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Carl Orff 60 Jahre:

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Fortsetzung: Der Leser hat das Wort

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Junge Zuhörer von moderner Musik begeistert Nürnberg im Saal der Kaiserstallung der Sing- und Spielkreis des Deutschen GymAm Donnerstag, den 30. Juni gastierte in nasiums Coburg mit einer Kantate „Sum­ mergewinn“, die Herr Dr. Heinz Zirnbauer, der Leiter des Ganzen, aus dem Orffschen Schulwerk zusamimmgesiellt hat. Die Zu­ hörer ■— Schüler Nürnberger und Fürther Schulen —, die sich in dem überfüllten Saale drängten, spendeten tosenden Beifall für die feine Leistung von Chor und Orche­ ster. Meister Carl Orff, der der Aufführung beiwohnte, wurde bei seinem Kommen stür­ misch begrüßt. Carl Orff ist den Besuchern des letzten Kon­ zertes der OB nicht mehr unbekannt. Da­ mals war sein „Ecce gratum“ der Schlager des Abends und man hörte so manchen auf dem Nachhauseweg diese einfache und doch so schwungvolle Melodie pfeifen. Dieser Schwung in der Musik Orffs wird bedingt einerseits durch die treibende Rhythmik — den „drive“ des Jazzmusikers — und an­ dererseits durch den raffinierten Aufbau, der eine mitreißende Steigerung vorsieht, die den Zuhörer ganz in ihren Bann schlägt. Wurde bei der Aufführung des „Ecce gra­ tum“ das radikal Neue — oder uralte? — an Orffs Musik durch den „vertrauten" Streicherklang einigermaßen gemildert, so horchten die Besucher des Nürnberger Kon­ zertes schon nach den ersten Takten über­ rascht auf. Denn was man hier hörte, war nicht die altbekannte Klangfarbe eines Or­ chesters, nein, das war etwas Neues, etwas das man nicht alle Tage hört. Aber dieser feine Ton wurde auf Instrumenten erzeugt, die zwar für ein Schulorchestcr nicht allge­ mein üblich, jedoch auch nicht unbekannt sind. Als melodieführende Instrumente dien­ ten Blockflöten in Sopran-, Alt- und Tenor­ lage, sowie eine Art Piccolobloekflöte, zu­ sammen mit einer kleinen Streichergruppe, bestehend aus Geigen, Bratschen und einem Cello. Dazu erklärte Dr. Zirnbauer. daß Streicher in dem Schulwerk nur mit größter Zurückhaltung angewandt werden dürften, denn sie verleiteten zu sehr zum Solistentum, während Orff das Gemeinsame beim Musizieren anstrebe. Neben dieser melodie­ führenden Gruppe gab es als rhythmisches Element eine Unmenge ton Schlagwerk: Glockenspiele nnd Xylophone, die die Melo­ dieinstrumente unterstützten, auch sie in verschiedenen Tonhöhen, und Pauken, Zim­ beln, Handtrommeln. Triangel, Tamburin, Gong und Bassel als ..Knochengerüst“ der Musik. Durch verschiedene Arten des An­ schlags mit Holzschlegel oder Filzschlegel ergaben sich hier noch weitere Möglichkei­ ten, erwünschte Effekte zu erzielen. Diese Klangfärbung, zusammen mit dem verhalte­ nen Pianomusizieren der Coburger Schüler, brachte eine zauberhafte Stimmung zustan­ de.

Wie vorhin schon angedeutet versucht es das Schulwerk Carl Orffs, junge Menschen zur Freude an der Musik und am Musizie­ ren zu erziehen. Aber durchwegs ist ein Musizieren zusammen mit anderen, die Ge­ meinschaft, das erstrebenswerte. Ganz ein­ fach fängt es an: mit Kinderliedchen und -reimen, wie „Backe, harke Kuchen“, um schließlich bei konzertreifen Stücken zu en­

den. Aus dem Werk hatte nun Dr. Zirn­ bauer die Jahrzeitkantate ..Summergewinn" zusammengestellt. Nach seinen einleitenden Worten begann der erste Teil: einfache Wettersprüchc und Bauernregeln für die Vorfrühlingszeit. Im zweiten Teil hörte man ein altes französisches Chanson und deutsche Frühlingslieder, zum Teil in mittelhochdeut­ scher Sprache. Die Schlager des dritten Teils waren ein altcnglischcr Sommerkanon und ein norwegischer Ahnruf, der mit sei­ ner rhythmischen Rasanz einen Beifallsturm auslöste Daneben noch ein mittelhochdeut­ sches Lied, Verse für die Sonnwend und ein alter Sonnwendtanz „Ave sanete dies", mei­ ner Ansicht nach das schönste Stück des Programms.

Das Coburger Deutsche Gymnasium ist um diesen Chor und um dieses Orchester zu be­ neiden. Selten wird man eine Musik Ge­ meinschaft finden, die so gut Zusammenar­ beiten selten ein Orchester, das ein solch feines Piano zu spielen fähig ist. und das darum die Steigerungen so wirksam heraus­ arbeiten kann. Ich glaube, die Orchester­ spieler und Chorsänger an den Fürther Schulen körnten ermessen, welch ein Stück Arbeit dahinter steckt. Reicher Beifall be­ lohnte ihre Leistung, und mancher oder manche aus der Zuhörerschaft mag wohl traurig gewesen sein, nicht in einem solchen Orchester mitwirken dürfen Zu können. Das schönste an diesem Konzert war aber die Tatsache, daß man nun doch langsam dazu übergeht, die Jugend mit den Werken ihrer zeitgenössischen Komponisten bekannt zu machen und zwar auf eine Weise, die den jungen Menschen selbst Freude macht. So könnte endlich das dumme Vorurteil über­ wunden werden, welches man jedem Kunst­ produkt unserer Tage entgegenbringt, es sei minderwertig und mit den Werken der alten Meister gar nicht zu vergleichen. Daß dem nicht so ist, hat dieses Konzert zur Genüge bewiesen. Lema

5MV in England; Vor einigen Wochen hatten wir Besuch aus England. Miss Higgins, tätig am Nürnber­ ger Realgymnasium, erzählte uns von den Schulen in England, die sich von den deut­ schen Schulen weitgehend unterscheiden. Auffallend war vor allen Dingen, daß die englischen Schulen nicht einheitlich sind und ihre Anweisungen nicht von einem gemein­ samen Ministerium erhalten. sondern sie sind ganz von der Regierung der jeweiligen Stadt abhängig. Ist sie fortschrittlich, dann sind auch die Schulen modern. Es kann also vor­ kommen, daß in zwei Nachbarstädten die Schulen grundverschieden sind.

Es war sehr interessant zu hören, daß die Schülermitverwaltung sehr viel weiter aus­ gebildet ist als bei uns in Deutschland. "The elass-leader”, bei uns die Klassensprecherin, hat sehr viel mehr zu tun als nur Geld einzusammcln. Sie muß auf das Betragen ihrer Mi Schülerinnen achten, für Ruhe und Ord­ nung sorgen und die Lehrkräfte in ihrer Ar­ beit unterstützen. Der Kontakt zwischen Lehrern und Schülern ist übrigens vielenger

leistet. Wenn ja einmal ein Vertrauensmann wagt sich energisch für die Belange seiner Klasse einzusetzeu, dann kami es ihm blü­ hen, daß — wie es in einem Fall an unserer Schule, so unglaublich es klingen mag. auch tatsächlich :orkam — ihm eine Direktorats­ Strafe angedroht wird........ Wenn es nicht auch ein paar aufgeschlossenere Lehrer gäbe, könnte man die ganze Schülermitverwal­ tung im Hum. Gymnasium an den Nagel hängen...................................... leg. / Hum. Gym.

Ein Leser fragt Entspricht cs den Tatsachen, daß ein An­ staltssprecher unserer Schule auf die in dem Artikel ..Mädchen SMV ergreift die Initia­ tive" enthaltene Behauptung hin. das Direk­ torat des Gymnasiums unterstütze nicht die Schülermitverwaltung, diese Behauptungde­ mentiert hat, und ist es richtig, daß dieses Dementi der Schülermitverwaltung vom Di­ rektorat verlangt wurde? Ich bitte die Schic lerzeitschrift tun Auskunft über diese zwei Fragen.

—Ng— Hum. Gymn. Die Schülermitverwaltung des Hum. Gymnasiums dementierte tatsächlich —wie auf Seite 4 ersichtlich— auf Bitte des Direktorats die betreffende Behauptung.

Wir weisen darauf hin, daß alle Leser­ briefe die Meinung des Verfassers wiedergeben und nicht die Ansicht der Redaktion.

enkt datan _ daß in der eingesehiossenen Stadt Berlin

Tausende Eurer Kameraden sich danach seh­ nen. in den Ferien einmal woanders zu sein.

Macht einem von ihnen die Freude und ge­ währt ihm für ein einziges Monat eine Frei­ stelle in Eurer Familie. Sein Glück wird Euch schon genug Dank sein. Also — noch

ist es nicht zu spät!

und persönlicher als bei uns. Das kommt hauptsächlich daher, daß die Schüler in der Schule auch wohnen. Während der Schidz. jt muß >on allen die Schuluniform getragen werden, zu der auch eine Schülermütze ge­ hört. Die englischen Schulen halten grundsätzlich auch nachmittags Unterricht und danach müssen noch die nicht gerade geringen Haus­ aufgaben gemacht werden. Es geht uns also döch nicht allzu schlecht! chiri