Geschützen passieren den Bahnhof.
 
23. Der Stadtmagistrat gibt bekannt, daß Flugzeuge unter keinen Umständen mehr beschossen werden dürfen. Züge mit gefangenen Franzosen sowie erbeuteten französischen Geschützen passieren den Bahnhof.
 
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[[Datei:Siegesfeier 31.5.1916 St. Michael.jpg|thumb|200px|right|Siegesfeier vor St. Michael am 31. Mai 1916]]
 
24. Das Landsturmbataillon wird morgens um 8 Uhr nach Belgien abtransportiert. „Von jungen Mädchen wurden den Einberufenen, die meist Familienväter aus hiesiger Stadt waren, Blumen dargereicht.“ - Anläßlich weitere Siege an der Westfont läßt Stadtpfarrer [[Paul Fronmüller|Fronmüller]] vom Turm der St. Michael Kirche „Nun danket alle Gott“ in alle vier Himmelsrichtungen blasen, Fronmüller hält vor der sich rasch ansammelnden Menschenmenge eine Ansprache und schloß mit einem Hoch auf die Armee und Heerführer, das jubelnd aufgenommen wurde. Der Magistrat ersucht die Einwohnerschaft, alle verfügbaren Silbergeldbestände bei der Stadtkasse umzutauschen. Die Zahl der eingerückten Fürther wird auf 7.000 geschätzt, 3.000 Anträge auf Unterstützung der Familienangehörigen liegen vor.
 
24. Das Landsturmbataillon wird morgens um 8 Uhr nach Belgien abtransportiert. „Von jungen Mädchen wurden den Einberufenen, die meist Familienväter aus hiesiger Stadt waren, Blumen dargereicht.“ - Anläßlich weitere Siege an der Westfont läßt Stadtpfarrer [[Paul Fronmüller|Fronmüller]] vom Turm der St. Michael Kirche „Nun danket alle Gott“ in alle vier Himmelsrichtungen blasen, Fronmüller hält vor der sich rasch ansammelnden Menschenmenge eine Ansprache und schloß mit einem Hoch auf die Armee und Heerführer, das jubelnd aufgenommen wurde. Der Magistrat ersucht die Einwohnerschaft, alle verfügbaren Silbergeldbestände bei der Stadtkasse umzutauschen. Die Zahl der eingerückten Fürther wird auf 7.000 geschätzt, 3.000 Anträge auf Unterstützung der Familienangehörigen liegen vor.
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29. Der zweite Sanitätszug erreicht Fürth und brachte über 400 zum Teil sehr schwer Verletzte. „Sie wurden auf Tragbahren auf dem Trottoir vor dem Staatsbahnhof und [[Hauptpost|Postgebäude]] in langen Reihen nebeneinander gestellt, um von den Sanitätern in die Lazarette transportiert zu werden. Die Arbeit währte von 2- 6 Uhr [nachmittags]. Die hiesigen Lazarette sind nahezu vollständig belegt.“ Beflaggung wegen der Siege in Ostpreußen und über die Engländer bei St. Quentin.
 
29. Der zweite Sanitätszug erreicht Fürth und brachte über 400 zum Teil sehr schwer Verletzte. „Sie wurden auf Tragbahren auf dem Trottoir vor dem Staatsbahnhof und [[Hauptpost|Postgebäude]] in langen Reihen nebeneinander gestellt, um von den Sanitätern in die Lazarette transportiert zu werden. Die Arbeit währte von 2- 6 Uhr [nachmittags]. Die hiesigen Lazarette sind nahezu vollständig belegt.“ Beflaggung wegen der Siege in Ostpreußen und über die Engländer bei St. Quentin.
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[[Datei:Lazarettzug Haltepunkt Unterfarrnbach, 1916.jpg|miniatur|Lazarettzug am Haltepunkt Unterfarrnbach, [[1916]]]]
 
===Lazarette in Fürth===
 
===Lazarette in Fürth===
   
[[Datei:TV 1860 Weihnachten 1915.jpg|miniatur|Weihnachtsbescherung in der Turnhalle des [[TV Fürth 1860]] [[1915]]]]
 
[[Datei:TV 1860 Weihnachten 1915.jpg|miniatur|Weihnachtsbescherung in der Turnhalle des [[TV Fürth 1860]] [[1915]]]]
[[Datei:Rosenschule Reservelazarett 1 WK.jpg|miniatur|Reserverlazarett in der [[Rosenschule]]]]
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Bereits am [[27. August|27.]] und am [[29. August]] [[1914]] trafen die ersten Lazarettzüge mit insgesamt 677 Verwundeten aus Frankreich in Fürth ein. Während des gesamten Krieges trafen weitere 166 Züge mit über 51.000 Verwundeten ein. Bei Kriegsende [[1918]] wurden folgende Orte in Fürth als Lazarett genutzt:
 
Bereits am [[27. August|27.]] und am [[29. August]] [[1914]] trafen die ersten Lazarettzüge mit insgesamt 677 Verwundeten aus Frankreich in Fürth ein. Während des gesamten Krieges trafen weitere 166 Züge mit über 51.000 Verwundeten ein. Bei Kriegsende [[1918]] wurden folgende Orte in Fürth als Lazarett genutzt:
 
* Turnhalle des [[TV Fürth 1860]] in der [[Turnstraße]] 10 als Vereinslazarett I des [[Rotes Kreuz|Roten Kreuzes]].
 
* Turnhalle des [[TV Fürth 1860]] in der [[Turnstraße]] 10 als Vereinslazarett I des [[Rotes Kreuz|Roten Kreuzes]].
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Außerdem errichtete man auf der [[Hardhöhe]] sogenannte Isolierbaracken. Mit dem ersten Tod eines verwundeten Soldaten am [[9. September]] [[1914]] im Garnisonslazarett des [[Altes Krankenhaus|Städtisches Krankenhauses]] starben bis März [[1919]] insgesamt 164 Soldaten, davon 126 aus Fürth stammend, an ihren Kriegsverletzungen in Fürther Lazaretten.<ref>[https://fuerth1418.wordpress.com/schulhaus-schwabacherstrasse/ Berolzheimerianum und Schulhaus Schwabacher Straße – Fürther Lazarette] auf [http://www.fuerth1418.wordpress.com Fürth 14 - 18]</ref>
 
Außerdem errichtete man auf der [[Hardhöhe]] sogenannte Isolierbaracken. Mit dem ersten Tod eines verwundeten Soldaten am [[9. September]] [[1914]] im Garnisonslazarett des [[Altes Krankenhaus|Städtisches Krankenhauses]] starben bis März [[1919]] insgesamt 164 Soldaten, davon 126 aus Fürth stammend, an ihren Kriegsverletzungen in Fürther Lazaretten.<ref>[https://fuerth1418.wordpress.com/schulhaus-schwabacherstrasse/ Berolzheimerianum und Schulhaus Schwabacher Straße – Fürther Lazarette] auf [http://www.fuerth1418.wordpress.com Fürth 14 - 18]</ref>
 
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===Die Fürther Nagelsäule===
 
===Die Fürther Nagelsäule===
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[[Datei:Fürther Notgeld (7).jpg|thumb|right|Die Fürther Nagelsäule als Motiv auf einem [[Notgeld|Notgeldschein]] von 1923]]
 
[[Datei:Fürther Notgeld (7).jpg|thumb|right|Die Fürther Nagelsäule als Motiv auf einem [[Notgeld|Notgeldschein]] von 1923]]
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Nachdem [[1915]] die erste Nagelsäule in Wien errichtet worden war, folgten viele andere österreichische und deutsche Städte auch dem Vorbild Wiens, gegen eine Spende einen Nagel in eine zuvor aufgestellte Holzfigur zu schlagen. Mit dem dadurch eingenommenen Geld wurden Kriegsopfer, Hinterbliebene und Verwundete unterstützt. Einem Dekret des bayerischen Innenministeriums [[1915]] entsprechend, ''in Stadt und Land Wahrzeichen unserer Zeit herzustellen, in der jeder mit einer freiwiligen Spende einen Nagel einschlagen darf''<ref> Stadtarchiv Fürth, AR I, Nr. 1039 In: [[Barbara Ohm]]: Geschichte der Juden in Fürth, S. 235</ref>, wurde auch in Fürth unter dem Vorsitz von Fürths 1. Bürgermeister [[Robert Wild|Dr. Wild]] ein elfköpfiger “Ausschuss für die Errichtung eines Kriegswahrzeichens” gebildet, der sich aus wichtigen Persönlichkeiten der Stadt Fürth zusammensetzte: ''Kgl. Justizrat Dorsch, I. Vorsitzender des Gemeindekollegiums. Magistratsrat [[Adam Egerer|Egerer]]. Feldwebelleutnant Endres, Landtagsabgeordneter und II. Vorstand des Gemeindekollegiums. Kgl. Kommerzienrat Mailaender. Kgl. Hofrat Dr. Maner, Gemeindebevollmächtigter; Fabrikbesitzer Morgenstern, Gemeindebevollmächtigter. Magistratsrat Roßteuscher. Hauptmann [[Albert Rosenfelder (Kommerzienrat)|Rosenfelder]], Kgl. Kommerzienrat. Kgl. Studienrat Weiß. [[Stadtbaurat]] [[Josef Zizler|Zizler]]. Magistratsrat Zorn.<ref>Stadtarchiv Fürth, AR I, Nr. 1039, Fränkische Zeitung vom 30.6.1915</ref>'' Man plante in der Englischen Anlage, der heutigen [[Konrad-Adenauer-Anlage]], eine Nagelsäule mit der Reiterstatue eines germanischen Kriegers und den Wappen Fürths, Bayerns und des Deutschen Reiches, sowie Symbolen des Krieges, wie das Eiserne Kreuz, aufzustellen. Entworfen wurde die Fürther Nagelsäule von [[Stadtbaurat]] [[Josef Zizler]], ausgeführt vom Fürther Bildhauer Josef Mitterer und gestiftet von dem jüdischen Fabrikbesitzer Karl Ullmann, der 3.000 Mark für diesen Zweck spendete. Am 1. Juli 1916 wurde das Kriegswahrzeichen feierlich eröffnet. Es bot Platz für 60.000 Nägel, man unterschied dabei jedoch zwischen verschiedenen Nägeln: Ein goldener Nagel kostete 20 Mark, ein silberner 10 Mark und ein eiserner 1 Mark. Erwerben konnte man sie bei den Zahlstellen der städtischen Kriegsfürsorge, der Stadthalle, den Bankgeschäften, den Geschäftsstellen der Zeitungen sowie im Vorzimmer des 1. Bürgermeisters Dr. Wild im [[Rathaus]]. Nach dem Ende der Nagelung am 19. Juli hatte man eine Summe von 55.709 Mark und 80 Pfennig eingenommen. Der größte Teil der Einnahmen (39.513,14 Mark) gingen an die Nationalstiftung. Bereits vor Kriegsende, ca. [[1917]], ist die Nagelsäule wieder entfernt worden. Mündlich überlieferte Gerüchte besagen, dass die Nagelsäule zum nahegelegenen [[Altes Krankenhaus|Stadtkrankenhaus]] an der Schwabacher Straße geschafft wurde, und dort im Garten vergraben wurde.  
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Nachdem [[1915]] die erste [[Wikipedia:Kriegsnagelungen|Nagelsäule]] in Wien errichtet worden war, folgten viele andere österreichische und deutsche Städte auch dem Vorbild Wiens, gegen eine Spende einen Nagel in eine zuvor aufgestellte Holzfigur zu schlagen. Mit dem dadurch eingenommenen Geld wurden Kriegsopfer, Hinterbliebene und Verwundete unterstützt. Einem Dekret des bayerischen Innenministeriums [[1915]] entsprechend, ''in Stadt und Land Wahrzeichen unserer Zeit herzustellen, in der jeder mit einer freiwiligen Spende einen Nagel einschlagen darf''<ref> Stadtarchiv Fürth, AR I, Nr. 1039 In: [[Barbara Ohm]]: Geschichte der Juden in Fürth, S. 235</ref>, wurde auch in Fürth unter dem Vorsitz von Fürths 1. Bürgermeister [[Robert Wild|Dr. Wild]] ein elfköpfiger “Ausschuss für die Errichtung eines Kriegswahrzeichens” gebildet, der sich aus wichtigen Persönlichkeiten der Stadt Fürth zusammensetzte: ''Kgl. Justizrat Dorsch, I. Vorsitzender des Gemeindekollegiums. Magistratsrat [[Adam Egerer|Egerer]]. Feldwebelleutnant Endres, Landtagsabgeordneter und II. Vorstand des Gemeindekollegiums. Kgl. Kommerzienrat Mailaender. Kgl. Hofrat Dr. Maner, Gemeindebevollmächtigter; Fabrikbesitzer Morgenstern, Gemeindebevollmächtigter. Magistratsrat Roßteuscher. Hauptmann [[Albert Rosenfelder (Kommerzienrat)|Rosenfelder]], Kgl. Kommerzienrat. Kgl. Studienrat Weiß. [[Stadtbaurat]] [[Josef Zizler|Zizler]]. Magistratsrat Zorn.<ref>Stadtarchiv Fürth, AR I, Nr. 1039, Fränkische Zeitung vom 30.6.1915</ref>'' Man plante in der Englischen Anlage, der heutigen [[Konrad-Adenauer-Anlage]], eine Nagelsäule mit der Reiterstatue eines germanischen Kriegers und den Wappen Fürths, Bayerns und des Deutschen Reiches, sowie Symbolen des Krieges, wie das Eiserne Kreuz, aufzustellen. Entworfen wurde die Fürther Nagelsäule von [[Stadtbaurat]] [[Josef Zizler]], ausgeführt vom Fürther Bildhauer Josef Mitterer und gestiftet von dem jüdischen Fabrikbesitzer Karl Ullmann, der 3.000 Mark für diesen Zweck spendete. Am 1. Juli 1916 wurde das Kriegswahrzeichen feierlich eröffnet. Es bot Platz für 60.000 Nägel, man unterschied dabei jedoch zwischen verschiedenen Nägeln: Ein goldener Nagel kostete 20 Mark, ein silberner 10 Mark und ein eiserner 1 Mark. Erwerben konnte man sie bei den Zahlstellen der städtischen Kriegsfürsorge, der Stadthalle, den Bankgeschäften, den Geschäftsstellen der Zeitungen sowie im Vorzimmer des 1. Bürgermeisters Dr. Wild im [[Rathaus]]. Nach dem Ende der Nagelung am 19. Juli hatte man eine Summe von 55.709 Mark und 80 Pfennig eingenommen. Der größte Teil der Einnahmen (39.513,14 Mark) gingen an die Nationalstiftung. Bereits vor Kriegsende, ca. [[1917]], ist die Nagelsäule wieder entfernt worden. Mündlich überlieferte Gerüchte besagen, dass die Nagelsäule zum nahegelegenen [[Altes Krankenhaus|Stadtkrankenhaus]] an der Schwabacher Straße geschafft wurde, und dort im Garten vergraben wurde.  
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'''Zur allgemeinen Thematik rund um die [https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kriegsnagelungen Kriegsnagelungen] sei auf den  entsprechenden Artikel auf wikipedia.de verwiesen.'''
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===Metallsammlungen===
 
===Metallsammlungen===
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[[Datei:Fronmüller Glockenabgabe 3 Zwei Glocken am 29. Juni 1917.jpg|thumb|200px|Glockenabgabe am 29. Juni 1917; "Gott mit uns" als Kreideaufschrift auf den Glocken (der gleiche Spruch zierte auch die Koppelschlösser der Soldaten)]]
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[[Datei:Glockenabgabe St. Michael 1917.jpg|miniatur|right|Glockenabgabe 1917]]
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Als Metallspende des deutschen Volkes wurden Sammlungen von Rohstoffen und Einschmelzungen von Gegenständen aus Metall im Ersten und [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] bezeichnet.
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Als Metallspende des deutschen Volkes wurden Sammlungen von Rohstoffen und Einschmelzungen von Gegenständen aus Metall im Ersten und [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] bezeichnet.
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[[Datei:Fronmüller Glockenabgabe 3 Zwei Glocken am 29. Juni 1917.jpg|thumb|200px|Glockenabgabe am 29. Juni 1917; "Gott mit uns" als Kreideaufschrift auf den Glocken (der gleiche Spruch zierte auch die Koppelschlösser der Soldaten)]]
   
Da Deutschland von jeher in Hinsicht bestimmter Rohstoffe ein Importland war, galt es in Kriegszeiten, die durch abgebrochene Handelskontakte bzw. aufgrund fehlender Devisen nicht mehr beschaffbaren ausländischen Rohstoffe und hier allen voran die Buntmetalle Kupfer, Messing, Zinn und Zink als wichtige Rohstoffe der Rüstungsindustrie (z.B. zur Herstellung von Geschosshülsen) sowie Eisen anderweitig im Inland zu beschaffen.<ref>''Metallspende des deutschen Volkes'' bei [http://de.wikipedia.org/wiki/Metallspende_des_deutschen_Volkes Wikipedia]</ref>
 
Da Deutschland von jeher in Hinsicht bestimmter Rohstoffe ein Importland war, galt es in Kriegszeiten, die durch abgebrochene Handelskontakte bzw. aufgrund fehlender Devisen nicht mehr beschaffbaren ausländischen Rohstoffe und hier allen voran die Buntmetalle Kupfer, Messing, Zinn und Zink als wichtige Rohstoffe der Rüstungsindustrie (z.B. zur Herstellung von Geschosshülsen) sowie Eisen anderweitig im Inland zu beschaffen.<ref>''Metallspende des deutschen Volkes'' bei [http://de.wikipedia.org/wiki/Metallspende_des_deutschen_Volkes Wikipedia]</ref>
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Gesammelt wurden Kriegskarten, Maueranschläge und Flugblätter, Fotos, Feldpostbriefe und Soldatentagebücher. Material der Kriegswirtschaft wie Notgeld und Lebensmittelkarten wurde aufgehoben, aber auch Gegenstände mit Andenkencharakter wurden zusammengetragen wie Vivatbänder, Postkarten, Gedenkmünzen, Briefmarken und Porzellangegenstände mit Kriegsmotiven.<ref>Badische LandesBibliothek, Kriegssammlungen 1914 - 1918 [http://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/besondere-bestaende/kriegssammlungen.php im Internet]</ref> Auch Privatpersonen errichteten Kriegssammlungen von beachtlichem Umfang und erstaunen aus heutiger Sicht durch ihre sachkundige Aufarbeitung des Materials. Sie nutzten ihre ausländischen Kontakte und privaten Beziehungen zu ihrem Vorteil, beispielsweise beim Erwerb von ausländischen Publikationen und Drucksachen.<ref>Zwach, Eva: Deutsche und englische Militärmuseen im 20. Jahrhundert: Eine kulturgeschichtliche Analyse des gesellschaftlichen Umgangs mit Krieg, S.35 </ref> Zu den bedeutendsten Beispielen privater Sammlungen zählte u. A. die [[Die Kriegssammlung Theodor Bergmann in Fürth (Bayern) (Buch)|Kriegssammlung]] des [[Fiorda|jüdischen]] Fürther Unternehmers [[Theodor Bergmann]]. Damals galt sie mit ihren über 100.000 Einzelstücken, darunter 1.100 Kriegsflugblättern, als eine der weltweit bedeutendsten privaten Sammlungen.<ref>Scrinium Berolinense: Tilo Brandis zum 65. Geburtstag, Band 2, S. 800</ref> Sie ist heute nicht mehr vorhanden und gilt als zerstreut.<ref>Johannes Alles: ''Fürth plant Ausstellung zum Weltkriegsbeginn 1914''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 05. November 2013 [[http://www.nordbayern.de/region/fuerth/furth-plant-ausstellung-zum-weltkriegsbeginn-1914-1.3259213 online abrufbar]]</ref>
 
Gesammelt wurden Kriegskarten, Maueranschläge und Flugblätter, Fotos, Feldpostbriefe und Soldatentagebücher. Material der Kriegswirtschaft wie Notgeld und Lebensmittelkarten wurde aufgehoben, aber auch Gegenstände mit Andenkencharakter wurden zusammengetragen wie Vivatbänder, Postkarten, Gedenkmünzen, Briefmarken und Porzellangegenstände mit Kriegsmotiven.<ref>Badische LandesBibliothek, Kriegssammlungen 1914 - 1918 [http://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/besondere-bestaende/kriegssammlungen.php im Internet]</ref> Auch Privatpersonen errichteten Kriegssammlungen von beachtlichem Umfang und erstaunen aus heutiger Sicht durch ihre sachkundige Aufarbeitung des Materials. Sie nutzten ihre ausländischen Kontakte und privaten Beziehungen zu ihrem Vorteil, beispielsweise beim Erwerb von ausländischen Publikationen und Drucksachen.<ref>Zwach, Eva: Deutsche und englische Militärmuseen im 20. Jahrhundert: Eine kulturgeschichtliche Analyse des gesellschaftlichen Umgangs mit Krieg, S.35 </ref> Zu den bedeutendsten Beispielen privater Sammlungen zählte u. A. die [[Die Kriegssammlung Theodor Bergmann in Fürth (Bayern) (Buch)|Kriegssammlung]] des [[Fiorda|jüdischen]] Fürther Unternehmers [[Theodor Bergmann]]. Damals galt sie mit ihren über 100.000 Einzelstücken, darunter 1.100 Kriegsflugblättern, als eine der weltweit bedeutendsten privaten Sammlungen.<ref>Scrinium Berolinense: Tilo Brandis zum 65. Geburtstag, Band 2, S. 800</ref> Sie ist heute nicht mehr vorhanden und gilt als zerstreut.<ref>Johannes Alles: ''Fürth plant Ausstellung zum Weltkriegsbeginn 1914''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 05. November 2013 [[http://www.nordbayern.de/region/fuerth/furth-plant-ausstellung-zum-weltkriegsbeginn-1914-1.3259213 online abrufbar]]</ref>
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===Gefallene Fürther Marineangehörige===
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* 1914:
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Am 26. August 1914 fiel als erster Fürther Matrose der Obergast Heinrich Rockenberger aus der [[Heiligenstraße 5]] an Bord des Torpedobootes „V 26“ und wurde in Danzig begraben.
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Bei einem Seegefecht bei der Insel Helgoland mit englischen Verbänden kam am 28. August 1914 der Oberheizer (Zivilberuf Schreiner)  Johann Büchner aus der [[Ludwigstraße 47]] auf Kriegsschiff D 8 ums Leben.
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Am 4. November 1914 ging mit dem Großen Kreuzer „SMS York“ der Ausgeher Johann Albrecht Geringer aus der [[Theaterstraße 33]] in der Jademündung nach 2 Minentreffern unter.
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Bei den Falklandinseln wurde am 8. Dezember 1914 ein deutsches Kreuzergeschwader von der Royal Navy gestellt. Dabei wurde der Panzerkreuzer „SMS Gneisenau“  versenkt mit dem Fürther Matrosen Johann Stefan Scheinsberger aus der [[Gartenstraße 7]].
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* 1915:
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Am 24. Januar 1915 starben bei einem Seegefecht zwischen britischen und deutschen Einheiten bei der Doggerbank in der Nordsee beim Untergang des Panzerkreuzers „SMS Blücher“ der Matrose Georg Michael Daum aus der [[Bogenstraße 2]] und der Heizer Georg Michael Möhrig, wohnhaft [[Fichtenstraße 62]].
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Bei Helgoland wurde das Torpedoboot V 25 am 13. Februar 1915 versenkt. Dabei wurde der Matrose Friedrich Geheb aus der [[Schwabacher Straße 133]] getötet.
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Der gleiche Bootstyp Kennung „T 100“ sank am 15. Oktober 1915, dabei ertrank der Obermaschinist Anwärter (Zivilberuf Installateur) Eugen Albin Kragler aus der [[Badstraße 1]] in der Ostsee.
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* 1916:
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In der Skagerrakschlacht starb beim Untergang des Kleinen Kreuzers „SMS Wiesbaden“ am 1. Juni 1916 auch der Maschinist Anwärter (Privatberuf Graveur) Karl Anton Kühlwein aus der [[Marienstraße 4]]. Es kam bis auf einen einzigen die gesamte Besatzung von 589 Mann ums Leben, darunter der Dichter Johann Kinau, besser bekannt unter dem Namen Gorch Fock <ref>ndr-info: "Skagerrak-Schlacht: 8.500 Tote in zwei Tagen" [https://www.ndr.de/geschichte/Skagerrak-Schlacht-8500-Tote-in-zwei-Tagen,skagerrakschlacht112.html - online verfügbar]</ref>.
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*1917:
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Durch eine britische Mine wurde das U-Boot „UC 51“ Klasse UC II (Wikipedia: Liste deutscher U-Boote (1906–1919)  im Ärmelkanal vor Port Point versenkt. Unter den 29 Toten war auch der Fürther Konditor und Seesoldat Emil Riffelmacher [[Kaiserstraße 15]]. 
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*1918:
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Das U-Boot „U 93“ ist seit dem 15. Januar 1918 mit seiner Besatzung von 43 Leute im Englischen Kanal vor Dover verschollen. Darunter der Bandweber und Unterseebootmatrose Georg Kaspar Hartmann aus der [[Erlanger Straße 12]].
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Am 13. August 1918 wurde das U-Boot „UB 30“ in der südlichen Nordsee von einem britischen Fischdampfer (!!) versenkt. 29 Tote, darunter der Schlosser und Ubootheizer Wilhelm Dietrich [[Marienstraße 34]].
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Am 9. September 1918 sank ein U-Boot in der Straße von Gibraltar im Mittelmeer. Dabei ertrank der Uboot-Heizer (Privatberuf Installateur) Andreas Johann Bierlein aus der [[Frauenstraße 15]].
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Das Vorpostenboot „Von Tonqueres“ kenterte am 20. September 1918 in der Nordsee. Dabei kam der Signalgast Eduard Georg Vogel aus der [[Schwabacher Straße 74]] ums Leben. 
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Quelle :  Peter Frank: Die Fürther Kriegsopfer des Ersten Weltkrieges 1914-1918 - PDF online abrufbar  siehe unten unter Weblinks
    
==Personen==
 
==Personen==
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* [[Robert Löwensohn]] als Leutnant der Reserve und Führer eines Maschinengewehr-Zuges im 11. bayerischen Infaterie-Regiment
 
* [[Robert Löwensohn]] als Leutnant der Reserve und Führer eines Maschinengewehr-Zuges im 11. bayerischen Infaterie-Regiment
 
* [[Gustav Schickedanz]] als Unteroffizier und Einjährig-Freiwilliger im Höheren Stab der 5. bayerischen Infanterie-Division
 
* [[Gustav Schickedanz]] als Unteroffizier und Einjährig-Freiwilliger im Höheren Stab der 5. bayerischen Infanterie-Division
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* [[Ludwig Schildknecht]] als Gefreiter im 2. bayerischen Ulanen-Regiment König
 
* [[Georg Schwarzmann]] als Kompaniefeldwebel im 11. bayerischen Reserve-Infaterie-Regiment
 
* [[Georg Schwarzmann]] als Kompaniefeldwebel im 11. bayerischen Reserve-Infaterie-Regiment
 
* [[Otto Seeling]] als Unteroffizier im bayerischen Infanterie-Leib-Regiment
 
* [[Otto Seeling]] als Unteroffizier im bayerischen Infanterie-Leib-Regiment
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===Gefallene===
 
===Gefallene===
 
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* Der erste beurkundete Fürther Gefallene an der Westfront war der am 11. August 1914 in der Schlacht von Lagarde, Lothringen, verstorbene Ulan Johann Friedrich Winter aus der [[Nürnberger Straße 112]].
 
* [[Benno Berneis]] als Leutnant in einer Fokkerstaffel des Armeeoberkommandos III
 
* [[Benno Berneis]] als Leutnant in einer Fokkerstaffel des Armeeoberkommandos III
 
* [[Max Holzinger]] als Leutnant und Beobachtungsflieger in der Fliegerabteilung 290 b
 
* [[Max Holzinger]] als Leutnant und Beobachtungsflieger in der Fliegerabteilung 290 b
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[[Kategorie: Geschichte]]
 
[[Kategorie: Geschichte]]
 
[[Kategorie: Kriege und Katastrophen]]
 
[[Kategorie: Kriege und Katastrophen]]
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