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Fünfte Periode (1618.)

61

der sogenannten Kirchenrechte, kam er sofort in Streit. Es traf ihn das Loos, daß er stets zu Ansbach, Nürnberg und Bamberg zugleich verklagt war. Wie es ihm erging und wie es über­ haupt mit den hiesigen Pfarrverhältnissen damals aussah, das möge aus seinem im folgenden Jahre an den Rath in Nürnberg abgestatteten Bericht entnommen werden: „Als er 1618 die Pfarrei angetreten, habe er sie in der größten Unordnung ge­ funden. Seit 34 Jahren seien Beichte und Taufe nie in der Kirche, sondern im Pfarrhof gehalten worden. Die Beichte sei einfach darin bestanden, daß die Leute zum Pfarrer sagten: «Herr, laß mich das Abendmahl nehmen», worauf er erst wieder eine ordentliche Beichte und Predigt und Abmahnung, dann den großen Katechismus Lutheri eingeführt habe, weil Niemand mehr beten konnte. Um die Kinder in die Christenlehre zu bringen, habe er sie mit Geld und Pfeffernüsseln angelockt. — Es sei ein

traurig Leid, daß wegen der Kirchenstühle Pfarrer Hitzler mit seinem Weib Schmier und Gab genommen, die Männerstühle vermehren und die Weiberstühle versperren habe lassen, so daß das Landvolk in der Predigt stehen müsse. Bei Hochzeiten müße der Pfarrer zur Werbung im Amtshause erscheinen und sollte die Trauung mit Predigt im Chor sein, so hätte der Pfarrer ein Paar Schuhe zu erhalten, wobei er drei Tage lang die Mahl­ zeit im Amtshause und einen Goldgulden anzusprechen habe. Für Leichenbegängnisse bezahlen Aermere 30 Kreuzer, Vermöglichere einen Thaler; arme Personen aber begrabe er umsonst, obwohl seine Vorfahren diese ohne Sang und Klang, wie unver­ nünftig Vieh in das Grab habe scharren lasten."""") Im Jahre 1618 blieb Fürth noch unberührt von dem in 1618 Böhmen sich entzündenden Krieg. Der Markgraf von Ansbach benutzte die Kriegsunruhen, um die vogteiliche Obrigkeit Bam­ bergs anzugreisen. Er ließ auf dem Markte zu Fürth eine Be­ kanntmachung verkünden, worin er gegen die domprobsteilichen Ehegerichte protestirte, ließ Polizeiverordnungen unter Trommel­ schlag publiciren, erhob Kriegssteuern, nahm Zoll und zog Schuld- und Klagesachen unter seine Entscheidung. Bamberg klagte bei dem Reichskammergericht. Das Urtheil ließ jedoch, wie gewöhnlich, lange auf sich warten?"") In diesem Jahre begab sich ein gewisser, aus Nürnberg vertriebener Lederer Na­ mens Ziegler nach Fürth. Anfangs setzte er das Drahtziehen