Lokschuppen von 1860

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Lokschuppen.JPG

Der südwestlich des U-Bahnhofs Stadtgrenze gelegene Lokschuppen wurde 1860 erbaut und ist seit dem Abriss des ältesten Bahnwärterhäuschens Deutschlands das älteste Baudenkmal der Fürther Eisenbahngeschichte und vermutlich der älteste noch erhaltene Lokschuppen Deutschlands. Obwohl näher an der Nürnberger Straße gelegen, wird er im amtlichen Stadtplan und in der Denkmalliste unter der Adresse Karolinenstraße 91 geführt.

Beschreibung des Baudenkmals

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Objekt
Lokschuppen
Baujahr
1860
Geokoordinate
49° 27' 56.27" N, 11° 0' 34.33" E

Sandsteinquaderbau mit Rundbogenöffnungen und Satteldach, um 1860; Wohn- und Werkstättenanbau, erdgeschossiger Sandstein- und Ziegelbau mit Schopfwalmdach und verputztem Giebel, 1911; Geräteschuppen, erdgeschossiger, verputzter Ziegelbau mit Walmdach, 1911.

Zweck und spätere Erweiterungen

Lokschuppen, Ostseite 2005

Der zweiständig (bzw. 2 x 2 hintereinander, also vierständig) ausgeführte Lokschuppen diente als Standplatz für Rangierlokomotiven der Staatseisenbahn, die zunächst den Austausch von Waggons der Ludwig-Süd-Nord-Bahn und der Ludwigseisenbahn gewährleisteten, vor allem da die Ludwig-Süd-Nord-Bahn erst 1876 über Fürth verlief.

Am 25. August 1844, dem Namenstag des Königs, eröffnete die Teilstrecke Nürnberg – Bamberg der Ludwig-Süd-Nord-Bahn, ein Jahr, nachdem das entsprechende Teilstück des Ludwigskanals in Betrieb gegangen war.

Entsprechend den Bestimmungen des königlichen Privilegiums musste die Ludwigsbahn-Gesellschaft einen Anschluss schaffen, er entstand in Form einer „Ausweiche“. Die Betriebseröffnung der „Fürther Kreuzung“ fand am 15. Oktober 1844 statt.[1] So konnten Güterwagen über das Verbindungsgleis direkt zwischen Staatsbahn und Ludwigsbahn überführt werden. Auch für den Personenverkehr entwickelte sich die Fürther Kreuzung zeitweilig zu einem Schwerpunkt. Ab 1845 – der genaue Zeitpunkt ist nicht mehr festzustellen – konnten Fahrgäste an der Fürther Kreuzung umsteigen.

Vielleicht entstand schon zu dieser Zeit der historische Lokschuppen am heutigen U-Bahn-Haltepunkt „Stadtgrenze“, wahrscheinlich aber erst um 1860 im Rahmen des Anschlusses an die Ludwigs-West-Bahn. Die gesamte Strecke der Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Hof bis Lindau mit einer Länge von 566 Kilometern war am 1. März 1854 fertiggestellt worden; im Ministerium dachte man über eine Abkürzung der Strecke Augsburg – Frankfurt nach. Aus Fürth kam ein entsprechendes Gesuch auf eine Direktverbindung Würzburg – Fürth, die Abgeordnetenkammer entschied sich im August 1861 mehrheitlich für den Bau. Schon im Oktober 1862 war der Abschnitt Nürnberg – Fürth fertiggestellt, an dem heute der Lokschuppen liegt – vermutlich der älteste Lokschuppen Deutschlands.

1911 wurde an den ca. 200 m² großen Lokschuppen ein Nebengebäude (evtl. Feldschmiede) und ein Wohnhaus angebaut.

Verfall und Sanierung

Lokschuppen, Südseite 2005

Der Lokschuppen befindet sich mittlerweile in stark verfallenem Zustand, da die Bahn und die Immobiliengesellschaft Aurelis (ursprünglich 100-prozentige Bahntochter) seit etwa 30 Jahren jegliche Unterhaltsmaßnahme unterlassen hat und Instandsetzungsverfügungen gerichtlich anfechtet bzw. mit Abrissanträgen beantwortet.

Seit 2004 bemüht sich Dr. Alexander Mayer, Stadtheimatpfleger von 2004 bis 2014, intensiv um die Erhaltung und Instandsetzung dieses einmaligen Baudenkmals. Im April 2006 verkündete die Stadt Fürth, dass der Lokschuppen saniert werde: "Dies hat die Bahn AG nun in einem Schreiben an Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung zugesagt [...] die Arbeiten sollen bis Ende Mai ausgeführt werden." [2] Geschehen ist jedoch nichts dergleichen. Da weder die Bahn noch die Immobiliengesellschaft Aurelis trotz entsprechender Instandsetzungsverfügungen ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Instandsetzung des Gebäudes nachkamen, schlug Mayer im März 2008 den Abbau und Wiederaufbau im fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim vor. Das Museum bestätigte zwar in einem Schreiben an Mayer die bauliche und historische Qualität des Gebäudes, Museumsleiter Professor Konrad Bedal sah jedoch im März 2008 eine Verlegung nach Bad Windsheim „ohne eine konzeptionelle Einbindung“ als nicht vertretbar. Sein Nachfolger Herbert May bestätigte im Oktober 2010 die Ablehnung.

Die Immobiliengesellschaft Aurelis der Deutschen Bahn AG (seit 2007 in Besitz des Baukonzerns Hochtief und des Immobilienfonds Redwood Grove International) weigerte sich bislang, eine nötige Sanierung vorzunehmen. Im März 2006 erklärte sie sich vorgeblich dazu bereit, das Baudenkmal vom 11.000 m² großen Gelände zu trennen und somit möglichen Investoren den Weg für eine Sanierung zu erleichtern. Konkrete Anfragen wurden jedoch abgewiesen oder aber nicht beantwortet.


Literatur

  • Alexander Mayer: Zu Wasser, zu Lande und in der Luft. Erfurt 2010. ISBN 978-3-86680-594-1. S. 59 ff.
  • Wolfgang Mück: Deutschlands erste Eisenbahn mit Dampfkraft. Die kgl. priv. Ludwigs-Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. Fürth 1985. (2. Aufl.). S. 210 ff.
  • Hans-Peter Schäfer: Die Anfänge der fränkischen Eisenbahn. Würzburg 1985. ISBN 3-8003-0257-8. S. 41 ff.
  • Alexander Mayer: Wie die Rettung des Lokschuppens versemmelt wurde. Ein Erlebnisbericht. Artikel vom 6. November 2014 auf Fürther Freiheit - online abrufbar

Lokalberichterstattung

  • Historischer Lokschuppen wird saniert. Stadt Fürth - Stadtnachrichten vom 21. April 2006 - Stadt Fürth
  • Notdach statt Abriss. In: Nürnberger Nachrichten vom 21. April 2006.
  • Alexander Mayer: Führung zur Fürther Verkehrsgeschichte. In: Rundbrief des Stadtheimatpflegers Nr. 66 vom 10. September 2010, S. 1 - im Internet
  • Alexander Mayer: Lokschuppen verfällt weiter. In: Rundbrief des Stadtheimatpflegers Nr. 67 vom 27. Februar 2011, S. 6 - im Internet
  • R. Kalb/J. Alles: Lokschuppen: Tauziehen vor Gericht. In: Fürther Nachrichten vom 5. Mai 2016 (Druckausgabe) bzw. Fürth: Tauziehen um historischen Lokschuppen vor Gericht. In: nordbayern.de vom 6. Mai. 2016 - online abrufbar

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Mück: Deutschlands erste Eisenbahn mit Dampfkraft. Die kgl. priv. Ludwigs-Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. Fürth 1985. (2. Aufl.). S. 210 f.
  2. Stadt Fürth - Stadtnachrichten

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