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Die [[Foerstermühle]] (früher auch: Untere Mühle, Förstersmühle, Förstermühle) war eine der beiden großen [[:Kategorie:Mühlen|Fürther Mühlen]]. Die Foerstermühle lag in der [[Altstadt]] an der [[Rednitz]].  
 
Die [[Foerstermühle]] (früher auch: Untere Mühle, Förstersmühle, Förstermühle) war eine der beiden großen [[:Kategorie:Mühlen|Fürther Mühlen]]. Die Foerstermühle lag in der [[Altstadt]] an der [[Rednitz]].  
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==Lage==
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== Lage ==
 
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Die „Foerstermühle“ lag an der [[Würzburger Straße]] 3 in Fürth.<ref>''Foerster, J.G., Walzenmühle. Würzburger Str. 3''. In: ''Öffentliches Fernsprechteilnehmer-Verzeichnis Nürnberg - Fürth''. Nürnberg, 1950, S. 8, Fürther Teil</ref> Die Bezeichnung wird heute noch für das Areal verwendet. Vom ehem. Mühlenkomplex steht heute an der Würzburger Str. 3 noch das ehem. Wohnhaus des Mühlenbesitzers (ca. 1782), der zweigeschossige Anbau nach Westen um 1907<ref>Dr. Thomas Foerster, Zur Geschichte der Foerstermühle. Hrsg. Egbert Foerster GmbH + Co. KG, Fürth 1984 </ref> - auch "Villa" genannt - sowie das Turbinenhaus, ein Torbogen zum ehem. Mühlenhof und das ehem. Pförtnerhäuschen der Foerstermühle. Während der Eingang zum Gebäude vom Norden die Straßenbezeichnung [[Würzburger_Straße|Würzburger Str. 3]] inne hat, befinden sich rückseitig noch weitere Eingänge zum Gebäude, die allerdings die Straßenbezeichnung [[Foerstermühle (Straße)|Foerstermühle]] 1, 3 und 5 haben. Die Adresse [[Würzburger_Straße|Würzburger Str. 1]] gibt es nicht mehr, da es sich dabei um das allseits bekannte [[Fischhäusla]] gehandelt hat. Mit dem Abriss des Gebäudes [[1995]] für die [[U-Bahnhof Stadthalle|U-Bahnhaltestelle Stadthalle]] ist die Hausnummer ebenfalls verschwunden.
 
Die „Foerstermühle“ lag an der [[Würzburger Straße]] 3 in Fürth.<ref>''Foerster, J.G., Walzenmühle. Würzburger Str. 3''. In: ''Öffentliches Fernsprechteilnehmer-Verzeichnis Nürnberg - Fürth''. Nürnberg, 1950, S. 8, Fürther Teil</ref> Die Bezeichnung wird heute noch für das Areal verwendet. Vom ehem. Mühlenkomplex steht heute an der Würzburger Str. 3 noch das ehem. Wohnhaus des Mühlenbesitzers (ca. 1782), der zweigeschossige Anbau nach Westen um 1907<ref>Dr. Thomas Foerster, Zur Geschichte der Foerstermühle. Hrsg. Egbert Foerster GmbH + Co. KG, Fürth 1984 </ref> - auch "Villa" genannt - sowie das Turbinenhaus, ein Torbogen zum ehem. Mühlenhof und das ehem. Pförtnerhäuschen der Foerstermühle. Während der Eingang zum Gebäude vom Norden die Straßenbezeichnung [[Würzburger_Straße|Würzburger Str. 3]] inne hat, befinden sich rückseitig noch weitere Eingänge zum Gebäude, die allerdings die Straßenbezeichnung [[Foerstermühle (Straße)|Foerstermühle]] 1, 3 und 5 haben. Die Adresse [[Würzburger_Straße|Würzburger Str. 1]] gibt es nicht mehr, da es sich dabei um das allseits bekannte [[Fischhäusla]] gehandelt hat. Mit dem Abriss des Gebäudes [[1995]] für die [[U-Bahnhof Stadthalle|U-Bahnhaltestelle Stadthalle]] ist die Hausnummer ebenfalls verschwunden.
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* [[Foerstermühle 3 / Würzburger Straße 3]]
 
* [[Foerstermühle 3 / Würzburger Straße 3]]
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==Geschichte==
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== Geschichte ==
 
[[Bild:Wehr der Foerstermühle.jpg|right|mini|Das Wehr der ehemaligen Foerstermühle]]
 
[[Bild:Wehr der Foerstermühle.jpg|right|mini|Das Wehr der ehemaligen Foerstermühle]]
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Eine klare Altersnennung der Mühle fällt schwer, da die unterschiedlichen Chronisten der Stadt [[Fürth]] sich zum Teil widersprüchlich oder zumindest nicht immer klar ausgedrückt haben, über welche Mühle in Fürth sie gerade berichteten. So wird in [[Taschen- und Address-Handbuch von Fürth im Königreiche Baiern (Buch)|Egers Adressbuch von 1819]] sowie in der [[Georg_Tobias_Christoph_II._Fronmüller|Fronmüllerchronik]] davon gesprochen, dass die Mühle erstmals [[1394]] urkundlich erwähnt wird und seit [[1403]] einem gewissen [[Hermann Mertel]] gehört.  
 
Eine klare Altersnennung der Mühle fällt schwer, da die unterschiedlichen Chronisten der Stadt [[Fürth]] sich zum Teil widersprüchlich oder zumindest nicht immer klar ausgedrückt haben, über welche Mühle in Fürth sie gerade berichteten. So wird in [[Taschen- und Address-Handbuch von Fürth im Königreiche Baiern (Buch)|Egers Adressbuch von 1819]] sowie in der [[Georg_Tobias_Christoph_II._Fronmüller|Fronmüllerchronik]] davon gesprochen, dass die Mühle erstmals [[1394]] urkundlich erwähnt wird und seit [[1403]] einem gewissen [[Hermann Mertel]] gehört.  
Die Chronisten [[Gottlieb_Wunschel|Wunschel]] und [[Adolf Schwammberger|Dr. Schwammberger]] gehen aber eher davon aus, dass erst mit dem Bau der sog. unteren Mühle um [[1703]] durch [[Michael Messelhäuser]] aus Bubenmühle bei Ammerndorf die Geschichte der Foerstermühle beginnt. Als Beleg für den Beginn ab [[1703]] legen sie die allseits bekannten Straßenpläne und Bilder um das 18. Jhd. vor, auf denen noch keine Mühle erkennbar ist.  
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Die Chronisten [[Gottlieb_Wunschel|Wunschel]] und [[Adolf Schwammberger|Dr. Schwammberger]] gehen aber eher davon aus, dass erst mit dem Bau der sog. unteren Mühle um [[1703]] durch [[Michael Messelhäuser]] aus Bubenmühle bei Ammerndorf die Geschichte der Foerstermühle beginnt. Als Beleg für den Beginn ab [[1703]] legen sie die allseits bekannten Straßenpläne und Bilder um das 18. Jhd. vor, auf denen noch keine Mühle erkennbar ist. Allerdings gibt es einen Vertrag aus dem Jahre [[1468]], in dem es um die "Domprobstey Mühl zu Fürth" bzw. "Thumbrobstey Müle zu Fürth an der Regnitz gelegenn" geht.<ref>In: "Staatsarchiv der königl.-preuß. Fürstenthümer in Franken", Band 2, S. 138f, 1797. [https://books.google.de/books?id=W1dPAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false online]</ref>  
Allerdings gibt es einen Vertrag aus dem Jahre [[1468]], in dem es um die "Domprobstey Mühl zu Fürth" bzw. "Thumbrobstey Müle zu Fürth an der Regnitz gelegenn" geht.<ref>In: "Staatsarchiv der königl.-preuß. Fürstenthümer in Franken", Band 2, S. 138f, 1797. [https://books.google.de/books?id=W1dPAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false online]</ref>  
      
Sicher ist, dass der Ammerndorfer [[Michael Messelhäuser|Müller Messelhäuser]] [[1705]]/[[1706]] das Grundstück gekauft und mit dem Bau seiner Mühle begonnen hat.<ref> Wunschel: Häuserchronik, Band 8, E, Würzburger Straße 3</ref><ref>Staatsarchives Nürnberg, Akt 84, Seite 154</ref>  Nach der noch vorhandenen Betriebsgenehmigung<ref> * Dr. Thomas Foerster, Private Sammlung der Akten zur Foerstermühle, Stand 2012</ref> hatte die Mühle ''sechs Mahlgänge (je drei für Weizen und Roggen), drei Wasserräder sowie eine Schneidmühle mit eigenem Wasserrad.'' Der Bau der Mühle erfolgte seinerzeit im dreigeteilten Fürth unter der [[Dreiherrschaft|Protektion der Ansbacher]], die Fürth durch einen in Cadolzburg sitzenden Oberamtsmann verwalteten. Dies missfiel insbesondere dem Dompropst von Bamberg, so dass dieser am [[5. September]] [[1706]] Klage gegen den Müller [[Michael Messelhäuser]] erhob wegen der ''"Erbauung einer Mühle auf domprobsteilichem Grunde"''.<ref> * Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 119</ref> Auch Nürnberg protestierte massiv gegen den Bau der unteren Mühle. Der Rat argumentierte ''"daß nichts der Stadt Nürnberg mehr schädlich seye als die Vergrößerung des Marcks Fürth"''. Dem hielten die Ansbacher entgegen, dass ''"Nürnberg in Fürth nichts zu sagen habe".''<ref> * Dr. Thomas Foerster, Private Sammlung der Akten zur Foerstermühle, Stand 2012</ref> Der Streit um die untere Mühle drohte [[1711]] zu eskalieren. Erzürnte Bürger wollten der Mühle buchstäblich das Wasser abgraben. Sie führten überdurchschnittliche Hochwasserschäden auf die Stauanlage der Mühle zurück und versuchten ''"mit Hauen und Schauffeln durch eine Umgrabung, den meisten Theil des Flusses gar von der Mühl ab und auf die Seite gegen die Juden-Begräbnis diesseits der Brucken hinzuleiten."'' Mit 50 Soldaten hat der Ansbacher Markgraf dies zu verhindern gewusst. [[Bild:Foerstermuehle um 1750 kl.jpg|mini|right|Die Foerstermühle um 1750]]
 
Sicher ist, dass der Ammerndorfer [[Michael Messelhäuser|Müller Messelhäuser]] [[1705]]/[[1706]] das Grundstück gekauft und mit dem Bau seiner Mühle begonnen hat.<ref> Wunschel: Häuserchronik, Band 8, E, Würzburger Straße 3</ref><ref>Staatsarchives Nürnberg, Akt 84, Seite 154</ref>  Nach der noch vorhandenen Betriebsgenehmigung<ref> * Dr. Thomas Foerster, Private Sammlung der Akten zur Foerstermühle, Stand 2012</ref> hatte die Mühle ''sechs Mahlgänge (je drei für Weizen und Roggen), drei Wasserräder sowie eine Schneidmühle mit eigenem Wasserrad.'' Der Bau der Mühle erfolgte seinerzeit im dreigeteilten Fürth unter der [[Dreiherrschaft|Protektion der Ansbacher]], die Fürth durch einen in Cadolzburg sitzenden Oberamtsmann verwalteten. Dies missfiel insbesondere dem Dompropst von Bamberg, so dass dieser am [[5. September]] [[1706]] Klage gegen den Müller [[Michael Messelhäuser]] erhob wegen der ''"Erbauung einer Mühle auf domprobsteilichem Grunde"''.<ref> * Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 119</ref> Auch Nürnberg protestierte massiv gegen den Bau der unteren Mühle. Der Rat argumentierte ''"daß nichts der Stadt Nürnberg mehr schädlich seye als die Vergrößerung des Marcks Fürth"''. Dem hielten die Ansbacher entgegen, dass ''"Nürnberg in Fürth nichts zu sagen habe".''<ref> * Dr. Thomas Foerster, Private Sammlung der Akten zur Foerstermühle, Stand 2012</ref> Der Streit um die untere Mühle drohte [[1711]] zu eskalieren. Erzürnte Bürger wollten der Mühle buchstäblich das Wasser abgraben. Sie führten überdurchschnittliche Hochwasserschäden auf die Stauanlage der Mühle zurück und versuchten ''"mit Hauen und Schauffeln durch eine Umgrabung, den meisten Theil des Flusses gar von der Mühl ab und auf die Seite gegen die Juden-Begräbnis diesseits der Brucken hinzuleiten."'' Mit 50 Soldaten hat der Ansbacher Markgraf dies zu verhindern gewusst. [[Bild:Foerstermuehle um 1750 kl.jpg|mini|right|Die Foerstermühle um 1750]]
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[[1723]] vererbte die Witwe von [[Michael Messelhäuser]] die Mühle den Söhnen Johann und Johann Georg. Diese verkauften [[1741]] die Mühle für 14.000 Gulden an [[Georg Friedrich Eckart]]. Ab [[1744]] erweiterte dieser den eher bescheidenen Mühlenbetrieb erheblich. Neben der Roggen-, Weizen- und Sägemühle gehörte ihm auch das Gelände bis zur heutigen [[Siebenbogenbrücke]] incl. des Schwimmbadgeländes für landwirtschaftliche Zwecke.
 
[[1723]] vererbte die Witwe von [[Michael Messelhäuser]] die Mühle den Söhnen Johann und Johann Georg. Diese verkauften [[1741]] die Mühle für 14.000 Gulden an [[Georg Friedrich Eckart]]. Ab [[1744]] erweiterte dieser den eher bescheidenen Mühlenbetrieb erheblich. Neben der Roggen-, Weizen- und Sägemühle gehörte ihm auch das Gelände bis zur heutigen [[Siebenbogenbrücke]] incl. des Schwimmbadgeländes für landwirtschaftliche Zwecke.
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==Besuch des Preußenkönigs Wilhelm III. mit Königin Luise==
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== Besuch des Preußenkönigs Wilhelm III. mit Königin Luise ==
 
[[Johann Michael Eckart]], ein sehr obrigkeitstreuer Mann, erbte [[1773]] von seinem Vater die Mühle. Ihm gelang es, dass insgesamt dreimal der [[Königreich_Preußen|Preußenkönig]] Wilhelm III. mit seiner Gemahlin Königin Luise in der unteren Mühle übernachteten. ''"Im Jahr [[1799]] hatte Fürth das Glück, seinen damaligen Landesvater König Friedrich Wilhelm III. von Preußen zu bewirten. Der Monarch nahm mit seiner Gemahlin Louise das Quartier in der Unteren Mühle... Der Besitzer der Unteren Mühle ließ nachher zum künftigen besseren Empfang seines erhabenen Gastes ein ganz neues Gebäude hinter der Mühle aufführen, und darin einen Saal zur Königlichen Tafel errichten, der noch zur Stunde der Königssaal genannt wurde."'' Der Speisesaal kostete 7.600 Gulden, das war mehr als damals der Preis für ein Haus in guter Lage. In den Jahren [[1803]] und [[1805]] besuchte das Königspaar jeweils im Juni anlässlich seiner Heerschauen auf der Hard erneut Fürth und übernachtete wieder in der Foerstermühle.<ref> * Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 200</ref> <ref>[[Taschen- und Address-Handbuch von Fürth im Königreiche Baiern (Buch)|Eger: Taschen- und Address-Handbuch von Fürth im Königreich Baiern, Nürnberg 1819, S. 217]]</ref> [[Bild:Foerstermuhle um 1800 kl.jpg|mini|right|Die Foerstermühle 1799 - Besuch des Preußenkönigs Wilhelm III.]]
 
[[Johann Michael Eckart]], ein sehr obrigkeitstreuer Mann, erbte [[1773]] von seinem Vater die Mühle. Ihm gelang es, dass insgesamt dreimal der [[Königreich_Preußen|Preußenkönig]] Wilhelm III. mit seiner Gemahlin Königin Luise in der unteren Mühle übernachteten. ''"Im Jahr [[1799]] hatte Fürth das Glück, seinen damaligen Landesvater König Friedrich Wilhelm III. von Preußen zu bewirten. Der Monarch nahm mit seiner Gemahlin Louise das Quartier in der Unteren Mühle... Der Besitzer der Unteren Mühle ließ nachher zum künftigen besseren Empfang seines erhabenen Gastes ein ganz neues Gebäude hinter der Mühle aufführen, und darin einen Saal zur Königlichen Tafel errichten, der noch zur Stunde der Königssaal genannt wurde."'' Der Speisesaal kostete 7.600 Gulden, das war mehr als damals der Preis für ein Haus in guter Lage. In den Jahren [[1803]] und [[1805]] besuchte das Königspaar jeweils im Juni anlässlich seiner Heerschauen auf der Hard erneut Fürth und übernachtete wieder in der Foerstermühle.<ref> * Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 200</ref> <ref>[[Taschen- und Address-Handbuch von Fürth im Königreiche Baiern (Buch)|Eger: Taschen- und Address-Handbuch von Fürth im Königreich Baiern, Nürnberg 1819, S. 217]]</ref> [[Bild:Foerstermuhle um 1800 kl.jpg|mini|right|Die Foerstermühle 1799 - Besuch des Preußenkönigs Wilhelm III.]]
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==Namensnennung Foerstermühle und 19. Jahrhundert==
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== Namensnennung Foerstermühle und 19. Jahrhundert ==
 
Mit dem Kauf der Mühle [[1819]] durch [[Georg Christoph Foerster]] (geb. [[15. März]] [[1794]] - gest. [[9. Mai]] [[1877]]) erhielt die untere Mühle erstmals den heutigen Namen Foerstermühle. Die Tatsache, dass Foerster mit "oe" geschrieben wird und nicht mit dem Umlaut "ö" hat keine besondere Bewandnis. Nach Aussagen von Dr. [[Thomas Foerster]] - dem heute letzten Nachkommen - war dies eine "Modeerscheinung im 18. Jahrhundert", dem auch seine Familie folgte. Jener [[Georg Christoph Foerster]] folgte seiner Familientradition - und kaufte die Mühle für 50.000 Gulden. Bereits sein Vater Johann Adam Foerster (geb. [[27. Juni]] [[1767]]) war Müller in Schniegling, und dessen Vater hatte eine Mühle in Katzwang. Am [[15. März]] [[1827]] brannte die Mühle vollständig ab, ''"wobei sich der Feuerregen bis auf den Königsplatz erstreckte".''<ref> * Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen, S. 244</ref> Auch das Wohnhaus war stark beschädigt und musste umfassend wieder instandgesetzt werden. Die Mühle bekam über dem Erdgeschoss zwei weitere Geschosse und zwei Dachgeschosse. Zum bisherigen Bestand kam noch eine Glasschleiferei (J. Offenbacher<ref>J. K. Beeg: ''Die Fürther Spiegelmanufaktur.'' In: Jahresbericht der Königlichen Gewerb- und Handelsschule zu Fürth in Mittelfranken, 1856/57, S. 15 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10340265-2 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>), eine Bronzeschmelze, ein Metallstampfwerk (von [[Johann Georg Pflügel]] und später von Paul Häberl<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 534</ref>) und eine kleine Blattgoldfabrik hinzu. Die Antriebsenergie wurde inzwischen über acht große Wasserräder gewonnen.<ref> * Dr. Thomas Foerster, Zur Geschichte der Foerstermühle. Hrsg. Egbert Foerster GmbH + Co. KG, Fürth 1984 </ref>
 
Mit dem Kauf der Mühle [[1819]] durch [[Georg Christoph Foerster]] (geb. [[15. März]] [[1794]] - gest. [[9. Mai]] [[1877]]) erhielt die untere Mühle erstmals den heutigen Namen Foerstermühle. Die Tatsache, dass Foerster mit "oe" geschrieben wird und nicht mit dem Umlaut "ö" hat keine besondere Bewandnis. Nach Aussagen von Dr. [[Thomas Foerster]] - dem heute letzten Nachkommen - war dies eine "Modeerscheinung im 18. Jahrhundert", dem auch seine Familie folgte. Jener [[Georg Christoph Foerster]] folgte seiner Familientradition - und kaufte die Mühle für 50.000 Gulden. Bereits sein Vater Johann Adam Foerster (geb. [[27. Juni]] [[1767]]) war Müller in Schniegling, und dessen Vater hatte eine Mühle in Katzwang. Am [[15. März]] [[1827]] brannte die Mühle vollständig ab, ''"wobei sich der Feuerregen bis auf den Königsplatz erstreckte".''<ref> * Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen, S. 244</ref> Auch das Wohnhaus war stark beschädigt und musste umfassend wieder instandgesetzt werden. Die Mühle bekam über dem Erdgeschoss zwei weitere Geschosse und zwei Dachgeschosse. Zum bisherigen Bestand kam noch eine Glasschleiferei (J. Offenbacher<ref>J. K. Beeg: ''Die Fürther Spiegelmanufaktur.'' In: Jahresbericht der Königlichen Gewerb- und Handelsschule zu Fürth in Mittelfranken, 1856/57, S. 15 - [http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10340265-2 online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek]</ref>), eine Bronzeschmelze, ein Metallstampfwerk (von [[Johann Georg Pflügel]] und später von Paul Häberl<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 534</ref>) und eine kleine Blattgoldfabrik hinzu. Die Antriebsenergie wurde inzwischen über acht große Wasserräder gewonnen.<ref> * Dr. Thomas Foerster, Zur Geschichte der Foerstermühle. Hrsg. Egbert Foerster GmbH + Co. KG, Fürth 1984 </ref>
 
[[Bild:Foerstermuehle nach 1827 kl.jpg|mini|right|Die Foerstermühle nach dem Umbau 1827]]
 
[[Bild:Foerstermuehle nach 1827 kl.jpg|mini|right|Die Foerstermühle nach dem Umbau 1827]]
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[[1896]] erneuerte [[Adam Foerster]] - der Enkel vom ersten Besitzer - die technisch veraltete Mühle und baute eine vierstöckige Mühle, so wie sie bis in den 1980er Jahren bekannt war. Durch den Abriss der alten Mühle bzw. den Neubau und seiner Erweiterung war die Foerstermühle ab [[1896]] eine reine Handelsmühle geworden. Bis [[1896]] war die Mühle primär eine Lohnmüllerei, lebte also hauptsächlich von der Vermahlung angelieferten Getreides gegen Entgelt. Durch die Erweiterung wurde die Mühle eine sog. "Handelsmühle", deren Geschäftsmodell auf den Ankauf von Getreide und den Verkauf von Mehl auslegt ist. [[Bild:Foerstermuehle nach 1896 kl.jpg|mini|right|Die Foerstermühle nach dem Umbau durch Adam Foerster]]
 
[[1896]] erneuerte [[Adam Foerster]] - der Enkel vom ersten Besitzer - die technisch veraltete Mühle und baute eine vierstöckige Mühle, so wie sie bis in den 1980er Jahren bekannt war. Durch den Abriss der alten Mühle bzw. den Neubau und seiner Erweiterung war die Foerstermühle ab [[1896]] eine reine Handelsmühle geworden. Bis [[1896]] war die Mühle primär eine Lohnmüllerei, lebte also hauptsächlich von der Vermahlung angelieferten Getreides gegen Entgelt. Durch die Erweiterung wurde die Mühle eine sog. "Handelsmühle", deren Geschäftsmodell auf den Ankauf von Getreide und den Verkauf von Mehl auslegt ist. [[Bild:Foerstermuehle nach 1896 kl.jpg|mini|right|Die Foerstermühle nach dem Umbau durch Adam Foerster]]
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==Die Foerstermühle im 20. Jahrhundert==
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== Die Foerstermühle im 20. Jahrhundert ==
 
[[Bild:Foerstermühle Fischhäusla.jpg|mini|left|Foerstermühle und [[Fischhäusla]]]] 1927 übernahm der Sohn Richard Foerster (geb. [[2. Mai]] [[1880]] - gest. [[3. Juni]] [[1930]]) die Mühle von seinem Vater, der kurz vorher verstorben war. [[Richard Foerster]] starb ebenfalls kurz nach der Übernahme der Mühle unerwartet, so dass seine Witwe [[Emmy Foerster]] den Mühlenbetrieb [[1930]] übernahm. Sie hat die Mühle durch Aufstockung über dem Mehllager und [[1938]] durch den Bau eines Getreidesilos vergrößert. Ebenfalls gelang es ihr bereits in den Kriegsjahren [[1942]], eine neue Stau- und Triebwerkanlage mit 300 PS einzurichten, nachdem kurz zuvor ein Hochwasser die alte Anlage zerstört hatte.  
 
[[Bild:Foerstermühle Fischhäusla.jpg|mini|left|Foerstermühle und [[Fischhäusla]]]] 1927 übernahm der Sohn Richard Foerster (geb. [[2. Mai]] [[1880]] - gest. [[3. Juni]] [[1930]]) die Mühle von seinem Vater, der kurz vorher verstorben war. [[Richard Foerster]] starb ebenfalls kurz nach der Übernahme der Mühle unerwartet, so dass seine Witwe [[Emmy Foerster]] den Mühlenbetrieb [[1930]] übernahm. Sie hat die Mühle durch Aufstockung über dem Mehllager und [[1938]] durch den Bau eines Getreidesilos vergrößert. Ebenfalls gelang es ihr bereits in den Kriegsjahren [[1942]], eine neue Stau- und Triebwerkanlage mit 300 PS einzurichten, nachdem kurz zuvor ein Hochwasser die alte Anlage zerstört hatte.  
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[[1964]] wurde der Maschinenpark der Mühle technisch auf den neuesten Stand gebracht. Gleichzeitig war eine Auslagerung der Produktion von der Innenstadt an den Kanalhafen geplant, wozu bereits erste Grundstücke gekauft wurden. Die Foerstermühle war in der Zeit die größte Mühle im mittelfränkischen Raum und hatte einen Absatzmarkt in ganz Süddeutschland und Hessen. Auch in die DDR wurde Mehl exportiert. Der Jahresumsatz betrug [[1964]] 7 Millionen DM.
 
[[1964]] wurde der Maschinenpark der Mühle technisch auf den neuesten Stand gebracht. Gleichzeitig war eine Auslagerung der Produktion von der Innenstadt an den Kanalhafen geplant, wozu bereits erste Grundstücke gekauft wurden. Die Foerstermühle war in der Zeit die größte Mühle im mittelfränkischen Raum und hatte einen Absatzmarkt in ganz Süddeutschland und Hessen. Auch in die DDR wurde Mehl exportiert. Der Jahresumsatz betrug [[1964]] 7 Millionen DM.
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==Schließung und Abriss==
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== Schließung und Abriss ==
 
[[Datei:Foerstermühle A6361.jpg|mini|left|Foerstermühle, im Vordergrund die Sauweiherbrücke]]Die meisten Mühlen hatten nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Kapazitäten aufgrund des hohen Mehlbedarfs erweitert. Allerdings sank in den 1960er Jahren die Nachfrage deutlich unter das Vorkriegsniveau, so dass die meisten Mühlen ein Absatzproblem hatten. Gleichzeitig führte ein erheblicher "Importdruck" aus Italien, aber auch von west- und norddeutschen Mühlenkonzernen zum langfristigen Preisverfall. So kam es zum "Mühlensterben", das die überwiegende Mehrzahl der mittleren und kleinen Mühlen in Deutschland zur Aufgabe zwang. [[Bild:Foerstermuehle abriss 83 kl.jpg|mini|right|Abriss der Foerstermühle im Jan. 1983]]
 
[[Datei:Foerstermühle A6361.jpg|mini|left|Foerstermühle, im Vordergrund die Sauweiherbrücke]]Die meisten Mühlen hatten nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Kapazitäten aufgrund des hohen Mehlbedarfs erweitert. Allerdings sank in den 1960er Jahren die Nachfrage deutlich unter das Vorkriegsniveau, so dass die meisten Mühlen ein Absatzproblem hatten. Gleichzeitig führte ein erheblicher "Importdruck" aus Italien, aber auch von west- und norddeutschen Mühlenkonzernen zum langfristigen Preisverfall. So kam es zum "Mühlensterben", das die überwiegende Mehrzahl der mittleren und kleinen Mühlen in Deutschland zur Aufgabe zwang. [[Bild:Foerstermuehle abriss 83 kl.jpg|mini|right|Abriss der Foerstermühle im Jan. 1983]]
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In den Wintermonaten [[1982]] auf [[1983]] wurde die Mühle abgerissen, stehengeblieben ist nur die Außenwand der Mühle zur Rednitz, das Turbinenhaus, die beiden Wohnhäuser, das Eingangsportal zum Mühlengebäude und das ehem. Pförtnerhäuschen.
 
In den Wintermonaten [[1982]] auf [[1983]] wurde die Mühle abgerissen, stehengeblieben ist nur die Außenwand der Mühle zur Rednitz, das Turbinenhaus, die beiden Wohnhäuser, das Eingangsportal zum Mühlengebäude und das ehem. Pförtnerhäuschen.
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==Heutige Nutzung der Foerstermühle==
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== Heutige Nutzung der Foerstermühle ==
 
   
In den 1980er Jahren wurde auf dem ehemaligen Areal der Foerstermühle ein Altenheimkomplex gebaut. Im direkten Umfeld des Standortes der Foerstermühle sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Veränderungen erfolgt:
 
In den 1980er Jahren wurde auf dem ehemaligen Areal der Foerstermühle ein Altenheimkomplex gebaut. Im direkten Umfeld des Standortes der Foerstermühle sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Veränderungen erfolgt:
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Im Bereich der Foerstermühle stehen heute das Altenheim „[[Kursana]]“ und das „[[Hotel am Forum]]“. Im ehem. Wohnhaus der Müllerfamilie befindet sich die Rechtsanwaltskanzlei "Dr. Foerster und Partner", außerdem die „[[Galerie in der Foerstermühle]]“. In den Obergeschossen sind Mietwohnungen. Im Jahr [[2007]] wurde im [[Rednitz]]-[[Wiesengrund]] der ''Rednitzgraben'' angelegt, ein Bachlauf, der das Wehr umfließt. Zuletzt machte die Foerstermühle von sich reden, als es um die Bebauung auf dem gegenüberliegendem Grundstück ging. Die damals vorgestellten Pläne des Elektromarktes Saturn stießen auf massiven Widerstand der Be- und Anwohner, so dass sich im Juni [[2004]] ein [[Bürgerinitiative "Pro-Kulturforum"]] gründete. Diese kämpfte relativ erfolgreich um die stadtbildverträgliche Außendarstellung des Elektromarktes neben dem [[Kulturforum]].
 
Im Bereich der Foerstermühle stehen heute das Altenheim „[[Kursana]]“ und das „[[Hotel am Forum]]“. Im ehem. Wohnhaus der Müllerfamilie befindet sich die Rechtsanwaltskanzlei "Dr. Foerster und Partner", außerdem die „[[Galerie in der Foerstermühle]]“. In den Obergeschossen sind Mietwohnungen. Im Jahr [[2007]] wurde im [[Rednitz]]-[[Wiesengrund]] der ''Rednitzgraben'' angelegt, ein Bachlauf, der das Wehr umfließt. Zuletzt machte die Foerstermühle von sich reden, als es um die Bebauung auf dem gegenüberliegendem Grundstück ging. Die damals vorgestellten Pläne des Elektromarktes Saturn stießen auf massiven Widerstand der Be- und Anwohner, so dass sich im Juni [[2004]] ein [[Bürgerinitiative "Pro-Kulturforum"]] gründete. Diese kämpfte relativ erfolgreich um die stadtbildverträgliche Außendarstellung des Elektromarktes neben dem [[Kulturforum]].
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==Literatur==
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== Literatur ==
 
   
* Gottlieb Wunschel: ''Alt-Fürth'', Manuskript 1940 in der Stadtbibliothek Fürth
 
* Gottlieb Wunschel: ''Alt-Fürth'', Manuskript 1940 in der Stadtbibliothek Fürth
 
* [[Adolf Schwammberger]]: Vor 150 Jahren Preußen-Parade auf der Hard. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 11. Juni 1955
 
* [[Adolf Schwammberger]]: Vor 150 Jahren Preußen-Parade auf der Hard. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 11. Juni 1955
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* Matthias Boll: ''Nur die Abrissbirnen war stärker''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 1. August 2020, S. 30 (Druckausgabe)
 
* Matthias Boll: ''Nur die Abrissbirnen war stärker''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 1. August 2020, S. 30 (Druckausgabe)
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==Siehe auch==
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== Siehe auch ==
 
* [[Georg Christoph Foerster]]
 
* [[Georg Christoph Foerster]]
 
* [[Stau- und Triebwerksanlage der Foerstermühle]]
 
* [[Stau- und Triebwerksanlage der Foerstermühle]]
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* [[Saturn]]
 
* [[Saturn]]
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==Weblinks==
+
== Weblinks ==
 
* Kanzlei Dr. Foerster und Partner [http://www.ra-foerster.de/ Homepage]
 
* Kanzlei Dr. Foerster und Partner [http://www.ra-foerster.de/ Homepage]
 
* Galerie in der Foerstermühle [http://www.foerstermuehle.de Homepage]
 
* Galerie in der Foerstermühle [http://www.foerstermuehle.de Homepage]
 
* Private Seite Foerster und Foerster [http://www.foerster-und-foerster.de/ Homepage]
 
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==Einzelnachweise und Anmerkungen==
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== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
 
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==Bilder==
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== Bilder ==
 
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== Videos ==
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