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Denn i möcht nämli wissn, ob dös Louder a gern<br>
 
Denn i möcht nämli wissn, ob dös Louder a gern<br>
 
A Schweinernes frißt und ob dös Gaulsäpfel wern."<br>
 
A Schweinernes frißt und ob dös Gaulsäpfel wern."<br>
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=== Die Gründung Fürths ===
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Über die Gründung Fürths hat Ernst Kiesel in den 1960er Jahren ein Mundart-Gedicht verfasst. Es bringt viele typische Färther Dialekt-Wörter und Begriffe, ist also sowohl für den Kundigen vergnügliche Kost, bietet aber auch dem Neuling Einsicht in manch derbe Fürther Ausdrücke. Und Kiesel zieht Parallelen zur Besatzung durch die Amis 1945, was für die Fürther, welche diese Zeit erlebten, für Schmunzeln sorgt.
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Der Fischer Martl und sei Fraah, / die Fuhrmannskundl ober ah,
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hom g´wollt im Mai achthundertdrei / moal widder in die Gaggelei.
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Sie wollten nüberfoahr´n in´n Wald / und si a bissla Hulz hull´n halt.
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Dort wou die Rednitz macht an Buung / hom´s aus ihre Schleich und Socken zuung
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und dorten ba der seichten Furt / hom´s ihre Roobern nüberzurrt.
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Wöi´s halmi drehma wor´n im Toal, / dou hom´s a Gschraah g´hört af amoal. –
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A Hörnerklang, a Männerg´sang / hat dou holleint im Toal entlang.
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Die Drei hom dou drauf um si dreht / und hom nou g´staunt ganz dumm und bleed.
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Sie hom ihr´n eigna Aung nit traut, / wöi´s alli Drei zum Fluß hom g´schaut.
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Zwa wunderschöina Fischerkähn´ / sinn g´schwumma wöi zwa weißa Schwän´.
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dou af´n Wasser langsam her, / groad su, als wenns a Märchen wär´.
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Der erschte Koahn woar b´sonders reich / mit Foahna g´schmückt und Blumazeich.
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Er hoat blouß a su gleißt und glänzt, / sugoar sei Anker woar bekränzt.
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Und af´n Deck woar purpurrot / a Baldachin g´spannt mit an Drooht.
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Der zweite Koahn woar ah recht schöi, / doch nit su wunderschöi als wöi
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es erschte Boot mit seiner Pracht. / Mer hat´s a bißla schlampert g´macht.
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Vom Bug bis hinten naus zum Heck / woar pfropfert vull es ganze Deck
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Mit Kriegsleit g´steckt und ihr Hurrah / is ganga an durch Mark und Baah.
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Ihr Uniform a kunterbunt, / ihr´ Lanzen, Schwerter, Schilder und
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ihr´ Rüstung samt ihr´m Helm derbei / hat blinkt und blitzt im Sunnaschei.
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Dem Martl hat´s, dem arma Wicht, / die Aung ball raustrieb´n as´n G´sicht,
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wöi er döi arch viell Woar entdeckt, / döi in dem Schiffla drinn is g´steckt.
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„Göih, Alta!“ schreit er schließli nou, / „mach´endli moal Dei Goschen zou!
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Etz homm mer lang g´noug hie dort gafft / und uns an seltna Blick verchafft.
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Etz woll´n mer hie moal näher göih. Denn siegst, etz bleib´n die Schiffli stöih.
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Es erscht´ werft seini Anker aus / und etza kummt a Mannsbild raus.
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Göih, Bärbel, laaf! Göih, Kuni, hupf! / Der hat a Krona af sein Kupf.
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Dös wird doch nit . . . etz schau ner, Fraah, / der Kaiser Koarl persönli sa!
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Jawull! Er is. I kenn na g´nau. / Er woar erscht in der Wochenschau,
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döi´s kerzli hom in Wort und Bild / im Kaiserpanorama g´spiellt.“
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Der Martl hat ganz richtig g´seng. / Es is der Kaiser selber gwen,
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der mit sei´m G´folge etza grood / rausg´stieng is as´n erschtem Boot.
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A Haufen Färschten, Stucker siem, / döi hom si um ihn rum glei trieb´n,
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sinn rumscharwenzelt, Herrschaft nei! / Sei Adjutant woar ah dabei.
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Sugoar a Bischof, der woar dou, / der manches g´sagt hat ab und zou.
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Der Martl is ganz noah hieg´rennt / und hat vur Freid si nemmer kennt.
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Wöi a Verrickter korz und keil / hat laut er g´schiea: „Königsheil!“
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Doch schließli is er mit sei´m G´schraah / af´d Nerven ganga seiner Fraah.
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„Etz sei doch endli amoal still! / I will wissen, woas der Kaiser will
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dort an der Furt im Rednitzgrund, wou si gout Nacht song Katz´und Hund.
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Göih, Kundl, kumm ner näher her! / Denn su a Pracht siegst niemoals mehr.
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Der Kaiser is a gouter Moh, / der beißt von Dir bestimmt nix rooh.
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Bam zweiten Schiffla tenna´s dort / scho ärweten wöi im Akkord.
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Sie loaden aus derbei sugoar / ihr Grafflzeich, a Haufen Woar.
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Und troong´s dort in die Wiesen nei. / A Mardstrumm Zelt is ah derbei.
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Woll´n´s übernachten goar dort drehm / Dös wär´ a Gaudi und a Leb´n.“
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Die Kundl is der Meinung ah / als wöi der Martl und sei Fraah
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und stellt si beinoah überzwerch / mit denan Zwah dreckt nei ins Gwerch.
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Döi Dreia hom nou g´staunt und g´schaut, / wöi schnell dös Zelt döi auf hom baut.
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Und wöi´s nou endli ferti woar, / is hie mit seiner ganzen Schoar
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der Kaiser und er hat si g´freit. / Der Bischof oaber hat´s schnell g´weiht.
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Lateinisch hat den Seng er g´spendt, / denn färtherisch hat er nit kennt.
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Er hat ah nehmbei ei nu g´sengt / die Urbewohner vo der Gengd.
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Nou hat der Kaiser zo döi Drei / ganz deitli g´sagt: „I bin su frei /
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Und nehm´ dou vo dem Land Besitz. / Dös is mei Wille und ka Witz.
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An dera Furt dou is su schöi, / mer möcht´ fast nemmer weiter göih.
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Dou is ka Lärm und is recht still, / sudaß i heint dou schloufen will.
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Doi Furt haßt Färth für alli Zeit / und wird amoal für viele Leit
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a Heimatort, a groußa Stadt / döi wou an gouten Ruf moal hoat.
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Woas heint i tou, dös is am End´ / a weltgeschichtlicher Moment.
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Stöiht ah ka Haus etz nonni rum / und siegst ah Baam blouß ummädum,
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werd Färth, dös prophezei i Eich, / der Wasserkupf vom deitschen Reich.“
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Su hat der Kaiser werkli gredt, / nou is er ganga in sei Bett,
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hat langsam si ins Zelt nei´knietscht. / Die Kuni hat vull Rührung pflietscht.
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A Moh vo die Besatzungsleit, / der hat sei Sacktöichla ihr g´leiht,
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hat´s tröst´ und weng im Kreis rum´gschwenkt / und nou an Kaugummi ihr g´schenkt.
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Die ganze Nacht is g´hockt ba ihm / und ah der Martl, der is blieb´n
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mit seiner Alten wöi a Zeck / und is nit vo dem Loager weg.
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Zum Essen hom´s kröigt massenhaft, / die Bärbel hat ihr´n Ring verkafft
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und dafür tauscht, null, Komma drei / zwa Stanga Zigaretten ei.
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Und wöi der neie Tooch hat graut, / woar´s Kunnela a Kriegerbraut.
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Der Martl oaber und sei Fraah, / döi hom si rumdrückt alli Zwa,
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hom rumg´specht, wos der Troß su treibt / und wou sulang der Kaiser bleibt.
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Nou endli hat mer´n kumma seng. / Die Zwa hom naufg´reckt ihri Kräng,
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daß ihna nix entkumma tout. / Jedoch der Kaiser woar su gout
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und hat in´n Martl ganz lescher / gleich mit sei´m Zepter g´wunken her.
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„Du bist a altes Färther Kind! / Drum paß etz auf, woas i verkündt!
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Die Donau, Main, der Rhein derzou / wer´n durch den Fluß verbunden dou,
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Mer braucht derzou – und nit amoal / a rechts grouß Stück vo an Kanoal,
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Dou af den Platz, dou wou haint nacht / dös Zelt is g´standen, gib ner acht,
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dou stelln dem heilgen Martin z´Ehr / mir a Kapelln etz ah glei her.
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Du werst der Mesner dou dervoh. / I glaab, i findt kann bessern Moh.
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Und etz gäihst hamm mit deiner Fraah, / denn mir verrolln si etza ah.“ –
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Su is, af Ehr, im Rednitztool / die Stadt gegründt worn selismoal.
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Nachbemerkung: Wenn Kaiser Karl der Sage nach die St. Martins-Kapelle im Flusstal gegründet hat und dann auch um 800 die Pfalz in Forchheim, dann müsste das zu seinen Lebzeiten zwischen 768 – 814 geschehen sein.
    
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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