Modehaus Fiedler

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Das ehemalige Modehaus Fiedler lag in der Rudolf-Breitscheid-Straße 9-13, unweit der Fußgängerzone.

Gründung

Im Jahr 1866 gab es neben den sog. Bierkrawallen auch die Gründung eines Fürther Modehauses, so zumindest würde es 100 Jahre später heißen. Doch zunächst fiel die Gründung des künftigen Unternehmens im Oktober 1866 eher bescheiden aus. Im Hinterzimmer der damaligen Weinstraße 13 (heute Rudolf-Breitscheid-Straße 13) gründete Katharina Wipplinger einen Strickereiladen [1]. Die in Fürth geborene Firmengründerin war die vierte von insgesamt sieben Geschwistern und verließ schon mit 13 Jahren die Heimat, um im Ausland ihr Geld zu verdienen. Von einem ihrer Auslandsaufenthalte im Elsass brachte sie schließlich die Idee, die Kenntnisse und die ersten Kontakte für Ihr Geschäft in Fürth mit. Zuvor verdiente die inzwischen 24-jährige Wipplinger ihren Unterhalt noch als Handarbeitslehrerin für Schüler, Hausfrauen und Damen der Gesellschaft aus Nürnberg. [2]

Mit 300 Gulden, die sie sich bei Pfarrer Maximilian Röder geliehen hatte, gründete sie im Oktober 1866 in einem Hinterzimmer ihr Geschäft [3]. Laut eigenen Angaben lief das Geschäft bereits nach einem Jahr so gut, dass sie bereits 1867 in einen größeren Raum in die Weinstraße 7 neben das heutige Parkhotel umzog. Zur gleichen Zeit handelte in Nürnberg ein gewisser Hermann Fiedler mit Borten und Litzen. Der 1830 in Frohnau/Annaberg (im Erzgebirge) geborene Handelsvertreter war beruflich häufig in Fürth - und so entwickelte sich aus dem beruflichen Kontakt bald auch eine solide Liebesbeziehung. Im Jahr 1873 heirateten beide in der Nürnberger Sebalduskirche. [4]

1. Generation 1866 - 1908

 
Katharina Wipplinger und Hermann Fiedler

Am 5. Januar 1874 eröffnete offiziell die Fürther Tapisseriewarenhandlung in dem ehem. Geschäftsraum von Kathrina Wipplinger, jetzt Fiedler. Der Stadtchronist Fronmüller wusste 1874 zu berichten, dass es sich um einen schönen Laden handelte [5]. Nach eigenen Angaben hielt der Aufschwung stetig an, so dass bereits 1876 der nächste Umzug in größere Räume anstand. Das Angebot wurde erweitert um feine Wäsche, Schürzen und Strickwaren. Der Umzug wurde in der Nacht mit Wäschekörben vollzogen, da Hermann Fiedler jede Umsatzeinbuße vermeiden wollte. Der neue Standort begünstigte den Umzug, es ging erneut lediglich über die Straße, dieses Mal in die Weinstraße 6. Das Ehepaar hatte inzwischen zwei Kinder - die Söhne Heinrich und Karl, wobei Karl die Firma später übernehmen sollte [6].

 
Das Modehaus um 1900

Der neue Laden in der Weinstraße 6 besaß zum ersten Mal auch Schaufenster, so dass die Geschäftsinhaber und die inzwischen drei Angestellten der Fürther Bevölkerung ihre Ware besser präsentieren konnten. 1878 folgte die erste Filiale Hermann Fiedler in der Ludwigstraße 52 in Nürnberg. Geschäftsführer war der angeheiratete Hans Leo. 1890 erfolgte die nächste Geschäftserweiterung. Das Eckhaus Weinstraße 9 wurde gekauft (zu diesem Zeitpunkt hieß die Weinstraße Hindenburgstraße), das vielen Fürther noch als das Modehaus Fiedler bekannt ist und den letzten Standort bis zur Schließung darstellte.

Ab 1891 wurde das Gebäude mehrfach umgebaut. Das einst klassizistische Doppelhaus von 1837 gehörte zu den ältesten Gebäuden in der Straße [7]. Neben dem Ausbau der Geschäfts- und Verkaufsräumen und dem Aufstocken des Gebäudes wurden auch verschiedene gasbeleuchtete Schaufenster eingebaut. Letzteres war für die damalige Fürther Bevölkerung ein absolutes Highlight. 1907 starb Katharina Fiedler im Alter von 65 Jahren, ein Jahr später ihr 78-jähriger Ehemann Hermann Fiedler. Aus der Ehe stammen drei Söhne, Karl der Clevere, wie sein Spitzname war, übernahm die Geschäftsführung [8].

2. & 3. Generation 1908 - 1946 / 1946 - 1982

 
Verkaufsraum und Lichthof 1928
 
Karl und Emilie "Milla" Fiedler

Karl Fiedler wurde durch seine Eltern gut auf den Job vorbereitet. Er erhielt eine kaufmännische Ausbildung und absolvierte während der Ausbildung verschiedene Auslandsaufenthalte. 1912 heiratete er Emilie Wündisch aus Rothenburg o.T., die ebenfalls aus der Textilbranche stammte. 1913 kam der erste Sohn Herrmann und 1914 Tochter Lotte auf die Welt. Die Ehe und das Betriebsleben wurden mehrfach auf die Probe gestellt. Bereits 1914 wurde er an die Front des 1. Weltkrieges berufen. Das Geschäft wurde von der Ehefrau bis zum Kriegsende geführt. Dem Krieg folgte die Inflation mit bescheidenen Geschäftsjahren. Erst ab 1923 liefen die Geschäfte wieder besser, so dass es ab 1925 erneut zu größeren Umbauten kam. Bereits 1922 ließ Karl Fiedler den Innenhof überdachen, um so die Geschäftsräume zu erweitern. Jetzt wurde das Nebenhaus Hindenburgstraße 11 mit einem Spezial-Herrengeschäft eingerichtet, sowie das Gebäude Hallstraße 9 erworben. Die Gebäude wurden miteinander verbunden, der Mittelpunkt der Gebäude ist jetzt ein großer Lichthof. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft wurde am 1. Dezember 1925 die Räumlichkeiten eröffnet. Karl Fiedler starb 1934 im Alter von 57 Jahren bei einem Bergunfall in den Alpen [9].

 
Kirweihumzug mit Modehaus Fiedler 1964
 
Herrmann und Ingeborg Fiedler

Die Witwe Emilie "Milla" Fiedler führte die Geschäfte weiter, bis sie 1938 den Betrieb an den Sohn Herrmann Fiedler übergab. Dieser hatte eine Ausbildung in der Schweiz und bei diversen deutschen Textilhandelshäusern absolviert. Kurz nach Kriegsbeginn wurde auch er zum Kriegsdienst eingezogen. Bis zu seiner Rückkehr 1946 aus der Gefangenschaft leitete erneut seine Mutter die Geschäfte. In der Kriegsgefangenschaft hatte Herrmann Fiedler seine zukünftige Ehefrau in Oranienburg bei Berlin kennengelernt - Ingeborg Kley.

Nach dem Krieg gab es kaum Ware. Der Aufschwung began erst wieder ab 1949 mit den Jahren des sog. Wirtschaftswunders. Zu den Neuheiten im Modehaus Fiedler gehörte jetzt eine neue Damenoberbekleidungsabteilung mit Fertigkleidung. Das Ehepaar bekam 1946 die Tochter Marion, 1948 die Tochter Susanne und im Februar 1951 den Sohn Roland Fiedler.

 
Ansicht von 1950

Zwischen 1953 und 1955 erfolgten erneut größere Umbauten. So wurde die Sandsteinfassade abgeschlagen mit der Konsequenz, dass in den 80er Jahren das Gebäude nicht mehr im Bestand der Baudenkmäler der Stadt Fürth aufgenommen wurde. Auch im Innenbereich gab es Veränderungen. So wurde die Verkaufsfläche mit knapp 1.000 qm weitestgehend einheitlich gestaltet. Der Kunde konnte selbst die Ware auswählen und anprobieren - ein bis dahin eher ungewöhnliches Konzept. Ab 1964 wurden die Grundstücke Rudolf-Breitscheid-Straße 11 und 13 erworben und bis 1966 umgebaut. Inzwischen hatte das Modehaus Fiedler 2.800 qm Verkaufsfläche [10].

4. Generation 1982 - 2003

1982 übernahm mit Roland Fiedler, dem jüngsten Sohn der Familie, die 4. Generation das Geschäft. In seiner Ära entstand 1985 im City-Center die Boutique Fiedler IN und die Firma Roland Teppich- und Gardinenhaus GmbH. 1986 folgte in der Karolinenstraße 42-44 in Nürnberg ein Fiedler-Haus mit knapp 1.700 qm.

 
Das Ende des Modehauses Fiedler im Juni 2013

2003 endete die Geschichte des Familienunternehmens Fiedler in einer Insolvenz. Die Stadt Fürth hat das Fiedler-Areal in einer Zwangsversteigerung gekauft, um es einem künftigen Investor für ein Einkaufszentrum anbieten zu können. Seit 2009 ist das Fiedler-Areal, gemeinsam mit dem Parkhotel und dem gegenüberliegendem Wölfelareal, für den Bau des Einkaufszentrums Neue Mitte im Gespräch. Der Erhalt der Gebäude ist von keinem Investor vorgesehen, alle Pläne gehen von einem vollständigen Abriss aus. Die Schaufenster werden aktuell noch von den Fürther Einzelhändlern regelmässig bespielt. Ebenfalls fanden in den ehem. Verkaufsräumen bereits mehrfach Kulturveranstaltungen statt, zuletzt im Mai 2009. Am 25. Juni 2013 begannen die Abrissarbeiten am Fiedler-Gebäude für das geplante Einkaufszentrum in der Rudolf-Breitscheid-Straße - auch Neue Mitte genannt[11]. Gegen Ende Juli 2013 war das Gebäude des ehem. Fiedler-Gebäudes vollständig abgerissen.

Roland Fiedler, der letzte Geschäftsinhaber, betreibt inzwischen eine Handelsvertretung in Lauf a.d. Pegnitz.

Literatur

  • Fiedler, Hermann, Modehaus. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 119
  • 75 Jahre Modehaus Fiedler, Selbstverlag Modehaus Fiedler, Fürth, 1941
  • 125 Jahre - Ihr Einkaufsziel im Herzen vom Mittelfranken: Selbstverlag Modehaus Fiedler, Fürth, 1990

Lokalberichterstattung

  • Johannes Alles: Abriss des Fiedler-Gebäudes hat begonnen. In: Fürther Nachrichten vom 25. Juni 2013 - FN
  • Birgit Heidingsfelder: Der Bagger nagt auch an Lebensgeschichten. In: Fürther Nachrichten vom 30. Juni 2013 - FN

Einzelnachweise

  1. * Quelle: 125 Jahre - Ihr Einkaufsziel im Herzen vom Mittelfranken: Selbstverlag Modehaus Fiedler, Fürth, 1990, S. 2
  2. * Quelle: 75 Jahre Modehaus Fiedler, Selbstverlag Modehaus Fiedler, Fürth, 1941, S. 2
  3. * Quelle: 125 Jahre - Ihr Einkaufsziel im Herzen vom Mittelfranken: Selbstverlag Modehaus Fiedler, Fürth, 1990, S. 2
  4. * Quelle: 125 Jahre - Ihr Einkaufsziel im Herzen vom Mittelfranken: Selbstverlag Modehaus Fiedler, Fürth, 1990, S. 3
  5. * Quelle: Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen., S. 430
  6. * Quelle: 125 Jahre - Ihr Einkaufsziel im Herzen vom Mittelfranken: Selbstverlag Modehaus Fiedler, Fürth, 1990, S. 4
  7. * Quelle: Fürther Geschichtswerkstatt e.V. (Hrsg.) - Die Fürther Weinstraße - Vom Feldweg zur Stadtmitte, Fürth, 2008, S. 15
  8. * Quelle: 125 Jahre - Ihr Einkaufsziel im Herzen vom Mittelfranken: Selbstverlag Modehaus Fiedler, Fürth, 1990, S. 5
  9. * Quelle: 125 Jahre - Ihr Einkaufsziel im Herzen vom Mittelfranken: Selbstverlag Modehaus Fiedler, Fürth, 1990, S. 5
  10. * Quelle: 125 Jahre - Ihr Einkaufsziel im Herzen vom Mittelfranken: Selbstverlag Modehaus Fiedler, Fürth, 1990, S. 6
  11. Johannes Alles: Bagger reißt das Fiedler-Gebäude ein. In: Fürther Nachrichten vom 26. Juni 2013 FN

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