Zweiter Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Fürth wegen seines großen Judenanteils von Bombenangriffen verschont wurde. Die Kleeblatt-Stadt wurde von insgesamt 15 Luftangriffen heimgesucht. Oft galten diese zwar eigentlich der Nachbarstadt Nürnberg, dennoch kam es auch in Fürth zu Schäden und Verlusten unter der Zivilbevölkerung. Während einige Angriffe mehr "nebenbei" erfolgten, fanden aber auch gezielte Luftangriffe auf Einrichtungen in Fürth wie die [[Dynamit-Nobel-AG]], die Kasernen in der Südstadt und das Gelände der "[[Bachmann_&_Blumenthal|Bachmann & von Blumenthal Co. KG]]" Flugzeugwerke auf der heutigen [[Hardhöhe]] statt. Während dieser Flugplatz beinahe vollständig zerstört wurde, blieb der [[Flughafen|Flugplatz in Atzenhof]] gänzlich unbeschädigt.
 
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Fürth wegen seines großen Judenanteils von Bombenangriffen verschont wurde. Die Kleeblatt-Stadt wurde von insgesamt 15 Luftangriffen heimgesucht. Oft galten diese zwar eigentlich der Nachbarstadt Nürnberg, dennoch kam es auch in Fürth zu Schäden und Verlusten unter der Zivilbevölkerung. Während einige Angriffe mehr "nebenbei" erfolgten, fanden aber auch gezielte Luftangriffe auf Einrichtungen in Fürth wie die [[Dynamit-Nobel-AG]], die Kasernen in der Südstadt und das Gelände der "[[Bachmann_&_Blumenthal|Bachmann & von Blumenthal Co. KG]]" Flugzeugwerke auf der heutigen [[Hardhöhe]] statt. Während dieser Flugplatz beinahe vollständig zerstört wurde, blieb der [[Flughafen|Flugplatz in Atzenhof]] gänzlich unbeschädigt.

Version vom 11. August 2019, 22:30 Uhr

Der Zweite Weltkrieg (1. September 1939 - 8. Mai 1945) war der zweite auf globaler Ebene geführte Krieg sämtlicher Großmächte des 20. Jahrhunderts und stellt den bislang größten und verlustreichsten Konflikt in der Menschheitsgeschichte dar. Er ist zudem der einzige Krieg, in dem sowohl atomare (von den USA in Japan) als auch biologische und chemische Waffen (beide hauptsächlich von Japan in China) eingesetzt wurden (ABC-Waffen).[1]

Der Zweite Weltkrieg und Fürth

Beginn und Verlauf für Fürth

Bombenangriffe

Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Fürth wegen seines großen Judenanteils von Bombenangriffen verschont wurde. Die Kleeblatt-Stadt wurde von insgesamt 15 Luftangriffen heimgesucht. Oft galten diese zwar eigentlich der Nachbarstadt Nürnberg, dennoch kam es auch in Fürth zu Schäden und Verlusten unter der Zivilbevölkerung. Während einige Angriffe mehr "nebenbei" erfolgten, fanden aber auch gezielte Luftangriffe auf Einrichtungen in Fürth wie die Dynamit-Nobel-AG, die Kasernen in der Südstadt und das Gelände der "Bachmann & von Blumenthal Co. KG" Flugzeugwerke auf der heutigen Hardhöhe statt. Während dieser Flugplatz beinahe vollständig zerstört wurde, blieb der Flugplatz in Atzenhof gänzlich unbeschädigt.

Knapp 11 % der Bausubstanz in Fürth wurde zerstört. Im Vergleich zu anderen Städten ist dies jedoch eine relativ niedrige Zahl.

Im Einzelnen fanden folgende Angriffe statt:

17. August 1940

Um 1 Uhr gab es Luftalarm: Ein einzelner britischer Bomber warf seine Bomben auf Burgfarrnbach. Diese beschädigten die Würzburger Straße durch Splitterwirkung leicht und zerstörte eine Scheune in der Egersdorfer Straße 14. Laut heutigen Unterlagen hätte der Angriff eigentlich den MAN-Werken in Augsburg gelten sollen, durch einen Navigationsfehler warf der Bomber seine Last auf Fürth. Die um Fürth herum stationierte Flak feuerte zwischen 1:30 Uhr und 1:45 Uhr.

25./26. Februar 1943

Dieser erste beabsichtigte Angriff traf vor allem den Norden der Stadt und war vermutlich gegen die Dynamit-Nobel-AG gerichtet. Während des etwa 90-minütigen Angriffs wurden unter anderem die Gebäude Erlanger Straße 30, 50, 57, Kronacher Straße 171, Ronhofer Hauptstraße 191 und 178 getroffen. Vermutlich war es auch dieser Angriff, bei dem der Ronwaldbunker getroffen wurde und sein Dach durch eine Luftmine verlor. An diesem Angriff, der auch Nürnberg traf, waren 291 britische Bomber beteiligt, die 387,7 Tonnen Spreng- und 461,6 Tonnen Brandbomben über den beiden Städten abwarfen. Neun Bomber gingen dabei verloren.

Amalienstraße, Blick zur Ludwigstraße, März 1943

8./9. März 1943

Wieder wurde im Zuge eines Angriffs auf Nürnberg auch Fürth von britischen Bombern getroffen: Um 22:55 Uhr heulten die Sirenen und 15 Minuten später warfen die ersten von 301 feindlichen Flugzeugen ihre Ladung - bestehend aus 407 Tonnen Spreng- und 486,4 Tonnen Brandbomben - auf Fürth und die Nachbarstadt. Getroffen wurden diesmal das Kinderheim Zirndorfer Straße 114, die Möbelfabrik Scheidig (Badstraße), Karolinenstraße, Alexanderstraße 8, 10, 13, 15, 17, 19, 21, 23, Amalienstraße 43, 45, 47 und 48, 50, 52, das Finanzamt am Hallplatz und das Heinrich-Schliemann-Gymnasium. Diesmal verlor die Royal Airforce (RAF) sieben Bomber.

10./11. August 1943

Wieder wurde Fürth neunzig Minuten lang - wieder gemeinsam mit Nürnberg - bombardiert. Der Alarm dauerte von 1 Uhr bis etwa 2:30 Uhr. Schäden gab es unter anderem in der Wolfsgrubermühle, Dambach, Burgfarrnbach, Westvorstadt, Veitsbronn, Vach, Südstadt (u. a. Schickedanz-Werke), Ludwigstraße, Amalienstraße und Winklerstraße. Diesmal warfen 611 RAF-Bomber - von denen 15 abgeschossen wurden - 840 Tonnen Spreng- und 1031,9 Tonnen Brandbomben.

Erinnerung an den Luftangriff am 25.2.44 in der Rosenstraße 4

25. Februar 1944

An diesem Freitag waren die Werke von Bachmann & Blumenthal das Ziel der Angriffe. Die ersten der 161 US-Bomber vom Typ B-24 erschienen gegen 12:40 Uhr von Westen kommend über Burgfarrnbach und warfen bis 15:15 Uhr Bomben. Die Flugzeugwerke wurden dabei schwer getroffen. Ebenso trafen Bomben die Cadolzburger Straße, Gutenbergstraße, Regelsbacher Straße, die Schlehenstraße, Bäumenstraße (Geismann-Areal), Blumenstraße 53, Birkenstraße, Maistraße, Sommerstraße, den Hallplatz, die Königstraße (Heinrich-Schliemann-Gymnasium), Hirschenstraße, Rosenstraße, Katharinenstraße und Blumenstraße sowie die Theaterstraße. Sechs amerikanische "Liberators" wurden abgeschossen. Abgeworfen wurden 249,8 Tonnen Spreng-, 59,6 Tonnen Brandbomben und 110,3 Tonnen Luftminen.
Acht weitere US-Bomber warfen 24 Tonnen Sprengbomben gezielt auf den Burgfarrnbacher Bahnhof, der dabei schwer beschädigt wurde.

8. September 1944

Bei diesem sechsten Angriff wurde besonders die Südstadt - wegen ihrer Kasernenanlagen - getroffen. Auch der Hans-Lohnert-Sportplatz wurde dabei beschädigt. Bei diesem Angriff warfen 44 britische Bomber in kleinen Formationen im Zuge von Störangriffen 65 Tonnen Spreng- und eine Tonne Brandbomben auf Ziele im Großraum Nürnberg.

10. September 1944

Erneut wurden die Werke von Bachmann & Blumenthal am Tag angegriffen. Der Alarm dauerte von 10:30 Uhr bis 12:07 Uhr. Neben schweren Schäden auf dem Werksgelände wurden auch 40 Gebäude in Burgfarrnbach beschädigt. Beteiligt waren 62 US-Bomber, die 120 Tonnen Spreng- und 30 Tonnen Brandbomben abgeworfen hatten.

26. November 1944

Mitteilung der Metallpapier-Bronzefarben-Blattmetallwerke an die Stadtwerke über Schäden vom 28.11.44

28. November 1944

Am frühen Abend (19:15 Uhr) wurden erneut die Dynamit-Nobel-AG attackiert. Dabei wurde jedoch auch die CHN in der Königstraße 17, die Grüner-Brauerei an der Gartenstraße, das Klinikum, die Metallpapier-Bronzefarben-Blattmetallwerke AG und das Gaswerk an der Leyher Straße getroffen.

19. Februar 1945

Durch Bomben kam es in der Kurgartenstraße zu Beschädigungen.

21. Februar 1945

Bei diesem Großangriff auf Nürnberg, bei dem 1198 Bomber insgesamt 1700,3 Tonnen Spreng- und 1168,5 Tonnen Brandbomben abwarfen, wurde auch die Kleeblattstadt wieder schwer getroffen. Zwischen 10:45 Uhr und 14:45 Uhr fielen die Bomben. Dabei gab es Schäden in der Karolinenstraße, Waldstraße, Ritterstraße, Gebhardtstraße, Bahnhofstraße, Friedrichstraße (Parkhotel), Moststraße 31 (vollständige Zerstörung), Hindenburgstraße (heute Rudolf-Breitscheid-Straße), Adolf-Hitler-Straße (heute Königswarterstraße), Königstraße und Nürnberger Straße. Zudem wurden die Foerstermühle beschädigt, die Lagerhallen von CHN in der Würzburger Straße 29 und 62, sowie die Maxbrücke und das Wirtschaftsgebäude der SpVgg Fürth zerstört.

Name Vorname Geburtsname Geburtsdatum Geburtsort Beruf Todesort Letzer bekannter Wohnort in Fürth
Gerstendörfer Anna Rießner 30. November 1883 Fürth Fabrikantenbesitzersehefrau Moststraße 31 Moststraße 31

16. März 1945

Beim 12. Luftangriff kam es zu Schäden in der Südstadt (Sonnenstraße 38 und 40)

Der am 5. April 1945 zerstörte Knorr-Hof in Weikershof

5. April 1945

66 US-Bomber attackierten das Artilleriedepot in Fürth, dabei wurde auch Weikershof schwer getroffen. Es fielen 143,2 Tonnen Spreng- und 50,6 Tonnen Brandbomben.

8. April 1945

Noch einmal wurden die Bachmann & Blumenthal-Werke Ziel eines schweren Luftangriffes, bei dem sie laut Augenzeugenberichten "total zerstört" wurden. Auch die erst errichtete Siedlung an der Wehlauer Straße wurde schwer getroffen, hier wurden zwei Drittel der Gebäude völlig zerstört. In der Innenstadt wurde das Eckhaus Maxstraße 32 (heute Sparkassengebäude) getroffen und teilzerstört. 89 amerikanische Bomber warfen 154,5 Tonnen Spreng- und 54 Tonnen Brandbomben.

18. April 1945

Einen Tag vor der Kapitulation Fürths wurde der 15. und letzte Angriff geflogen.

Bei den Zahlen der angreifenden Flugzeuge und der abgeworfenen Bomben handelt es sich um Gesamtzahlen des jeweiligen Einsatzes. Eingeschlossen sind auch Bomben, die Ziele außerhalb Fürths getroffen haben.

Kriegsschäden an Gebäuden

Splittereinwirkung an einem Gebäude in der Johannisstraße (2008), mittlerweile beseitigt

Die Gesamtzahl der Gebäude zu Kriegsbeginn betrug 8200, wovon 4452 leicht, 2133 "mittelschwer" und 494 total zerstört wurden. Aufgeschlüsselt in Wohnungen wurden von 24 733 Wohneinheiten (1939) 2093 leicht, 803 mittel, 783 schwer und 951 total beschädigt.[2] Spuren der Kampfhandlungen sind auch heute noch an zahlreichen Gebäuden erkennbar (Abplatzungen durch Granatsplitter und Geschosse, vereinfachte Wiederaufbauten, usw.).

Ende des 2. Weltkrieges in Fürth

1. Mitteilungsblatt der US-Streitkräfte in Fürth am 16.5.45

Der Zweite Weltkrieg war in und für Fürth am Donnerstag, den 19. April 1945 zu Ende, als der kommisarische Oberbürgermeister Dr. Karl Häupler die Kapitulation von Fürth unterzeichnete. In den frühen Morgenstunden hatten die Amerikaner die Rednitz überquert und rückten die Königstraße vor, ab 11:00 Uhr am 19. April 1945 wehte die US-amerikanische Fahne vom Rathaus, den neuen Herren von Fürth. Der erste Stadtkommandant war Captain John D. Cofer.

US-Übergangsregierung in Fürth

Zu diesem Tag lautet der Eintrag des Chronisten Gottlieb Wunschel: „Damit endete für die Stadt ein Zeitabschnitt, wie er in der Geschichte von Fürth noch nicht verzeichnet ist ..."

Die Details der Kapitulation der Stadt Fürth sind in einem eigenen Artikel hier zu finden: Kapitulation von Fürth.


Literatur

  • Kriegsschäden. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 230
  • Zerstörungen. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 404 f.
  • Erinnerungen an Kriegszerstörungen in Fürth. In: Fürther Heimatblätter, 1969/1, S. 13 - 21
  • Manfred Mümmler: 19. April 1945. Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Fürth. In: Fürther Heimatblätter, 1985/1, S. 1 - 12
  • Helmut Mahr: Ein Regime löst sich auf, oder was man alles mit Menschen anstellen kann. In: Fürther Heimatblätter, 1985/1, S. 13 - 34
  • Hans Woller: Gesellschaft und Politik in der amerikanischen Besatzungszone. Die Region Ansbach und Fürth. Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte. Institut für Zeitgeschichte, Band 25, R. Oldenbourg Verlag, München, 1986, 347 S.
  • Franz Kimberger: Fürther Luftwaffenhelfer im Zweiten Weltkrieg. In: Fürther Heimatblätter, 1993/4, S. 93 - 103
  • Manfred Mümmler: Fürth 1933 - 1945. Emskirchen: Verlag Maria Mümmler, 1995, 224 S., ISBN 3-926477-13-X
  • Barbara Ohm: Fürth im Jahr 1945. In: Fürther Heimatblätter, 1995/2, S. 29 - 63
  • Helmut Mahr: Schwarzmarkt in Fürth. In: Fürther Heimatblätter, 1995/3, S. 88 - 91
  • Helmut Mahr: Die Besetzung des Landkreises und der Stadt Fürth durch die US-Army im April 1945. In: Fürther Heimatblätter, 1998/1,2, S. 1 - 70
  • Alexander Mayer / Schönlein, Robert: Gedenkjahr 1945: Das letzte Kriegsjahr in Fürth. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Sonderausgabe, 1998 - im Internet
  • Das Tagebuch des Daniel Lotter, Herbert Jungkunz, Fürth, 2001 u. 2003
  • Helmut Mahr: Die Besetzung der Stadt Fürth im April 1945 im Spiegel amerikanischer Berichte. In: Fürther Heimatblätter, 2002/4, S. 111 - 124
  • Fürth 1939 - 1945. Kriegsjahre in Fürth, Fürther Geschichtswerkstatt, Fürth, 2002
  • Jim G. Tobias: Die Kriegsverbrechen einer fränkischen Polizeitruppe. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 39, 2005 - im Internet
  • Kinderlandverschickung im 2. Weltkrieg, ein Faksimile. In: Rundfunk und Museum, Heft 53, Juni 2005, S.39
  • Geheimnisvolle Zeichen, Renate Trautwein, Fürth, 2010
  • Renate Trautwein: "Heiße" Fürther Gschichtn, von Bränden, Bunkern und Blauen Engeln, emwe Nürnberg, 2008
  • Peter Frank: Die Kriegerdenkmäler in Fürth. Bei: Stadtheimatpflege Fürth - online abrufbar

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Weblinks

  • Richard G. Davis: "Bombing the European Axis Powers: A Historical Digest of the Combined Bomber Offensive, 1939 - 1945" - im Internet
  • Hans Woller - Gesellschaft und Politik in der amerikanischen Besatzungszone - Die Region Ansbach und Fürth - Oldenbourg Verlag - im Internet

Einzelnachweise

  1. Artikel Zweiter Weltkrieg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  2. vgl. Dr. Adolf Schwammberger: "Fürth von A bis Z"

Relikte des Zweiten Weltkriegs in Fürth

Höfefest 2018 Dieser Artikel war Thema beim Fürther Höfefest vom 21. - 22. Juli 2018. Unter dem Titel "200 Jahre an einem Wochenende" bot die Veranstaltung Einblick in mehr als 50 Fürther Höfe, davon 20 als Themenhöfe mit einem geschichtlichen Thema.