Graffiti in Fürth

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Allgemeines

Die Geschichte der Graffiti reicht weit zurück, ist geprägt von kulturellen Einflüssen und sozialen Entwicklungen, und hat sich, als dynamische Kunstform, stark verändert und weiterentwickelt.

Herkunft des Begriffes

Die Bezeichnung Graffiti leitet sich von dem altgriechischen Ausdruck für „schreiben“ ab und geht auf die italienische Bedeutung des Wortes Graffito zurück, womit ursprünglich „Schraffierung“ oder „in Stein geritzte Zeichnung oder Schrift“ gemeint war.

Singular von Graffiti ist Graffito, was besagt, dass Graffiti Plural ist. Im deutschen Sprachgebrauch hat sich Graffiti als Einzahl eingebürgert, und im Plural wird allgemein von Graffitis gesprochen.

Abgrenzung zwischen Graffiti und Street Art

Graffiti entwickelte sich von illegalen Verunreinigungen zu einer anerkannten urbanen Kunstform, die öffentliche Wände, Böden und Säulen schmückt. Die künstlerische Szene und Popkultur wurden durch Graffiti und Street Art beeinflusst, die ihren Ausdruck in politischen Botschaften, abstrakten Designs bis hin zu realistischen Porträts finden. Durch Einflüsse von Künstlern wie Banksy verwischen zunehmend die Grenzen zwischen Street Art und Galeriekunst, sodass mittlerweile Städte, Unternehmen und auch Privatpersonen professionelle Graffiti an Gebäuden oder sonstigen Flächen anbringen lassen. Auch heute noch ist umstritten, ob es als Kunst oder Vandalismus empfunden wird.

Geschichte - Von den Anfängen bis heute

Malen und Zeichnen auf Mauern oder Wänden hat sehr alte Ursprünge, in Form von Felskunst in Höhlen.

Antike Ursprünge

Im alten Ägypten dienten Wandmalereien vor allem symbolischen Zwecken und schmückten Grabstätten, Tempel und Pyramiden. Auch bei den Maya und Griechen gibt es frühe Formen der Graffitigestaltung. In Städten wie Rom, Ostia und in den Ruinen von Pompeji finden sich zahlreiche Inschriften und Zeichnungen aus der Zeit des Römischen Reiches. Diese enthielten oft einfachen Nachrichten bis hin zu politischen Botschaften.

Moderne

In den Anfängen wurden Graffiti als Schmierereien an Wänden und öffentlichen Plätzen betrachtet, bis ab den 1970er Jahren in New York die moderne Graffiti-Bewegung begann. Bekannte Künstler wie Keith Haring oder Jean-Michel Basquiat prägten diese Zeit.

Legale Graffiti-Wände

Zunehmend werden von Städten und Kommunen legale Graffiti-Wände geschaffen, um die Kunstszene zu unterstützen, die Kreativität der Künstler zu fördern und gleichzeitig illegale Graffiti zu reduzieren.

Historische Graffiti in Fürth

Ab 2007 wurden vom Arbeitskreis Kunst im öffentlichen Raum Werke aus der Nachkriegszeit dokumentiert, wodurch einige Arbeiten, auch Sgraffiti, vor der Zerstörung gerettet werden konnten.

2022 wurde bei Bauarbeiten der Schriftzug Nieder mit dem Kapitalismus wiederentdeckt, am Gebäude des ehemaligen Geschäfts Schuh-Hofer in der Ludwig-Erhard-Straße 19. Nach Schätzungen soll die Parole über 100 Jahre alt sein. Nach heutiger Auffassung würde man es vermutlich als Graffiti bezeichnen.

2017 wurden in dem Magazin „Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ Sgraffiti aus Fürth erwähnt und zwei Fotografien "Fürth, ehemalige Milchgaststätte“ und „Fürth, ehem. Milchgaststätte“ (Detailaufnahme), abgebildet.

Graffiti in Fürth

In der Stadt Fürth gibt es auch ein wachsendes Interesse an Street Art, was an zahlreichen Orten innerhalb der Stadt besichtigt werden kann.

1996 wurde als erstes Kunstprojekt mit Schülern des Hardenberg-Gymnasiums die Unterführung Schießplatz gestaltet. Die Aktion Protestgarten Fürth hatte sich unter anderem dafür eingesetzt, dass die Stadt Graffitiflächen für Sprayer freigeben sollte. 2019 wurden die Wände der drei Unterführungen unter der Kapellenstraße dafür ausgewiesen.

Graffiti Julius Hirsch Oktober 2020

Im Oktober 2020 folgte das Graffito-Projekt zum Gedenken an Julius Hirsch, auf der etwa 100 Quadratmeter großen Fläche direkt neben dem 2017 errichteten Sportzentrum. Ausgeführt wurde das Vorhaben zusammen mit dem Kinder- & Jugendhaus Catch Up.

Das im Juli 2022 entstandene Projekt „Fürth färben“, an der Rückseite der neuen Feuerwache am Schießanger, ist das größte Street-Art-Projekt der Metropolregion und hat Vorurteile gegenüber Graffiti widerlegt.

Die künsterlische Beratung übernahm der Graffiti-Künstler Carlos Lorente, Gründer und Geschäftsführer der Style Scouts® Graffiti Akademie in Nürnberg. Verschiedene Streetart-Künstler unterstützten die beteiligten Jugendlichen, die entschieden, dass das ca. 260 Quadratmeter große Gemälde sowohl lustige Darstellungen mit lokalem Bezug als auch tiefgründige Motive beinhalten sollte, wie beispielsweise die 2017 verstorbene Autorin Bella Rosenkranz und Rudolf Benario, einer der ersten Juden, der von den Nationalsozialisten ermordetet wurde.

Ein weiteres Beispiel ist das Graffiti am Europakanal in Fürth, das als Gemeinschaftsprojekt von 28 internationalen und lokalen Künstlern gestaltet wurde.

Die Stützmauer der Mehrfamiliengebäude im Grundigpark am Europakanal wurde immer wieder für illegale Graffiti genutzt, deren Beseitigung hohe Kosten verursachten. Den Auftrag für die langfristige Verschönerung erhielt Carlos Lorente, worauf im September 2022 ein ca. 250 m langes Graffiti geschaffen wurde.

Das neu entstandene Graffiti am Europakanal, Okt. 2022
Graffiti Jugendhaus Hardhöhe 2022

Die Erlaubnis zu legalen Graffiti hat sich als sinnvoll erwiesen, um illegalen Gestaltungen entgegenzuwirken. Für die Jugendlichen stehen die legalen Graffitiflächen unter anderem an den Wänden des Lindenhains und des Jugendhauses Hardhöhe zur Verfügung; dort wurde zusätzlich die Schallschutzwand hinter dem Jugendzentrum für die Sprayer freigegeben. Darüber hinaus entstehen in den drei Unterführungen Unterführung Schießplatz, Unterführung Heiligenstraße und Unterführung Mühlstraße wiederkehrend neue Werke. Im Mai 2023 wurden am Stresemannplatz Betonblöcke mit Graffiti farbig gestaltet.

Die Fassade der Skaterhalle in der Wehlauer Straße als Graffitifläche auszuweisen ist geplant und soll als Jugendprojekt durchgeführt werden.

Statt grauer Eintönigkeit erstrahlen im Stadtpark die beiden Toilettenhäuschen, bei der Kleinen Mainau und an der Freilichtbühne, kunstvoll verschönert.

Lokalberichterstattung

  • Arthur Kreklau: Toilettenhäuschen in der kleinen Meinau wurde aufwändig saniert und neu gestaltet. In: Marktspiegel vom 6. September 2018 online
  • Volker Dittmar: Mit Kunst gegen Schmierereien am Mariensteig. In: nordbayern.de vom 29. Mai 2019 online
  • Peter Romir: Projekt "Fürth färben" XXL-Graffiti: Die Feuerwache wird zu Fürths größter Leinwand. In: nordbayern.de vom 16.5.2022

online

  • Von Wolfgang Händel: Ungewöhnliches Vorhaben Größtes Streetart-Projekt der Region: Graffiti verzieren die Wand der neuen Fürther Feuerwache. In: Nürnberger Nachrichten vom 3.7.2022 [1] (NN+)
  • Hans-Joachim Winckler: Urban Art Jam - Beeindruckend: Hat Fürth jetzt die längste Graffiti-Wand in der Region?. In: Nürnberger Nachrichten vom 19. September 2022 online (NN+)
  • Autor: Arthur Kreklau: Urban Art Jam am Grundigpark - Riesen-Graffiti in Fürth. In: Marktspiegel vom 30. September 2022 online
  • Gwendolyn Kuhn: Vor dem Abriss: Graffiti verschönern Altenheim. In: Fürther Nachrichten vom 19. April 2023, S. 31 (Druckausgabe)
  • Gwendolyn Kuhn: Legales Sprayen Viel Platz für Graffiti: Fürth startet Sprayer-Projekt im Stiftungsaltenheim In: nordbayern.de vom 19. April 2023 - online (NN+)
  • Thomas Scheer: Bunte Graffiti: Kunstwerk am Stresemannplatz erstrahlt neu. In: Fürther Nachrichten vom 27. Mai 2023 (Druckausgabe)

Siehe auch

Weblinks

  • Magazin "Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz" - Website
  • Unterschied zwischen Graffiti und Street Art - Website
  • Toilettenhäuschen Freilichtbühne - Website
  • GRAFFITI Motion Graffiti-Projekte - Website
  • Street-Art in Bayern "Fürth: Immer an der bunten Wand lang" - Website
  • Wikipedia: Graffiti - Website

Bilder