Moritz Stern: Unterschied zwischen den Versionen

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Dr. '''Moritz Stern''' (geb. [[1. Juli]] [[1864]] in [[wikipedia:Steinbach|Steinbach]], Hessen-Nassau; gest. [[13. Februar]] [[1939]] in Berlin), wurde als Sohn des Jacob Stern und seiner Frau Rosalie, geb. Lang, geboren. Er war Historiker, Schuldirektor und Chefbibliothekar und Verwalter der Kunstsammlung der Jüdischen Gemeinde Berlin.
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Dr. '''Moritz Stern''' (geb. [[1. Juli]] [[1864]] in [[wikipedia:Steinbach|Steinbach]], Hessen-Nassau; gest. [[13. Februar]] [[1939]] in Berlin), wurde als Sohn des Jacob Stern und seiner Frau Rosalie, geb. Lang, geboren. Er war Historiker, Schuldirektor an der [[Israelitische Bürgerschule|Israelitischen Bürgerschule]] in Fürth und Chefbibliothekar und Verwalter der Kunstsammlung der Jüdischen Gemeinde Berlin.
  
 
===Leben===
 
===Leben===
Moritz Stern besuchte nach der Umsiedelung der Familie [[1869]] nach Berlin das Joachimsthaler und Köllnische Gymnasium.
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Moritz Stern besuchte nach der Umsiedelung der Familie [[1869]] von Hessen nach Berlin das Joachimsthaler und Köllnische Gymnasium.
 
* 1883-1890 Studium der Geschichte und Philologie an der Berliner Universität und Ausbildung am Rabbinerseminar für das orthodoxe Judentum;  
 
* 1883-1890 Studium der Geschichte und Philologie an der Berliner Universität und Ausbildung am Rabbinerseminar für das orthodoxe Judentum;  
* Seit 1887 bereiste er als Student deutsche und italienische Archive und durchforschte sie systematisch nach Dokumenten jüdischer Geschichte. Bei seinem dreimonatigen Aufenthalt in 1891 in Tirol und Italien betrat er als erster jüdischer Forscher in Rom das päpstliche Geheimarchiv <ref> [[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom 12. Juli 1934 anlässlich des 70. Geburtstages von Moritz Stern</ref>
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* Seit 1887 bereiste er als Student deutsche und italienische Archive und durchforschte sie systematisch nach Dokumenten jüdischer Geschichte. Bei seinem dreimonatigen Aufenthalt in 1891 in Tirol und Italien betrat er als erster jüdischer Forscher in Rom das päpstliche Geheimarchiv <ref> [[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom 12. Juli 1934 anlässlich des 70. Geburtstages von Moritz Stern</ref>.
 
* 1889 Promotion in Tübingen
 
* 1889 Promotion in Tübingen
* 1891-1898 wirkte er zunächst als Rabbiner und Schuldirektor in Kiel. In dieser Zeit entdeckte und veröffentlichte Stern eine jahrhundertelang verschollene Schrift [[wikipedia:Osiander|Osianders]] zur Rechtfertigung der Juden gegenüber der ''Ritualmordbeschuldigungen'' <ref>siehe [[wikipedia:Osiander|Andreas Osiander]]: ''Mutige Schrift zum Schutz der Juden'' in „Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg“ [https://www.evangelisches-gemeindeblatt.de/publikationen/detailansicht/andreas-osiander-mutige-schrift-zum-schutz-der-juden-2062/ - online]</ref>.
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* 1891-1898 wirkte er zunächst als Rabbiner und Schuldirektor in Kiel. In dieser Zeit entdeckte und veröffentlichte Stern eine jahrhundertelang verschollene Schrift [[wikipedia:Andreas Osiander|Osianders]] zur Rechtfertigung der Juden gegenüber der ''Ritualmordbeschuldigungen'' <ref>siehe [[wikipedia:Andreas Osiander|Andreas Osiander]]: ''Mutige Schrift zum Schutz der Juden'' in „Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg“ [https://www.evangelisches-gemeindeblatt.de/publikationen/detailansicht/andreas-osiander-mutige-schrift-zum-schutz-der-juden-2062/ - online]</ref>.
* 1898 heiratete er Sara, die Tochter des Rabbiner Salomon Carlebach und wurde im gleichen Jahr Direktor der [[Israelitische Bürgerschule|Israelitischen Bürgerschule]] in Fürth <ref>"[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom 8. September 1898</ref>; diese bestand aus einer vierklassigen Volksschule und einer sechsklassigen Realschule. Die Reifezeugnisse der obersten Realschulklasse berechtigten zum einjährig-freiwilligen Militärdienst. Ein Jahr später erhielt die Schule offiziell die Genehmigung sich Realschule zu nennen <ref>"Der Israelit" vom 4. September 1899: ''Die hiesige Bürgerschule hat vom Reichskanzleramte die Erlaubnis erhalten, ihren Namen in israelitische Realschule umzuwandeln, welche Titeländerung wohl vom derzeitigen Rektor, Herrn Dr. Stern, erstrebt wurde.''</ref>
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* 1898 heiratete er Sara, die Tochter des Rabbiner Salomon Carlebach und wurde im gleichen Jahr Direktor der [[Israelitische Bürgerschule|Israelitischen Bürgerschule]] in Fürth <ref>"[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom 8. September 1898</ref>; diese bestand aus einer vierklassigen Volksschule und einer sechsklassigen Realschule. Die Reifezeugnisse der obersten Realschulklasse berechtigten zum einjährig-freiwilligen Militärdienst. Ein Jahr später erhielt die Schule in seiner Amtszeit offiziell die Genehmigung sich Realschule zu nennen <ref>"Der Israelit" vom 4. September 1899: ''Die hiesige Bürgerschule hat vom Reichskanzleramte die Erlaubnis erhalten, ihren Namen in israelitische Realschule umzuwandeln, welche Titeländerung wohl vom derzeitigen Rektor, Herrn Dr. Stern, erstrebt wurde.''</ref>
 
* 1900 bis 1905 war er Schuldirektor in Berlin <ref>"[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom 13. November 1899: ''Direktor Dr. Stern hat im Anfang des vorigen Monats seine Stellung als Leiter der israelitischen Realschule zum 1. Januar gekündigt.''</ref>
 
* 1900 bis 1905 war er Schuldirektor in Berlin <ref>"[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom 13. November 1899: ''Direktor Dr. Stern hat im Anfang des vorigen Monats seine Stellung als Leiter der israelitischen Realschule zum 1. Januar gekündigt.''</ref>
 
* 1905 Bibliothekar in der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde Berlin, seit 1920 Oberbibliothekar und Verwalter der Kunstsammlung der Jüdischen Gemeinde.  
 
* 1905 Bibliothekar in der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde Berlin, seit 1920 Oberbibliothekar und Verwalter der Kunstsammlung der Jüdischen Gemeinde.  
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* Die israelitische Bevölkerung d. dt. Städte, Bd. 1 u. 2, 1890–92;
 
* Die israelitische Bevölkerung d. dt. Städte, Bd. 1 u. 2, 1890–92;
 
* [https://www.buecher.de/shop/geschichte-des-judentums/hebraeische-berichte-ueber-die-judenverfolgungen-waehrend-der-kreuzzuege/neubauer-adolf-ste/products_products/detail/prod_id/47571560/1| Hebr. Berr. über d. Judenverfolgungen während d. Kreuzzüge], 1892 (mit A. Neubauer), Nachdr. 1997;  
 
* [https://www.buecher.de/shop/geschichte-des-judentums/hebraeische-berichte-ueber-die-judenverfolgungen-waehrend-der-kreuzzuege/neubauer-adolf-ste/products_products/detail/prod_id/47571560/1| Hebr. Berr. über d. Judenverfolgungen während d. Kreuzzüge], 1892 (mit A. Neubauer), Nachdr. 1997;  
* Urkundl. Btrr. über d. Stellung d. Päpste zu d. Juden, 2 T., 1893–95, Nachdr. 1970;
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* [https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/XTH5WQXK3YIANZVGVYD44HUXNTKH3CVK| Urkundl. Btrr. über d. Stellung d. Päpste zu d. Juden, 2 T., 1893–95], Nachdr. 1970;
 
* Festschrift zum 200jährigen Jubiläum der jüdischen Gemeinde zu Rendsburg, 1895;
 
* Festschrift zum 200jährigen Jubiläum der jüdischen Gemeinde zu Rendsburg, 1895;
 
* Zeittafeln f. d. Unterr. in d. jüd. Gesch. u. Litteratur, 1897;
 
* Zeittafeln f. d. Unterr. in d. jüd. Gesch. u. Litteratur, 1897;
* Der Heldenkampf d. Makkabäer, 1897;
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* [https://biblio.co.uk/book/heldenkampf-makkabaer-stern-moritz/d/1171834199| Der Heldenkampf d. Makkabäer], 1897;
 
* [https://www.worldcat.org/title/hebraische-berichte-uber-die-judenverfolgungen-wahrend-der-kreuzzuge/oclc/48743864| Die päpstlichen Bullen über die Blutbeschuldigung], 1900;
 
* [https://www.worldcat.org/title/hebraische-berichte-uber-die-judenverfolgungen-wahrend-der-kreuzzuge/oclc/48743864| Die päpstlichen Bullen über die Blutbeschuldigung], 1900;
 
* Beiträge zur Geschichte der Juden in Berlin, 1909;
 
* Beiträge zur Geschichte der Juden in Berlin, 1909;
 
* Aus d. Zeit d. dt. Befreiungskriege, 5 Bde., 1918–38;
 
* Aus d. Zeit d. dt. Befreiungskriege, 5 Bde., 1918–38;
 
* Salomon Kajjem Kadisch, der erste kurbrandenburg. Landrabbiner, 1919;
 
* Salomon Kajjem Kadisch, der erste kurbrandenburg. Landrabbiner, 1919;
* Der Passauer Judenprozeß 1478, 1928;
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* [https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/64UCWZEQWEEJAZ2TNOOZ4UZYM2YPAIYA| Der Passauer Judenprozeß 1478], 1928;
 
* Moses Mendelssohn-Ausst., 1929;
 
* Moses Mendelssohn-Ausst., 1929;
 
* Der Schweriner Oberrabbiner Mordechai Jaffe, 1933;
 
* Der Schweriner Oberrabbiner Mordechai Jaffe, 1933;
* Der Regensburger Judenprozeß, 1476–1480, 1935;
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* [http://opac.regesta-imperii.de/lang_de/kurztitelsuche_r.php?kurztitel=Stern%2C+Regensburger+Judenproze%C3%9F+1| Der Regensburger Judenprozeß, 1476–1480], 1935;
 
* Die Wormser Reichsrabbiner Samuel u. Jakob 1521–1574, 1937;
 
* Die Wormser Reichsrabbiner Samuel u. Jakob 1521–1574, 1937;
 
* Vorstandsprotokolle der Hamburger israelischen Gemeinde, 1938;
 
* Vorstandsprotokolle der Hamburger israelischen Gemeinde, 1938;

Aktuelle Version vom 27. März 2021, 10:44 Uhr

Dr. Moritz Stern (geb. 1. Juli 1864 in Steinbach, Hessen-Nassau; gest. 13. Februar 1939 in Berlin), wurde als Sohn des Jacob Stern und seiner Frau Rosalie, geb. Lang, geboren. Er war Historiker, Schuldirektor an der Israelitischen Bürgerschule in Fürth und Chefbibliothekar und Verwalter der Kunstsammlung der Jüdischen Gemeinde Berlin.

Leben[Bearbeiten]

Moritz Stern besuchte nach der Umsiedelung der Familie 1869 von Hessen nach Berlin das Joachimsthaler und Köllnische Gymnasium.

  • 1883-1890 Studium der Geschichte und Philologie an der Berliner Universität und Ausbildung am Rabbinerseminar für das orthodoxe Judentum;
  • Seit 1887 bereiste er als Student deutsche und italienische Archive und durchforschte sie systematisch nach Dokumenten jüdischer Geschichte. Bei seinem dreimonatigen Aufenthalt in 1891 in Tirol und Italien betrat er als erster jüdischer Forscher in Rom das päpstliche Geheimarchiv [1].
  • 1889 Promotion in Tübingen
  • 1891-1898 wirkte er zunächst als Rabbiner und Schuldirektor in Kiel. In dieser Zeit entdeckte und veröffentlichte Stern eine jahrhundertelang verschollene Schrift Osianders zur Rechtfertigung der Juden gegenüber der Ritualmordbeschuldigungen [2].
  • 1898 heiratete er Sara, die Tochter des Rabbiner Salomon Carlebach und wurde im gleichen Jahr Direktor der Israelitischen Bürgerschule in Fürth [3]; diese bestand aus einer vierklassigen Volksschule und einer sechsklassigen Realschule. Die Reifezeugnisse der obersten Realschulklasse berechtigten zum einjährig-freiwilligen Militärdienst. Ein Jahr später erhielt die Schule in seiner Amtszeit offiziell die Genehmigung sich Realschule zu nennen [4]
  • 1900 bis 1905 war er Schuldirektor in Berlin [5]
  • 1905 Bibliothekar in der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde Berlin, seit 1920 Oberbibliothekar und Verwalter der Kunstsammlung der Jüdischen Gemeinde.
  • 1932 in den Ruhestand.

Werke [6][Bearbeiten]

Moritz Stern verfasste zahlreiche historische Werke. Intensiv widmete er sich dabei der historischen Forschung über die Juden in Deutschland und Italien, so z.B. seine Forschungen zur mittelalterlichen Judenfeindschaft. In der Auswertung und Edition mittelalterlicher Quellen setzte Stern Maßstäbe.

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Der Israelit" vom 12. Juli 1934 anlässlich des 70. Geburtstages von Moritz Stern
  2. siehe Andreas Osiander: Mutige Schrift zum Schutz der Juden in „Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg“ - online
  3. "Der Israelit" vom 8. September 1898
  4. "Der Israelit" vom 4. September 1899: Die hiesige Bürgerschule hat vom Reichskanzleramte die Erlaubnis erhalten, ihren Namen in israelitische Realschule umzuwandeln, welche Titeländerung wohl vom derzeitigen Rektor, Herrn Dr. Stern, erstrebt wurde.
  5. "Der Israelit" vom 13. November 1899: Direktor Dr. Stern hat im Anfang des vorigen Monats seine Stellung als Leiter der israelitischen Realschule zum 1. Januar gekündigt.
  6. Werkindex nach Carsten Wilke: "Stern, Moritz" in: ‚‘Neue Deutsche Biographie 25 (2013)‘‘, S. 281-282; – Online

Bilder[Bearbeiten]