Mühlstraße 2: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Erstbebauung des ursprünglich bambergischen Grundstücks erfolgte um [[1670]]. Seitdem befand sich hier „ein zwey gädiges Häußlein“ mit der ersten nachweisbaren Mikwe der jüdischen Gemeinde in Fürth, die bis 1717 die einzige blieb. Im Jahr 1824 wurde das Gebäude für baufällig erachtet, sodass die jüdische Gemeinde auf Instandsetzung sowie weitere Nutzung verzichtete und es am 5. April 1825 öffentlich versteigern ließ <ref name="Wunschel">[[Wunschelchronik]], S. 362/363</ref><ref>Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth …, Fürther Geschichtsblätter, 2/2011</ref>.</br>  
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Die Erstbebauung des ursprünglich bambergischen Grundstücks erfolgte um [[1670]]. Seitdem befand sich hier „ein zwey gädiges Häußlein“ mit der ersten nachweisbaren Mikwe der jüdischen Gemeinde in Fürth, die bis 1717 die einzige blieb. Im Jahr 1824 wurde das Gebäude für baufällig erachtet, sodass die jüdische Gemeinde auf Instandsetzung sowie weitere Nutzung verzichtete und es am 5. April 1825 öffentlich versteigern ließ.<ref name="Wunschel">[[Wunschelchronik]], S. 362/363</ref><ref>Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth …, Fürther Geschichtsblätter, 2/2011</ref></br>  
''Die öffentliche Versteigerung fand am [[5. April]] [[1825]] statt. Bieter waren die Schuhmachermeister Georg Borsch und Johann Georg Beltz sowie Simon Sulzbacher und Hajum Hirsch Ullmann „Ullstein“ (1792-1875). Georg Borsch erhielt als Meistbietender für 1075 fl. den Zuschlag mit der Bedingung, die Duck zuzuschütten und nicht mehr zu diesem Zweck herzustellen <ref>Blume bezieht sich dabei auf "StAFü, Fach 27/5, Veräußerung des Hauses No. 143 durch die Judenschaft" und StAN, Katasterselekt Steuergemeinde Fürth Nr. 1,
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''Die öffentliche Versteigerung fand am [[5. April]] [[1825]] statt. Bieter waren die Schuhmachermeister Georg Borsch und Johann Georg Beltz sowie Simon Sulzbacher und Hajum Hirsch Ullmann „Ullstein“ (1792-1875). Georg Borsch erhielt als Meistbietender für 1075 fl. den Zuschlag mit der Bedingung, die Duck zuzuschütten und nicht mehr zu diesem Zweck herzustellen.<ref>Blume bezieht sich dabei auf "StAFü, Fach 27/5, Veräußerung des Hauses No. 143 durch die Judenschaft" und StAN, Katasterselekt Steuergemeinde Fürth Nr. 1, Güterverzeichnis der Stadt Fürth 1808, Haus 143</ref> Borsch veräußerte das Anwesen sehr schnell weiter, denn schon am 13. Juni 1825 errichtete der Wirt Conrad Volkert ein neues Wohnhaus an dieser Stelle.''<ref>Blume verweist hier auf "Archiv des Stadtbauamts Fürth, Mühlstraße 2"</ref>
Güterverzeichnis der Stadt Fürth 1808, Haus 143</ref>. Borsch veräußerte das Anwesen sehr schnell
 
weiter, denn schon am 13. Juni 1825 errichtete der Wirt Conrad Volkert ein neues Wohnhaus an dieser Stelle <ref>Blume verweist hier auf "Archiv des Stadtbauamts Fürth, Mühlstraße 2"</ref>.
 
  
Das heutige Haus wurde dann 1825/26 erbaut, nachdem der Wirt Conrad Volkert am [[27. Juni]] [[1825]] von Stadtmagistrat die Genehmigung erhielt, an dieser Stelle ein neues Wohnhaus zu errichten.<ref name="Wunschel"/>
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Das heutige Haus wurde dann 1825/26 erbaut, nachdem der Wirt Conrad Volkert am [[27. Juni]] [[1825]] von Stadtmagistrat die Genehmigung erhielt, an dieser Stelle ein neues Wohnhaus zu errichten.<ref name="Wunschel"/> Schon bald wurde hier eine Weinwirtschaft eingerichtet.
Eine Blütezeit erlebte das Lokal nach 1945 bis 1949. Geschäftsleute sind gekommen, die so genannte Hautevolee: der Bäcker lieferte Salzstangen für die Weintrinker am Vormittag. Zeitungen lagen aus und sorgten für Gesprächsstoff.
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Im I. Stock gab es einen Saal und Wohnräume, auch im 2. Stock. Im Rathaus-Boden durfte die Wäsche aufgehängt werden. So die Schilderungen von Frau Helga Schmidt, geb. Reiß, und von Herrn Reiß am 25.06.2021 in Cadolzburg (Interview: Peter Frank).
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Eine Blütezeit erlebte das Lokal nach 1945 bis 1949. Geschäftsleute kamen, die sogenannte Hautevolee: der Bäcker lieferte Salzstangen für die Weintrinker am Vormittag. Zeitungen lagen aus und sorgten für Gesprächsstoff. Im 1. Stock gab es einen Saal und Wohnräume, auch im 2. Stock. Im Rathaus-Boden durfte die Wäsche aufgehängt werden. So die Schilderungen von Frau Helga Schmidt, geb. Reiß und von Herrn Reiß am 25. Juni 2021 in Cadolzburg.<ref>Interview: Peter Frank</ref>
  
 
== Frühere Besitzer ==
 
== Frühere Besitzer ==
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* 1879: Conrad Wilhelm, Weinwirt
 
* 1879: Conrad Wilhelm, Weinwirt
 
* 1900: Carl Drescher, Weinwirt (Schwiegersohn)
 
* 1900: Carl Drescher, Weinwirt (Schwiegersohn)
* 1926/27 und 1931 laut Adressbücher von Fürth: Carl Drescher, C. Wilhelms Nachfolger.
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* 1926: Carl Drescher, C. Wilhelms Nachfolger<ref>Adressbücher 1926/27 und 1931</ref>
* 1935 (laut Adressbuch): Drescher, Anna, Wirtswitwe. Drescher, Konrad, Geschäftsführer.
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* 1935: Anna Drescher, Wirtswitwe; Konrad Drescher, Geschäftsführer<ref>Adressbuch von 1935</ref>
* 1972: Luise Höfler u. Miteigentümer.<ref>Adressbuch von 1972</ref>
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* 1972: Luise Höfler u. Miteigentümer<ref>Adressbuch von 1972</ref>
  
 
== Frühere Adressen ==
 
== Frühere Adressen ==

Aktuelle Version vom 15. März 2024, 16:09 Uhr

Duckla.jpg
Blick in die Mühlstraße in Richtung Sozialrathaus mit Treppenabgang zur Unterführung Mühlstraße
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Dreigeschossiger Sandsteinquaderbau auf trapezförmigem Grundriss mit Satteldach, stuckierten Neurenaissance-Fensterrahmungen und Relikte einer Mikwe im Keller, klassizistisch, im Kern spätes 17. Jahrhundert, Neubau von Paulus Biller, 1826, Fensterrahmungen Ende 19. Jahrhundert; Teil des Ensembles Altstadt.

Geschichte[Bearbeiten]

Die Erstbebauung des ursprünglich bambergischen Grundstücks erfolgte um 1670. Seitdem befand sich hier „ein zwey gädiges Häußlein“ mit der ersten nachweisbaren Mikwe der jüdischen Gemeinde in Fürth, die bis 1717 die einzige blieb. Im Jahr 1824 wurde das Gebäude für baufällig erachtet, sodass die jüdische Gemeinde auf Instandsetzung sowie weitere Nutzung verzichtete und es am 5. April 1825 öffentlich versteigern ließ.[1][2]
Die öffentliche Versteigerung fand am 5. April 1825 statt. Bieter waren die Schuhmachermeister Georg Borsch und Johann Georg Beltz sowie Simon Sulzbacher und Hajum Hirsch Ullmann „Ullstein“ (1792-1875). Georg Borsch erhielt als Meistbietender für 1075 fl. den Zuschlag mit der Bedingung, die Duck zuzuschütten und nicht mehr zu diesem Zweck herzustellen.[3] Borsch veräußerte das Anwesen sehr schnell weiter, denn schon am 13. Juni 1825 errichtete der Wirt Conrad Volkert ein neues Wohnhaus an dieser Stelle.[4]

Das heutige Haus wurde dann 1825/26 erbaut, nachdem der Wirt Conrad Volkert am 27. Juni 1825 von Stadtmagistrat die Genehmigung erhielt, an dieser Stelle ein neues Wohnhaus zu errichten.[1] Schon bald wurde hier eine Weinwirtschaft eingerichtet.

Eine Blütezeit erlebte das Lokal nach 1945 bis 1949. Geschäftsleute kamen, die sogenannte Hautevolee: der Bäcker lieferte Salzstangen für die Weintrinker am Vormittag. Zeitungen lagen aus und sorgten für Gesprächsstoff. Im 1. Stock gab es einen Saal und Wohnräume, auch im 2. Stock. Im Rathaus-Boden durfte die Wäsche aufgehängt werden. So die Schilderungen von Frau Helga Schmidt, geb. Reiß und von Herrn Reiß am 25. Juni 2021 in Cadolzburg.[5]

Frühere Besitzer[Bearbeiten]

  • 1670: Jüdische Gemeinde Fürth
  • 1825: Conrad Volkert, Weinwirt
  • 1840: Elisabetha Müller, Wirtin Zur goldenen Kanne
  • 1859: Andreas Martin Müller, Weinwirt
  • 1879: Conrad Wilhelm, Weinwirt
  • 1900: Carl Drescher, Weinwirt (Schwiegersohn)
  • 1926: Carl Drescher, C. Wilhelms Nachfolger[6]
  • 1935: Anna Drescher, Wirtswitwe; Konrad Drescher, Geschäftsführer[7]
  • 1972: Luise Höfler u. Miteigentümer[8]

Frühere Adressen[Bearbeiten]

  • 1792: Hs.-Nr. 143 (Beim Feuerhäuslein, Hinter dem Schindelhof)
  • 1827: Hs.-Nr. 134, II. Stadtbezirk (geführt unter Gustavstraße)
  • 1860: Mühlgasse 14
  • 1890: Mühlstraße 2

Literatur[Bearbeiten]

  • Fritz Meier: Historische Badstuben in Fürth. In: Fürther Heimatblätter, 1958/2, S. 17 - 26
  • Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth - "Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen". In: Fürther Geschichtsblätter, 2/2011, S. 37 - 38
  • Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth - "Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen". Mikwe im Haus Mühlstraße 2, Duckla - Nachtrag. In: Fürther Geschichtsblätter, 3/2011, S. 79 - 80
  • Fürther Weinwanderweg (Buch)

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Wunschelchronik, S. 362/363
  2. Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth …, Fürther Geschichtsblätter, 2/2011
  3. Blume bezieht sich dabei auf "StAFü, Fach 27/5, Veräußerung des Hauses No. 143 durch die Judenschaft" und StAN, Katasterselekt Steuergemeinde Fürth Nr. 1, Güterverzeichnis der Stadt Fürth 1808, Haus 143
  4. Blume verweist hier auf "Archiv des Stadtbauamts Fürth, Mühlstraße 2"
  5. Interview: Peter Frank
  6. Adressbücher 1926/27 und 1931
  7. Adressbuch von 1935
  8. Adressbuch von 1972

Bilder[Bearbeiten]