Grab-Denkmal von 1872: Unterschied zwischen den Versionen

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Ende Juni 1872 stellte die Gemeindeverwaltung – vermutlich auf Betreiben des städtischen Baurats [[Friedrich Friedreich]]<ref>Barbara Ohm: Die Viktoria im Fürther Stadtpark, Fürther Geschichtsblätter 1/2004, S. 24</ref> – unter Zuhilfenahme eines Geschenks von Seiten des Bürgervereins auf dem alten Friedhof an der [[Nürnberger Straße]] ein Grabdenkmal auf, das dem Andenken an die Soldaten gewidmet ist, die im Verlauf des deutsch-französischen Krieges 1870/71 in Fürth gestorben sind und hier beerdigt wurden.<ref name="Schwammberger">[[Adolf Schwammberger]]: [[Fürth von A bis Z (Buch)|Fürth von A bis Z]], S. 90</ref>
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Die Initiative zur Errichtung des Grabdenkmals auf dem alten Friedhof an der [[Nürnberger Straße]], das dem Andenken an die Soldaten gewidmet ist, die im Verlauf des deutsch-französischen Krieges 1870/71 in Fürth gestorben sind und hier beerdigt wurden.<ref name="Schwammberger">[[Adolf Schwammberger]]: [[Fürth von A bis Z (Buch)|Fürth von A bis Z]], S. 90</ref>, ging vom Bürgerverein aus, wie einem Protokoll vom 24. Juli [[1871]] zu entnehmen ist: ''„Es erscheint der Kaufmann Moritz Eismann als Schriftführer des hiesigen Bürgervereins und trägt vor: Der Bürgerverein beabsichtigt, den in dem letzten Kriege gefallenen Soldaten, welche auf dem hiesigen Friedhofe beerdigt sind, und zwar auf dem gemeinschaftlichen Grabe ein Denkmal setzen zu lassen … Vorerst stelle ich die Bitte zur Setzung dieses Denkmals die polizeiliche Erlaubnis zu ertheilen.“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Aufstellung einer Gedenktafel dahier zur Erinnerung an die gefallenen Krieger aus hiesiger Stadt und die Einrichtung eines Grabmonuments für die dahier verstorbenen Krieger</ref>
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Schon 3 Tage später fasste der Stadtmagistrat den Beschluss, das Angebot dankend abzulehnen, da die Stadt bei der Überlassung des Grabes schon die spätere Aufstellung eines Denkmals vorgesehen habe und dieses Vorhaben nun selbst angehen wolle, und teilte dies dem Bürgerverein mit. Die Vorstandschaft des Bürgervereins mit ihrem 1. Vorstand Georg Fortmeier zeigte sich verwundert: ''„… Nun dürfte dem verehrl. Magistrate aber bekannt sein, daß der Bürgerverein den Betrag hiefür durch ein Entré, an welches sich die Gesamtbürgerschaft beteiligt hat, erhoben hat und daß in der betreffenden Einladung der Zweck ganz genau angegeben war; daß demnach unser Verein diesen Betrag auch zunächst und den Wünschen der Geber entsprechend verwenden muß. Die unterfertigte Vorstandschaft kann sich das Zurückweisen ihres Anerbietens um so  weniger erklären, als die Berichte über die öffentlichen Magistratssitzungen nie ein Wort von einem solchen Vorhaben des verehrl. Stadtmagistrats etwas erwähnten & selbst Magistratsmitglieder erklären mußten, daß sie von einem solchen nichts gewußt hätten …“''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Schreiben vom 1. August 1871</ref> Doch bot man als für beide Seiten zweckdienliche Lösung die gesammelten 75 Gulden dem Stadtmagistrat als Beitrag zu einem Denkmal der Stadt an. Der Stadtmagistrat nahm die 75 Gulden „zu prunkvollerer Ausstattung des von der Stadtgemeinde zu setzen beabsichtigten Denkmals“ dankbar an.
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Vorher war schon in der Sitzung des Stadtmagistrats am 13. Juli 1871 beschlossen worden, für die in Fürth heimatsberechtigten, dem Kriege 1870/71 zum Opfer gefallenen Angehörigen der Armee eine Gedenktafel in der [[Kirche St. Michael]] anzubringen und den städtischen Baurat [[Friedrich Friedreich]] mit einem Entwurf nebst Kostenvoranschlag zu beauftragen.<ref>Fürther Tagblatt vom  14. Juli 1871</ref> Offensichtlich bekam Friedreich nun auch noch den gleichen Auftrag für das Grabdenkmal, denn er erstellte einen Kostenanschlag mit genauer Beschreibung für beide Objekte, datiert vom 13. September 1871.<ref>Barbara Ohm: Die Viktoria im Fürther Stadtpark, Fürther Geschichtsblätter 1/2004, S. 24</ref> Unter dem Titel „Monument für die in Fürth verstorbenen und auf dem christlichen Kirchhofe begrabenen Soldaten des deutschen Heeres vom Krieg 1870/71“ ist als Grabfigur eine „Sitzende Viktoria von Rauch - Figur von Terracotta aus dem Etablissement von E. March in Charlottenburg“ für 132.30 Gulden aufgeführt; als Gesamtkosten sind 490 Gulden veranschlagt (letzten Endes wurden es 670 Gulden).<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56</ref> Im März [[1872]] fiel der Beschluss zur sofortigen Errichtung des Grabmonuments (und ebenso zur Aufstellung der Gedenktafel für die dem Krieg zum Opfer gefallenen Fürther Soldaten). Das Grabdenkmal war gerade am Johannistag [24. Juni] 1872 fertig und wurde mit Blumen geschmückt ohne Enthüllungsfeier zur allgemeinen Besichtigung freigegeben (die Gedenktafel sollte erst am 2. September 1874 am [[Rathaus]] enthüllt werden). Der Schmuck der Gräber am Johannistage mit Kränzen und Blumen war in Fürth damals Sitte.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Bericht der Stadt vom 27. Februar 1875 an die Kgl. Commandantur Ansbach für eine Veröffentlichung des Staatsanzeigers über die Denkmäler in Bayern für die Gefallenen des Krieges 1870/71</ref>
  
 
Das Denkmal wurde alljährlich am Johannistage auf Kosten der Gemeinde mit Blumen und Kränzen geschmückt.<ref name="Fronmüller">[[Georg Tobias Christoph II. Fronmüller]]: [[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Chronik der Stadt Fürth]], 1887, S. 403</ref>
 
Das Denkmal wurde alljährlich am Johannistage auf Kosten der Gemeinde mit Blumen und Kränzen geschmückt.<ref name="Fronmüller">[[Georg Tobias Christoph II. Fronmüller]]: [[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Chronik der Stadt Fürth]], 1887, S. 403</ref>
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* [[Kriegerdenkmal von 1870/71]]
 
* [[Kriegerdenkmal von 1870/71]]
 
* [[Kriegerdenkmal 1914/18]]
 
* [[Kriegerdenkmal 1914/18]]
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* Kriegergedenktafel am [[Rathaus]]
 
* [[Friedrich Wanderers Ehrentafel des Krieges 1870/71]]
 
* [[Friedrich Wanderers Ehrentafel des Krieges 1870/71]]
 
* [[Kriegsgefangenendenkmal]]
 
* [[Kriegsgefangenendenkmal]]

Version vom 25. Dezember 2020, 20:43 Uhr

Das Grabdenkmal im Detail: Statue der kranzwerfenden Viktoria
Das Grabdenkmal von 1872
Alte Ansichtskarte vom Stadtpark mit Grab-Denkmal

Das Grabdenkmal wurde 1872 zum Andenken an die sechs in Fürth verstorbenen Soldaten des Deutsch-französischen Krieges von 1870/71 im heutigen Stadtpark aufgestellt.

Lage

Das Denkmal steht heute, leicht vom Weg zurückgesetzt, am Anfang der Hans-Schiller-Allee, direkt am Fontänenhof des Fürther Stadtparks. Es befindet sich hier noch aus der Zeit, in der dieses Gelände städtischer Friedhof war; das Denkmal wurde jedoch mehrfach umgesetzt, zuletzt stand es weiter östlich an der Rückseite des Maria-Grundig-Hauses.

Geschichte

Die Initiative zur Errichtung des Grabdenkmals auf dem alten Friedhof an der Nürnberger Straße, das dem Andenken an die Soldaten gewidmet ist, die im Verlauf des deutsch-französischen Krieges 1870/71 in Fürth gestorben sind und hier beerdigt wurden.[1], ging vom Bürgerverein aus, wie einem Protokoll vom 24. Juli 1871 zu entnehmen ist: „Es erscheint der Kaufmann Moritz Eismann als Schriftführer des hiesigen Bürgervereins und trägt vor: Der Bürgerverein beabsichtigt, den in dem letzten Kriege gefallenen Soldaten, welche auf dem hiesigen Friedhofe beerdigt sind, und zwar auf dem gemeinschaftlichen Grabe ein Denkmal setzen zu lassen … Vorerst stelle ich die Bitte zur Setzung dieses Denkmals die polizeiliche Erlaubnis zu ertheilen.“[2]

Schon 3 Tage später fasste der Stadtmagistrat den Beschluss, das Angebot dankend abzulehnen, da die Stadt bei der Überlassung des Grabes schon die spätere Aufstellung eines Denkmals vorgesehen habe und dieses Vorhaben nun selbst angehen wolle, und teilte dies dem Bürgerverein mit. Die Vorstandschaft des Bürgervereins mit ihrem 1. Vorstand Georg Fortmeier zeigte sich verwundert: „… Nun dürfte dem verehrl. Magistrate aber bekannt sein, daß der Bürgerverein den Betrag hiefür durch ein Entré, an welches sich die Gesamtbürgerschaft beteiligt hat, erhoben hat und daß in der betreffenden Einladung der Zweck ganz genau angegeben war; daß demnach unser Verein diesen Betrag auch zunächst und den Wünschen der Geber entsprechend verwenden muß. Die unterfertigte Vorstandschaft kann sich das Zurückweisen ihres Anerbietens um so weniger erklären, als die Berichte über die öffentlichen Magistratssitzungen nie ein Wort von einem solchen Vorhaben des verehrl. Stadtmagistrats etwas erwähnten & selbst Magistratsmitglieder erklären mußten, daß sie von einem solchen nichts gewußt hätten …“[3] Doch bot man als für beide Seiten zweckdienliche Lösung die gesammelten 75 Gulden dem Stadtmagistrat als Beitrag zu einem Denkmal der Stadt an. Der Stadtmagistrat nahm die 75 Gulden „zu prunkvollerer Ausstattung des von der Stadtgemeinde zu setzen beabsichtigten Denkmals“ dankbar an.

Vorher war schon in der Sitzung des Stadtmagistrats am 13. Juli 1871 beschlossen worden, für die in Fürth heimatsberechtigten, dem Kriege 1870/71 zum Opfer gefallenen Angehörigen der Armee eine Gedenktafel in der Kirche St. Michael anzubringen und den städtischen Baurat Friedrich Friedreich mit einem Entwurf nebst Kostenvoranschlag zu beauftragen.[4] Offensichtlich bekam Friedreich nun auch noch den gleichen Auftrag für das Grabdenkmal, denn er erstellte einen Kostenanschlag mit genauer Beschreibung für beide Objekte, datiert vom 13. September 1871.[5] Unter dem Titel „Monument für die in Fürth verstorbenen und auf dem christlichen Kirchhofe begrabenen Soldaten des deutschen Heeres vom Krieg 1870/71“ ist als Grabfigur eine „Sitzende Viktoria von Rauch - Figur von Terracotta aus dem Etablissement von E. March in Charlottenburg“ für 132.30 Gulden aufgeführt; als Gesamtkosten sind 490 Gulden veranschlagt (letzten Endes wurden es 670 Gulden).[6] Im März 1872 fiel der Beschluss zur sofortigen Errichtung des Grabmonuments (und ebenso zur Aufstellung der Gedenktafel für die dem Krieg zum Opfer gefallenen Fürther Soldaten). Das Grabdenkmal war gerade am Johannistag [24. Juni] 1872 fertig und wurde mit Blumen geschmückt ohne Enthüllungsfeier zur allgemeinen Besichtigung freigegeben (die Gedenktafel sollte erst am 2. September 1874 am Rathaus enthüllt werden). Der Schmuck der Gräber am Johannistage mit Kränzen und Blumen war in Fürth damals Sitte.[7]

Das Denkmal wurde alljährlich am Johannistage auf Kosten der Gemeinde mit Blumen und Kränzen geschmückt.[8]

Heute wird das Kriegerdenkmal in der Denkmalliste der Stadt Fürth geführt.[9]

Gestaltung

Auf einem hohen Postament aus Sandstein befindet sich eine Terracotta-Statue der sitzenden Siegesgöttin Victoria. Vorbild der Terracotta-Statue ist die klassizistische Mamorstatue „Kranzwerfende Viktoria“, die der Bildhauer Christian Daniel Rauch in den Jahren 1838 bis 1845 schuf und sich früher im Berliner Stadtschloss befand. Auf der Vorderseite des Sandsteinsockels ist eine Inschriftenplatte aus schwarzem Mamor angebracht, die die sechs Soldaten verzeichnet, die hier im gemeinschaftlichen Grab ruhen:[8]

  • Friedrich Wendland aus Stettin, Gefreiter im 14. preußischen Musketier-Regiment, gestorben am 29. September 1870
  • Anton Grill, Gefreiter im 10. Bayr. Infanterie-Regiment aus Germersheim, gest. den 29. September 1870
  • Wilhelm Gauck, Soldat im 8. Bayr. Infanterie-Regiment aus Altenbamberg, gest. den 2. Nov 1870
  • Johann Fürweiler, Soldat im 7. Bayr. Infanterie-Regiment aus Neufang, gest. am 9. Januar 1871
  • Friedrich Windsheimer, Soldat im 14. Bayr. Infanterie-Regiment aus Bruck, gest. den 10. März 1871
  • Andreas Keller, Sergeant im 7. Bayr. Infanterie-Regiment aus Fürth, gest. den 18. Juli 1871

Sonstiges

Christian Daniel Rauchs Mamorstatue „Kranzwerfende Viktoria“ diente auch als Vorlage für den Meisterschaftspokal des Deutschen Fußballbundes, wie er von 1903 bis 1944 verliehen wurde, was die große Ähnlichkeit des Denkmals zur Fußball-Trophäe "Viktoria" erklärt. Eine Original-Viktoria Rauchs befindet sich auch in der Walhalla.

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z, S. 90
  2. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Aufstellung einer Gedenktafel dahier zur Erinnerung an die gefallenen Krieger aus hiesiger Stadt und die Einrichtung eines Grabmonuments für die dahier verstorbenen Krieger
  3. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Schreiben vom 1. August 1871
  4. Fürther Tagblatt vom 14. Juli 1871
  5. Barbara Ohm: Die Viktoria im Fürther Stadtpark, Fürther Geschichtsblätter 1/2004, S. 24
  6. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56
  7. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/56: Bericht der Stadt vom 27. Februar 1875 an die Kgl. Commandantur Ansbach für eine Veröffentlichung des Staatsanzeigers über die Denkmäler in Bayern für die Gefallenen des Krieges 1870/71
  8. 8,0 8,1 Georg Tobias Christoph II. Fronmüller: Chronik der Stadt Fürth, 1887, S. 403
  9. Heinrich Habel: Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, S. 386

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