Untere Mühle: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Untere Mühle''' war in früheren Jahrhunderten eine der beiden großen Fürther Stadtmühlen und lag an der [[Rednitz]].
+
Die '''Untere Mühle''' war in früheren Jahrhunderten eine der beiden großen Fürther Stadtmühlen und lag an der [[Rednitz]]. Aus dieser Mühle ging später die [[Förstermühle]] hervor.
  
Einer der ältesten Nachweise einer Mühle an der Rednitz stammt von [[1614]]:
+
==Entstehungsgeschichte==
:''Der Müller [[Endres Brand]] wurde zu 10 Gulden Strafe verurteilt, weil er "etliche Wäßerungs-Räder an der [[Rednitz]], unterhalb seiner Mühle ohne Bewilligung zerhauen und herausgerissen."<ref>''"Bestgegründete Ausführung der seit Jahrhunderten zwischen dem Hochstift und der Domprobstei Bamberg [...]"'', 1785, S. 75 - [https://books.google.de/books?id=8CVLAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false online-Digitalisat]</ref>
+
[[Datei:Boener Fürth von Niedergang.JPG|thumb|right|Stadtansicht noch ohne Mühle]]
 +
Zur Entstehungsgeschichte der unteren Mühle gibt es zahlreiche widersprüchliche Angaben. Fronmüller schreibt in seiner Chronik (unter Berufung auf die handschriftliche Stadtchronik von [[Christian Gottlieb Albig]] von 1778) zwar, dass die untere Mühle bereits im Jahr [[1394]] in Akten erwähnt wird.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 21</ref> Dies widerlegt Wunschel aber in seiner Häuserchronik mit einer ausführlichen Beweisführung. Neben zahlreichen Urkundenzitaten führt er auch eine Stadtansicht von [[Johann Alexander Boener]] von 1704/1705, auf der die Mühle (noch) fehlt, an.
 +
 
 +
Wunschel zufolge wurde die untere Mühle eindeutig [[1706]] von [[Michael Messelhäuser]] erbaut.
 +
 
 +
Allerdings gibt es einen älteren Nachweise einer Mühle an der Rednitz von [[1614]]:
 +
:''Der Müller [[Endres Brand]] wurde zu 10 Gulden Strafe verurteilt, weil er "etliche Wäßerungs-Räder an der [[Rednitz]], unterhalb seiner Mühle ohne Bewilligung zerhauen und herausgerissen."<ref>''"Bestgegründete Ausführung der seit Jahrhunderten zwischen dem Hochstift und der Domprobstei Bamberg [...]"'', 1785, S. 75 - [https://books.google.de/books?id=8CVLAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false online-Digitalisat]</ref>
 +
(Dieser Eintrag findet wiederum bei Wunschel keine Erwähnung. Ob es sich dabei allerdings tatsächlich um die sog. untere Mühle handelt, bleibt offen.)
 +
 
 +
Wenn das Baujahr, das Fronmüller angibt, nicht stimmt, dann gehören auch seine Beschreibungen der Mühle ("früher eine Papier- und Schleifmühle", wurde "nach dem Dreißigjährigen Krieg [[1649]] von einem Müller [[Wolf Scherzer]] als Getreide-Mühle wieder aufgebaut und deshalb auch "Scherzermühle" genannt")<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]], 1887, S. 103 und S. 99</ref> nicht zur unteren, sondern zur [[obere Mühle|oberen Mühle]].
 +
 
 +
[[1706]] klagte die Dompropstei Bamberg gegen diesen Bau.<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]], S. 108 und S. 113</ref>
  
Laut Fronmüller war sie "früher eine Papier- und Schleifmühle", wurde nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] [[1649]] von einem Müller [[Wolf Scherzer|Scherzer]] als Getreide-Mühle wieder aufgebaut und deshalb auch "Scherzermühle" genannt. [[1663]] ließ Scherzer die Mühle umfangreich erweitern und mehrere Mahlgänge einbauen.<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]], 1887, S. 103 und S. 99</ref> Dieses Gebäude wurde [[1703]] vom damaligen Besitzer Johann [[Michael Messelhäuser]] niedergerissen, neu aufgebaut und beträchtlich erweitert. [[1706]] klagte die Dompropstei Bamberg gegen diesen Bau.<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]], S. 108 und S. 113</ref>
 
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es dort auch eine (Spiegel-)glasfabrik.
 
 
Im März [[1827]] brannte die Mühle ab, wurde aber im gleichen Jahr wieder aufgebaut - und zwar mit Mahl- und Sägemühle, Glaspolierwerk und Wohnhaus.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 244</ref>
 
Im März [[1827]] brannte die Mühle ab, wurde aber im gleichen Jahr wieder aufgebaut - und zwar mit Mahl- und Sägemühle, Glaspolierwerk und Wohnhaus.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 244</ref>
  
Aus dieser Mühle ging später die [[Förstermühle]] hervor.
+
==Frühere Adressbezeichnungen<ref>Wenn nicht anders angegeben, aus den jeweiligen Adressbüchern</ref>==
 
 
==frühere Adressbezeichnungen<ref>Wenn nicht anders angegeben, aus den jeweiligen Adressbüchern</ref>==
 
 
* 1717: Haus Nr. 71 "Die Mestelhaußermühl" (bei "Hochfürstl. Brandenburg-Onolzbachische Häußer")<ref>[[Grund-Riß des Fleckens Fürth]]</ref>
 
* 1717: Haus Nr. 71 "Die Mestelhaußermühl" (bei "Hochfürstl. Brandenburg-Onolzbachische Häußer")<ref>[[Grund-Riß des Fleckens Fürth]]</ref>
 
* 1723: "Meßelhäußer Seeg Mühl und Walckh"<ref>Wunschel-Hauschronik, Das Fischhäusla, Stadtarchiv Fürth</ref>
 
* 1723: "Meßelhäußer Seeg Mühl und Walckh"<ref>Wunschel-Hauschronik, Das Fischhäusla, Stadtarchiv Fürth</ref>
Zeile 19: Zeile 26:
  
 
==Besitzer der unteren Mühle==
 
==Besitzer der unteren Mühle==
* [[1614]]: [[Endres Brand]]
+
* evtl. [[1614]]: [[Endres Brand]]?
* mind. 1649 bis 1663: [[Wolf Scherzer]]<ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]]</ref>
+
* ab 1703/1706: Johann [[Michael Messelhäuser]]<ref>[[Adressbuch von 1819]], S. 187</ref><ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]]</ref>
* mind. 1699 bis 1703: Johann [[Michael Messelhäuser]]<ref>[[Adressbuch von 1819]], S. 187</ref><ref>[[Chronik der Stadt Fürth (Buch)|Fronmüller-Chronik]]</ref>
 
 
* 1717: Die Mestelhaußermühl<ref>[[Grund-Riß des Fleckens Fürth]]</ref>
 
* 1717: Die Mestelhaußermühl<ref>[[Grund-Riß des Fleckens Fürth]]</ref>
 +
* 1723: Messehlhäuser, Johann und Joh. Georg<ref>[[Wunschelchronik]]</ref>
 
* 1741 bis 1773: [[Georg Friedrich Eckart]]  
 
* 1741 bis 1773: [[Georg Friedrich Eckart]]  
 
* 1773 bis 1819: [[Johann Michael Eckart]]
 
* 1773 bis 1819: [[Johann Michael Eckart]]
 
* ab 1819: [[Georg Christoph Foerster]]
 
* ab 1819: [[Georg Christoph Foerster]]
 +
* ab da: siehe [[Förstermühle]]
  
 
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==

Version vom 21. Januar 2018, 23:32 Uhr

Die Untere Mühle war in früheren Jahrhunderten eine der beiden großen Fürther Stadtmühlen und lag an der Rednitz. Aus dieser Mühle ging später die Förstermühle hervor.

Entstehungsgeschichte

Stadtansicht noch ohne Mühle

Zur Entstehungsgeschichte der unteren Mühle gibt es zahlreiche widersprüchliche Angaben. Fronmüller schreibt in seiner Chronik (unter Berufung auf die handschriftliche Stadtchronik von Christian Gottlieb Albig von 1778) zwar, dass die untere Mühle bereits im Jahr 1394 in Akten erwähnt wird.[1] Dies widerlegt Wunschel aber in seiner Häuserchronik mit einer ausführlichen Beweisführung. Neben zahlreichen Urkundenzitaten führt er auch eine Stadtansicht von Johann Alexander Boener von 1704/1705, auf der die Mühle (noch) fehlt, an.

Wunschel zufolge wurde die untere Mühle eindeutig 1706 von Michael Messelhäuser erbaut.

Allerdings gibt es einen älteren Nachweise einer Mühle an der Rednitz von 1614:

Der Müller Endres Brand wurde zu 10 Gulden Strafe verurteilt, weil er "etliche Wäßerungs-Räder an der Rednitz, unterhalb seiner Mühle ohne Bewilligung zerhauen und herausgerissen."[2]

(Dieser Eintrag findet wiederum bei Wunschel keine Erwähnung. Ob es sich dabei allerdings tatsächlich um die sog. untere Mühle handelt, bleibt offen.)

Wenn das Baujahr, das Fronmüller angibt, nicht stimmt, dann gehören auch seine Beschreibungen der Mühle ("früher eine Papier- und Schleifmühle", wurde "nach dem Dreißigjährigen Krieg 1649 von einem Müller Wolf Scherzer als Getreide-Mühle wieder aufgebaut und deshalb auch "Scherzermühle" genannt")[3] nicht zur unteren, sondern zur oberen Mühle.

1706 klagte die Dompropstei Bamberg gegen diesen Bau.[4]

Im März 1827 brannte die Mühle ab, wurde aber im gleichen Jahr wieder aufgebaut - und zwar mit Mahl- und Sägemühle, Glaspolierwerk und Wohnhaus.[5]

Frühere Adressbezeichnungen[6]

  • 1717: Haus Nr. 71 "Die Mestelhaußermühl" (bei "Hochfürstl. Brandenburg-Onolzbachische Häußer")[7]
  • 1723: "Meßelhäußer Seeg Mühl und Walckh"[8]
  • 1789: Nr. 42 "Der untere Mühlhof"[9]
  • 1807: "Beim Frankfurter Schlag" Haus-Nr. 25
  • 1819: "Am Frankfurther Schlag" Haus-Nr. 25
  • 1846: "Frankfurter und Vacher Landstraße" Nr. 2

Besitzer der unteren Mühle

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Fronmüllerchronik, 1887, S. 21
  2. "Bestgegründete Ausführung der seit Jahrhunderten zwischen dem Hochstift und der Domprobstei Bamberg [...]", 1785, S. 75 - online-Digitalisat
  3. Fronmüller-Chronik, 1887, S. 103 und S. 99
  4. Fronmüller-Chronik, S. 108 und S. 113
  5. Fronmüllerchronik, 1887, S. 244
  6. Wenn nicht anders angegeben, aus den jeweiligen Adressbüchern
  7. Grund-Riß des Fleckens Fürth
  8. Wunschel-Hauschronik, Das Fischhäusla, Stadtarchiv Fürth
  9. Grundriß des Hofmarkt Fürth
  10. Adressbuch von 1819, S. 187
  11. Fronmüller-Chronik
  12. Grund-Riß des Fleckens Fürth
  13. Wunschelchronik

Bilder