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Brauerei Geismann Fürth
Logo Brauerei Geismann Bierstern.jpg Brauereilogo der 1920er Jahre.
Gründung: 1722
Schließung: 1967 (Fusion)
Daten
Hauptstandort: Bäumenstraße 8

Schirmstraße 4-6

Neubauten: meisten 1890-1900
Gesellschaftsform: ab 1901 AG
ab 1942 GmbH

Die Brauerei Geismann Fürth wurde 1722 gegründet und war damit die älteste der fünf Fürther Großbrauereien des 20. Jahrhunderts. Besondere Bedeutung erlangte sie mit ihren legendären Spezialbieren, darunter dem Doppelbock Poculator, und dem 1895 erbauten Geismannsaal, der Zeit seines Bestehens größter Saalbau der Stadt und u. a. mit den alljährlichen Starkbierfesten, der offiziellen Kirchweiheröffnung einer der zentralen Schauplätze des gesellschaftlichen Lebens war.

Der Braubetrieb am eigenen Standort wurde 1967 im Zuge der Fusion zur Brauerei Humbser-Geismann AG eingestellt, die Betriebsgebäude am Hauptsitz zwischen Bäumen-, Schirm- und Alexanderstraße (Geismann-Areal) Anfang der 1980er Jahre abgebrochen.

Zur Geschichte

 
Hofansicht der Brauerei
 
Ehem. Eingang zum Geismann-Saal

Gründung und Aufschwung

 
Die Bierkeller der Brauerei Geismann 1941 - hier bereits mit Umbauten zum zivilen Luftschutz

Die Brauerei Geismann wurde 1722 von der Familie Lederer gegründet, die im Zuge der barocken Stadterweiterung als erste das Areal an der heutigen Bäumenstraße erwarb und neben der landwirtschaftlichen Nutzung von Anfang an eine kleine Brauerei und Branntweinbrennerei unterhielt.

Mitte der 1860er Jahre kam der Besitz an Georg Geismann, dessen Familie der Brauerei den Namen gab unter dem sie Bedeutung erlangte. Georg Geismanns Sohn Johann Georg Geismann war es, der 1884 den legendären Poculator (ursprünglich: Salvator) kreierte und gemeinsam mit seinem Bruder Leonhard Geismann den Brauereineubau einschließlich der Errichtung des Geismannsaals initiierte, in dem über viele Jahrzehnte das legendäre Poculator-Starkbierfest abgehalten wurde, das neben der - ebenfalls im Saal eröffneten - Kärwa wohl die meisten Besucher nach Fürth holte. Auch in Würzburg, Schweinfurt und Berlin wurde der Doppelbock ausgeschenkt.

Chronik der Brauerei

  • 1722: Der Brauer Heinrich Lederer aus Thalmässing gründet in der Neugasse, der heutigen Bäumenstraße, eine Braustätte mit Branntweinbrennerei, zu der ein Felsenkeller zur Lagerung des Bieres in der heutigen Vacher Straße gehört. Die Brauerei wechselt mehrmals den Besitzer.
  • 1867: Georg Geismann erwirbt Brauerei, Keller und die dazugehörige Landwirtschaft von den Gebrüdern Ottmann. Die Landwirtschaft wird bald aufgegeben.
  • 1880: Abmeldung der Branntweinbrennerei.
  • 1883: Tod von Georg Geismann. Die Söhne Johann Georg und Leonhard Geismann übernehmen als technischer beziehungsweise kaufmännischer Leiter zusammen mit Mutter Margarethe Geismann die Brauerei.
  • 1884: Johann Georg Geismann braut das erste Fürther Starkbier, „Salvator“ genannt.
  • 1888: Neubau der Brauerei im Areal zwischen Bäumen-, Schirm- und Alexanderstraße.
  • 1895: Bau des Geismannsaales im Hof der Brauerei mit Zugang von der Alexanderstraße nach Plänen des Fürther Stararchitekten Fritz Walter.
  • 1897 Die Münchener Paulaner Brauerei lässt sich die bisherige Sortenbezeichnung „Salvator“ als Markenname schützen. Die Gebrüder Geismann unterliegen im zum Fürth-Münchener Bierkonfessionskrieg hochstilisierten Prozess: Das Fürther Starkbier heißt jetzt Frühlings-Doppelbier.
  • 1900: Erwerb der Luitpold-Säle in Nürnberg zur Einrichtung einer Salvator-Dependance.
  • 1899: Das zwölftägige Starkbierfest lockt in diesem Jahr rund 42.000 Besucher an, die 630 Hektoliter Doppelbock konsumieren.
  • 1900: Tod von Leonhard Geismann. Fertigstellung des neuen Brauereihauptgebäudes mit Sudhaus und Bräustübl an der Bäumenstraße 16-20 nach den Plänen von Fritz Walter.
  • 1901: Die Brauerei Gebrüder Geismann OHG wird in eine Familien-Aktiengesellschaft umgewandelt, als deren Direktor Braumeister Johann Georg Geismann fungiert.
  • 1902: Die Brauerei wird ans Stromnetz angeschlossen.
  • 1910: Tod von Johann Georg Geismann.
  • 1912: Der Geismann-Doppelbock heißt fortan „Poculator“.
  • 1914: Die Brauerei Geismann rangiert mit einem Ausstoß von 100.000 Hektolitern an dritter Stelle unter den Fürther Brauereien.
  • 1920: Geismann braut das erste bayerische Pils.
  • 1936: Zum 31. Dezember wird Gustav Schickedanz mit Unterstützung der Dresdner Bank Hauptaktionär (80%) der Brauerei Geismann AG.
  • 1942: Umwandlung in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung.
  • 1945: Die Brauerei übersteht den Krieg ohne größere Schäden. Nur der Geismannsaal wird 1944 teilweise zerstört.
  • 1960: Das Sudhaus wird mit der modernsten Technik Süddeutschlands ausgestattet.
  • 1965: Der Bierausstoß der Brauerei Geismann beläuft sich wieder auf etwa 100.000 Hektoliter.
  • 1967: Fusion mit der Brauerei Humbser zur Brauerei Humbser-Geismann AG. Der Braubetrieb an der Bäumenstraße wird aufgegeben.
  • 1982: Abriss der Brauereigebäude und des Geismannsaals für den Bau des City Centers.
  • 2012: Der Brauwasser-Tiefbrunnen wird in der Tiefgarage des City Centers verfüllt.[1]

Fusion und Schließung

 
Die Brauerei Geismann in den 1930er

In den 1930er Jahren stieg der Versandhandelsunternehmer Gustav Schickedanz als Anteilseigner in die Aktiengesellschaft ein und die Brauerei wurde 1942 in eine GmbH umgewandelt. Nach dem Krieg wurde die bis auf den Geismannsaal unzerstörte Brauerei zunächst unter treuhänderische Verwaltung gestellt, ehe Schickedanz das Unternehmen zurückbekam.

War das Sudhaus 1960 noch mit der modernsten Anlagentechnik Süddeutschlands aufgerüstet worden, entschloss man sich schon wenige Jahre später unter anderem aufgrund der beengten Platzverhältnisse am Standort inmitten der Altstadt, den Braubetrieb mit der Brauerei Humbser an deren weiterläufigem Standort an der Schwabacher Straße zusammenzulegen. 1967 erfolgte die offizielle Fusion zur Brauerei Humbser-Geismann AG, die 1971 in der Patrizier Brauerei aufging. 1994 erwarb der Münchner Brauerei-Unternehmer Dr. Hans Inselkammer die Aktienmehrheit und fusionierte mit der Nürnberger Tucher Bräu AG.

Bauten

Datei:Schirmstraße A7266.jpg
Brauerei Geismann in der Schirmstraße, 1956.

Architektonisch besonders wertvoll war das 1899 nach Plänen des berühmten Fürther Architekten Fritz Walter erbaute und wertvoll ausgestattete Brauereihauptgebäude mit Sudhaus und Geismann-Bräustübl in der Fürther Bäumenstraße 16 - 20.

Der ebenfalls nach Plänen Fritz Walters errichtete Festsaal namens Geismannsaal war bis zum Abriss größter Saalbau der Stadt und zentraler Schauplatz des gesellschaftlichen Lebens.

Sämtliche baulichen Anlagen der Brauerei, einschließlich des denkmalgeschützten Brauereihauptgebäudes, wurden 1982 für den Bau des City-Centers abgebrochen.

Leistungen und Superlative

Die Brauerei Geismann war oft ihrer Fürther Konkurrenz weit voraus, so war sie nicht nur älteste Fürther Brauerei, die ihr Braurecht nachweislich nutzte (was die frühere Jahresangabe der Brauerei Grüner relativiert), sie besaß mit dem Geismannsaal den größten Saalbau der Stadt und mit dem Poculator das berühmteste Starkbier, sie braute als erste Brauerei Bayerns ein Pils und zuvor auch als erste Brauerei Fürths helle Biere. Bei der Neueinrichtung der Brauanlagen 1960 besaß sie ferner die modernste Sudhaustechnik Süddeutschlands.

Spezialitäten

Werbung

Die Werbemittel der Brauerei Geismann sind heute beliebte Sammlerobjekte.

Ein Steingut-Maßkrug aus der Zeit der vorigen Jahrhundertwende mit Brauereiembleme auf Krug und Zinndeckel ist der älteste kolorierte und ausgestaltete Bierkrug einer Fürther Brauerei - Eines der wenigen bekannten Exemplare des äußerst raren Sammlerstückes erzielte bei einer Internetauktion im Jahr 2009 - obwohl nicht makellos - einen Preis über 800 Euro.

Bilder


Literatur

  • Bierbrauereien. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 48
  • Poculator. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 288
  • Koch/Täubrich: Bier in Nürnberg-Fürth, Hugendubel, 1987
  • Erhard Schraudolph: Vom Handwerkerort zur Industriemetropole. Industrialisierung in Fürth vor 1870. Zugleich: Universität Bayreuth, Dissertation, 1992. Ansbach: Historischer Verein für Mittelfranken, 1993, X, 281 S. (Mittelfränkische Studien; Band 9)
  • Gunther Friedrich: Tucher-Brauerei. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Internet
  • dpa: Quelle-Gründer übernahm jüdischen Besitz. Gustav Schickedan profitierte von Nazis. In: Nürnberger Zeitung Nr. 166 vom 22. Juli 2009, S. 2 - NZ

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  • Erhard Schraudolph: "Vom Handwerkerort zur Industriemetropole - Industrialisierung in Fürth vor 1870"
  • Felix Geismann: "Kurzabriss der Geschichte der Brauerei Geismann", 2003 und: "Die Geschichte der Brauerei Geismann", 2008
  • siehe auch: Literatur
  • Brauerei Humbser-Geismann GmbH, Schwabacher Str. 106, 90763 Fürth, Telefon: +49 911 746205
  • Anmerkung: Achates schrieb als Herkunftsnachweis:„Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Brauerei Geismann Fürth aus der freien Enzyklopädie Wikipedia.“ Dies stellte FürthWikiAdmin richtig und wies die Behauptung zurück.
  1. Stadtmuseum Fürth: Hopfen uns Malz - Brauereien in Fürth. Ausstellungstext Juni - Dezember 2013