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Ibci ans tn Ümcnka Am 25. Dezember, wenn wir in Amerika unser Weihnachtsfest feiern, zeigen ' sich unsere Wohnungen, dörfer und Städte in neuem, seltenem glanze. Immer­ grüne bäume, besteckt mit bunten lichtem, erleuchten unsere anlagen und , häuser.In ge 3chäften und restaurants ertönen unsere traditionellen weih­ nachtslieder. Hinter den geschmückten fenstern tauschen die menschen ih­ re geschenke aus, sie singen die weihnachtslieder und tragen zur fröh­ lichen Stimmung bei, die alle erfüllt. Die könige brachten dem Christkind geschenke. Wir ahmen d.ies nach und ■geben geschenke, die, wie die geschichte erzählt, in der Werkstatt des Weihnachtsmannes hergestellt wurden. Santa Claus ist unser weibnachts­ geist. Nach einer alten legende ließ die holländische aussprache des Wortes Sankt Nikolaus die englischen 3iedler glauben, sie bezöge sich auf ein "San-ni-klowse". Daher kommt der ausdruck Santa Claus für den mann, der als ein lustiger, dicker herr mit weißem hart, gekleidet in roten, pelzbesetzten anzug, beschrieben wird. Diese traditionelle' Figur kommt durch den Schornstein in unsere häuser, nachdem sie in einem schlitten, den 8 rentiere ziehen, über das land geflogen ist. Hat er seine aufgabe erfüllt, die darin besteht, freude durch geschenke zu verbreiten, kehrt er zum nordpol zurück, um sich für das nächste weih­ nachtsfest vorzubereiten. Die amerikanischen kinder stehen am weihnaohtsmorgen gewöhnlich schon beim morgengrauen auf, um die lustig verpackten geschenke zu öffnen und die Süßigkeiten zu essen, die Santa Claus in ihre weihnachtssocken gepackt hat. Diese roten wollsocken, die um den kamin herum aufgehängt sind, so daß Santa Claus sie gleich zuerst füllen kann , lassen sich gut mit den schuhen vergleichen, die in Deutschland am 6 . Dezember von den kindern vor die tür gestellt werden, um beim besuch des 3t. Nikolausnicht leer auszugehen. Die art, wie die amerikanische familie ihren weihnachtstag verbringt, ist freilich sehr verschieden. Viele gehen zum gottesdienst, um da­ nach den altbekannten truthahn zu essen. Andere besuchen ihre freunde, um deren geschenke zu bestaunen oder sie beschließen den großen feier­ tag in fröhlicher Stimmung bei einer der vielen parties. Marie -Ertl (American High School)

Eigentlich wollte ich nie mehr an einer Weihnachtsfeier teilnehmen . Erstens langweile ich mich meistens schrecklich dabei, und zweitens ha.be ich noch nie eine Weihnachtsfeier erlebt,bei der nicht irgendetwas schief gegangen ist.Sei es nur, daß einem engel der flügel abging, oder daß ein Zuschauer aus lauter riihrung das unvermeidliche " Stille Nacht " zu früh anstimmte - irgendwie waren die Weihnachtsfeiern, die ich bis jetzt gese­ hen habe dazu verdammt, nicht zu klappen,wie ja überhaupt feierliche au genblicke gerne zum " malheurisieren " neigen. Das ist durchaus nicht im­ mer von nachteil - 0 nein, es kann sogar eine sehr liebenswürdige eigen Schaft besagter feiern sein, denn sie bringt zum ausdruck,daß der mensch nicht vollkommen ist und somit unvorhergesehene ereignisse in seiner her­ vorragenden Planung nicht ausschließen kann. Ich war aber trotz des ver lustes der herrlichen gelegen’ neit, zu kritisieren, (um nicht zu sagen,lä­ stern, de’u: suf einer Weihnachtsfeier lästert man nicht, man kritisiert höchstens ) fest entschlösset, künftig keine Weihnachtsfeier mehr mit mei­ ner anwesenheit zu beehren. Aber es war mir nicht vergönnt, diesem Ent­ schluß treu zu bleiben. Und das kam so : , 1 Eines tages, wir saßen gerade beim Mittagessen, sagte mutter plötzlich zwischen zwei löffeln suppe, daß es wie."(er einmal an der zeit sei, Tante Sophie .zu besuchen. Die gute tante sei zwar im augenblick verreist, habe aber sie, Hutter,gebeten, ab und tu mal nach den kindern zu sehen. Mutter sagte das so ganz nebenbei, wie man etwa die geistreiche äußerung von sich gibt, daß das wetter heute schön sei. Doch wir verstummten urplötzlich . Ich dachte an tante Sophies kinder : Peter, Jochen, Michael und Klaus . " Auch das noch ! " entfuhr es mir,worauf mich mutter vorwurfsvoll ansah. Vater räusperte sich und erkundigte sich : " Und wann muß das sein ? "Mut­ ter betrachtete vater mitleidig, dann sagte sie: " ich weiß gar nicht,was ihr habt.Erstens sind tante Sophies kinder alle sehr nett und zweitens ist es nicht meine Verwandtschaft, sondern ... " "Ich weiß, ich weiß",unter­ brach sie vater, und nach einer pause fügte er hinzu : und übermorgen fah­ len wir zu tante Sophie und besuchen die armen verlassenen kinder ! " Er blickte mutter triumphierend an. Sie lächelte, ich nickte ergeben. Zwei tage später fuhren wir zu tante Sophies trautem heim.

Als wir ankamen, ließ Jochen gerade die brieftauben fliegen.Die tauben ■sind sein hobby,und er begann auch sogleich mit erklärungen. "Guck mal,die graue da oben, nein, nicht die, die linke, die ist schon nach belgien ge­ flogen, und die weiße dort ... " Wir ergriffen die flicht und gingen durch den verschneiten garten dem haus zu. Beim näherkoramen vernahmen wir in kur­ zen abständen nacheinander einen trorapetenstoß, dann ein paar undeutliche flüche und wieder einen trompetenstoß. Als wir klingelten,brachen die er­ folglosen bemühungen, es Louis Armstrong gleich zu tun, ab.Klaus öffnete uns.Bei unserem anblick schaute er ziemlich belämmert drein. " Ja,es ist natürlich sehr nett, daß ihr kommt", stammelte er,"aber es sieht (furchtbar aus bei uns,Wir haben nämlich noch nicht aufgeräumt." "Aber deswegen bin ich ja hier", ließ sich mutter vernehmen. "Keine sorge, ich mache schon alles!" Wir traten in die diele. Es sah aus wie nach einem umzug. Zusam mengerollte teppiche lehnten an der wand, polster und kissen lagen herum. Tisch und schrank aus Michaels zimmer standen in der diele. Inzwischen wa­ ren die anderen herbeigeschlendert und begrüßten uns. Mutter schaute et­ was irritiert von einem zum anderen. " Was ist denn hier los? Wollt ihr umziehen oder ist euch das geld ausgegangen, sodaß ihr die einrichtung ver­ setzen müßt ? » Klaus, mit seinen 21 jahren der älteste,fühlte sich ver-