Beim Weißengarten handelt es sich um einen sehr geschichtsträchtigen Boden. Den Namen "Weißengarten" gibt es seit dem 18. Jahrhundert und er geht zurück auf ein großes Gartenareal, das sich damals zwischen der Theaterstraße und der Hirschenstraße erstreckte.

Der Name hat sich bis heute bei der Tanzschule Streng und ihrem hauseigenen Restaurant "Weißengarten", die sich in der Theaterstraße 5 befinden, erhalten.


Geschichte

Der ursprüngliche Garten

 
Ursprüngliches Areal des Weißengartens auf dem Grundrissplan von 1789 hervorgehoben

Der Name "Weißengarten" geht auf einen Gärtner zurück, der im 18. Jahrhundert ein großes Grundstück kaufte und einen Garten anlegte:

„Anno 1725 kaufte der Kunstgärtner Andreas Weis einige Morgen Veldt am Dambacher Weg (heute: Theaterstraße) vom benachbarten Gutshof der Frau van Lierd (vergl. Fraveliershof) welche er, Weis zu einem Gartten angelegt und vorne ein Haus und einen Brunnen* erbaut.“

Zu dieser Zeit reichte der Weißengarten bis an die heutige Hirschenstraße heran. (Auf dem Grundrissplan von 1789 steht (bei der Nummer 44) fälschlicherweise der Name "Meisengarten".)

Erste Gaststätten und weitere Nutzungen

 
Historische Ansicht des Weißengartens

Im Laufe der Jahre entstanden Pavillons zum Bierausschank, eine große Kegelbahn, ein Garten-Salon, ein Café, ein Restaurationsgebäude und im Biergarten ein Holzbau - das „Fürther Sommertheater“ (s. u.). Der Weißengarten besaß auch einen Felsenkeller. Mitten durch den Garten lief die heutige Rosenstraße, die damals Weißengartengässlein hieß. Der Weißengarten wurde ein beliebter Veranstaltungsort für Feste und Versammlungen aller Art, so auch die Versammlungen des Arbeitervereins.[1] Mit der Zeit wurden allerdings auch immer wieder Teile des großen Gartens für Bauland verkauft, sodass nur noch der ca. 120 m2 große Biergarten, den es jetzt auch noch gibt, übrig blieb.

  • Bereits um 1807/1819 hatte hier auch der Maurermeister Johann Friedrich Kopp ein Haus.
  • 1849 errichtete der Turnverein im Weißengarten einen Turnplatz, der im Mai 1849 eingeweiht wurde.[2]
  • 1852/1853 war es der Metallschlager Johann Georg Pflügel, der als einer der ersten auf dem Areal ein neues Haus errichten ließ.
  • Im Juni 1868 eröffnete J. B. Walter eine Leihbibliothek im Weißengaren.
  • 1871 wurde der neue Ballsaal im Weißengarten vom Baumeister Söhnlein fertiggestellt. Das Tanzorchester, mit Geige, Kontrabass, Tuba, Trompete, etc. saß damals (wie im Zirkus) über der Bühne, also oben auf der Galerie mit ‚Sprechtrichter’, es gab ja noch kein Mikrofon! Neben zwei kleineren Lüstern gab es einen Kronleuchter, der 5 Zentner wog. Er hatte einen Durchmesser von 2,2 m, wurde mit Gas betrieben und erst wesentlich später (kurz vor dem 2. Weltkrieg) auf Elektrizität umgerüstet.

Schule

1881 kaufte die Stadt Fläche auf, um darauf ein Schulhaus, die heutige Rosenschule zu erbauen. Fronmüller:

Am 19. Juli wurde der schon länger beabsichtigte Ankauf des Weißengartens (des schönen Wirthschaftsgartens gegenüber vom Stadttheater, in welchem sich auch das Timansky'sche Sommertheater befand) Seitens der Stadt verwirklicht und vom K. Notar Wolff die Kaufsurkunde aufgenommen. Der Quadratfuß soll 2 M. 50 Pf., der Erlös für den ganzen Garten 47,050 M. betragen haben. Der Platz wurde zum Bau eines Schulhauses verwendet.[3]

Theater

 
Das "Sommertheater".
 
Historische Innenansicht des Tanzsaales

Beim Weißengarten handelt es sich auch in kultureller Hinsicht um einen sehr geschichtsträchtigen Boden. So wurde im früheren Biergarten zunächst ein Holzbau, das "Fürther Sommertheater", errichtet. (Heute: Schulhof der Rosenschule.)

1816 wurde gegenüber des hohen Restaurationsbaus an der Ecke Rosen- & Theaterstraße (damals Ecke Weißengartengässlein & Dambacher Landstraße) das erste Fürther Stadttheater auf Weißengarten-Grund erbaut. Der Stadtchronist Fronmüller schreibt dazu:

Der zum Theater nöthige Platz von 115 Schuh Länge und 43 1/2 Schuh Breite war der Besitzerin des Weißengartens, Wittwe Wening um 900 fl. durch die beiden Unternehmer Kopp und Reuter abgekauft worden.[4]

Tanzschule

Seit 1889 befindet sich auf dem Areal des Weißengarten die Tanzschule Streng, die von dem Pfarrerssohn und Kaufmann Carl Friedrich Streng (geb. 1856-1904) gegründet wurde.

1990 konnte der älteste Teil des Weißengartens von der Familie Streng zurückgekauft werden. Das alte Eckhaus wurde abgebrochen und darauf der Tanzschul-Parkplatz eingerichtet.

Frühere Adressbezeichnungen

  • 1807: "Im Weisengarten" Haus-Nr. 499 und "Im Weisengarten" Haus-Nr. 495[5]
  • 1819: "In der Theatergasse" Haus-Nr. 499 a: Gartenwirthschaft; Haus-Nr. 499 b: Schauspielhaus; Haus-Nr. 499 c; Haus-Nr. 495[6]
  • 1846: "Theatergasse" Nr. 245[7]

Eigentümer/Wirte

  • 1786: Johann Adam Hofmann, „Wirt in dem Weißen Garten”[8]
  • 1799: Lösel, Joh.[9]
  • 1807: Wenning, Johann Wolfg., Bierwirth und Gärtner (Haus-Nr. 499) und Kopp, Johann Friedrich, Maurermeister (Haus-Nr. 495)[5]
  • 1819: Wenning, Johann Wolfgang, Gärtners und Gastwirths Relikten (Haus-Nr. 499 a); Gemeinde (Haus-Nr. 499 b/Schauspielhaus); Gröber, Johann, Mandelkaffee-Fabrikant (Haus-Nr. 499 c); Kopp, Johann Friedrich, Maurermeister (Haus-Nr. 495)[6]
  • 1836: Wening J. Gg.[10]
  • 1838: Wening J. bzw. Wening, Georg[11]
  • 1841 - 1859?: Wening, Katharina[12]
  • ab 1850: Kaspar Engert (Wirt)[13]
  • ab 1854: Johann Ernst Reindel (Wirt)[14]
  • ab 1859: Friedrich Wening (Wirt - und vermutlich Eigentümer)[15]

Sonstiges

  • 1842 wohnte hier der Brieftaschen- und Etuisfabrikant Johann Bernhard Walters Sohn[16]
  • 1848 hatte der Daguerreotypist G. Gattineau hier ein Atelier und 1853 der Bildhauer Jean Engert seine Werkstatt[17]
  • Am 13. März 1858 brach im Wohngebäude der Witwe Wening ein Feuer aus, das den Dachstuhl zerstörte.[18]

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Fürth, AR 14 / 206, 5.9.1878
  2. "Fürther Tagblatt", 18. Mai 1849
  3. Fronmüllerchronik, 1887, S. 545
  4. Fronmüllerchronik, 1887, S. 226
  5. 5,0 5,1 Adressbuch von 1807
  6. 6,0 6,1 Adressbuch von 1819
  7. Adressbuch von 1846
  8. Kirchenbucheintrag St. Michael, Taufen 1784–1795, S. 194
  9. Einwohnerbuch von 1799
  10. Adressbuch von 1836
  11. Fürther Tagblatt, 1838, S. 247 u. S. 259
  12. Fürther Tagblatt vom 11. Mai 1841, 2. Sept. 1842, 12. August 1843, 5. Juli 1844, 15. April 1845, 1. Sep. 1848, 14. Sep. 1849, 30. Juli 1850, Adressbuch von 1846
  13. Fürther Tagblatt vom 13. Aug. 1850
  14. Fürther Tagblatt vom 13. Aug. 1850
  15. Fränkischer Kurier, 1. Oktober 1859
  16. Fürther Tagblatt, 17. Juni 1842
  17. Fürther Tagblatt, 5. Mai 1848 und 19. April 1853
  18. Fürther Tagblatt, 17. März 1858

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