Mary Rosenberg

Mary S. Rosenberg (geb. 7. September 1900 in Fürth als Marie Sara Rosenberg; gest. 3. Juni 1992 in New York) war eine berühmte Buchhändlerin und Verlegerin New York.

Jugend in FürthBearbeiten

Rosenberg wurde am 7. September 1900 als Tochter des renommierten Buch- und Musikalienhändlers Georg Rosenberg in Fürth geboren.

Nach dem Abitur war es Marie Rosenbergs Wunsch Medizin zu studieren, stattdessen wurde sie von ihrem Vater in die Lehre zur Buchhändlerin nach Halle geschickt. Die Gründe dafür waren vermutlich finanzieller Natur. Nach deren Abschluss 1916 wurde sie seine rechte Hand und baute ab 1924 die juristische Abteilung in der Buchhandlung aus. Im Mai 1933 verstarb der Vater.[1]

Bereits im selben Jahr setzten die Attacken der Nationalsozialisten ein: Immer wieder zogen SA-Leute auf, um Kunden einzuschüchtern. Während ein erster Boykott-Aufruf am 1. April 1933 kläglich an der Solidarität der Arbeiterschaft scheiterte, die demonstrativ vom frühen Morgen bis zum Abend den Laden voll hielt, trafen die zunehmenden Abbestellungen, darunter der Stadt Fürth, das Geschäft schwer. Mehr und mehr Verlage teilten mit, keine Lieferung mehr vornehmen zu können.

1933 war Marie Rosenberg gezwungen, den Laden im Ludwigsbahnhof aufzugeben. Die Stadt Fürth hatte zuvor die Ladenräume gekündigt und das Warenlager entschädigungslos enteignet.[2] Rosenberg versuchte aus ihrer Wohnung in der Gabelsbergerstraße 4 weiterhin Bücher zu verkaufen, um ihre Ausreise zu finanzieren. Zuletzt nutzte sie ihre Buchhändler-Lizenz fast ausschließlich, um noch in Deutschland verbliebene jüdische Anwälte zu beliefern. 1938 musste sie auch dieses Geschäft einstellen. 1938 musste sie wie alle jüdischen Einwohner zusätzlich den Zwangsvornamen "Sara" führen (für die männlichen Juden war "Israel" vorgeschrieben). Auch in den USA legte sie den zweiten Vornamen nicht ab, obwohl in den Geburtseinträgen diese nach 1945 für ungültig erklärt wurden durch Beischreibung von Berichtigungen.

1939 gelang ihr die Ausreise in die USA (New York) über die Schweiz und England, obwohl die Deportationen längst angelaufen waren.[3] Noch im Vorjahr musste sie miterleben, wie die Nationalsozialisten das Bahnhofsgebäude mit den einstigen Buchhandlungsräumen auf der heutigen Fürther Freiheit abrissen, um Platz für Aufmärsche und einen Löschwasserteich zum Gebrauch im bevorstehenden Weltkrieg zu schaffen.

Neuanfang und Karriere in den USABearbeiten

Bereits Anfang der 1940er Jahre eröffnete Rosenberg aus der Not heraus einen antiquarischen Buchhandel und Verlag (Mary S. Rosenberg Publishers) in ihrer New Yorker Wohnung (Broadway, Ecke 60. Str.), der sich auf deutschsprachige Literatur spezialisierte. Ihr Startkapital betrug 10 Dollar. Schon bald nutzten viele berühmte Exilanten Rosenbergs Verkauf zum Erwerb deutscher Bücher. Thomas Mann, Albert Einstein, Lion Feuchtwanger, Franz Werfel und Alfred Döblin, alle bestellten bei Rosenberg und waren mit ihr persönlich bekannt.

1945 erhielt Rosenberg die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.[4] Zu dieser Zeit hatte sie 20.000 Bände auf Lager. Der österreichische Mathematiker Richard von Meses war es, der sie davon überzeugte, auch verlegerisch tätig zu werden und so bewerkstelligte sie die Herausgabe bedeutender deutscher Literatur für den US-Markt.

Ab 1977 befand sich ihr Geschäft Mary S. Rosenberg German Books im 11. Stock eines Gebäudes am Broadway, Ecke 60. Straße. Ihr Geschäft "wurde zum Treffpunkt für Buchliebhaber, Emigranten, Schriftsteller und Intellektuelle".[5]

AuszeichnungenBearbeiten

1966 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz für ihre Verdienste um den Aufbau des Buchhandels in Deutschland.

Verhältnis zu FürthBearbeiten

Mehrere Male war Rosenberg nach dem Krieg in ihrer einstigen Heimatstadt zu Besuch, eine persönliche, emotionale Verbindung wollte sie nie mehr aufbauen. Gefragt nach ihrem Verhältnis zu der Stadt und ihren Bürgern wird sie mit den Worten "no love, no hate" (keine Liebe, kein Hass) zitiert.[6] "Für mich war das eine fremde Stadt, die mich überhaupt nicht interessiert hat - abgeschrieben." [7]

LokalberichterstattungBearbeiten

  • Claudia Ziob, Johannes Alles: Töchter der Stadt - sechs Fürtherinnen, die die Welt verbessert haben. In: Fürther Nachrichten vom 8. März 2017, S. 31
  • Bernd Noack: Die Buchhändlerin von Thomas Mann und Albert Einstein. In: Fürther Nachrichten vom 23. Juni 2018 (Druckausgabe)
  • Reinhard Kalb: Von der Buchhändlerin im Ludwigsbahnhof zur Literatur-Queen New Yorks. In: Fürther Nachrichten vom 29. Juni 2018 (Druckausgabe)
  • Bernd Noack: Kein Hass auf die alte Heimat. In: Fürther Nachrichten vom 21. Juni 2021 (Druckausgabe)

LiteraturBearbeiten

  • Felix Kucher: Sie haben mich nicht gekriegt, Roman [über Tina Modotti und Marie Rosenberg], Picus Verlag 2021, ISBN: 978-3-7117-2104-4, 504 Seiten
  • Bernd Noack: Keine Liebe, kein Hass. Die Buchhändlerin Mary S. Rosenberg, in: Mit Licht und Schatten gepflastert, Gunzenhausen, 2007, S. 77 - 84
  • Edda Ziegler: Buch-Frauen - Frauen in der Geschichte des deutschen Buchhandels, Wallstein, 2014, S. 124ff
  • Roland Jaeger: Victoria Dailey; Marion Philadelphia: "New Weimar on the Pacific : the Pazifische Presse and German exile publishing in Los Angeles 1942-48", Los Angeles, Calif. : Dailey, 2000.
  • Elfi Hartenstein: "Jüdische Frauen im New Yorker Exil", Edition Ebersbach, Dortmund 1999, ISBN 3-931782-55-7.

Siehe auchBearbeiten

EinzelnachweiseBearbeiten

  1. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 1. Februar 1980, S. 223
  2. Wikipedia: Mary S. Rosenberg. Abgerufen am 19. November 2014, 18:45 Uhr Wiki
  3. Bernd Noack: "Keine Liebe, kein Hass - Die Buchhändlerin Mary S. Rosenberg" in "Mit Licht und Schatten gepflastert - Elf literarische Erkundungen in Fürth", Schrenk-Verlag, Gunzenhausen, S. 77 ff.
  4. Rudolf Vierhaus, Deutsche biographische Enzyklopädie, 2. Auflage, Seite 536
  5. Irmi Eimer, Prof. Dr. Gaby Franger, Barbara Ohm, Renate Trautwein: "Bedeutende Fürther Frauen", S. 21, hier online abrufbar
  6. Bernd Noack: Mary S. Rosenberg - Albert Einsteins Buchhändlerin. In: Neue Zürcher Zeitung vom 22. Dezember 2014 - online
  7. Elfi Hartenstein in "Jüdische Frauen im New Yorker Exil. 10 Begegnungen", Dortmund 1999, S. 95

BilderBearbeiten