Nagelsäule

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Nagelmann 1914.jpg
Postkarte mit dem Motiv der Fürther Nagelsäule um 1916. Grafik von Stadtbaurat Josef Zizler
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Die Fürther Nagelsäule war eine 1916 in der heutigen Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage, Ecke Gustav-Schickedanz-Straße/Rudolf-Breitscheid-Straße errichtete Säule, mit der während des Ersten Weltkriegs durch Nagelungen Spenden für Kriegsopfer, Verwundete und Hinterbliebene gesammelt wurden.

Planung und Stiftung

Die Fürther Nagelsäule um 1916

Nachdem 1915 der Wehrmann in Eisen in Wien errichtet worden war, folgten viele andere österreichische und deutsche Städte auch dem Vorbild Wiens, gegen eine Spende einen Nagel in eine zuvor aufgestellte Holzfigur zu schlagen. Mit dem dadurch eingenommenen Geld wurden Kriegsopfer, Hinterbliebene und Verwundete unterstützt. Außerdem sollten dadurch der Patriotismus und das Gemeinschaftsgefühl der Bevölkerung in der „Heimatfront“ gestärkt werden. Einem Dekret des bayerischen Innenministeriums 1915 entsprechend, in Stadt und Land Wahrzeichen unserer Zeit herzustellen, in der jeder mit einer freiwilligen Spende einen Nagel einschlagen darf,[1] wurde auch in Fürth unter dem Vorsitz von Fürths 1. Bürgermeister Dr. Wild ein elfköpfiger “Ausschuss für die Errichtung eines Kriegswahrzeichens” gebildet, der sich aus wichtigen Persönlichkeiten der Stadt Fürth zusammensetzte: Kgl. Justizrat Dorsch, I. Vorsitzender des Gemeindekollegiums; Magistratsrat Egerer; Feldwebelleutnant Endres, Landtagsabgeordneter und II. Vorstand des Gemeindekollegiums; Kgl. Kommerzienrat Mailaender; Kgl. Hofrat Dr. Maner, Gemeindebevollmächtigter; Fabrikbesitzer Morgenstern, Gemeindebevollmächtigter; Magistratsrat Roßteuscher; Hauptmann Rosenfelder, Kgl. Kommerzienrat; Kgl. Studienrat Weiß; Stadtbaurat Zizler; Magistratsrat Zorn.[2] [3] Man plante in der Englischen Anlage, der heutigen Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage, Ecke Gustav-Schickedanz-Straße und Rudolf-Breitscheid-Straße, eine Nagelsäule mit der Reiterstatue eines germanischen Kriegers und den Wappen Fürths, Bayerns und des Deutschen Reiches, sowie Symbolen des Krieges, wie das Eiserne Kreuz, aufzustellen. Entworfen wurde die Fürther Nagelsäule von Stadtbaurat Josef Zizler, ausgeführt vom Fürther Bildhauer Josef Mitterer. Gestiftet wurde das Kriegswahrzeichen von dem jüdischen Fabrikbesitzer Karl Ullmann, der 3.000 Mark für diesen Zweck spendete. Nach Abschluss der Planungen erfolgte am 16. März 1916 schließlich die Genehmigung zur Errichtung des Kriegswahrzeichens durch den bayerischen König Ludwig III.[4]

Eröffnung und Erste Nagelung

Einweihung der Fürther Nagelsäule am 9. Juli 1916

Am 9. Juli 1916 wurde das Kriegswahrzeichen feierlich eröffnet. Die Fürther Nagelsäule bot Platz für 60.000 Nägel. Man unterschied dabei jedoch zwischen verschiedenen Nägeln: Ein goldener Nagel kostete 20 Mark, ein silberner 10 Mark und ein eiserner 1 Mark. Erwerben konnte man sie bei den Zahlstellen der städtischen Kriegsfürsorge, der Stadthalle, den Bankgeschäften, den Geschäftsstellen der Zeitungen sowie im Vorzimmer des 1. Bürgermeisters Dr. Wild im Rathaus. Nach dem Ende der Nagelung am 19. Juli hatte man eine Summe von 55.709 Mark und 80 Pfennig eingenommen. Der größte Teil der Einnahmen (39.513,14 Mark) ging an die Nationalstiftung.

Verbleib

Bereits ein Jahr nach der Aufstellung der Fürther Nagelsäule wurde sie 1917 wieder entfernt. In vielen anderen Städten wurde die Säule im Stadtmuseum oder Stadtarchiv aufgehoben, in Fürth ist der Verbleib jedoch unbekannt. Mündlich wird immer wieder berichtet, dass die Säule zum ehemaligen Stadtkrankenhaus gebracht wurde, da sich hier das Stadtmuseum befinden würde. Allerdings wurde das Stadtmuseum an dieser Stelle erst 1937 eröffnet, also 20 Jahre später. Weiterhin wird mündlich berichtet, dass die Säule im Garten des Stadtkrankenhauses vergraben wurde - eine Erklärung hierfür gibt es allerdings nicht. In Anbetracht dessen, dass die Säule unter anderem aus vergoldeten und versilberten Nägeln bestand, erscheint die Variante des Vergrabens wenig glaubhaft. Weiterhin ist interessant, dass im Stadtarchiv dann doch ein paar Nägel eingelagert wurden. Unter der Signaturnummer IX/226 der Objektsammlungen wird folgendes vermerkt: Je sechs Stück eiserne, versilberte und vergoldete Nägel, die bei der Benaglung des Kriegswahrzeichens in der Hindenburganlage verwendet wurden. Interessant ist es insofern, dass auch diese Nägel "verschwunden" sind. Im Archiv sind die Objekte mit "Fehlt" vermerkt.

In Deutschland ist als Nagelsäule im engeren Sinne nur noch die Nagelsäule in Mainz sowohl erhalten wie auch an ihrem ursprünglichen Standort.

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Fürth, AR I, Nr. 1039. In: Barbara Ohm: Geschichte der Juden in Fürth, S. 235
  2. Stadtarchiv Fürth, AR I, Nr. 1039, Fränkische Zeitung vom 30. Juni 1915
  3. Die Rieß-Chronik meldet für den 8. Oktober 1915: Bürgermeister Dr. Wild lädt zu einer Besprechung über die Errichtung eines eisernen Kriegswahrzeichens an der Ecke Wein-/Peterstraße ein, der zahlreich Folge leistet wird. Bürgermeister Wild führt über den Zweck laut Zeitungsbericht aus: „Es solle die fernen Geschlechter an die große und schwere Zeit gemahnen, an eine Zeit, in welcher Fürth große Opfer an Gut und Blut gebracht habe“. Die Mittel stehen bereits zur Verfügung, das Standbild solle Platz für Nagelspenden bieten, die der Kriegsinvaliden-Fürsorge zukommen. In der darauffolgenden Diskussion findet der Entwurf von Baurat Zizler (Karl der Große mit germanischer Kriegergruppe) jedoch nicht das Wohlwollen der Anwesenden. Zizler zieht seine Entwurf zurück. Die Mehrheit plädiert für eine Kommission, die endgültig entscheiden soll. Im Fürther Tagblatt und der Fränkischen Tagespost werden Stimmen laut, die schon vorhandenen „Beträge für den eigentlichen Zweck direkt zu verwenden.
  4. Stadtarchiv Fürth, AR I, Nr. 1039 - ‘’Verfügung des bayerischen Innenministeriums vom 16. März 1916’’. In: Martin Schramm: Medien und Propaganda. In: Der Sprung ins Dunkle. Die Region Nürnberg im Ersten Weltkrieg 1914–1918, Ausstellungskatalog des Stadtarchivs Nürnberg Nr. 22, 2014, S. 337

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