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Im Jahr [[1914]] suchte die königlich bayerische Inspektion des Militär-, Luft- und Kraftfahrwesen einen Standort im Bereich des III. bayerischen Armeekorps (also im Gebiet Fürth-Erlangen-Nürnberg), um einen Ausbau der 1912 geschaffenen Fliegertruppen zu ermöglichen. Nach vergeblicher Suche in Nürnberg wurde man schließlich in Fürth fündig und begann im Sommer [[1914]] mit der Planung und dem Grunderwerb des werdenden Flugplatzes auf dem Hochplateau der Atzenhofer Heide. Der Standort ermöglichte durch seine Höhe von 302 m über NN eine weitgehende Nebelfreiheit, und auch die geforderte Fläche von mindestens 500 x 500 m war kein Problem. Neben der Bodenbeschaffenheit der Startfläche stellte auch die Lage des Platzes einen unschätzbaren Vorteil dar: Die Bahnlinien nach Würzburg und Erlangen, die Mündung von Pegnitz und Rednitz in die Regnitz sowie markante Kirchtürme in [[Vach]] und [[Kirche_St._Johannis|Burgfarrnbach]] waren wichtige Anhaltspunkte, um den Platz auch aus der Luft leicht zu finden - schließlich gab es damals noch keine modernen Navigationsgeräte.
 
Im Jahr [[1914]] suchte die königlich bayerische Inspektion des Militär-, Luft- und Kraftfahrwesen einen Standort im Bereich des III. bayerischen Armeekorps (also im Gebiet Fürth-Erlangen-Nürnberg), um einen Ausbau der 1912 geschaffenen Fliegertruppen zu ermöglichen. Nach vergeblicher Suche in Nürnberg wurde man schließlich in Fürth fündig und begann im Sommer [[1914]] mit der Planung und dem Grunderwerb des werdenden Flugplatzes auf dem Hochplateau der Atzenhofer Heide. Der Standort ermöglichte durch seine Höhe von 302 m über NN eine weitgehende Nebelfreiheit, und auch die geforderte Fläche von mindestens 500 x 500 m war kein Problem. Neben der Bodenbeschaffenheit der Startfläche stellte auch die Lage des Platzes einen unschätzbaren Vorteil dar: Die Bahnlinien nach Würzburg und Erlangen, die Mündung von Pegnitz und Rednitz in die Regnitz sowie markante Kirchtürme in [[Vach]] und [[Kirche_St._Johannis|Burgfarrnbach]] waren wichtige Anhaltspunkte, um den Platz auch aus der Luft leicht zu finden - schließlich gab es damals noch keine modernen Navigationsgeräte.
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Die Errichtung der Station erfolgte jedoch zunächst nur zögerlich, und erst im Jahr [[1915]] begannen schließlich die Bauarbeiten. Geplant waren ursprünglich eine Werft, fünf Flugzeugschuppen, eine Kraftwagenhalle, eine Benzintankanlage und Mannschaftsbaracken. Noch während des Baus wurde das Gelände durch Enteignungen auf eine Fläche von 131 Hektar vergrößert. [[1916]] vermeldet die lokale Zeitung, dass die Stadt Fürth eine Wasserleitung zur Atzenhofer Heide verlegen lässt. Genehmigt wurden hierfür durch das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten 14.000 Mark. Am [[10. Juli]] hieß es zudem, dass etwa 70 Wohnungen für hierher kommende verheiratete Offiziere und Mannschaften benötigt werden und dass ein Teil der Leute bereits in der ''Weststadt'' Wohnungen bezogen hätten. In der Stadtchronik vermeldet Paul Rieß für den [[22. Juli]] [[2016]]: ''Die Eisenkonstruktion zu den Flugzeughallen auf dem Flugplatz bei Atzenhof ist in dieser Woche auf großen Lastwagen durch die [[Königstraße]] geschafft worden.''<ref>[[Paul Rieß]]: Chronik der Stadt Fürth 1916</ref>
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Die Errichtung der Station erfolgte jedoch zunächst nur zögerlich, und erst im Jahr [[1915]] begannen schließlich die Bauarbeiten. Geplant waren ursprünglich eine Werft, fünf Flugzeugschuppen, eine Kraftwagenhalle, eine Benzintankanlage und Mannschaftsbaracken. Noch während des Baus wurde das Gelände durch Enteignungen auf eine Fläche von 131 Hektar vergrößert. [[1916]] vermeldet die lokale Zeitung, dass die Stadt Fürth eine Wasserleitung zur Atzenhofer Heide verlegen lässt. Genehmigt wurden hierfür durch das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten 14.000 Mark. Am [[10. Juli]] hieß es zudem, dass etwa 70 Wohnungen für hierher kommende verheiratete Offiziere und Mannschaften benötigt werden und dass ein Teil der Leute bereits in der ''Weststadt'' Wohnungen bezogen hätten. In der Stadtchronik vermeldet Paul Rieß für den [[22. Juli]] [[1916]]: ''Die Eisenkonstruktion zu den Flugzeughallen auf dem Flugplatz bei Atzenhof ist in dieser Woche auf großen Lastwagen durch die [[Königstraße]] geschafft worden.''<ref>[[Paul Rieß]]: Chronik der Stadt Fürth 1916</ref>
    
Die Kriegslage hatte inzwischen für einen erhöhten Bedarf an Piloten gesorgt, und so verlegte man im Oktober [[1916]] die Fliegerschule 3 vom Lager Lechfeld nach Fürth, um den Ausbildungsbetrieb aufzunehmen. Da die Gebäude - mit Ausnahme einer Flugzeughalle - noch nicht fertiggestellt waren, mussten die ersten Flugschüler in Zelten am Rande des Flugfelds leben. Schulräume befanden sich zunächst noch in der Stadt. Paul Rieß vermerkt zu der Verlegung der Fliegerpioniere und Fliegerschüler von Lager Lechfeld zum neuen Standort: ''Am 17. Oktober kamen sie im geschlossenen Zug am Güterbahnhof an. Dann zogen sie mit ihren ca. 25 Flugzeugen durch die [[Nürnberger Straße]] – [[Königstraße]] – im geschlossenen Zug zum Flugplatz. Offiziere fanden im [[Hotel Kütt]] und im [[Park-Hotel]] ihr Quartier.''<ref>[[Paul Rieß]]: Chronik der Stadt Fürth 1916</ref> An der Wohnsituation hatte sich auch im August [[1917]] nichts geändert, als die neu geschaffene zweite Flieger-Ersatz-Abteilung nach Atzenhof verlegt wurde. Das Personal wurde ebenfalls zunächst in der Stadt einquartiert. Erst 1917 wurde der Bau weiter forciert, und schließlich konnte die Fliegerstation im Sommer [[1918]] fertiggestellt werden.
 
Die Kriegslage hatte inzwischen für einen erhöhten Bedarf an Piloten gesorgt, und so verlegte man im Oktober [[1916]] die Fliegerschule 3 vom Lager Lechfeld nach Fürth, um den Ausbildungsbetrieb aufzunehmen. Da die Gebäude - mit Ausnahme einer Flugzeughalle - noch nicht fertiggestellt waren, mussten die ersten Flugschüler in Zelten am Rande des Flugfelds leben. Schulräume befanden sich zunächst noch in der Stadt. Paul Rieß vermerkt zu der Verlegung der Fliegerpioniere und Fliegerschüler von Lager Lechfeld zum neuen Standort: ''Am 17. Oktober kamen sie im geschlossenen Zug am Güterbahnhof an. Dann zogen sie mit ihren ca. 25 Flugzeugen durch die [[Nürnberger Straße]] – [[Königstraße]] – im geschlossenen Zug zum Flugplatz. Offiziere fanden im [[Hotel Kütt]] und im [[Park-Hotel]] ihr Quartier.''<ref>[[Paul Rieß]]: Chronik der Stadt Fürth 1916</ref> An der Wohnsituation hatte sich auch im August [[1917]] nichts geändert, als die neu geschaffene zweite Flieger-Ersatz-Abteilung nach Atzenhof verlegt wurde. Das Personal wurde ebenfalls zunächst in der Stadt einquartiert. Erst 1917 wurde der Bau weiter forciert, und schließlich konnte die Fliegerstation im Sommer [[1918]] fertiggestellt werden.
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Die Politik läutete schließlich das Ende der gut laufenden Zivilluftfahrt in Fürth ein. 1926 erhöhte man die Ansprüche an die Flughäfen des Reiches, was in Fürth zu einer Fülle von Umbaumaßnahmen geführt hätte. Dies begann bei der mangelnden Anbindung an die beiden Stadtzentren, ging über die Enge auf dem Gelände (schließlich fand der gesamte Flughafenbetrieb im Werftgebäude statt) bis hin zu den inzwischen zu klein gewordenen Flugzeughallen. Da Fürth aus wirtschaftlichen Gründen die nötigen finanziellen Mittel für diese Investitionen nicht aufbringen wollte, entschied die [[Nürnberg|Stadt Nürnberg]] im Jahr 1927 nicht gerade begeistert, einen eigenen Flughafen auf ihrem Gebiet zu errichten. Bis zur Fertigstellung des Flughafens am Nürnberger Marienberg sollte der Flugverkehr in Atzenhof aufrecht erhalten werden. Da sich Fürth allerdings außerstande sah, weiter für die Kosten aufzukommen, übernahm Nürnberg ab [[1928]] den Unterhalt und benannte den Flughafen in „Nürnberg-Fürth“ um.
 
Die Politik läutete schließlich das Ende der gut laufenden Zivilluftfahrt in Fürth ein. 1926 erhöhte man die Ansprüche an die Flughäfen des Reiches, was in Fürth zu einer Fülle von Umbaumaßnahmen geführt hätte. Dies begann bei der mangelnden Anbindung an die beiden Stadtzentren, ging über die Enge auf dem Gelände (schließlich fand der gesamte Flughafenbetrieb im Werftgebäude statt) bis hin zu den inzwischen zu klein gewordenen Flugzeughallen. Da Fürth aus wirtschaftlichen Gründen die nötigen finanziellen Mittel für diese Investitionen nicht aufbringen wollte, entschied die [[Nürnberg|Stadt Nürnberg]] im Jahr 1927 nicht gerade begeistert, einen eigenen Flughafen auf ihrem Gebiet zu errichten. Bis zur Fertigstellung des Flughafens am Nürnberger Marienberg sollte der Flugverkehr in Atzenhof aufrecht erhalten werden. Da sich Fürth allerdings außerstande sah, weiter für die Kosten aufzukommen, übernahm Nürnberg ab [[1928]] den Unterhalt und benannte den Flughafen in „Nürnberg-Fürth“ um.
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Der Fürther Flughafen erlebte aber in den letzten fünf Jahren seines "Zivillebens" noch einige Höhepunkte. Neben den Besuchen der Ozeanflieger [[Wikipedia:Hermann Köhl|Hermann Köhl]] und [[Wikipedia:Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld| Freiherr von Hünefeld]] am 15. Juli 1928 in Fürth war auch Fliegerass und Kunstflieger Ernst Udet mehrmals in Fürth, wo er seine Flugakrobatik vorführte.  
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Der Fürther Flughafen erlebte aber in den letzten fünf Jahren seines "Zivillebens" noch einige Höhepunkte. Neben den Besuchen der Ozeanflieger [[Wikipedia:Hermann Köhl|Hermann Köhl]] und [[Wikipedia:Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld| Freiherr von Hünefeld]] am 15. Juli 1928 in Fürth war auch Fliegerass und Kunstflieger [[wikipedia:Ernst Udet|Ernst Udet]]<ref>Die „Technische Universität München“ (TUM) verlieh ihm 1941 die Ehrendoktorwürde (vermutlich posthum in Würdigung nach seinem geheimgehaltenen Suicid im gleichen Jahr). Diese wurde im März 2024 in [https://www.tum.de/ueber-die-tum/daten-und-fakten/auszeichnungen-und-ehrungen/auszeichnungen-der-universitaet/ehrendoktorinnen-und-ehrendoktoren Aufarbeitung der NS-Zeit] wieder entzogen.</ref> mehrmals in Fürth, wo er seine Flugakrobatik vorführte.  
 
Neben großen Persönlichkeiten fanden sich auch große - für damalige Verhältnisse riesige - Flugzeuge ein. [[1931]] besuchte die Junkers [[wikipedia:Junkers G 38|G 38]] Fürth zum ersten Mal. Diese war ein doppelstöckiges Flugzeug und bot Platz für 34 Pasagiere. Mit einer der beiden gebauten G 38 flog die SpVgg Fürth 1933 zu einem Ligaspiel gegen Hertha BSC Berlin. Auf dem Flug gab es schwere Turbulenzen, dennoch gewannen die Fürther mit 3:2. Dies soll der erste Flug einer deutschen Fußballmannschaft zu einem Auswärtsspiel gewesen sein. Auch die berühmte Junkers [[wikipedia:Junkers Ju 52/3m|Ju 52]] war ab [[1933]] regelmäßiger Gast in Fürth. Die Deutsche Luft Hansa setze die "Tante Ju" nämlich als Schnellverkehrsflugzeug auf ihrer Strecke München - Berlin ein, die mit einer Zwischenlandung in Fürth bedient wurde.
 
Neben großen Persönlichkeiten fanden sich auch große - für damalige Verhältnisse riesige - Flugzeuge ein. [[1931]] besuchte die Junkers [[wikipedia:Junkers G 38|G 38]] Fürth zum ersten Mal. Diese war ein doppelstöckiges Flugzeug und bot Platz für 34 Pasagiere. Mit einer der beiden gebauten G 38 flog die SpVgg Fürth 1933 zu einem Ligaspiel gegen Hertha BSC Berlin. Auf dem Flug gab es schwere Turbulenzen, dennoch gewannen die Fürther mit 3:2. Dies soll der erste Flug einer deutschen Fußballmannschaft zu einem Auswärtsspiel gewesen sein. Auch die berühmte Junkers [[wikipedia:Junkers Ju 52/3m|Ju 52]] war ab [[1933]] regelmäßiger Gast in Fürth. Die Deutsche Luft Hansa setze die "Tante Ju" nämlich als Schnellverkehrsflugzeug auf ihrer Strecke München - Berlin ein, die mit einer Zwischenlandung in Fürth bedient wurde.
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* [[Bunker Hans-Mangold-Straße]]
 
* [[Bunker Hans-Mangold-Straße]]
 
* [[Horsepark by Sprehe]]
 
* [[Horsepark by Sprehe]]
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* [[Fliegerhorstsiedlung]]
    
==Weblinks==
 
==Weblinks==
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* [http://www.luftfahrtstaetten.de/luftfahrtstaetten/fuerth-atzenhof.html Bilder] auf Luftfahrtstätten.de
 
* [http://www.luftfahrtstaetten.de/luftfahrtstaetten/fuerth-atzenhof.html Bilder] auf Luftfahrtstätten.de
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* [https://www.mil-airfields.de/deutschland/flugplatz-fuerth-atzenhof.htm] Military Airfield Directory
    
==Einzelnachweise==
 
==Einzelnachweise==
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Bild:kriegsdepot.jpg|Das ehemalige Kriegsdepot (abgerissen)
 
Bild:kriegsdepot.jpg|Das ehemalige Kriegsdepot (abgerissen)
 
Bild:kraftwagenhalle.jpg|Die Kraftwagenhalle
 
Bild:kraftwagenhalle.jpg|Die Kraftwagenhalle
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Bild:Flughafen Fürth 1917-1925.jpg|Luftaufnahme (1917-1925)
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Bild:Luftbild Flughafen.jpg|Luftbild (1927)
 
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