Ludwigskanal: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Fahrten mit den Schlagrahmdampfern auf der 4,26 km langen Strecke zwischen Stadtgrenze und Gasthof erfreuten sich großer Beliebtheit und waren - neben der Freude der Fürther - auch eine lukrative Einnahmequelle für Hans Weigel. An Bord der Schiffe der "Fürther Hochseeflotte" waren im Service auch immer ein Kännchen Kaffee im Preis mit inbegriffen.
 
Die Fahrten mit den Schlagrahmdampfern auf der 4,26 km langen Strecke zwischen Stadtgrenze und Gasthof erfreuten sich großer Beliebtheit und waren - neben der Freude der Fürther - auch eine lukrative Einnahmequelle für Hans Weigel. An Bord der Schiffe der "Fürther Hochseeflotte" waren im Service auch immer ein Kännchen Kaffee im Preis mit inbegriffen.
  
Das Ende der Schlagrahmdampfer kündigte sich [[1932]] an, als erste Pläne für eine Autostraße auf der Trasse des Kanals und der Bau eines neuen Kanals aufkamen. Durch die politischen Entwicklungen verzögerten sich diese Pläne und die Schlagrahmdampfer fuhren bis Kriegsbeginn weiter. Schließlich mussten die Fahrten als "nicht Kriegswichtig" eingestellt werden, da kein Brennstoff mehr zur Verfügung stand. Die Boote wurden in Kronach eingemottet, in der Hoffnung die Fahrten nach dem Krieg wieder aufnehmen zu können. Diese Hoffnungen zerschlugen sich und so versuchte die Familie Weigel die Boote 1944 zu verkaufen. Während die "Hansi" in Kronach ausgeschlachtet und verschrottet wurde, wurden die "Karl" und "Antonia" nach Bremen verkauft. Weit kam die "Antonia" jedoch nicht, denn während der Überführungsfahrt gab sie bereits bei Schleuse 84 bei Erlangen den Geist auf.
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Das Ende der Schlagrahmdampfer kündigte sich [[1932]] an, als erste Pläne für eine Autostraße auf der Trasse des Kanals und der Bau eines neuen Kanals aufkamen. Durch die politischen Entwicklungen verzögerten sich diese Pläne und die Schlagrahmdampfer fuhren bis Kriegsbeginn weiter. Schließlich mussten die Fahrten als "nicht Kriegswichtig" eingestellt werden, da kein Brennstoff mehr zur Verfügung stand. Die Boote wurden in Kronach eingemottet, in der Hoffnung die Fahrten nach dem Krieg wieder aufnehmen zu können. Diese Hoffnungen zerschlugen sich und so versuchte die Familie Weigel die Boote [[1944]] zu verkaufen. Während die "Hansi" in Kronach ausgeschlachtet und verschrottet wurde, wurden die "Karl" und "Antonia" nach Bremen verkauft. Weit kam die "Antonia" jedoch nicht, denn während der Überführungsfahrt gab sie bereits bei Schleuse 84 bei Erlangen den Geist auf.
  
 
== Das Ende des Kanals ==
 
== Das Ende des Kanals ==

Version vom 13. Oktober 2008, 08:10 Uhr

Der Ludwigskanal (auch "Ludwigs-Donau-Main-Kanal") war eine unter König Ludwig I. von Bayern 1846 vollendete, 15,8 m breite, 1,5 m tiefe und 177 km lange Wasserstraße (Kanal) zwischen Kehlheim (Donau) und Bamberg (Main). Um den Höhenunterschied zwischen Main und Donau auszugleichen, wurde der Ludwigskanal mit genau 100 Schleusen versehen - eine damals unglaubliche bauliche Leistung.

Der Ludwigskanal ist der Vorläufer des heutigen Main-Donau-Kanals, auch wenn er wesentlich kleiner dimensioniert und nur für die Treidelschiffahrt ausgelegt war. Er führte auch durch heutiges Fürther Stadtgebiet, von Kronach an Ronhof und Poppenreuth vorbei zur Stadtgrenze an der Nürnberger Straße.

Der Ludwigskanal in Fürth

Auch in Fürth begannen die Arbeiten am Kanal am 1. Juli 1836. Die Arbeiter rekrutierten sich in der Mehrzahl aus Almosenempfängern, denen die Stadt Fürth empfahl, sich für den Bau zu melden, denn damit hätten Sie Lohn und Arbeit auf Jahre hinaus. Allerdings meldeten sich zunächst nicht viele Fürther freiwillig und so strich die Stadt die arbeitsfähigen Almosenempfänger kurzerhand von der Unterstützungsliste, was viele schließlich doch dazu überzeugte, ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen. So machte der Abschnitt zwischen Fürth und Erlangen besonders schnell Fortschritte. Die Eröffnung des Abschnitts zwischen Bamberg und Nürnberg erfolgte schließlich am 06. Mai 1843. Auf ganzer Länge war der Kanal ab August 1845 voll befahrbar.

Auf dem Stadtgebiet Fürth ist der "Alte Kanal" heute in Gänze durch den Frankenschnellweg überbaut. Im Wesentlichen führte der Kanal auf Höhe der heutigen Anschlussstelle Fürth/Nürnberg auf das Fürther Stadtgebiet. Hier befand sich der Verkehrsknotenpunkt "Fürth-Kreuzung", wo sich Ludwigsbahn, Ludwig-Süd-Nord-Bahn, Fürther Straße und Kanal trafen. Auf Höhe der Anschlussstelle Poppenreuth - bei Kanalkilometer 119,3 - befand sich der Fürther Hafen. Das 102 Meter lange Hafenbecken verbreiterte den Kanal zu beiden Seiten und war mit senkrechten Kaimauern versehen. Mit einem 12-t-Handkran konnten die in Fürth landenden Schiffe entladen werden. Nördlich von Kronach befand sich die Schleuse 81, bei Herboldshof folgte die zweite der Fürther Schleusen (Schleuse 82).

Der Kanal ist vor allem als Naherholungsgebiet in die Fürther Erinnerung eingegangen. Die himmlische Ruhe, die an seinen Ufern herrschte zog viele Fürther zum Baden oder im Winter zum Schlittschuh fahren an. Auch die "Kanalbirnen" und die holzigen Äpfel von den zahlreichen Obstbäumen an den Kanalufern haben sich in der Erinnerung gehalten.

Schlagrahmdampfer

In der Erinnerung der Fürther haben sich vor allem die Schlagrahmdampfer gehalten. Diese gehen zurück auf den Bamberger Lohnschiffer Weihermann, der ab 1906 eine Art Wassertaxi zwischen der Schleuse 80 in Doos und 81 bei Kronach einrichtet. Für 20 Pfennige war dies ein erschwingliches Vergnügen für Fürther und Nürnberger. 1913 folgte Kapitän Ebert aus Klingenberg, der die gleiche Strecke mit einem Motorboot für 200 Personen befuhr. Die vierzigminütige Fahrt kostete bei ihm 30 Pfennige. Nach dem ersten Weltkrieg beschaffte der Gastwirt Memmert aus Kronach schließlich das Holz-Treidelschiff "Zille", mit dem er den Verkehr auf der gleichen Strecke wieder aufnahm. Die Qualität und Preise seines Gasthofes kamen an und so wurde aus dem Taxi schnell ein Zubringer für sein Lokal. Immer mehr Passagiere machten eine Vergrößerung der Kapazitäten nötig und ein Motorschiff, das er auf den Namen "Antonia" taufte, ersetzte das bisherige Treidelboot. Bis 1926 folgten noch zwei weitere Schiffe: "Karl" (mit 120 Plätzen) und "Hansi" mit 60 Plätzen. Dieses Schiff gehörte bereits Hans Weigel aus Großgründlach, der durch Hochzeit in Besitz des Gasthofes Memmert kam und ihn in Gasthof Weigel umtaufte.

Die Fahrten mit den Schlagrahmdampfern auf der 4,26 km langen Strecke zwischen Stadtgrenze und Gasthof erfreuten sich großer Beliebtheit und waren - neben der Freude der Fürther - auch eine lukrative Einnahmequelle für Hans Weigel. An Bord der Schiffe der "Fürther Hochseeflotte" waren im Service auch immer ein Kännchen Kaffee im Preis mit inbegriffen.

Das Ende der Schlagrahmdampfer kündigte sich 1932 an, als erste Pläne für eine Autostraße auf der Trasse des Kanals und der Bau eines neuen Kanals aufkamen. Durch die politischen Entwicklungen verzögerten sich diese Pläne und die Schlagrahmdampfer fuhren bis Kriegsbeginn weiter. Schließlich mussten die Fahrten als "nicht Kriegswichtig" eingestellt werden, da kein Brennstoff mehr zur Verfügung stand. Die Boote wurden in Kronach eingemottet, in der Hoffnung die Fahrten nach dem Krieg wieder aufnehmen zu können. Diese Hoffnungen zerschlugen sich und so versuchte die Familie Weigel die Boote 1944 zu verkaufen. Während die "Hansi" in Kronach ausgeschlachtet und verschrottet wurde, wurden die "Karl" und "Antonia" nach Bremen verkauft. Weit kam die "Antonia" jedoch nicht, denn während der Überführungsfahrt gab sie bereits bei Schleuse 84 bei Erlangen den Geist auf.

Das Ende des Kanals

Nach Ende des Krieges befuhr kein Frachtschiff mehr den Ludwigskanal. Zudem hatte die abrückende Wehrmacht im April 1945 die Kanalbrücke bei Kronach gesprengt, um die heranrückenden US-Truppen aufzuhalten. Bei einer Gewässertiefe von nur 1,46 Metern war dies ein absolut sinnloses Zerstörungswerk. Die Brücke wurde nach dem Krieg zwar wieder aufgebaut, der Kanal blieb aber ungenutzt. Durch die Unterbrechung von Zuflüssen trocknete der Kanal immer mehr aus und schließlich lag das Fürther Hafenbecken wie auch die übrige Strecke des Kanals in Fürth trocken und wucherte schließlich mit Büschen zu. Bald wurden die vor dem Krieg bereits gefassten Pläne einer Schnellstraße wieder hervorgeholt und ab dem 15. Mai 1969 begannen Bulldozer mit der Abtragung der Kanalbauwerke.

Auf der ehemaligen Kanal-Trasse liegt heute von Erlangen bis Nürnberg der "Frankenschnellweg" (Autobahn A73), nur ein kleines Teilstück ist noch erhalten und dient als Naherholungsgebiet. Auch mehrere Schleusen sind noch gut erhalten, welche sich allerdings größtenteils außerhalb des Stadtgebiets von Nürnberg, Fürth und Erlangen befinden. Zudem ist zum großen Teil nur noch die Trasse vorhanden, welche in den 50er Jahren vielerorts trockengelegt wurde.

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