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Vierte Periode (1617).

1617 Folgendes: „Sonntag Lätare den 23. Februar 1617 haben die Juden zu Fürth, deren allda viel sind, ihre Synagoge, welche sie uff des Herrn Joachim Ernst, Markgraffen zu BrandenburgAnspach erlaubnuß uff desselbigen Grund und Boden, welchen sie wol theuer bezalen müßen, allda zu Fürth mit großen Un­ kosten von neuem erbaut, erstemals betzogen und eingeweihet, dahin eine große menge Volks von Alten und Jungen von Christlichen mannen und Frawen zusammenkommen, welche gesehen und ge­ höret, wie immer ein Jüdischer Rabbi dem andern nach uff die Cantzel gestiegen, und nach ihrer Weise und ihrer Ebreische Sprach gebettet.""?) Bald nachher stiftete die Familie Gumberts den kostbaren Vorhang, welcher die zehen Gebote verhüllt und den Ueberzug über die Gesetzesrolle. Der Vorsänger Elkana hatte beide mit großem Fleiß für die israelitische Gemeinde in Amsterdam verfertigt. Als letztere sie als zu kostbar zurück­ geschickt, kauften sie die Gumberts um 1200 st. und stifteten sie in die Synagoge.'") Auch verehrte der Rabbi Henoch Levi aus Wien als Beweis seiner Dankbarkeit für erhaltene Schutz­ aufnahme ein schön geschriebenes Zehngebot. Endlich stiftete die Familie Fränkel von Wien aus gleichem Motive einen schönen messingenen Leuchter, worin das ewige Licht brannte."») Neben dem jüdischen Spital, in welchem die Kranken und Kind­ betterinnen auf Gemeindekosten durch dazu gewählte Pfleger und einen jüdischen Arzt verpflegt wurden, lag der Anfangs kleine Friedhof, der aber am 27. Juli 1617 durch den Ankauf des Schindangerplatzes von des Wasenmeisters Hans Lehmanns Wittwe um 305 Gulden und 5 Thaler Leikauf, später eines Grundstückes, das dem Bierbrauer Singer gehörte, vergrößert wurde."«) Die Kranken, welche im jüdischen Spital behandelt wurden, find theilweise auf Kosten der Gemeinde, die für War­ ten und Pflege eines Kranken wöchentlich 1 fl. 30 kr. bezahlte, theilweise auf Kosten der jüdischen Hausväter verpflegt worden. Für dieselben war außer dem Wartepersonal ein jüdischer Arzt, ein christlicher Wundarzt und eine jüdische Hebamme angestellt.

Aus einem Kontrakte, der im vorigen Jahrhundert mit einer Amster­ damer Hebamme abgeschloffen, ersieht man, daß diese unter äußerst günstigen Bedingungen nach Fürth gezogen wurde, und eben­ so lassen die noch vorhandenen Rechnungen der Chirurgen erkennen, daß man keine Kosten für die Pflege der Kranken scheute."')