Sozialdemokratische Partei Deutschlands

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (kurz: SPD) ist eine große Volkspartei. Von den heute in Deutschland bedeutsamen Parteien ist sie die älteste.

Logo der Fürther SPD

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SPD in Fürth

Geschichte

 
Hier wurde die Vororganisation der SPD Fürth gegründet: Gaststätte Zum Gambrinus in der Marienstraße

Im Dezember 1863 gründete sich der "Fürther Arbeiterverein", ein Vorläufer der heutigen Sozialdemokratie. Der Zweck des Vereins war dem Arbeiterstand Gelegenheit zur geistigen und sittlichen Ausbildung zur belehrenden Unterhaltung und zu geselligen Vergnügungen zu geben.[1] Vorsitzende des Vereins waren bei Gründung: der Mandelkaffeefabrikant Adam Heinlein, der Bäckermeister Michael Höfler, der Metzgermeister Fortmeier (Schriftführer) und der Buchdruckereibesitzer Schröder (Schatzmeister).

Die Mitglieder Dr. Beckendahl und Gabriel Löwenstein versuchten im Laufe der Zeit den Verein zu politisieren, was Ihnen allerdings nicht gelang. Nachdem Löwenstein am 8. August 1869 am Eisenacher Arbeiterkongress teilgenommen hatte und das Programm der Sozialdemokratischen Partei mit nach Fürth brachte, hatte er bereits zuvor mit Dr. Beckendahl am 13. Mai 1868 den Verein "Zukunft" in der Gaststätte Zum Gambrinus in der Marienstraße 24 gegründet. Zweck des neu gegründeten Arbeitervereins Zukunft sollte die "Wahrung und Förderung der Arbeiterklasse für ein allgemeines, gleiches und direktes Wahlrecht sein."[2]

 
Gasthof Grüner Baum

Am 9. November 1869 hielt August Bebel seinen ersten Vortrag in Fürth über "Streben und Ziele der social-demokratischen Arbeiterpartei." im Gasthof Grüner Baum. Kurz zuvor hatte sich am 6. September 1869 die Sozialdemokratische Arbeiterpartei in Fürth gegründet. Als offizieller Gründungstag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Fürth gilt jedoch der 20. August 1872. Auf einem Schild ist dies im Eingangsbereich des Gasthofs Grüner Baum ausgewiesen. Gabriel Löwenstein, der später eine zentrale Rolle in der Gründung der SPD spielen sollte, war jüdischen Glaubens und von Beruf Weberhandwerker. Er gehörte bereits den Aktivisten der Revolutionsjahre 1848/49 an und galt als Demokrat mit einer "radikalen Richtung".[3]

 
Nr. 1 - Fürther Demokratisches Wochenblatt vom 28. August 1871

Am 28. Oktober 1871 erschien zum ersten Mal das "Fürther Demokratische Wochenblatt". Initiatoren waren einige Fürther Demokraten, darunter auch Gabriel Löwenstein. Das Wocheblatt widmete sich primär der Fürther Kommunalpolitik. Später wurde das Wochenblatt erweitert und in "Fränkische Tagespost" umbenannt.

Das erste Programm der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei forderte 1872 "gleiche Rechte und Pflichten und für die Abschaffung aller Klassenherrschaften", die "Abschaffung der jetzigen Produktionsweise durch genossenschaftliche Arbeit" und "die politische Freiheit" als "die unentbehrliche Vorbedingung zur ökonomischen Befreiung der arbeitenden Klasse", da "die soziale Frage ... mithin untrennbar von der politischen, ihre Lösung durch diese bedingt und nur möglich im demokratischem Staat" sei.[4] In der Zeit von 1878 bis 1890 wurden reichsweit durch die "Sozialistengesetzgebung" alle Gewerkschaften und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei durch die konservative Regierung verboten.[5] Der Reichskanzler Otto von Bismarck und seine konservative Mehrheitsregierung sah in der Arbeiterbewegung eine Gefahr für das Deutsche Reich bzw. in deren Aktivitäten eine gemeingefährliche Bestrebung. Ziel des Verbotes sollte die Trennung der Arbeiterschaft von der sog. (politischen) Arbeiterbewegung sein.

 
Die ersten fünf SPD Abgeordneten im Bay. Landtag, 1893. Gabriel Löwenstein ganz links.

Nach dem Scheitern der Sozialistengesetzgebung 1890 gründeten sich die Vereinigungen und Parteien erneut und beteiligten sich an den Wahlen. 1890 erhielt im Fürther Wahlkreis August Bebel die meisten Stimmen für den Reichstag, während die SPD bei den Gemeinderatswahlen ebenfalls erstmalig die meisten Gemeindebevollmächtigten stellte. Bei den Landtagswahlen 1893 wurden erstmals fünf Sozialdemokraten in den Bayerischen Landtag gewählt, darunter auch Gabriel Löwenstein - der bis 1906 sein Abgeordnetenmandat ausübte.

Während des Nationalsozialismus wurde die SPD - wie überall im Reich - durch das NS-Regime verboten. Viele führende SPD Mitglieder, darunter die SPD-Stadtratsfraktion von 1933, wurde in Schutzhaft genommen und in das KZ Dachau verbracht. Von den 19 Abgeordneten vor der Machtergreifung sind 1945 nur noch fünf übrig. Acht Mitglieder sind seit 1933 verstorben, der Jude Leo Bergmann konnte 1936 noch in die USA auswandern. Weitere vier ehem. Mitglieder fühlten sich für die politische Arbeit zu alt und ein ehem. Stadtratsmitglied (Tobias Schorr) galt als "verschollen". Von der alten Führung blieben u.a. nur noch Konrad Grünbaum, Hans Rupprecht, Heinrich Stöhr und Konrad Eberhard. Letzterer war als Oberbürgermeister vorgesehen, verstarb aber unerwartet im September 1945 an einer banalen Wurstvergiftung. Den Aufbau übernahm somit Hans Rupprecht als erster Vorsitzender des SPD Kreisverbandes. 1949 hatte die SPD in Franken bereits wieder die Stärke vor der Machtergreifung im Jahr 1933. 1950 gab Rupprecht seine Parteiämter auf und übergab seinen Vorsitz an Willi Fischer.

 
Wahlkampf 1990

In Fürth konnte die SPD im Jahr 2007 das 135-jährige Bestehen des Ortsvereins feiern.[6]

Aufbau

Der Fürther Kreisverband der SPD gliedert sich in 13 Distrikte.[7] Innerhalb des Kreisverbandes bestehen außerdem mehrere Arbeitsgemeinschaften.

Die nächsthöhere Organisationseinheit der innerparteilichen Hierarchie ist der Unterbezirk. Zum Unterbezirk Fürth gehören die Kreisverbände Fürth-Stadt, Fürth-Land und Neustadt a. d. Aisch/Bad Windsheim. Der Unterbezirk ist damit deckungsgleich zum Bundestagswahlkreis 243 (Fürth).

Der Kreisverband Fürth hat zum Stand Januar 2018 834 Mitglieder, im Dezember 2017 waren es 878. Nach eigenen Angaben gab es 22 Austritte und einige Todesfälle, die die neue Zahl der Mitglieder erklärt.[8] Im Juni 2016 hatte die SPD knapp 850 Mitglieder. Ende Dezember 2018 hatte die Fürther SPD nach eigenen Aussagen 859 Mitglieder, nach Anfänglichen 871 Mitgliedern. Horst Arnold gab gegenüber der örtliche Presse an, dass die Mitgliederzahlen in Fürth in der Vergangenheit stabil waren: 57 Eintritten standen 28 Austritte gegenüber, wobei die Austritt meist durch Sterbefälle begründet waren.[9]

Vorstand

Derzeitiger Vorsitzender der SPD Fürth ist der ehem. Richter am Amtsgericht und jetzige Abgeordnete im Bayerischen Landtag Horst Arnold. Seine Stellvertreter sind Matthias Dornhuber und Sarah Jonescu.

Stadtrat

 
Kommunalwahlkampf 2008 - SPD Wahlplakate

Die SPD stellt mit Dr. Thomas Jung den Oberbürgermeister der Stadt und hält mit 28 Sitzen in der Legislaturperiode 2008 - 2014 die absolute Mehrheit des derzeitigen Stadtrates. Der Kommunalwahlkampf 2008 wurde durch die SPD mithilfe einer Nürnberger Werbeargentur[10] aufwendig gestaltet, die zunächst mit einfachen Werbeslogans für die Stadt Fürth auf Plakaten warb - ohne direkte Namensnennung der Partei. Lediglich ein Hinweis auf eine Homepage lies den Rückschluss zwischen Werbekampagne und Partei zu.[11] In einem zweiten Schritt kamen weitere Plakate, Broschüren und Anzeigen aus einem Guß zum Einsatz, die u.a. den Oberbürgermeister mit seiner Mutter zeigten oder unter Wasser im Freibad.

Am 10. Mai 2013 stellte die SPD ihre Kandidatenliste für die Kommunalwahl 2014 im Gasthof Grüner Baum auf. Zuvor wurden alle Mitglieder gebeten in einer basisdemokratischen Abstimmung die Kandidaten und die Reihung der Kandidaten vorzunehmen. 42,5 % der Fürther Parteimitglieder beteiligten sich an der Reihung, so dass am 10. Mai 2013 die aufstellende Versammlung die Liste mit 110 Ja-Stimmen (von 118 Anwesenden) unverändert übernahm. Spitzenkandidat und Oberbürgermeisterkandidat ist erneut Dr. Thomas Jung.[12] Nicht mehr dabei sind aus Altersgründen die langjährigen Stadträte Prof. Dr. Günter Witzsch (im Stadtrat seit 1972), Meta Zill (im Stadtrat seit 1996) und Hans Moreth (im Stadtrat von 1966 bis 2013), der zur Zeit dienstälteste Stadtrat. Der ehemalige Bäckermeister Hans Moreth war von 1966 bis zu seinem Tod im Jahr 2013 durchgehend Mitglied des Stadtrates.[13]

Abgeordnete Bund/ Land

Für die SPD ist seit dem 20. Oktober 2008 Horst Arnold Mitglied des Landtages. Vom 25. September 1996 bis September 2013 war Marlene Rupprecht Mitglied des Bundestages für den Kreisverband Fürth. Nachfolger für Rupprecht wurde Carsten Träger. Durch das Ausscheiden Trägers bei der Bundestagswahl 2017 besitzt die SPD Fürth aktuell seit über 20 Jahren kein eigenes Bundestagsmandat mehr.

Bürgerbüro

Das Bürgerbüro der SPD Fürth befindet sich in der Hirschenstraße 24, 90762 Fürth.

Persönlichkeiten

 GeburtstagGeburtsjahrBerufTodestagTodesjahr
Else Adler2. September1909Hausfrau
Stefanie Ammon1964Berufsmäßiger Stadtrat
Stadtkämmerer
Emil Anselment6. Mai1908Regierungsoberinspektor
Fritz Anton1. Juli1923Polizist
Dieter E. Appelt26. November1947Politiker
Stahlformenbauer
7. Januar2015
Birgit Arnold17. März1961Lehrerin
Horst Arnold8. April1962Politiker
Richter
Rechtsanwalt
Staatsanwalt
Gerd Axmann12. Juni1951Fotograf
Feinmechaniker
Gewerkschaftsfunktionär
Journalist
Judith Bauer16. März1989Sozialpädagoge
Baumann Christian23. Dezember1877Friseur
Friseurobermeister
17. Oktober1948
Rudolf BeckerStadtkämmerer
Rechtsanwalt
Ludwig Beuschel21. Dezember1902Oberwerkmeister
Thomas Beyer6. September1963Politiker
Rechtsanwalt
Konrad Bloß20. Dezember1926Finanzbeamter
Werner Bloß21. April1948Stadtrat
Politiker
Jakob Bock13. März1868Architekt
Stadtbaumeister
Mundartdichter
Dichter
9. Juni1946
Hans Bornkessel26. April1892Jurist
Politiker
Senat
Rechtsrat
Antifaschist
15. September1977
Gabriele Bracker1962Notfallsanitäterin
Günter Brand9. Juni1941Bürgermeister
Stadtrat
Mechaniker
30. August2001
Markus Braun9. Dezember1967Lehrer
Politiker
Heinrich Burghart19. Juli1894Berufsmäßiger Stadtrat
Politiker
Amtsleiter
Berufsvormund
2. Februar1952
Hans Böckler26. Februar1875Politiker
Gewerkschaftsfunktionär
Reichstagsmitglied
16. Februar1951
Liselotte Bühler6. Juni1922Politiker
Industriekauffrau
28. Februar2003
Gabriele Chen-Weidmann23. September1963Stadtrat
Angestellter
Karl Cramer27. Dezember1913Lehrer27. Juli1995
Ambros Diez19. März1898Werkmann
Volkmar Diez8. Oktober1941Lehrer
Markus Dinter-Bienk28. Juni1979Lehrer
Studienrat
Wenzel Dirscherl18. Dezember1898Abteilungsleiter10. November1979
Matthias Dornhuber2. September1983Politiker
Walter Dorsch19. August1922Mitglied des Bayerischen Landtages
Gewerkschaftsfunktionär
Oberverwaltungsrat
1. August1989
Karl Dresel8. Dezember1912Kontrolleur
Benedikt Döhla17. November1983Stadtrat
Berufsmäßiger Stadtrat
Lehrer
Sozial- und Kulturreferent
Emilie Eberhard29. April1888Geschäftsinhaber
Konrad Eberhard3. November1876Politiker18. September1945
Horst Eckardt8. Dezember1943Straßenbegeher
Elke Efstratiou10. September1943Krankenschwester
Gewerkschaftsfunktionär
12. Juli2022
Friedrich Engel25. April1925Mechaniker
Ernst Engelhardt11. März1902Kaufmann
Hugo Fasold17. Oktober1896Politiker
Arzt
Kinderarzt
14. Mai1975
Johann Fehn7. Januar1901Bundesbahnbeamter16. Januar1971
Anneliese Feuerlein2. Oktober1937Hausfrau
Willi Fischer26. März1904Stadtrat
Politiker
Prokurist
Mitglied des Deutschen Bundestages
21. Oktober1951
Gerd Fleischmann19. August1941Stadtrat
Berufsmäßiger Stadtrat
Sozial- und Kulturreferent
1999
Manfred von Frankenberg15. Januar1928Arzt
Georg Franz7. Oktober1896Schlosser
Gerhard Freund19. Oktober1915Lehrer
Politiker
Rektor
4. April1979
Erich Friesl15. Mai1930Geschäftsführer
Glasmaler
19. September1983
Hildegard Fritsch15. Juli1912Politiker1994
Alexander Fuchs3. Oktober1991Stadtrat
Jurist
… weitere Ergebnisse


Lokalberichterstattung

  • Michael Kasperowitsch: SPD-Flaute: Jung sieht keinen Grund zur Panik. In: Fürther Nachrichten vom 17. Januar 2017 - online abrufbar
  • fn: Fürth: Thomas Jung mit 73 Prozent wiedergewählt. In: Fürther Nachrichten vom 16. März 2014 - online abrufbar
  • Wolfgang Händel: Mehr Kommunikation, weniger Streit. In: Fürther Nachrichten vom 16. Oktober 2018 - S. 25
  • Wolfgang Händel: Deprimierte Volksparteien und grüne Überflieger. In: Fürther Nachrichten vom 15. Oktober 2018 - S. 33 (Druckausgabe)
  • fn: Ein blaues Auge, eine Katastrophe und unwirkliche Gefühle. In: Fürther Nachrichten vom 15. Oktober 2018 - S. 34 (Druckausgabe)
  • Johannes Alles: Gegen den Trend: Fürths SPD preist die eigene Stärke. In: Fürther Nachrichten vom 8. Januar 2019 (Druckausgabe) S. 26 HFG

Literatur

  • Dr. Walter Fischer: Die Entstehung der ersten politischen Vereine und Parteien in Fürth. In: Fürther Heimatblätter, 1967/3, S.1 - 9
  • Dr. Walter Fischer: Die Entstehung der ersten politischen Vereine und Parteien in Fürth (Fortsetzung). In: Fürther Heimatblätter, 1967/4, S.119 - 134
  • Konrad Grünbaum: Daten zur Arbeiterbewegung in Fürth von 1922 bis 1933. In: Fürther Heimatblätter, 1978/1, S.9 - 15
  • Konrad Grünbaum: Die Tätigkeit der illegalen SPD in Franken. In: Fürther Heimatblätter, 1981/1, S.2 - 6

Einzelnachweise

  1. Adolf Schwammberger. Fürth A-Z, Fürth 1967, S. 283
  2. Stadtarchiv Fürth, Fach 158, Alt, Nr. 55
  3. Barbara Ohm. Stadt Fürth - Geschichte einer Stadt, Fürth 2007, S. 229 f.
  4. Stadtarchiv Fürth, Fach 158, Neu, Nr. 249
  5. Wikipedia Artikel - Sozialistengesetz,19. Mai 2013 | 19:20 Uhr im Internet
  6. "Sozialdemokratie in Fürth", online abrufbar vom 3. Juni 1965
  7. SPD Fürth Homepage, Stand 23. Juni 2016 | 19:00 Uhr im Internet
  8. Claudia Ziob: Vom Traum- zum Albtraumjahr. In: Fürther Nachrichten vom 12. Januar 2018, S. 31
  9. * Johannes Alles: Gegen den Trend: Fürths SPD preist die eigene Stärke. In: Fürther Nachrichten vom 8. Januar 2019 (Druckausgabe) S. 26 HFG
  10. V8-Werbeargentur Nürnberg, Stand 20. Mai 2013 | 13:00 Uhr im Internet
  11. Kampagnen Homepage der SPD 2008 Kampagnen-Homepage
  12. Homepage SPD Fürth, Stand 19. Mai 2013 | 19.30 Uhr im Internet
  13. Wolfgang Händel. Fürths SPD schafft Platz für die Jungen. In: Fürther Nachrichten vom 13. Mai 2013, S. 35

Siehe auch

Weblinks

Bilder