Heinrich Kullmann: Unterschied zwischen den Versionen

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Heinrich Kullmann besuchte die Realschule in Mainz bis zur Unterprima. Am 24. Oktober 1870 trat er in die Allgemeine Schule des großherzoglichen Polytechnikums in Darmstadt ein und absolvierte den I. Jahreskurs noch ohne Bestimmung, im II. Jahreskurs im Jahr 1871/72 dann mit dem Berufsziel Ingenieur. Ab Herbst 1872 studierte er an der Ingenieurschule des Polytechnikums. Zu diesem Zeitpunkt legte er auch die Maturitätsprüfung ab. Dabei wurde sein Leistungsstand insgesamt mit Note 3 (genügend) bewertet, in Fremdsprachen musste er sich einer Nachprüfung unterziehen.<ref>TU-Archiv Darmstadt, Bestand 100 Nr. 36: Hochschulverwaltung vor 1945: Matrikel- und Zensurbücher, Maturitätszeugnisse 1861–1874</ref> Im laufenden Studienjahr 1873/74 wurde Kullmann aus unbekannten Gründen am 31. Januar 1874 von der Ingenieurschule relegiert (verwiesen).<ref>TU-Archiv Darmstadt, Bestand 100 Nr. 2: Hochschulverwaltung vor 1945: Matrikel- und Zensurbücher 1861–1891</ref>  
 
Heinrich Kullmann besuchte die Realschule in Mainz bis zur Unterprima. Am 24. Oktober 1870 trat er in die Allgemeine Schule des großherzoglichen Polytechnikums in Darmstadt ein und absolvierte den I. Jahreskurs noch ohne Bestimmung, im II. Jahreskurs im Jahr 1871/72 dann mit dem Berufsziel Ingenieur. Ab Herbst 1872 studierte er an der Ingenieurschule des Polytechnikums. Zu diesem Zeitpunkt legte er auch die Maturitätsprüfung ab. Dabei wurde sein Leistungsstand insgesamt mit Note 3 (genügend) bewertet, in Fremdsprachen musste er sich einer Nachprüfung unterziehen.<ref>TU-Archiv Darmstadt, Bestand 100 Nr. 36: Hochschulverwaltung vor 1945: Matrikel- und Zensurbücher, Maturitätszeugnisse 1861–1874</ref> Im laufenden Studienjahr 1873/74 wurde Kullmann aus unbekannten Gründen am 31. Januar 1874 von der Ingenieurschule relegiert (verwiesen).<ref>TU-Archiv Darmstadt, Bestand 100 Nr. 2: Hochschulverwaltung vor 1945: Matrikel- und Zensurbücher 1861–1891</ref>  
Anschließend studierte er von 1875 bis 1878 Ingenieurwissenschaften in München an der Polytechnischen Schule, die während seines Studiums (1877) zur königlich bayerischen Technischen Hochschule München umbenannt wurde. Hier erwarb er sein ingenieurtechnisches Wissen bei namhaften Hochschullehrern, insbesondere im Wasserbau bei Prof. [[wikipedia:Wilhelm Frauenholz|Wilhelm Frauenholz]].<ref>Personalstand der Königlich Bayerischen Polytechnischen Schule zu München bzw. Königlich Bayerischen Technischen Hochschule zu München, München 1875 bis 1878</ref>
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Anschließend studierte er von 1875 bis 1878 Ingenieurwissenschaften in München an der Polytechnischen Schule, die während seines Studiums (1877) zur königlich bayerischen Technischen Hochschule München umbenannt wurde. Hier erwarb er sein ingenieurtechnisches Wissen bei namhaften Hochschullehrern, insbesondere im Wasserbau bei Prof. Wilhelm Frauenholz.<ref>Personalstand der Königlich Bayerischen Polytechnischen Schule zu München bzw. Königlich Bayerischen Technischen Hochschule zu München, München 1875 bis 1878</ref>
  
 
An der Ausführung des Mangfalltal-Projekts für die Wasserversorgung von München war Kullmann als Mitarbeiter des Oberingenieurs Spangenberg der beauftragten Berliner Fa. J. & A. Aird & Marc beteiligt.   
 
An der Ausführung des Mangfalltal-Projekts für die Wasserversorgung von München war Kullmann als Mitarbeiter des Oberingenieurs Spangenberg der beauftragten Berliner Fa. J. & A. Aird & Marc beteiligt.   

Version vom 5. März 2024, 20:35 Uhr

Heinrich Joseph Kullmann (geb. 31. August 1854 in Hochheim am Main/Herzogtum Nassau[1]; gest. 23. Oktober 1908 in Nürnberg[2]) war ein namhafter Wasserbauingenieur, damals als „Civil-Ingenieur“ bezeichnet,[3] der von 1885 bis 1889 in Fürth den Bau und die Inbetriebnahme der zentralen Wasserversorgungsanlagen leitete.

Leben

Er kam als Sohn des Rechtspraktikanten und späteren Hochheimer Bürgermeisters Adam Kullmann (1805–1883) und seiner zweiten Ehefrau Pauline, geborene Orth (1808–1879) zur Welt. Taufpate war Heinrich Joseph Orth aus Mainz.[1]

Heinrich Kullmann besuchte die Realschule in Mainz bis zur Unterprima. Am 24. Oktober 1870 trat er in die Allgemeine Schule des großherzoglichen Polytechnikums in Darmstadt ein und absolvierte den I. Jahreskurs noch ohne Bestimmung, im II. Jahreskurs im Jahr 1871/72 dann mit dem Berufsziel Ingenieur. Ab Herbst 1872 studierte er an der Ingenieurschule des Polytechnikums. Zu diesem Zeitpunkt legte er auch die Maturitätsprüfung ab. Dabei wurde sein Leistungsstand insgesamt mit Note 3 (genügend) bewertet, in Fremdsprachen musste er sich einer Nachprüfung unterziehen.[4] Im laufenden Studienjahr 1873/74 wurde Kullmann aus unbekannten Gründen am 31. Januar 1874 von der Ingenieurschule relegiert (verwiesen).[5] Anschließend studierte er von 1875 bis 1878 Ingenieurwissenschaften in München an der Polytechnischen Schule, die während seines Studiums (1877) zur königlich bayerischen Technischen Hochschule München umbenannt wurde. Hier erwarb er sein ingenieurtechnisches Wissen bei namhaften Hochschullehrern, insbesondere im Wasserbau bei Prof. Wilhelm Frauenholz.[6]

An der Ausführung des Mangfalltal-Projekts für die Wasserversorgung von München war Kullmann als Mitarbeiter des Oberingenieurs Spangenberg der beauftragten Berliner Fa. J. & A. Aird & Marc beteiligt. Als die Stadt Nürnberg Anfang der 1880er Jahre an die Realisierung einer neuen Wasserversorgung aus den Ursprungs-Quellen zwischen Altdorf und Leinburg schritt, nahm sie den Oberingenieur Spangenberg und den Ingenieur Kullmann in ihre Dienste. Mit Kullmann schloss sie für das Vorhaben einen Dienstvertrag vom 2./7. März 1883 ab, wonach er als städtischer Beamter ohne Pensionsanspruch mit Dienstbeginn zum 1. April 1883 unbefristet eingestellt wurde. Als Monatsgehalt waren 240 Mark plus einer monatlichen Abfindung für alle Wohnungs-, Reise- und sonstige Spesen in Höhe von 300 Mark vereinbart.[7] Das Vorhaben konnte zügig umgesetzt werden, bereits im November 1885 belieferte die Ursprungs-Leitung das Versorgungsgebiet.[8]

Zum Ende des Jahre 1885 stellte die Stadt Fürth Kullmann als technischen Leiter für die Planung und Ausführung einer zentralen städtischen Wasserversorgung an.[9][10]

Werke

Neben Planung und Bau der Fürther Wasserversorgungsanlagen sind bekannt:

  • Amberg: Planung und Bau einer zentralen Wasserversorgungsanlage[11]
  • Ansbach: Vorstudien 1895, 1898 Bau des Wasserwerks Gersbach, einer 18 000 m langen Druckleitung und eines Hochbehälters
  • Erlangen: Planung und Bau einer zentralen Wasserversorgung 1891
  • Hochheim: Wasserturm 1896 (Baudenkmal)[12]Referenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag.
  • Memmingen: Planung und Oberbauleitung der neuen Wasserversorgung 1897/1898[13][14]
  • München: Beteiligung am Mangfalltal-Projekt Anfang 1880er Jahre
  • Neumarkt: Aufstellung eines Projekt für eine zentrale Wasserversorgungsanlage 1892/93, Ausführung unter seiner Oberleitung, Inbetriebnahme 1894
  • Nürnberg: Mitarbeit bei Planung und Bauleitung des Ursprungsquellen-Projekts (Fassung der Quellen, Zuleitung und Hochbehälter) 1883–1885
  • Oberkotzau: Projekt einer Wasserversorgungsanlage, 1892
  • Rothenburg ob der Tauber: Planung und Bau einer Ergänzungsanlage mit Grundwassererschließung im Südosten der Stadt und Bau eines Hochbehälters in einem bestehenden Turm im Jahre 1892/1893

Familie

Heinrich Kullmann heiratete im November 1881 Maria ‚Josephina‘ Lohr (geb. 25. Februar 1860 in Bronnbach), Tochter des Hauptkassierers der fürstlich Löwenstein-Wertheim’schen Verwaltung Franz Lohr und seiner zweiten Ehefrau Franziska, geborene Müller.[15] Aus dieser Ehe sind vier Kinder bekannt:

  • ‚Siegfried‘ Heinrich Kullmann (geb. 28. August 1882 in Oberdarching; gest. 15. Juni 1883 in Mögeldorf)
  • ‚Heinrich‘ Ludwig Maria Kullmann (geb. 20. März 1884 in Nürnberg), begann ein Studium der Architektur an der TH München, wechselte zu Jura und promovierte, war als Rechtsanwalt Kullmann I in Nürnberg tätig
  • ‚Erwin‘ Adolf Maria Kullmann (geb. 12. April 1889 in Fürth; gest. 26. März 1938 in Nürnberg), wurde Rechtspraktikant, war Leutnant der Reserve im 7. Chevauleger-Regiment, dann promovierter Jurist, war als Rechtsanwalt Kullmann II in Nürnberg tätig
  • Irmgard Pauline Franziska Kullmann (geb. 28. August 1891 in Offenbach), heiratete am 1. September 1913 in Nürnberg den Kaufmann ‚Bertram‘ Michael Emil Sachs

Die Witwe Josephine Kullmann starb am 2. Januar 1924 in Nürnberg.

Arbeits-/Wohnorte

  • 1881/1883: Darching[7], Ortsteil von Valley am Mangfalltal
  • 1883: Mögeldorf Nr. 2
  • 1883/85: Nürnberg, wohnhaft Obere Pirckheimerstr. 25, Schonhoverstr. 27
  • 1885/89: Fürth, wohnhaft Kirchenstraße 6 (ab Mai 1889 Gabelsbergerstraße 6), gemeldet vom 16. Jan. 1886 bis 5. Aug. 1889[10]
  • 1889: Hof[10], Marienstraße 92[16]
  • 1891: Offenbach/Main, Louisenstraße 39
  • 1892/?: Amberg
  • 1896/1908: Nürnberg[17], Bahnhofstr. 15, Essenweinstr. 11, Essenweinstr. 8

Literatur

  • Ernst Grahn: Die städtische Wasserversorgung im Deutschen Reiche, sowie in einigen Nachbarländern. Band 2: Die Deutschen Staaten ausser Preussen. Verlag R. Oldenbourg, München und Berlin 1902

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Kirchenbücher St. Peter und Paul Hochheim, Taufen 1841–1855, S. 243
  2. Genealogie-Internetseite ancestry, Sammlung Nürnberg, Sterberegister 1876–1983
  3. Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens GI1897 wurde kein Text angegeben.
  4. TU-Archiv Darmstadt, Bestand 100 Nr. 36: Hochschulverwaltung vor 1945: Matrikel- und Zensurbücher, Maturitätszeugnisse 1861–1874
  5. TU-Archiv Darmstadt, Bestand 100 Nr. 2: Hochschulverwaltung vor 1945: Matrikel- und Zensurbücher 1861–1891
  6. Personalstand der Königlich Bayerischen Polytechnischen Schule zu München bzw. Königlich Bayerischen Technischen Hochschule zu München, München 1875 bis 1878
  7. 7,0 7,1 Dienstvertrag Stadtmagistrat Nürnberg/Ingenieur Kullmann vom 2./7. März 1883; StadtAN, Bestandssignatur A 2/II Nr. 61
  8. Ulrich Mohr: Die Trinkwasserversorgung von Nürnberg – 125 Jahre Wasserwerk Krämersweiher, Nürnberg 2018
  9. Fronmüller-Chronik, S. 639, 784
  10. 10,0 10,1 10,2 Familienbogen Kullmann, Heinrich Josef; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
  11. Die Stadtwerke Amberg – Die Geschichte des Wassers, S. 66 ff. - online
  12. Landesamt für Denkmalpflege Hessen: Hochheimer Wasserturm - Online; abgerufen am 25. Februar 2024
  13. Verwaltungsbericht des Stadtmagistrats Memmingen für das Jahr 1898: Bericht über die Umgestaltung und Erweiterung des Wasserwerkes der Stadt Memmingen - online
  14. Historischer Verein Memmingen; Benningen - Orte der Erinnerung, S. 3 – Benninger Ried: Wasser für Stadt und Land - online
  15. Kirchenbücher St. Peter und Paul Hochheim, Trauungen 1872–1907, S. 66; bei vermerkter Dimittierung (Entlassung) nach Bayern fehlen im unvollständigen Registereintrag Tag und Ort
  16. Adressbuch Hof von 1891/92
  17. Adressbücher Nürnberg von 1897 bis 1909