Christuskirche
- Namensgeber
- Jesus Christus
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Weihedatum
- 26. Oktober 1958
- Besonderheit
- Eingangsportal mit den "Zehn Geboten" in Bronze, Altarbibel gestiftet von Bundespräsident Theodor Heuss
Die Christuskirche ist die evangelische Kirche in Stadeln mit etwa 3000 Gemeindemitgliedern (Stand 2015). Kirchweihfest ist, seit 1958, alljährlich am Sonntag vor dem Reformationsfest, nicht zu verwechseln mit dem Termin des Stadelner Kirchweihfestes.
Geschichte
Stadeln ist eine Gründung vom Königshof Fürth aus, und so war es auch von Anfang an der Fürther Kirche unterstellt, erst der Martinskapelle und im Lauf der Geschichte somit auch der Kirche St. Michael. Um 1430 wird in einem Verzeichnis der Orte des Fürther Pfarrsprengels auch der Ort Stadeln erwähnt. Und so mussten die Stadelner zu den Gottesdiensten (Sonn- und Feiertagsgottesdienst, Trauungen, ...) zur Kirche St. Michael. In den Kirchenbüchern von St. Michael finden sich ab ca. 1580 Aufzeichnungen über Stadelner Familien wieder.
Bis zur Wende zum 20. Jahrhundert war Stadeln eine fast rein evangelische Gemeinde. Die stark angewachsene Bevölkerungszahl nach dem Ersten Weltkrieg ließ den Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus aufkommen, gab es doch nur einmal im Monat die Gelegenheit, an einem Gottesdienst in Stadeln teilzunehmen, der im Schulhaus, dem späteren Rathaus, stattfand. Am 19. September 1915 gründete sich ein "Evangelischer Verein Stadeln". Die Zahl der Mitglieder wuchs ständig und bis 1923 wurde ein Kapital von 20.000 Mark angesammelt. Wie in einem Protokollbuch von 1924 zu lesen, war jedoch alles Gesparte durch die Inflation wertlos geworden und man musste von Neuem beginnen.
Die Zeit der Christuskapelle
Nachdem der Stadelner Bürgermeister und Landwirt Georg Andreas Ulrich (Stadelner Hauptstraße 89) einen Bauplatz (Plan Nr. 330 "Gartenäckerlein") für ein Gotteshaus gestiftet hatte und viele weitere Stiftungen verzeichnet wurden, u.a. ein großer Zuschuss der Gesamtkirchenverwaltung von Fürth, wurde im Jahre 1927 die Christuskapelle errichtet und am 30. Oktober 1927 eingeweiht. Die kleine Holzkapelle war aus einer Holzbaracke vom Fliegerhorst Atzenhof entstanden.[1] Diese Holzbauten waren 1918 zerleg- und versetzbar hergestellt worden und zwar in dem Städtchen Nisky in der Oberlausitz.[2] Eine goldene Kugel und ein vergoldetes Kreuz schmückten die Turmspitze und auch zwei Glocken wurden eingeholt. Zeitzeugen berichten, dass sich mitten in der Kirche ein Kachelofen befand, mit dem der Raum beheizt werden konnte. Diese Christuskapelle wurde von den Pfarrern aus St. Michael versorgt, denn dort befand sich weiterhin die Mutterkirche.
Trotz mehrerer Luftangriffe, die vor allem der nahegelegenen Dynamitfabrik gegolten haben dürften, blieb die Kirche im Zweiten Weltkrieg vor größerem Schaden verschont. Im Jahre 1948 kam es zur Gründung des Kirchenchores Christusgemeinde Stadeln unter ihrem ersten Leiter Kurt Engel. Der erste Auftritt des Chores war zum Heiligenabendgottesdienst, 24. Dezember 1948. Im Jahre 1952 wurde im Ortsteil Stadeln eine Tochtergemeinde zu St. Michael gebildet, ohne Mannhof, und am 1. April 1953 entstand ein exponiertes Vikariat, das zum Dekanat Fürth gehörte. Damit war die Trennung von der Mutterkirche St. Michael in Fürth vollzogen. In den Jahren 1954 bis 1955 erfolgte der Bau des Pfarrhauses mit Gemeindesaal und einer eigenen Diakoniestation. Das Pfarrhaus konnte am 29. Juli 1955 bezogen werden.
Aber die Christuskapelle wurde mit der Zeit zu klein, vor allem nach dem Zuzug von Ausgebombten, Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg nach Stadeln. So entstand sehr schnell der Wunsch, eine eigene große Christuskirche aus Stein zu bauen und eine eigene, unabhängige Gemeinde zu werden.
Am 29. September 1957 fand der letzte Gottesdienst in der Notkirche statt und wenig später wurde mit den Abbrucharbeiten begonnen. Schon am Sonntag, 24. November 1957, konnte dann der Grundstein für die neue Christuskirche gelegt werden.
Die neue Christuskirche
Der erste Pfarrer, Theodor Vogel, trieb das "Projekt Christuskirche" maßgeblich voran. Parallel entstand auch ein Gemeindesaal, der das Pfarrhaus mit der neuen Kirche verband. Richtfest für die Kirche war am 25. Februar 1958. Am 28. Mai 1958 erfolgte, unter Beobachtung von Pfarrer Vogel, bei der Fa. Rincker in Sinn im hessischen Dillkreis der Guss der drei neuen Glocken. Am 12. Juni 1958 wurden die neuen Glocken feierlich eingeholt.
Zum ersten Mal läuteten die Glocken dann am Sonntag, 26. Oktober 1958, am Tag der feierlichen Weihe der neuen Christuskirche durch Kreisdekan Dr. Giegler. Die neue Walcker-Orgel traf erst im März des nächsten Jahres ein und wurde am Palmsonntag des Jahres 1959 festlich eingeweiht.
Die Errichtung des gesamten Kirchenkomplexes nach den Plänen des Regierungsbaumeisters Fritz Fronmüller erfolgte unter der baulichen Leitung des Architekten Kurt Fäustle. Im Gegensatz zum noch konservativ gestalteten Pfarrhaus ist die Kirche in der modernen Architektur der Fünfziger Jahre erbaut. So wirkt das auf schlanken Säulen ruhende kleine Vordach wie schwebend. Der 28 Meter hohe Glockenturm ist freistehend als Campanile errichtet. Der Entwurf und die Ausführung von Altar, Kanzel, Taufstein und Taufsteinfenster stammen von dem Bildhauer Heinz Heiber.
Zum Montag den 7. September 1959 wurde dann die Christusgemeinde Stadeln mit ihrer Christuskirche eine eigene, selbstständige Pfarrkirchengemeinde im Dekanat Fürth.
Am 16. Januar 1961 begann auch ein eigener Posaunenchor mit 16 Gründungsmitgliedern sein Wirken. Ab dem Sommer 1961 wurden die Außenanlagen neu gestaltet, im Februar 1963 ein Brunnen angelegt. Eine erste Innenrenovierung der Kirche erfolgte dann im Sommer 1977 und im November 1987 wurde auch der Gemeindesaal überarbeitet. Nach über 30 Jahren wurde im November 1990 eine Außenrenovierung vorgenommen. Eine völlige Neugestaltung des Kirchengeländes erfolgte im Jahr 2005 mit dem Bau eines neuen Gemeindezentrums. Erster Spatenstich war am 5. Mai 2005, Einweihung am 1. Juli 2006. Das 50-jährige Juliläum der neuen Christuskirche wurde im Jahr 2008 mit einer Festschrift gewürdigt.
Beschreibung des Baudenkmals
Paul-Gerhardt-Straße 2. Evang.-Luth. Christuskirche, Pfarrkirche, verputzter Stahlbetonbau mit Frackdach, Giebelwände in verputztem Ziegelmauerwerk, Saalkirche mit einseitiger Empore, mit südlichem Rundfenster und seitlichem, freistehendem Glockenturm, über von dünnen Stützen getragenem Vordach mit der Kirche verbunden, von Fritz Fronmüller, 1957/58; mit Ausstattung.
Daten zum Gebäude
- äußere Breite des Kirchenschiffes = äußere Länge: 16,00 m
- innere Breite des Kirchenschiffes = innere Länge: 15,60 m
- Höhe der Seitenwände bis Dachtraufe (Rinne): 8,45 m
- Höhe des Dachfirstes: 12,50 m
- Höhe des Turmes bis Dachspitze: 28,50 m
- Höhe des Turmes bis Kreuzspitze: 31,00 m
Drei große, über 16 m weit freigespannte Stahlbeton-Rahmenbinder bilden das Traggerippe des Kirchenschiffes. Auch die beiden Giebel sind durch ummauerte Säulen und Querrippen aus Stahlbeton ausgesteift. Zwischen den Rahmenbindern sind 36 cm starke Gitterziegelmauern, außen verputzt, innen mit Verblendmauerwerk gemauert und mit Kalkschlämme überzogen. Hölzerne Sparrenlage auf den Betonbindern und Betonpfetten. Ziegel-, sogenanntes Flachklemper-Dach. Decke aus Holzfaserplatten auf hölzernem Traggerüst. Fußboden aus roten Klinkerplatten, unter den Bänken Asphaltplatten.
Turm gleichfalls Stahlbetongerüst, mit Backsteinen ausgefacht, unten 4,30 m breit, nach oben sich auf 3,80 m verjüngend.
Portal
Wer in das Gotteshaus eintritt, der muss zuvor durch die Kirchentüre hindurch, an der mit kunstvollen Bronze-Buchstaben die 10 Gebote angebracht sind. Sie sind nach einem Entwurf des Künstlers Wilhelm Schiller aus Nürnberg gefertigt.
Christus-Plastik
Sie wurde gestaltet von dem Fürther Künstler Heinz Heiber und wurde in der Münchener Erzgießerei Priessmann & Baueraus Bronze gegossen. Sie zeigt die Majestät des erhöhten, auf dem Regenbogen thronenden Christus über dem Altar. Es ist keine bequeme, keine gefühlvolle Christusdarstellung, wie man sie aus vergangenen Zeiten gewohnt ist. Die Herbheit der Ausdrucksform vermittelt Kraft und Herrlichkeit — Trost und Seligkeit.
Leuchter
Auch sie wurden in der Münchener Erzgießerei nach einem Entwurf von Heinz Heiber gegossen. In ihrer kraftvollen und klaren Form fügen sie sich gut in den Kirchenraum ein.
Kanzel
Auf gleicher Höhe mit dem Altar stehend, zeigt sie an, dass Wort Gottes und Sakrament in der evangelisch-lutherischen Kirche gleichbedeutend zusammengehören. Sie ist aus afrikanischem Eichenholz gefertigt und zeichnet sich durch ihre betonte Schlichtheit aus.
Altar
Entwurf und Ausführung von Altar, Kanzel, Taufstein und Taufsteinfenster stammen wiederum von Bildhauer Heinz Heiber. Zwei Muschelkalkblöcke tragen die einfache Altarplatte aus Cambala-Holz. Auf der grobgewirkten, schmalen Leinendecke werden bei den Abendmahlsfeiern die heiligen Geräte abgestellt. Das grüne Antependium zeigt in stilisierter Form Ähren und Trauben. Sie stehen für Brot und Wein, die im Sakrament gegeben werden. Die Altarbibel ist eine Gabe des damaligen Bundespräsidenten Heuss, in die er ein Bibelwort als Gruß und Widmung geschrieben hat.
Kreuz
Es steht in der Mitte des Altars und zeigt leuchtende Farben. Die Emaillearbeit stammt, wie die 10 Gebote am Portal, von Wilhelm Schiller. Es wurde bewusst auf eine Darstellung des gekreuzigten Christus verzichtet. Vielmehr wird die Botschaft Johannes des Täufers aufgenommen: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt. Es wurde von der Nachbarkirchengemeinde in Vach gestiftet.
Taufstein
Ein massiger Stein aus Muschelkalk-Goldbank mit einem Gewicht von 40 Zentnern trägt das Taufbecken. Über ihm weist ein strahlendes Glasfenster auf die Gabe Gottes, den Heiligen Geist hin, der in Gestalt der Taube Ausdruck findet. Goldene Tropfen sollen anzeigen, wie in der Taufe der Heilige Geist den Täufling überströmt. Gestiftet wurde dieses Fenster vom Architekten der Kirche, Regierungsbaumeister Fronmüller.
Grundstein
Links von der Kanzel befindet sich der Grundstein der Kirche. Er trägt die eingemeißelte Schrift: Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. ----- 24. Nov. 1957. Im Grundstein befinden sich außer der Urkunde noch Bibel, Katechismus, Gesangbuch, eine Liste der Bauarbeiter, eine Fotografie der alten Barackenkirche, zwei Tageszeitungen und etliche Münzen.
Mosaikbilder
Die Westwand der Christuskirche ziert der 2. Glaubensartikel in Bildern. Die Themen sind: Jesus Christus geboren - gekreuzigt - auferstanden - aufgefahren gen Himmel. Das Karfreitagsbild wurde vom Künstler Heinz Heiber gestiftet. Die einzelnen Tafeln, aus Glasmosaiksteinchen zusammengesetzt, bilden den einzigen Schmuck auf der sonst kahlen Wand. Das Karfreitagsbild in seiner violetten Farbstimmung hat eine besondere Ausdruckskraft. Darunter befindet sich der wohl selten dargestellte Lichteinbruch Jesu Christi in die Totenwelt.
Orgel
An der östlichen Wand befindet sich die Orgel und neben ihr die Empore für den Kirchenchor. Aus akustischen Gründen besteht sie aus Holz. Sie stammt von der weltbekannten Orgelbaufirma Walcker in Ludwigsburg. Die Orgel besitzt 2 Manuale, eines davon mit Schweller, und Pedal. Mit ihren 13 Registern und 960 Pfeifen ist sie nach dem barocken Klangideal ausgerichtet.
Rundfenster
An der südlichen Rückwand lässt das vier Meter große Rundfenster das Hauptlicht in den Raum. Es wurde gestaltet von den beiden Künstlern Georg Weidenbacher und Hans Langhoyer aus Fürth. Die Vielfalt ausgewählt zarter Farben und das schwerelose Ineinanderfügen mannigfaltiger Formen trägt in besonderer Weise zur Stimmung des Gotteshauses bei.
Glocken
Die Glocken stammen von der Firma Rincker in Sinn im hessischen Dillkreis und wurden am 26. Oktober 1958 geweiht.
- Taufglocke: Die kleine Taufglocke, die b-Glocke mit 390 kg (laut Gemeindeheft von Ostern 1959 400 kg) Gewicht, wurde von der Dynamit AG gestiftet.
- Betglocke: Die mittlere g-Glocke, die Gebetsglocke mit 580 kg (laut Gemeindeheft von Ostern 1959 547 kg), wurde über Spenden aus der Gemeinde finanziert.
- Dominika: Die große f-Glocke, die Herrenglocke, die auch als Sterbeglocke dient, mit 830 kg (laut Gemeindeheft von Ostern 1959 797 kg), wurde ebenfalls über Spenden aus der Gemeinde finanziert.
Pfarrer der Christuskirche Stadeln
(1. Pfarrer)
- 1954-1988: Pfarrer Theodor Vogel * 29.04.1925 + 13.01.2004
- 1988-2000: Pfarrer Gerhard Nemec
- seit 2000: Pfarrer Udo Götz
Literatur
- Hermann Fischer; Theodor Wohnhaas: Die Orgeln im ehemaligen Landkreis Fürth. Stadeln, Christuskirche. In: Fürther Heimatblätter, 1980/2, S.41
- Edith Luther: Stadeln 1945 - 1972, Parallelsachtitel zu Werner Sprung: Die Geschichte der Gemeinde Stadeln, Stadtarchiv Fürth, 1995.
- Anneliese Volpert; Theodor Vogel: Christuskirche Stadeln, in: Dekanat Fürth in Bayern : Geschichte und Gegenwart eines evangelisch-lutherischen Dekanatsbezirks / hrsg. durch Christoph Jahn. - Erlangen: Verl. der Ev.-Luth. Mission, 1979. - ISBN 3-87214-120-1, S. 51-53
- Rudolf Hofmann: Festschrift zum 40-jährigen Jubiläum der Christuskirche Stadeln, Oktober 1998.
- Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 104-105.
- Werner Brunck, Udo Götz: 50 Jahre Christuskirche Stadeln, 26. Oktober 2008.
Lokalberichterstattung
- Nachruf zum Tode von Theodor Vogel früherer Pfarrer in Stadeln, In: Fürther Nachrichten vom 2. Februar 2004 (Druckausgabe)
- Sabine Beck: Sogar unter dem Altar wird gewuselt - Stadelner Christuskirche reagiert mit einem Familienprojekt auf den Besucherrückgang. In: Fürther Nachrichten vom 27. Juni 2018 (Druckausgabe)
Siehe auch
- Stadelner Kirchenchor
- Kirche St. Michael
- Kirche "Heiligste Dreifaltigkeit"
- CVJM Stadeln
- Dekanat Fürth (evangelisch)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Im Sommer 1927 wurde für 3000 Mark eine 40 m lange ausgediente Baracke gekauft und in zwei Teile geteilt; der größere Teil wurde eine Notkirche in Fürth-West, der kleinere Teil wurde für Stadeln vorgesehen. Siehe Hans-Peter Hübner und Georg Mader: St. Martin in Fürth, S. 25
- ↑ Die Stadelner Kirche kam vom Flugplatz ...' In Fürther Nachrichten vom 27. Dezember 1995 (Druckausgabe)