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== Geschichte ==
 
== Geschichte ==
 
[[Datei:Fürther Tagblatt 26.06.1861 Aufruf Mägdeherberge.jpg|thumb|200px|right|Aufruf zur Gründung einer Mägdeherberge 1861]]
 
[[Datei:Fürther Tagblatt 26.06.1861 Aufruf Mägdeherberge.jpg|thumb|200px|right|Aufruf zur Gründung einer Mägdeherberge 1861]]
===Mägdeherberge und Krankenwartstation===
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===Mägdeherberge, Krankenwartstation und Pflegeanstalt für schulpflichtige Mädchen===
Am [[15. Juni]] [[1861]] wurde der „[[Lutherische Verein für weibliche Diakonie a.V. Fürth|Lutherische Verein für weibliche Diakonie a. V. Fürth]]“ von 15 Mitgliedern gegründet, um eine „Mägdeherberge“ ins Leben zu rufen. Hintergrund dieser Herberge war, dass im 19. Jahrhundert häufig junge Mädchen aus dem bäuerlichen Umland in die Stadt zogen, um in bürgerlichen Haushalten zu arbeiten. Wurden diese Mädchen oder Frauen aber krank oder gar schwanger, standen sie häufig ohne jeden Rückhalt mittellos auf der Straße. Um in dieser Notlage Abhilfe zu schaffen, diesen Frauen eine Hilfe anzubieten, gründete sich der Verein <ref>Die Gründung von Mägdeherbergen lag damals in der Luft. Erstmalig wurde in Deutschland durch Pfarrer Theodor Fliedner (1800 – 1864) in Berlin 1854 eine derartige Einrichtung nach Pariser Vorbild geschaffen (siehe dazu:  [https://www.marthashof.de/geschichte.html| ''Herberge für junge Dienstmädchen'']; auch weblink: Deutsche Digitale Bibliothek - [https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/FQU6RHON6DIDKQQHQF4CGBG7OGRTPM3H| ''Gründung einer evangelischen Mägdeherberge in Berlin''].) Da diese Einrichtung im Jahr 1862 den Namen [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10486311_00923/pct:32.93333,61.78723,32.6,6.80851/full/0/default.jpg| ''Marthahof''] annahm, firmierten viele Einrichtungen in Deutschland nach diesem Vorbild unter dem gleichen Titel.</ref>. So entstand [[1861]] eine interkonfessionelle "Pflegeanstalt" als Zufluchtsort für verlassene weibliche Kinder in dem neugebauten Hause des [[Konrad Ott]] in der Heiligengasse. Die Aufsicht übernahm [[Dorothea Schröder]], die Schwester von [[Wilhelm Löhe]].  
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Am [[15. Juni]] [[1861]] wurde der „[[Lutherische Verein für weibliche Diakonie a.V. Fürth|Lutherische Verein für weibliche Diakonie a. V. Fürth]]“ von 15 Mitgliedern gegründet, um eine „Mägdeherberge“ ins Leben zu rufen. Hintergrund dieser Herberge war, dass im 19. Jahrhundert häufig junge Mädchen aus dem bäuerlichen Umland in die Stadt zogen, um in bürgerlichen Haushalten zu arbeiten. Wurden diese Mädchen oder Frauen aber krank oder gar schwanger, standen sie häufig ohne jeden Rückhalt mittellos auf der Straße. Um in dieser Notlage Abhilfe zu schaffen, diesen Frauen eine Hilfe anzubieten, gründete sich der Verein <ref>Die Gründung von Mägdeherbergen lag damals in der Luft. Erstmalig wurde in Deutschland durch Pfarrer Theodor Fliedner (1800 – 1864) in Berlin 1854 eine derartige Einrichtung nach Pariser Vorbild geschaffen (siehe dazu:  [https://www.marthashof.de/geschichte.html ''Herberge für junge Dienstmädchen'']; auch weblink: Deutsche Digitale Bibliothek - [https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/FQU6RHON6DIDKQQHQF4CGBG7OGRTPM3H ''Gründung einer evangelischen Mägdeherberge in Berlin''].) Da diese Einrichtung im Jahr 1862 den Namen [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10486311_00923/pct:32.93333,61.78723,32.6,6.80851/full/0/default.jpg ''Marthahof''] annahm, firmierten viele Einrichtungen in Deutschland nach diesem Vorbild unter dem gleichen Titel.</ref>. So entstand [[1861]] eine interkonfessionelle "Pflegeanstalt" als Zufluchtsort für verlassene weibliche Kinder in dem neugebauten Hause des [[Konrad Ott]] in der Heiligengasse. Die Aufsicht übernahm [[Dorothea Schröder]], die Schwester von [[Wilhelm Löhe]].
 
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Da sich aber der Betrieb einer ''Mägdeherberge'' und auch der Versuch einer ''Fabrikarbeiterinnen-Herberge'' in Fürth als schwierig herausstellte, kam bereits [[1865]] eine weitere Aufgabe für den Verein hinzu: der Unterhalt einer Krankenstation <ref>Korrespondenzblatt der Diaconissen von Neuendettelsau, Mai 1867, 10. Jahrgang, Nr. 5 [https://www.google.de/books/edition/Korrespondenzblatt_der_Diakonissen_von_N/ojhEAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=M%C3%A4gdeherberge+F%C3%BCrth&pg=PA17&printsec=frontcover - online verfügbar]</ref>. Da man sich seit 1862 auch um Pflegekinder kümmerte, vornehmlich aus ärmeren Familien, kam dies der späteren Arbeit mit Waisenkindern schon nahe.  Diese Pflegestation bot 12 Kindern Platz und richtete sich vornehmlich an ''schulpflichtige Mädchen'' im Alter von vier bis zwölf Jahren <ref>siehe dazu [[Fürther Tagblatt]] vom [[3. Juni]] [[1863]]</ref>. Beide Tätigkeitsbereiche wurden im Schröder'schen Hofe in Personalunion betrieben.
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Seit 1862 kümmerte sich der Verein auch um Pflegekinder, vornehmlich aus ärmeren Familien. Dies kam der späteren Arbeit mit Waisenkindern schon nahe.  Diese Pflegestation bot 12 Kindern Platz und richtete sich vornehmlich an ''schulpflichtige Mädchen'' im Alter von vier bis zwölf Jahren <ref>siehe dazu [[Fürther Tagblatt]] vom [[3. Juni]] [[1863]]</ref>.
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Da sich aber der Betrieb einer ''Mägdeherberge'' und auch der Versuch einer ''Fabrikarbeiterinnen-Herberge'' in Fürth als schwierig herausstellte, kam es bereits [[1865]] zu Umstrukturierungen. Eine weitere Aufgabe für den Verein war fortan der Unterhalt einer Krankenstation <ref>Korrespondenzblatt der Diaconissen von Neuendettelsau, Mai 1867, 10. Jahrgang, Nr. 5 [https://www.google.de/books/edition/Korrespondenzblatt_der_Diakonissen_von_N/ojhEAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=M%C3%A4gdeherberge+F%C3%BCrth&pg=PA17&printsec=frontcover - online verfügbar]</ref>. Beide Tätigkeitsbereiche wurden anfänglich im Schröder'schen Hofe in Personalunion betrieben. Die veränderte Aufgaben erforderten bald eine räumliche Erweiterung. Im Hause des Bäckermeisters Johann Christoph Kirchdörfer in der ''Unteren Fischergasse 8'' (heute "obere Fischerstraße 2") wurde eine Wohnung für die ''Pflegeanstalt'' angemietet <ref>siehe dazu den Jahresbericht des Zweigvereins für weibliche Diaconie von [[1865]]. Bäckermeister Kirchdörfer hatte das Haus von der Kaffeesurrogaten-Witwe Anna Heinlein übernommen (vgl. Fürther Adressbuch von 1850 und 1860) und war bereits in der Vergangenheit als [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10503860_00402/pct:51.99345,41.96568,42.16275,7.37129/full/0/default.jpg Vermieter] von diversen Wohnungen in Erscheinung getreten.</ref> Unter dieser [https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb10503886_00308/pct:66.8423,37.47738,31.35115,22.46058/full/0/default.jpg Anschrift] firmierte fortan die ''Pflegeanstalt für schulpflichtige Mädchen''. Währenddessen wurden die Räumlichkeiten der ehemaligen Mägdeherberge zur ''Krankenwartstation'' <ref>siehe dazu den Jahresbericht des Zweigvereins für weibliche Diaconie von [[1865]]</ref>.
    
===Das Waisenhaus in der Poppenreuther Straße===
 
===Das Waisenhaus in der Poppenreuther Straße===
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Unter den Diakonie-Schwestern ist [[Schwester Marie Stumpf]] besonders erwähnenswert, die [[1975]] das Verdienstkreuz am Bande von Bundespräsident Walter Scheel erhielt.</br>
 
Unter den Diakonie-Schwestern ist [[Schwester Marie Stumpf]] besonders erwähnenswert, die [[1975]] das Verdienstkreuz am Bande von Bundespräsident Walter Scheel erhielt.</br>
 
Zu den Erzieherinnen im Waisenhaus zählte auch [[Luise Leikam]]. Sie unterrichtete dort kostenlos Kinder an Musikinstrumenten und leitete den Waisenhaus-Kinderchor, die sog. [[wikipedia:Kurrende|''Kurrende'']]. Mit dieser Kurrende trat sie an Wochenenden in der Fürther Innenstadt auftrat um Spenden für das Kinderheim einzusammeln.   
 
Zu den Erzieherinnen im Waisenhaus zählte auch [[Luise Leikam]]. Sie unterrichtete dort kostenlos Kinder an Musikinstrumenten und leitete den Waisenhaus-Kinderchor, die sog. [[wikipedia:Kurrende|''Kurrende'']]. Mit dieser Kurrende trat sie an Wochenenden in der Fürther Innenstadt auftrat um Spenden für das Kinderheim einzusammeln.   
Leikams späteres Interesse für Kirchenmusik wurde wach gerufen von der Fürther Kirchenmusikerin [[Frieda Fronmüller]]. Durch diese Verbindung trat die ''Waisenhaus-Kurrende'' auch bei Kantaten und Gottesdiensten in [[Kirche St. Michael|St. Michael]] auf und sang u.a. dort bei etlichen Kantatengottesdiensten, so z.B. den Cantus firmus [https://www.wikiwand.com/de/O_Lamm_Gottes,_unschuldig|"''O Lamm Gottes unschuldig''"] in der Matthäuspassion.
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Leikams späteres Interesse für Kirchenmusik wurde wach gerufen von der Fürther Kirchenmusikerin [[Frieda Fronmüller]]. Durch diese Verbindung trat die ''Waisenhaus-Kurrende'' auch bei Kantaten und Gottesdiensten in [[Kirche St. Michael|St. Michael]] auf und sang u.a. dort bei etlichen Kantatengottesdiensten, so z.B. den Cantus firmus [[wikipedia:O Lamm Gottes, unschuldig|"''O Lamm Gottes unschuldig''"]] <ref>[https://www.bach-cantatas.com/CM/Z4361.htm siehe] und [https://www.youtube.com/watch?v=Ol5yYiEBvKo höre]</ref> in der Matthäuspassion.
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Nachdem die Diakonissen abgezogen worden waren ging die Verwaltung von der Oberschwester Emma Wagner an Helmut Mulzer über, der als Kind früher selber in der Einrichtung gewesen war und zeitweitig dort auch als Hausmeister fungierte. Der Fußballer [[Karl Mai|"Charly" Mai]], war aufgrund des frühen Todes seines Vaters und weil die Mutter ihn und seine drei Geschwister nicht alleine großziehen konnte ins Fürther Waisenhaus gekommen. Der gleichaltrige Helmut Mulzer begrüßte ihn später bei Besuchen immer mit "''Grüß´ dich Karla, alte Flasch´n''" <ref>So Dieter Kittler in persönlichen Erinnerungen am 12.10. 2021</ref>. Ebenso wie der Pfarrer der [[Kirche St. Michael]] [[Karl Will#Postkartengrüße von Fürther Fußballnationalspielern an den Michelspfarrer|Karl Will]] bekam auch Schwester Marie Stumpf von [[Karl Mai]] Kartengrüße von den Fußballländerspielen aus aller Welt.
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Nachdem die Diakonissen abgezogen worden waren ging die Verwaltung von der Oberschwester Emma Wagner an Helmut Mulzer über, der als Kind früher selber in der Einrichtung gewesen war und zeitweitig dort auch als Hausmeister fungierte. Der Fußballer [[Karl Mai|"Charly" Mai]], war aufgrund des frühen Todes seines Vaters und weil die Mutter ihn und seine drei Geschwister nicht alleine großziehen konnte, ins Fürther Waisenhaus gekommen. Der gleichaltrige Helmut Mulzer begrüßte ihn später bei Besuchen immer mit "''Grüß´ dich Karla, alte Flasch´n''" <ref>So Dieter Kittler in persönlichen Erinnerungen am 12.10. 2021</ref>. Ebenso wie der Pfarrer der [[Kirche St. Michael]] [[Karl Will#Postkartengrüße von Fürther Fußballnationalspielern an den Michelspfarrer|Karl Will]] bekam auch Schwester Marie Stumpf von [[Karl Mai]] Kartengrüße von den Fußballländerspielen aus aller Welt.
    
[[Datei:Grab Waisenhaus 1.jpg|thumb|right|Grab des Waisenhauses/Kinderheim St. Michael]]
 
[[Datei:Grab Waisenhaus 1.jpg|thumb|right|Grab des Waisenhauses/Kinderheim St. Michael]]
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