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Im Jahr [[1914]] suchte die königlich bayerische Inspektion des Militär-, Luft- und Kraftfahrwesen einen Standort im Bereich des III. bayerischen Armeekorps (also im Gebiet Fürth-Erlangen-Nürnberg), um einen Ausbau der 1912 geschaffenen Fliegertruppen zu ermöglichen. Nach vergeblicher Suche in Nürnberg wurde man schließlich in Fürth fündig und begann im Sommer [[1914]] mit der Planung und dem Grunderwerb des werdenden Flugplatzes auf dem Hochplateau der Atzenhofer Heide. Der Standort ermöglichte durch seine Höhe von 302 m über NN eine weitgehende Nebelfreiheit, und auch die geforderte Fläche von mindestens 500 x 500 m war kein Problem. Neben der Bodenbeschaffenheit der Startfläche stellte auch die Lage des Platzes einen unschätzbaren Vorteil dar: Die Bahnlinien nach Würzburg und Erlangen, die Mündung von Pegnitz und Rednitz in die Regnitz sowie markante Kirchtürme in [[Vach]] und [[Kirche_St._Johannis|Burgfarrnbach]] waren wichtige Anhaltspunkte, um den Platz auch aus der Luft leicht zu finden - schließlich gab es damals noch keine modernen Navigationsgeräte.
 
Im Jahr [[1914]] suchte die königlich bayerische Inspektion des Militär-, Luft- und Kraftfahrwesen einen Standort im Bereich des III. bayerischen Armeekorps (also im Gebiet Fürth-Erlangen-Nürnberg), um einen Ausbau der 1912 geschaffenen Fliegertruppen zu ermöglichen. Nach vergeblicher Suche in Nürnberg wurde man schließlich in Fürth fündig und begann im Sommer [[1914]] mit der Planung und dem Grunderwerb des werdenden Flugplatzes auf dem Hochplateau der Atzenhofer Heide. Der Standort ermöglichte durch seine Höhe von 302 m über NN eine weitgehende Nebelfreiheit, und auch die geforderte Fläche von mindestens 500 x 500 m war kein Problem. Neben der Bodenbeschaffenheit der Startfläche stellte auch die Lage des Platzes einen unschätzbaren Vorteil dar: Die Bahnlinien nach Würzburg und Erlangen, die Mündung von Pegnitz und Rednitz in die Regnitz sowie markante Kirchtürme in [[Vach]] und [[Kirche_St._Johannis|Burgfarrnbach]] waren wichtige Anhaltspunkte, um den Platz auch aus der Luft leicht zu finden - schließlich gab es damals noch keine modernen Navigationsgeräte.
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Die Errichtung der Station erfolgte jedoch zunächst nur zögerlich, und erst im Jahr [[1915]] begannen schließlich die Bauarbeiten. Geplant waren ursprünglich eine Werft, fünf Flugzeugschuppen, eine Kraftwagenhalle, eine Benzintankanlage und Mannschaftsbaracken. Noch während des Baus wurde das Gelände durch Enteignungen auf eine Fläche von 131 Hektar vergrößert. Die Kriegslage hatte inzwischen für einen erhöhten Bedarf an Piloten gesorgt, und so verlegte man im Oktober [[1916]] die Fliegerschule 3 vom Lager Lechfeld nach Fürth, um den Ausbildungsbetrieb aufzunehmen. Da die Gebäude - mit Ausnahme einer Flugzeughalle - noch nicht fertiggestellt waren, mussten die ersten Flugschüler in Zelten am Rande des Flugfelds leben. Schulräume befanden sich zunächst noch in der Stadt. Daran hatte sich auch im August [[1917]] nichts geändert, als die neu geschaffene zweite Flieger-Ersatz-Abteilung nach Atzenhof verlegt wurde. Das Personal wurde ebenfalls zunächst in der Stadt einquartiert. Erst 1917 wurde der Bau weiter forciert, und schließlich konnte die Fliegerstation im Sommer [[1918]] fertiggestellt werden.
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Die Errichtung der Station erfolgte jedoch zunächst nur zögerlich, und erst im Jahr [[1915]] begannen schließlich die Bauarbeiten. Geplant waren ursprünglich eine Werft, fünf Flugzeugschuppen, eine Kraftwagenhalle, eine Benzintankanlage und Mannschaftsbaracken. Noch während des Baus wurde das Gelände durch Enteignungen auf eine Fläche von 131 Hektar vergrößert. [[1916]] vermeldet die lokale Zeitung, dass die Stadt Fürth eine Wasserleitung zur Atzenhofer Heide verlegen lässt. Genehmigt wurden hierfür durch das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten 14.000 Mark. Am [[10. Juli]] hieß es zudem, dass etwa 70 Wohnungen für hierher kommende verheiratete Offiziere und Mannschaften benötigt werden und dass ein Teil der Leute bereits in der ''Weststadt'' Wohnungen bezogen hätten. In der Stadtchronik vermeldet Paul Rieß für den [[22. Juli]] [[2016]]: ''Die Eisenkonstruktion zu den Flugzeughallen auf dem Flugplatz bei Atzenhof ist in dieser Woche auf großen Lastwagen durch die [[Königstraße]] geschafft worden.''<ref>[[Paul Rieß]]: Chronik der Stadt Fürth 1916</ref>
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Die Kriegslage hatte inzwischen für einen erhöhten Bedarf an Piloten gesorgt, und so verlegte man im Oktober [[1916]] die Fliegerschule 3 vom Lager Lechfeld nach Fürth, um den Ausbildungsbetrieb aufzunehmen. Da die Gebäude - mit Ausnahme einer Flugzeughalle - noch nicht fertiggestellt waren, mussten die ersten Flugschüler in Zelten am Rande des Flugfelds leben. Schulräume befanden sich zunächst noch in der Stadt. Paul Rieß vermerkt zu der Verlegung der Fliegerpioniere und Fliegerschüler von Lager Lechfeld zum neuen Standort: ''Am 17. Oktober kamen sie im geschlossenen Zug am Güterbahnhof an. Dann zogen sie mit ihren ca. 25 Flugzeugen durch die [[Nürnberger Straße]] – [[Königstraße]] – im geschlossenen Zug zum Flugplatz. Offiziere fanden im [[Hotel Kütt]] und im [[Park-Hotel]] ihr Quartier.''<ref>[[Paul Rieß]]: Chronik der Stadt Fürth 1916</ref> An der Wohnsituation hatte sich auch im August [[1917]] nichts geändert, als die neu geschaffene zweite Flieger-Ersatz-Abteilung nach Atzenhof verlegt wurde. Das Personal wurde ebenfalls zunächst in der Stadt einquartiert. Erst 1917 wurde der Bau weiter forciert, und schließlich konnte die Fliegerstation im Sommer [[1918]] fertiggestellt werden.
    
[[Bild:Werftvorderseite.jpg|right|thumb|Die "alte Flugwerft", erbaut [[1918]]]]
 
[[Bild:Werftvorderseite.jpg|right|thumb|Die "alte Flugwerft", erbaut [[1918]]]]
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Am 6. Februar 1923 schlossen sich die Deutsche Luft-Reederei und die Lloyd Luftdienst GmbH (eine Tochter der Reederei Norddeutsche Lloyd) zur Deutschen Aero Lloyd AG zusammen, die wiederum am 6. Januar 1926 mit der 1921 gegründeten Junkers Luftverkehr AG fusionierte, woraus die Deutsche Luft Hansa Aktiengesellschaft entstand. Der Flugzeugbestand umfasste am Gründungstag 162 Flugzeuge, die meisten davon veraltete Militärmaschinen aus dem Ersten Weltkrieg. Von Berlin-Tempelhof startete am 6. April 1926 auch der erste planmäßige Flug. Schon im Sommer 1926 war auch der Flugplatz Fürth-Nürnberg im Streckenplan zu finden.<ref name="Verkehrsgeschichte"/>  
 
Am 6. Februar 1923 schlossen sich die Deutsche Luft-Reederei und die Lloyd Luftdienst GmbH (eine Tochter der Reederei Norddeutsche Lloyd) zur Deutschen Aero Lloyd AG zusammen, die wiederum am 6. Januar 1926 mit der 1921 gegründeten Junkers Luftverkehr AG fusionierte, woraus die Deutsche Luft Hansa Aktiengesellschaft entstand. Der Flugzeugbestand umfasste am Gründungstag 162 Flugzeuge, die meisten davon veraltete Militärmaschinen aus dem Ersten Weltkrieg. Von Berlin-Tempelhof startete am 6. April 1926 auch der erste planmäßige Flug. Schon im Sommer 1926 war auch der Flugplatz Fürth-Nürnberg im Streckenplan zu finden.<ref name="Verkehrsgeschichte"/>  
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1924 gründete [[Wikipedia:Theodor_Croneiß| Thedor Croneiß]] zusammen mit seinem Bruder Carl auf dem Fürther Flugplatz die „Sportflug GmbH für Mittelfranken und Oberpfalz“. Im März 1926 entstand daraus die Nordbayerische Verkehrsflug GmbH mit Geschäftssitz am Flugplatz Fürth/Nürnberg und nahm im Juli 1926 den Linienverkehr auf, sie wollte „durch Einrichtung eines Klein-Luft-Verkehrs da einspringen, wo der Groß-Luftverkehr den Bedürfnissen der Wirtschaft nicht voll Rechnung tragen kann“. Die Gesellschaft agierte in diesem Rahmen recht erfolgreich, im Dezember 1930 wurde sie entsprechend der Vergrößerung des Liniennetzes in Deutsche Verkehrsflug AG umbenannt, 1935 ging sie in der Luft Hansa AG auf.  
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1924 gründete [[Wikipedia:Theodor_Croneiß| Thedor Croneiß]] zusammen mit seinem Bruder [[Wikipedia:Carl croneiß| Carl]] auf dem Fürther Flugplatz die „Sportflug GmbH für Mittelfranken und Oberpfalz“. Im März 1926 entstand daraus die Nordbayerische Verkehrsflug GmbH mit Geschäftssitz am Flugplatz Fürth/Nürnberg und nahm im Juli 1926 den Linienverkehr auf, sie wollte „durch Einrichtung eines Klein-Luft-Verkehrs da einspringen, wo der Groß-Luftverkehr den Bedürfnissen der Wirtschaft nicht voll Rechnung tragen kann“. Die Gesellschaft agierte in diesem Rahmen recht erfolgreich, im Dezember 1930 wurde sie entsprechend der Vergrößerung des Liniennetzes in [[Wikipedia:Deutsche Verkehrsflug|Deutsche Verkehrsflug AG]] umbenannt, 1935 ging sie in der Luft Hansa AG auf.  
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[[Datei:Flugplatz_Fürth_1926.jpg|thumb|right|300px|Restaurant am Flugplatz Atzenhof, 1926]]
 
Die im Dezember 1919 in München mit Basisflughafen Schleißheim gegründete Bayerischen Luft-Lloyd flog Fürth schon 1920 genauso an wie der „Rumpler Luftverkehr Berlin/Augsburg“ und die 1920 gegründete französisch-rumänische Fluggesellschaft „Compagnie Franco Roumaine“, die nach mehreren Fusionen in die Air France einging.
 
Die im Dezember 1919 in München mit Basisflughafen Schleißheim gegründete Bayerischen Luft-Lloyd flog Fürth schon 1920 genauso an wie der „Rumpler Luftverkehr Berlin/Augsburg“ und die 1920 gegründete französisch-rumänische Fluggesellschaft „Compagnie Franco Roumaine“, die nach mehreren Fusionen in die Air France einging.
 
Im Jahr 1923 übernahm das Wirtsehepaar Hermann und Käthe Brand das Flugplatzrestaurant, das ehemalige Offiziers-Casino. „Mutti Brand“ machte sich bei der Junkers-Belegschaft, bei allen Fliegern und nicht wenigen hochrangigen Politikern, darunter leider auch Hitler, einen Namen mit ihrer Kochkunst und ihrer Persönlichkeit. Im Gästebuch des Restaurants sind unter anderem Winston Churchill und George Marshall zu finden, aber auch viele bekannte Flieger.<ref name="Verkehrsgeschichte"/>  
 
Im Jahr 1923 übernahm das Wirtsehepaar Hermann und Käthe Brand das Flugplatzrestaurant, das ehemalige Offiziers-Casino. „Mutti Brand“ machte sich bei der Junkers-Belegschaft, bei allen Fliegern und nicht wenigen hochrangigen Politikern, darunter leider auch Hitler, einen Namen mit ihrer Kochkunst und ihrer Persönlichkeit. Im Gästebuch des Restaurants sind unter anderem Winston Churchill und George Marshall zu finden, aber auch viele bekannte Flieger.<ref name="Verkehrsgeschichte"/>  
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Von 1923 bis [[1927]] hatte sich die Zahl der Starts und der beförderten Fluggäste mehr als verzehnfacht, die Menge an Frachtgut sogar von 3 auf 276 Tonnen gesteigert. [[1926]] war Fürth hinter Berlin-Tempelhof, Hamburg-Fuhlsbüttel, München-Oberwiesenfeld, Köln-Butzweilerhof, Halle/Leipzig, Leipzig-Mockau und Frankfurt/Main der achtgrößte Flughafen Deutschlands. [[1927]] erhielt der Flughafen schließlich auch eine Nachtbeleuchtung.<ref name="Verkehrsgeschichte"/>  
 
Von 1923 bis [[1927]] hatte sich die Zahl der Starts und der beförderten Fluggäste mehr als verzehnfacht, die Menge an Frachtgut sogar von 3 auf 276 Tonnen gesteigert. [[1926]] war Fürth hinter Berlin-Tempelhof, Hamburg-Fuhlsbüttel, München-Oberwiesenfeld, Köln-Butzweilerhof, Halle/Leipzig, Leipzig-Mockau und Frankfurt/Main der achtgrößte Flughafen Deutschlands. [[1927]] erhielt der Flughafen schließlich auch eine Nachtbeleuchtung.<ref name="Verkehrsgeschichte"/>  
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Der Flughafen Fürth wurde von folgenden Fluggesellschaften angeflogen: ''Deutsche Luft Lloyd'', ''Rumpler-Luftverkehr'', ''Junkers Fluggesellschaft'', ''Trans-Europa-Union'', ''Luftverkehr Strähle'', ''Ad Astra Aero'' und ab 1926 die ''Süddeutsche Luft Hansa''. Die ''Nordbayerische Verkehrsflug GmbH'' (ab 1930 ''[[Deutsche Verkehrsflug AG]]'') hatte in Fürth-Atzenhof sogar  ihren Stammsitz und [https://de.wikipedia.org/wiki/Willy_Messerschmitt Willy Messerschmitt] entwickelte speziell für diese Gesellschaft sein erstes Verkehrsflugzeug [[wikipedia:Messerschmitt M18|M 18]].<ref>Barbara Ohm: ''Fliegen, nur fliegen'', Fürth, 2003, S. 29 - 56</ref><ref>''Eröffnung des südeuropäischen Luftverkehres'', Meraner Zeitung vom 25. April 1925 [http://digital.tessmann.it/tessmannDigital/Zeitungsarchiv/Seite/Zeitung/1/1/25.04.1925/48329/10/filterId-1%0148329%01354668-query-Fürth.html online-Digitalisat]</ref>
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Der Flughafen Fürth wurde von folgenden Fluggesellschaften angeflogen: ''Deutsche Luft Lloyd'', ''Rumpler-Luftverkehr'', ''Junkers Fluggesellschaft'', ''Trans-Europa-Union'', ''Luftverkehr Strähle'', ''Ad Astra Aero'' und ab 1926 die ''Süddeutsche Luft Hansa''. Die ''Nordbayerische Verkehrsflug GmbH'' (ab 1930 ''[[Deutsche Verkehrsflug AG]]'') hatte in Fürth-Atzenhof sogar  ihren Stammsitz und [https://de.wikipedia.org/wiki/Willy_Messerschmitt Willy Messerschmitt] entwickelte speziell für diese Gesellschaft sein erstes Verkehrsflugzeug [[wikipedia:Messerschmitt M18|M 18]].<ref>Barbara Ohm: ''Fliegen, nur fliegen'', Fürth, 2003, S. 29 - 56</ref><ref>''Eröffnung des südeuropäischen Luftverkehres'', Meraner Zeitung vom 25. April 1925 [http://digital.tessmann.it/tessmannDigital/Zeitungsarchiv/Seite/Zeitung/1/1/25.04.1925/48329/10/filterId-1%0148329%01354668-query-Fürth.html online-Digitalisat]</ref>
 
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In der großen Werft richtete Junkers schließlich seine zentrale Wartungs- und Reparaturwerkstatt ein, vor allem produzierte man die [[Wikipedia:Junkers F 13|Junkers F 13]], das erste Ganzmetallflugzeug der zivilen Luftfahrt. Die F 13 war ein einmotoriger Tiefdecker, der vier Passagieren in einer geschlossen Kabine Platz bot. Das erste Exemplar flog im Juni 1919, insgesamt wurden ca. 330 F 13 hergestellt, wovon etwa 110 in Deutschland zugelassen waren, die Reisegeschwindigkeit betrug 140 km/h, die Reichweite immerhin schon 1200 km.<ref name="Verkehrsgeschichte"/>   
 
In der großen Werft richtete Junkers schließlich seine zentrale Wartungs- und Reparaturwerkstatt ein, vor allem produzierte man die [[Wikipedia:Junkers F 13|Junkers F 13]], das erste Ganzmetallflugzeug der zivilen Luftfahrt. Die F 13 war ein einmotoriger Tiefdecker, der vier Passagieren in einer geschlossen Kabine Platz bot. Das erste Exemplar flog im Juni 1919, insgesamt wurden ca. 330 F 13 hergestellt, wovon etwa 110 in Deutschland zugelassen waren, die Reisegeschwindigkeit betrug 140 km/h, die Reichweite immerhin schon 1200 km.<ref name="Verkehrsgeschichte"/>   
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Auch die [[Wikipedia:Junkers G 23|Junkers G 23]] und [[Wikipedia:Junkers G 24|G 24]] – direkte Vorgänger der berühmten [[Wikipedia:Junkers Ju 52/3m|Ju 52]] - wurden in einer der Normalflugzeughallen gefertigt, vermutlich aber nur das Modell G 23. Das Verhältnis von G 24 zu G 23 verdeutlicht anschaulich die Probleme der deutschen Flugzeugindustrie nach 1918: Die Internationale Luftfahrt-Überwachungskommission lehnte die 1923 entworfene G 24 mit drei 144-kW-Motoren ab, da ihre Leistung dem [[Wikipedia:Friedensvertrag von Versailles| Versailler-Vertrag]] widersprach. Daraufhin entstand ein Alternativentwurf mit nur einem 144-kW-Motor im Bug und zwei 118 kW starken Motoren an den Tragflächen. Insgesamt bot das Flugzeug Platz für 9 Passagiere in bequemen Einzelsitzen und 2 Mann Besatzung. Die Kabine verfügte über Beleuchtung und Heizung. Im hinteren Teil der Kabine befanden sich der Gepäckraum und eine Nasszelle mit Toilette und Waschbecken. Die meisten G 23 wurden in der schwedischen Tochterfirma der Junkers-Flugzeugwerke, der [[Wikipedia:AB Flygindustri|AB Flygindustri]] in Limhamn, auf den Stand der G 24 umgerüstet und kamen mit ausländischer Zulassung wieder zurück nach Deutschland. Nach dem Wegfall der Baubeschränkung im Mai 1926 entfiel diese Praxis. Am bekanntesten wurde dieser Typ durch den 20.000 km langen Flug zweier Lufthansa-Maschinen von Berlin nach Peking vom 24. Juli bis 8. September 1926. Am 26. September 1926 landeten die beiden Maschinen wieder wohlbehalten in Berlin.<ref name="Verkehrsgeschichte"/>  
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Auch die [[Wikipedia:Junkers G 23|Junkers G 23]] und [[Wikipedia:Junkers G 24|G 24]] – direkte Vorgänger der berühmten [[Wikipedia:Junkers Ju 52/3m|Ju 52]] wurden in einer der Normalflugzeughallen gefertigt, vermutlich aber nur das Modell G 23. Das Verhältnis von G 24 zu G 23 verdeutlicht anschaulich die Probleme der deutschen Flugzeugindustrie nach 1918: Die Internationale Luftfahrt-Überwachungskommission lehnte die 1923 entworfene G 24 mit drei 144-kW-Motoren ab, da ihre Leistung dem [[Wikipedia:Friedensvertrag von Versailles| Versailler-Vertrag]] widersprach. Daraufhin entstand ein Alternativentwurf mit nur einem 144-kW-Motor im Bug und zwei 118 kW starken Motoren an den Tragflächen. Insgesamt bot das Flugzeug Platz für 9 Passagiere in bequemen Einzelsitzen und 2 Mann Besatzung. Die Kabine verfügte über Beleuchtung und Heizung. Im hinteren Teil der Kabine befanden sich der Gepäckraum und eine Nasszelle mit Toilette und Waschbecken. Die meisten G 23 wurden in der schwedischen Tochterfirma der Junkers-Flugzeugwerke, der [[Wikipedia:AB Flygindustri|AB Flygindustri]] in Limhamn, auf den Stand der G 24 umgerüstet und kamen mit ausländischer Zulassung wieder zurück nach Deutschland. Nach dem Wegfall der Baubeschränkung im Mai 1926 entfiel diese Praxis. Am bekanntesten wurde dieser Typ durch den 20.000 km langen Flug zweier Lufthansa-Maschinen von Berlin nach Peking vom 24. Juli bis 8. September 1926. Am 26. September 1926 landeten die beiden Maschinen wieder wohlbehalten in Berlin.<ref name="Verkehrsgeschichte"/>  
    
[[Datei:110 Junkers A 50.JPG|miniatur|Junkers A 50, Detailfoto des Seitenruders [[#Zivilflughafen Fürth-Nürnberg|siehe oben]] ]]
 
[[Datei:110 Junkers A 50.JPG|miniatur|Junkers A 50, Detailfoto des Seitenruders [[#Zivilflughafen Fürth-Nürnberg|siehe oben]] ]]
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Die Politik läutete schließlich das Ende der gut laufenden Zivilluftfahrt in Fürth ein. 1926 erhöhte man die Ansprüche an die Flughäfen des Reiches, was in Fürth zu einer Fülle von Umbaumaßnahmen geführt hätte. Dies begann bei der mangelnden Anbindung an die beiden Stadtzentren, ging über die Enge auf dem Gelände (schließlich fand der gesamte Flughafenbetrieb im Werftgebäude statt) bis hin zu den inzwischen zu klein gewordenen Flugzeughallen. Da Fürth aus wirtschaftlichen Gründen die nötigen finanziellen Mittel für diese Investitionen nicht aufbringen wollte, entschied die [[Nürnberg|Stadt Nürnberg]] im Jahr 1927 nicht gerade begeistert, einen eigenen Flughafen auf ihrem Gebiet zu errichten. Bis zur Fertigstellung des Flughafens am Nürnberger Marienberg sollte der Flugverkehr in Atzenhof aufrecht erhalten werden. Da sich Fürth allerdings außerstande sah, weiter für die Kosten aufzukommen, übernahm Nürnberg ab [[1928]] den Unterhalt und benannte den Flughafen in „Nürnberg-Fürth“ um.
 
Die Politik läutete schließlich das Ende der gut laufenden Zivilluftfahrt in Fürth ein. 1926 erhöhte man die Ansprüche an die Flughäfen des Reiches, was in Fürth zu einer Fülle von Umbaumaßnahmen geführt hätte. Dies begann bei der mangelnden Anbindung an die beiden Stadtzentren, ging über die Enge auf dem Gelände (schließlich fand der gesamte Flughafenbetrieb im Werftgebäude statt) bis hin zu den inzwischen zu klein gewordenen Flugzeughallen. Da Fürth aus wirtschaftlichen Gründen die nötigen finanziellen Mittel für diese Investitionen nicht aufbringen wollte, entschied die [[Nürnberg|Stadt Nürnberg]] im Jahr 1927 nicht gerade begeistert, einen eigenen Flughafen auf ihrem Gebiet zu errichten. Bis zur Fertigstellung des Flughafens am Nürnberger Marienberg sollte der Flugverkehr in Atzenhof aufrecht erhalten werden. Da sich Fürth allerdings außerstande sah, weiter für die Kosten aufzukommen, übernahm Nürnberg ab [[1928]] den Unterhalt und benannte den Flughafen in „Nürnberg-Fürth“ um.
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Der Fürther Flughafen erlebte aber in den letzten fünf Jahren seines "Zivillebens" noch einige Höhepunkte. Neben den Besuchen der Ozeanflieger [[Wikipedia:Hermann Köhl|Hermann Köhl]] und [[Wikipedia:Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld| Freiherr von Hünefeld]] war auch Fliegerass und Kunstflieger Ernst Udet mehrmals in Fürth, wo er seine Flugakrobatik vorführte.  
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Der Fürther Flughafen erlebte aber in den letzten fünf Jahren seines "Zivillebens" noch einige Höhepunkte. Neben den Besuchen der Ozeanflieger [[Wikipedia:Hermann Köhl|Hermann Köhl]] und [[Wikipedia:Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld| Freiherr von Hünefeld]] am 15. Juli 1928 in Fürth war auch Fliegerass und Kunstflieger Ernst Udet mehrmals in Fürth, wo er seine Flugakrobatik vorführte.  
 
Neben großen Persönlichkeiten fanden sich auch große - für damalige Verhältnisse riesige - Flugzeuge ein. [[1931]] besuchte die Junkers [[wikipedia:Junkers G 38|G 38]] Fürth zum ersten Mal. Diese war ein doppelstöckiges Flugzeug und bot Platz für 34 Pasagiere. Mit einer der beiden gebauten G 38 flog die SpVgg Fürth 1933 zu einem Ligaspiel gegen Hertha BSC Berlin. Auf dem Flug gab es schwere Turbulenzen, dennoch gewannen die Fürther mit 3:2. Dies soll der erste Flug einer deutschen Fußballmannschaft zu einem Auswärtsspiel gewesen sein. Auch die berühmte Junkers [[wikipedia:Junkers Ju 52/3m|Ju 52]] war ab [[1933]] regelmäßiger Gast in Fürth. Die Deutsche Luft Hansa setze die "Tante Ju" nämlich als Schnellverkehrsflugzeug auf ihrer Strecke München - Berlin ein, die mit einer Zwischenlandung in Fürth bedient wurde.
 
Neben großen Persönlichkeiten fanden sich auch große - für damalige Verhältnisse riesige - Flugzeuge ein. [[1931]] besuchte die Junkers [[wikipedia:Junkers G 38|G 38]] Fürth zum ersten Mal. Diese war ein doppelstöckiges Flugzeug und bot Platz für 34 Pasagiere. Mit einer der beiden gebauten G 38 flog die SpVgg Fürth 1933 zu einem Ligaspiel gegen Hertha BSC Berlin. Auf dem Flug gab es schwere Turbulenzen, dennoch gewannen die Fürther mit 3:2. Dies soll der erste Flug einer deutschen Fußballmannschaft zu einem Auswärtsspiel gewesen sein. Auch die berühmte Junkers [[wikipedia:Junkers Ju 52/3m|Ju 52]] war ab [[1933]] regelmäßiger Gast in Fürth. Die Deutsche Luft Hansa setze die "Tante Ju" nämlich als Schnellverkehrsflugzeug auf ihrer Strecke München - Berlin ein, die mit einer Zwischenlandung in Fürth bedient wurde.
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== Erneute militärische Nutzung ==
 
== Erneute militärische Nutzung ==
Nach Ende der Zivilluftfahrt wurde das Gelände sofort wieder militärisch genutzt. Zwar wurde die Deutsche Luftwaffe erst [[1935]] offiziell gegründet, doch bereits in den beiden Jahren zuvor begann eine paramilitärische Aktivität durch Gründung von Fliegervereinen und Firmen. Die "Sportflug GmbH" und die "Reklamestaffel Süddeutschland" führten bereits vor 1935 die Ausbildung von Piloten für die künftige Luftwaffe durch. Die einzige erhaltene und im Deutschen Museum München ausgestellte Messerschmitt M17 trägt am Seitenleitwerk noch die Aufschrift "Sportflug GmbH Fürth -Fliegerschule". Desweiteren war zumindest ein [https://de.wikipedia.org/wiki/Horten_H_II Horten-Nurflügelflugzeug HII] zeitweilig in Fürth stationiert und von der Fürther NSFK-Gruppe wurden auch einige Muster (vermutlich 3 stck) des Nachfolgemodells Horten HIII gebaut.
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Nach Ende der Zivilluftfahrt wurde das Gelände sofort wieder militärisch genutzt. Zwar wurde die Deutsche Luftwaffe erst [[1935]] offiziell gegründet, doch bereits in den beiden Jahren zuvor begann eine paramilitärische Aktivität durch Gründung von Fliegervereinen und Firmen. Die "Sportflug GmbH" und die "Reklamestaffel Süddeutschland" führten bereits vor 1935 die Ausbildung von Piloten für die künftige Luftwaffe durch. Die einzige erhaltene und im Deutschen Museum München ausgestellte Messerschmitt M 17 trägt am Seitenleitwerk noch die Aufschrift "Sportflug GmbH Fürth - Fliegerschule". Desweiteren war zumindest ein [[wikipedia:Horten H II|Horten-Nurflügelflugzeug H II]] zeitweilig in Fürth stationiert und von der Fürther NSFK-Gruppe wurden auch einige Muster (vermutlich 3 Stück) des Nachfolgemodells Horten H III gebaut.
    
Ab [[1933]] wurde in Fürth auch eine Flak-Abteilung aufgestellt, die nach 1935 als I./Flak Reg. 8 "Fürth" geführt wurde.
 
Ab [[1933]] wurde in Fürth auch eine Flak-Abteilung aufgestellt, die nach 1935 als I./Flak Reg. 8 "Fürth" geführt wurde.
[[Datei:Me 109 - A2921c.jpg|thumb|left|Ein und zweisitzige Bf 109 mit Winter-Tarnung]]
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[[Datei:Me 109 - A2921c.jpg|thumb|left|Ein- und zweisitzige Bf 109 mit Winter-Tarnung]]
 
[[Bild:Neuewerftfront.jpg|right|thumb|Die "neue Flugwerft", erbaut [[1935]]]]
 
[[Bild:Neuewerftfront.jpg|right|thumb|Die "neue Flugwerft", erbaut [[1935]]]]
 
Bald folgten auch weitere Bauarbeiten, um die Infrastruktur auf dem Fürther Fliegerhorst den modernen Erfordernissen anzupassen. In den Jahren [[1934]] und [[1935]] entstanden so zwei Flugzeughallen, eine neue Werft, ein Feuerwehr- und ein Befehlsgebäude. Auch eine Vielzahl neuer Kasernengebäude wurde errichtet. Dabei ist das Befehlsgebäude neben dem [[Klinikum|Krankenhaus]] das einzige Fürther Gebäude im Bauhausstil. Durch die Ausbauten verlagerte sich der Schwerpunkt des Flugplatzes nach Norden. Um diesem gerecht zu werden, wurde eine neue Einfahrt errichtet, die die frühere - im Knick der [[Vacher Straße]] (damals Flughafenstraße) - ablöste. Das an dieser Einfahrt entstandene Wachgebäude wurde [[2007]] abgerissen.  
 
Bald folgten auch weitere Bauarbeiten, um die Infrastruktur auf dem Fürther Fliegerhorst den modernen Erfordernissen anzupassen. In den Jahren [[1934]] und [[1935]] entstanden so zwei Flugzeughallen, eine neue Werft, ein Feuerwehr- und ein Befehlsgebäude. Auch eine Vielzahl neuer Kasernengebäude wurde errichtet. Dabei ist das Befehlsgebäude neben dem [[Klinikum|Krankenhaus]] das einzige Fürther Gebäude im Bauhausstil. Durch die Ausbauten verlagerte sich der Schwerpunkt des Flugplatzes nach Norden. Um diesem gerecht zu werden, wurde eine neue Einfahrt errichtet, die die frühere - im Knick der [[Vacher Straße]] (damals Flughafenstraße) - ablöste. Das an dieser Einfahrt entstandene Wachgebäude wurde [[2007]] abgerissen.  
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Nach der Enttarnung der Luftwaffe entstand in Fürth eine Flugzeugführerschule A/B, die mit theoretischer und praktischer Ausbildung ihren Betrieb aufnahm. Im April [[1937]] wurde diese Einheit zu einer Flugzeugführerschule C ausgebaut, die nun auch mit mehrmotorigen Flugzeugen flog und ausbildete. Auch Nacht- und Blindflugschulung erfolgte in Fürth. Auch hier spielte die Ju52 eine wichtige Rolle. Als Verbandskennzeichen erhielten die Flugzeuge der Flugzeugführerschule das Fürther Kleeblatt. Dieses Wappen behielten sie auch, als die Schule bei Kriegsbeginn nach Wiener Neustadt umzog.  
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Nach der Enttarnung der Luftwaffe entstand in Fürth eine Flugzeugführerschule A/B, die mit theoretischer und praktischer Ausbildung ihren Betrieb aufnahm. Im April [[1937]] wurde diese Einheit zu einer Flugzeugführerschule C ausgebaut, die nun auch mit mehrmotorigen Flugzeugen flog und ausbildete. Auch Nacht- und Blindflugschulung erfolgte in Fürth. Auch hier spielte die Ju 52 eine wichtige Rolle. Als Verbandskennzeichen erhielten die Flugzeuge der Flugzeugführerschule das Fürther Kleeblatt. Dieses Wappen behielten sie auch, als die Schule bei Kriegsbeginn zur Wiener Neustadt umzog.
 
[[Datei:Me 262 Atzenhof A2893.jpg|thumb|left|Düsenjäger Me 262 in Fürth]]
 
[[Datei:Me 262 Atzenhof A2893.jpg|thumb|left|Düsenjäger Me 262 in Fürth]]
[[1938]] Bei einem Vorbereitungsflug für einen Rekordflug mit dem 3.Prototyp der Junkers [https://de.wikipedia.org/wiki/Junkers_Ju_88 Ju 88] fällt am 24. Februar 1938 einer der Motoren aus. Bei der anschließenden Notlandung in Fürth verunglückte die Maschine, Pilot und Bordingenieur kamen ums Leben.
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[[1938]]: Bei einem Vorbereitungsflug für einen Rekordflug mit dem 3. Prototyp der Junkers [[wikipedia:Junkers Ju 88|Ju 88]] fällt am 24. Februar 1938 einer der Motoren aus. Bei der anschließenden Notlandung in Fürth verunglückte die Maschine, Pilot und Bordingenieur kamen ums Leben.
 
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Im Jahr [[1940]] hielt die Jagdfliegerschule 4, die am 19. März 1943 zum Jagdgeschwader (JG) 104 umbenannt wurde, ihren Einzug in Fürth. Von nun an lag der Ausbildungsschwerpunkt bei den Jagdpiloten, schwerpunktmäßig bei denen, welche die Messerschmitt Bf 109 fliegen sollten.  Der Hauptstützpunkt der Einheit befand sich allerdings in Herzogenaurach, Nebenplätze waren Roth, Buchschwabach, Unterschlauersbach und Deiningen.Das JG 104 stellte auch einen kleinen Einsatzverband, bestehend aus einer Staffel Bf 109 und angeblich auch zwei Nachtjägern vom Typ Dornier Do 217. Für Aufsehen sorgte auch die Landung einer Messerschmitt Me 262 - dem ersten Düsenjäger der Welt - im Jahr [[1944]]. Die fliegerische Ausbildung ging noch bis März [[1945]], dann legte der Treibstoffmangel den Flugbetrieb lahm. Ein großer Teil der Flugschüler und des technischen Personals war zu diesem Zeitpunkt bereits zum Infanterieeinsatz an die Ostfront verlegt worden. Es gibt Hinweise, daß in den letzten Tagen vor der Übergabe Teile der II./JG6.in Fürth landeten. (Fw 190D-9 Werknummer 500570)
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Im Jahr [[1940]] hielt die Jagdfliegerschule 4, die am 19. März 1943 zum Jagdgeschwader (JG) 104 umbenannt wurde, ihren Einzug in Fürth. Von nun an lag der Ausbildungsschwerpunkt bei den Jagdpiloten, schwerpunktmäßig bei denen, welche die Messerschmitt Bf 109 fliegen sollten.  Der Hauptstützpunkt der Einheit befand sich allerdings in Herzogenaurach, Nebenplätze waren Roth, Buchschwabach, Unterschlauersbach und Deiningen. Das JG 104 stellte auch einen kleinen Einsatzverband, bestehend aus einer Staffel Bf 109 und angeblich auch zwei Nachtjägern vom Typ Dornier Do 217. Für Aufsehen sorgte auch die Landung einer Messerschmitt Me 262 - dem ersten Düsenjäger der Welt - im Jahr [[1944]]. Am [[26. November]] [[1944]] gegen 11 Uhr griffen sechs Thunderbolt Jagdbomber den Fliegerhorst mit Bordwaffen und 2 Bomben an. Es entstand mittlerer Gebäudeschaden und die Stromzufuhr war gestört. Die fliegerische Ausbildung ging noch bis März [[1945]], dann legte der Treibstoffmangel den Flugbetrieb lahm. Ein großer Teil der Flugschüler und des technischen Personals war zu diesem Zeitpunkt bereits zum Infanterieeinsatz an die Ostfront verlegt worden. Es gibt Hinweise, dass in den letzten Tagen vor der Übergabe Teile der II./JG 6 in Fürth landeten (Fw 190D-9 Werknummer 500570).
    
[[Datei:Flughafen Atzenhof Mai 1945.jpg|thumb|right|Erbeutete Fw190A und Bf109G vor einer amerikanischen P51D Mustang]]
 
[[Datei:Flughafen Atzenhof Mai 1945.jpg|thumb|right|Erbeutete Fw190A und Bf109G vor einer amerikanischen P51D Mustang]]
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[[Bild:Wache.jpg|thumb|left|Die [[2007]] abgerissene, ehemalige Wache]]
 
[[Bild:Wache.jpg|thumb|left|Die [[2007]] abgerissene, ehemalige Wache]]
 
[[Datei:Flugplatz Fürth-Atzenhof.jpg|thumb|left| Ausmaße des Grasplatzes (rot) und der asphaltierten Bahn der US Army (gelb)]]
 
[[Datei:Flugplatz Fürth-Atzenhof.jpg|thumb|left| Ausmaße des Grasplatzes (rot) und der asphaltierten Bahn der US Army (gelb)]]
In der Folge beherbergte die Kaserne, die [[1949]] von den [[US Army|Amerikaner]]n nach einem bei der Landung in der Normandie gefallenen Leutnant in "[[Monteith-Barracks]]" benannt wurde, zunächst eine kleinere Fliegereinheit und verschiedene Infanterieregimenter, später eine [http://www.forgottenairfields.com/germany/bavaria/middle-franconia/furth-atzenhof-s1106.html Hubschrauberstaffel] und Teile der 1. Panzerdivision. Mit dem Bau des [[Main-Donau-Kanal|Rhein-Main-Donau-Kanals]] reduzierte sich die Größe der Kasernenanlagen, und die Panzerbataillone wurden durch eine Transport- und Sanitätseinheit abgelöst.  Die [[US Army|Amerikaner]] waren es auch, die im nördlichen Teil des Flugfelds einen Golfplatz einrichteten, der noch heute bespielt wird.
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In der Folge beherbergte die Kaserne, die [[1949]] von den [[US Army|Amerikaner]]n nach einem bei der Landung in der Normandie gefallenen Leutnant in "[[Monteith-Barracks]]" benannt wurde, zunächst eine kleinere Fliegereinheit und verschiedene Infanterieregimenter, später eine [http://www.forgottenairfields.com/germany/bavaria/middle-franconia/furth-atzenhof-s1106.html Hubschrauberstaffel] und Teile der 1. Panzerdivision. Mit dem Bau des [[Main-Donau-Kanal]]s reduzierte sich die Größe der Kasernenanlagen, und die Panzerbataillone wurden durch eine Transport- und Sanitätseinheit abgelöst.  Die Amerikaner waren es auch, die im nördlichen Teil des Flugfelds einen Golfplatz einrichteten, der noch heute bespielt wird.
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Am 25. November [[1957]] kam es auf den Flugplatz zu einem Großbrand von ca. 170.000 Liter Flugbenzin. Der Brand konnte durch die Fürther [[Feuerwehr]] unter Unterstützung der BF Nürnberg und der Feuerwehr der amerikanischen Armee gelöscht werden.
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Die Nutzung der Gebäude durch die [[US Army|Amerikaner]] trug maßgeblich dazu bei, dass sie sich heute zum Teil noch in gutem Zustand befinden. Als "Verluste" dieser Zeit sind nur eine der beiden verbliebenen Normalflugzeughallen aus dem Ersten Weltkrieg und das [[1971]] abgebrannte [[Flugplatz-Restaurant|Offizierskasino]] zu verbuchen. Die Werft von 1918 erhielt neue Fenster, dafür wurden die dreieckigen Oberlichter entfernt und durch plane Plexiglasfenster ersetzt.
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Die Nutzung der Gebäude durch die Amerikaner trug maßgeblich dazu bei, dass sie sich heute zum Teil noch in gutem Zustand befinden. Als "Verluste" dieser Zeit sind nur eine der beiden verbliebenen Normalflugzeughallen aus dem Ersten Weltkrieg und das [[1971]] abgebrannte [[Flugplatz-Restaurant|Offizierskasino]] zu verbuchen. Die Werft von 1918 erhielt neue Fenster, dafür wurden die dreieckigen Oberlichter entfernt und durch plane Plexiglasfenster ersetzt.
 
[[Datei:Atzenhof Flughafenstraße 2013.jpg|miniatur|rechts|Neubauten in der Flughafenstraße, 2013]]
 
[[Datei:Atzenhof Flughafenstraße 2013.jpg|miniatur|rechts|Neubauten in der Flughafenstraße, 2013]]
Als die [[US Army|Amerikaner]] am 15. September [[1993]] die Kasernenanlage wieder an die Bundesrepublik zurückgaben, wurde die Flugwerft unter Denkmalschutz gestellt. Nur wenige Gebäude wurden seitdem einer neuen Nutzung zugeführt. Die Werft von 1918 beherbergt inzwischen ein Filmstudio, die "Neue Werft" von 1935 ist inzwischen als "Horsepark Fürth" die Heimat eines Reitvereins und die beiden Flughallen von 1935 dienen als Lagerhallen für Firmen. In der ehemaligen Wache der Flughafenfeuerwehr fanden Proberäume für Bands eine Unterkunft und auch das Befehlsgebäude ist inzwischen saniert und von einer Firma genutzt. Weite Teile der Kasernengebäude sind inzwischen dem Abriss zum Opfer gefallen, ebenso wie die markante Wache, die die Einfahrt über mehr als 50 Jahre beherrscht hatte.  
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Als die [[US Army]] am 15. September [[1993]] die Kasernenanlage wieder an die Bundesrepublik zurückgab, wurde die Flugwerft unter Denkmalschutz gestellt. Nur wenige Gebäude wurden seitdem einer neuen Nutzung zugeführt. Die Werft von 1918 beherbergt inzwischen ein Filmstudio, die "Neue Werft" von 1935 ist inzwischen als "Horsepark Fürth" die Heimat eines Reitvereins und die beiden Flughallen von 1935 dienen als Lagerhallen für Firmen. In der ehemaligen Wache der Flughafenfeuerwehr fanden Proberäume für Bands eine Unterkunft und auch das Befehlsgebäude ist inzwischen saniert und von einer Firma genutzt. Weite Teile der Kasernengebäude sind inzwischen dem Abriss zum Opfer gefallen, ebenso wie die markante Wache, die die Einfahrt über mehr als 50 Jahre beherrscht hatte.  
    
In Neubauten sind inzwischen weitere Firmen beheimatet, ebenso wie ein Kindergarten, eine Schule und die Fürther Volksbücherei.
 
In Neubauten sind inzwischen weitere Firmen beheimatet, ebenso wie ein Kindergarten, eine Schule und die Fürther Volksbücherei.
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== Literatur / Medien ==
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== Literatur, Medien ==
* Jürgen Zapf: ''Flugplätze der Luftwaffe 1934 - 1945 und was davon übrig blieb''. Band 8 Bayern/Luftgau XIII Nürnberg, VDM Heinz Nickel Zweibrücken 2013, S. 91 - 121.
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* Jürgen Zapf: ''Flugplätze der Luftwaffe 1934 - 1945 und was davon übrig blieb''. Band 8 Bayern/Luftgau XIII Nürnberg, VDM Heinz Nickel Zweibrücken 2013, S. 91 - 121
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* M. Vitzithum: ''Flughafen an der Vacher Straße'' - [http://www.morche-fuerth.de/fuerth/flughfn.htm im Internet].
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* M. Vitzithum: ''Flughafen an der Vacher Straße'' - [http://www.morche-fuerth.de/fuerth/flughfn.htm im Internet]
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* Renate Trautwein, Oliver Wittmann: ''[[Lernt Fliegen ! In Fürth-Atzenhof (Buch)|Lernt Fliegen ! In Fürth-Atzenhof]]. Die Geschichte eines in Vergessenheit geratenen Fliegerhorsts''. Nürnberg: emwe-Verlag, 2011, 190 S., ISBN 978-3-932376-80-1.
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* Renate Trautwein, Oliver Wittmann: ''[[Lernt Fliegen ! In Fürth-Atzenhof (Buch)|Lernt Fliegen! In Fürth-Atzenhof]]. Die Geschichte eines in Vergessenheit geratenen Fliegerhorsts''. Nürnberg: emwe-Verlag, 2011, 190 S., ISBN 978-3-932376-80-1
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* Peter Frank: ''Die Verunglückten und Verstorbenen der Bayerischen Fliegerersatzabteilung (FEA) Nr. 2, Militärfliegerschule 3 in Fürth-Atzenhof'' - [http://www.dr-alexander-mayer.de/downloads/gastbeitraege-frank-02.pdf PDF].
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* Peter Frank: ''Die Verunglückten und Verstorbenen der Bayerischen Fliegerersatzabteilung (FEA) Nr. 2, Militärfliegerschule 3 in Fürth-Atzenhof'' - [http://www.dr-alexander-mayer.de/downloads/gastbeitraege-frank-02.pdf PDF]
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*Horten/Seliger: "Nurflügel: Die Geschichte der Horten-Flugzeuge 1933 - 1960". H. Weißhaupt-Verlag Graz, 2012 (7. Auflage)
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*Horten/Seliger: ''Nurflügel: Die Geschichte der Horten-Flugzeuge 1933 - 1960''. H. Weißhaupt-Verlag Graz, 2012 (7. Auflage)
    
* Alexander Mayer: [[Zu Wasser, zu Lande und in der Luft (Buch)|''Zu Wasser, zu Lande und in der Luft'']]. Sutton-Verlag, Erfurt 2010, S. 87 ff.
 
* Alexander Mayer: [[Zu Wasser, zu Lande und in der Luft (Buch)|''Zu Wasser, zu Lande und in der Luft'']]. Sutton-Verlag, Erfurt 2010, S. 87 ff.
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* Bernd Windsheimer: [[50 Jahre Airport Nürnberg (Buch)|50 Jahre Airport Nürnberg 1955 - 2005]], Sandberg Verlag Nürnberg, 2005, 172 S.
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* Bernd Windsheimer: [[50 Jahre Airport Nürnberg (Buch)|''50 Jahre Airport Nürnberg 1955 - 2005'']], Sandberg Verlag Nürnberg, 2005, 172 S.
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* ''Am Himmel über Fürth - Fliegereigeschichte auf der Atzenhofer Heide''. Fernsehreportage der [[Redaktion point]], Otto-Seeling-Promenade 2-4, 90762 Fürth, August 1996.
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* ''Am Himmel über Fürth - Fliegereigeschichte auf der Atzenhofer Heide''. Fernsehreportage der [[Redaktion point]], Otto-Seeling-Promenade 2 - 4, 90762 Fürth, August 1996
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* Barbara Ohm u. a.: "[[Fliegen, nur fliegen (Buch)|Fliegen, nur fliegen]]!", Genniges Verlag, [[1995]].
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* Barbara Ohm u. a.: [[Fliegen, nur fliegen (Buch)|''Fliegen, nur fliegen!'']], Genniges Verlag, [[1995]]
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* [[Barbara Ohm|Barbara Ohm]]: ''Der erste Fürther Flughafen in Atzenhof und sein Werftgebäude''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1992/3, S. 81 - 88.
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* [[Barbara Ohm|Barbara Ohm]]: ''Der erste Fürther Flughafen in Atzenhof und sein Werftgebäude''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1992/3, S. 81 - 88
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* [[Barbara Ohm|Barbara Ohm]]: ''Die militärische Fliegerstation Fürth Atzenhof 1914-1918", in: Der Sprung ins Dunkle. Die Region Nürnberg im Ersten Weltkrieg 11914-1918, hg. von Michael Diefenbacher, Ulrike Swoboda und Steven M. Zahlaus, Nürnberg 2014S. 471 - 479.
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* [[Barbara Ohm|Barbara Ohm]]: ''Die militärische Fliegerstation Fürth Atzenhof 1914-1918'', in: Der Sprung ins Dunkle. Die Region Nürnberg im Ersten Weltkrieg 1914-1918, hg. von Michael Diefenbacher, Ulrike Swoboda und Steven M. Zahlaus, Nürnberg 2014, S. 471 - 479
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* Heinz H. Starke: ''Der Nürnberger Flugverkehr''. In: "Nürnberger Forschungen, Band 17", [[1972]].
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* Heinz H. Starke: ''Der Nürnberger Flugverkehr''. In: "Nürnberger Forschungen, Band 17", [[1972]]
    
* ''Flughafen''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 122
 
* ''Flughafen''. In: [[Adolf Schwammberger]]: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 122
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* Georg Gärtner: ''Der kurze Traum vom internationalen Flughafen''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 10. Februar 1981 - Druckausgabe
 
* Georg Gärtner: ''Der kurze Traum vom internationalen Flughafen''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 10. Februar 1981 - Druckausgabe
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* ''Normalflugzeughalle wird zum Wohnquartier''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 20. August 2009 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/normalflugzeughalle-wird-zum-wohnquartier-1.565965 online abrufbar]
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* ''Normalflugzeughalle wird zum Wohnquartier''. In: Fürther Nachrichten vom 20. August 2009 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/normalflugzeughalle-wird-zum-wohnquartier-1.565965 online abrufbar]
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* Volker Dittmar: ''Schrottreife Industriegeschichte''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 27. Mai 2010 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/schrottreife-industriegeschichte-1.783318 online abrufbar]
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* Volker Dittmar: ''Schrottreife Industriegeschichte''. In: Fürther Nachrichten vom 27. Mai 2010 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/schrottreife-industriegeschichte-1.783318 online abrufbar]
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* Volker Dittmar: ''Neues Aushängeschild der Wissenschaftsstadt Fürth''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 05. Juni 2012 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/neues-aushangeschild-der-wissenschaftsstadt-furth-1.2119824 online abrufbar]
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* Volker Dittmar: ''Neues Aushängeschild der Wissenschaftsstadt Fürth''. In: Fürther Nachrichten vom 5. Juni 2012 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/neues-aushangeschild-der-wissenschaftsstadt-furth-1.2119824 online abrufbar]
    
== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==
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* [[Junkers]]
 
* [[Winfried Roschmann]]
 
* [[Winfried Roschmann]]
 
* [[Flugplatz-Restaurant]]
 
* [[Flugplatz-Restaurant]]
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<b>Sonstige:</b>
 
<b>Sonstige:</b>
 
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[[Kategorie:Institutionen und Gebäude]]
 
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